6880 -L 181, 5. August 1927. Fertige Bücher. ZM Lmim Mntenm-ttSWeiistrWes In Ganzleinen M. 4.80 Im „Mindener Tageblatt" vom 9.Juli Bücher, die gleichsam zwei literarische Pole bi« eines gewaltigen Stoffes erlebt. Deshalb rV>eide muß man sie lesen, diese Bücher vom Schienenstrang, beide nacheinander oder neben- einander oder durcheinander, wie man nun will und mag, aber beide. Wie Pendants muß man sie betrachten, jedes ein Bild, geladen mit Leben, jedes anziehend — und jedes das Gegen bild des anderen. Der Deutsche gibt ein Buch des Dienstes, der Disziplin und der Pflicht, der Amerikaner ein Buch der unbeschwerten, abenteuernden Freiheit. Man findet Stoff genug zum Moralisieren, aber man sollte es lassen, das Moralisieren, sollte fühlen und fühlend es genießen, daß diese beiden Bücher randvoll sind von Schicksal, von Leben und tiefer Menschlichkeit. So wird man jedem gerecht werden- und jedes verstehen als das Bekenntnis eines Menschen zu sich selber, zu seinem Wesen und zu dem der eigenen Brust entspringenden Schicksal. Warum ward Heinrich EggerSglüß Eisenbahner? Weil es ihn drängte, in den pflichtenschweren Schicksalskrets, gebogen aus Milliarden stählerner Schienen, das eigene Dasein mit aller Hingebung etnzuspannen. Und warum ward Jack London „Abenteurer des Schienenstranges" ? Er sagt es sehr einfach und bündig und kurz: „Weil es mir leichter wurde, es zu tun, als es zu lassen." Einfach, bündig und kurz ist Jack London überhaupt. Das Abenteuern hat das wohl zur natürlichen Folge. Man braucht aus den Dingen nichts zu machen: sie sind aus sich selber schon etwas. Und man muß kurz und bündig erzählen: man käme sonst garnicht zu Ende, wenn kein Tag dem andern glich und jeder bunt, bewegt und geladen war. Auch ist? wohl noch ein Unterschied des natio nalen Temperaments: Jack Londons Buch ist sachlich (und das macht es schön: ganz sachlich berichtete Abenteuerlichkeit hat es zu bieten); EggerSglüß durchtränkt all sein Erleben mit Empfind- MlW-»»-WI>Mt/MIIII Bestellzettel sürdie Universitas Deutsche Verlags-A.-T. X? 181, 5. August 1927. Fertig« Bücher. ssrunl,-„s.d. rnchn.«»»h-nd-l.6881 Heinrich EMM TsgeW eines EisenWers In Ganzleinen M. 5.50 chien die nachstehende Besprechung dieser beiden schon denen der Leser die ungeheure Spannung ese beiden Bücher hier gemeinsam angezeigt: samkeit; — Sentimentalitäten, Liebesbriefe, Gedichte: er kann derlei nicht unterdrücken; es gehört durchaus dazu. Auch er ist einer gewissen Sachlichkeit fähig: wenn er vom rein Dienstlichen seines Berufes spricht. Dann aber muß er zurückgestautes Empfinden umso stärker und lebhafter aus strömen lassen, von seiner Liebe, seinem Familienleben, seinen Vaterfreuden berichten: So wird auch sein Buch reich und bewegt. Das Londons aber ist gleichmäßiger in der Bewegung, ist reich in jeder nervig gespannten Zeile. Auscinanderfallen tut da nichts; «s gibt kein soziales, kein Privat- und kein Familienleben; gibt auch kein nationales Leben. Es gibt nur die Bindung an das eigene Temperament, an das Gesetz der eigenen Persönlichkeit, und aller heiße, stark ge führte Kampf gilt lediglich der Selbstbehauptung. EggerSglüß lebt mit den Menschen des gleichen Volkes und des gleichen völkischen Schicksals; Jack London lebt gegen den Zwang der Autorität, für sich und für das eigene Schicksal. Jeder hat es schwer, jeder ringt und stählt sich; beide aber aus verschiedenen Antrieben und zu verschieden Zwecken. — Sicherlich fordert die Hingabe des Eisen- I bahners an seinen Beruf Achtung, und man versteht, daß EggerSglüß amtliche Bekundungen der An- I erkennung für äußerste Pflichttreue mit Stolz vermerkt und wörtlich anführt; aber wenn man liest, wie I Jack London auf nächtigen „Blind"-fahrten in nahezu unmöglichen Körperstellungen und Lagen auf I Amerikas transkontinentalen Schienensträngen um sein nacktes Leben kämpft, gehetzt von sämtlichen Be- I amten des Zuges, so imponiert die physische und energetische Leistung gewiß nicht minder. Je deutscher der I Leser fühlt, desto stärker wird er sich aber doch zu dem deutschen Volksgenossen neigen. Er wird Jack Londons j Buch wie einer; abenteuerlichen Bericht, das Buch von EggerSglüß wie ein heiliges Bekenntnis lesen. Bestellzettel für den Verlag Georg Westermann MW SM Mm»«/ M»»s«I/MII» V1»! WM«