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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.07.1927
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1927-07-09
- Erscheinungsdatum
- 09.07.1927
- Sprache
- Deutsch
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X- 158, 9, Juli 1927, Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. fast unmöglich, selbst aus kleineren Gebieten die Literatur zu ver folgen. In der Kundgebung wird eine Reihe von Leitsätzen aus gestellt, um diese Mißstände zu beseitigen. Im allgemeinen wird eine Vermehrung der Zeitschriften nicht für angebracht erklärt. Der Buchhandel wird der hier zutage tretenden Auffassung im großem ganzen wohl zustimmen. Die Drosselung der Produk tion kann ja am ehesten von seiten der Autoren selbst in Angriff genommen werden. Im übrigen muß aber auch bei dieser Ge legenheit betont werden, daß zur wirklichen Abhilfe in erster Linie auch eine Aufbesserung der Etats der notleidenden Biblio theken und Institute gehört. Zur Frage der inneren Aus- und Umgestaltung des Buch handels ist uns nachstehende Zuschrift zugegangen: Die ausgezeichneten Ausführungen des Herrn vr. Klipper In der Hauptversammlung des Deutschen Verlcgervereins scheinen mir insofern erweiterungsfähig zu sein, als sie noch mehr in Zu sammenhang mlt den gegenwärtigen buchhändlerischen Kragen ge bracht werden können und dadurch vielleicht zu einer Lösung der Spannung beizutragen geeignet sind. Die heutige wirtschaftliche und geistige Krisis ist ja der Grund für das Vorgehen der A. w. V. und den Gcgcnschlag der Gilde, sie ist letzten Endes auch der Grund siir die Auseinandersetzungen über die M- und Stisährige Schutz frist. Alles geht aus unsere gemeinsame Not zurück. Wie pessi mistisch die Stimmung z. T. sei» muß, geht daraus hervor, daß manche Kreise ihre Hilft nur noch von außen erwarten und den Blick über den Tageshorizont nicht mehr erheben können. Durch die Überschätzung des Wissenschaftlichen aus Kosten des Künstlerischen sind wir zu einer Einseitigkeit, einer Spezialisie rung aller Dinge gekommen und haben den Sinn siir die großen Zusammenhänge verloren. Dazu kamen die sich überstürzenden Ereignisse der letzten 15 Jahre, die uns vollends den Sinn ver wirrten und cs uns säst unmöglich machen, hinter den Sinn der Erscheinungen zu kommen. Wir müssen also versuchen, wieder den Pulsschlag des Lebens hinter allem zu fühlen und ihm unser» Rhythmus anzugleichen. Dann ist auch die Zeit für den ernüen Buchhandel nicht vorbei, die Kultur ist ja der Ausdruck des inneren Lebens. Wenn man allerdings glaubt, diesen Kräften mit Para graphen, Verordnungen und Mehrheitsbeschlüssen beklommen zu können, so verurteilt man sich nur selbst zur Unfruchtbarkeit, den wirtschaftlichen Lebensstrom bringt man damit nicht aus seiner Bahn, und noch weniger den geistigen. Ich glaube auch nicht, daß die Zeit des Buches schon vorüber ist. Vielleicht bereitet sich gerade setzt die Wendung vor. Als Kulturuiedcrschlag wird das geschriebene Wort immer die nachhal tigste Wirkung behalte». Das gesprochene Wort vergeht, das ge druckte bleibt, und das Sehne» nach den letzten Dingen ist seit langem nicht so stark gewesen wie i» diesen Tagen. Wenn auch die Architektur, als die führende Kunst, der stärkste Ausdruck der Zeit ist, so ist die Dichtung der tiefste, der ihr auf dem Fuße folgt. Ich sehe also das, was vr. Klipper die geistig-kulturelle Krisis nennt, nicht so trübe an. Es ist wohl keinem Verleger entgangen, baß in der jungen Dichtergeneration starke Kräfte treiben, die dem Geist der Zeit entgegenwachsen; es ist auch nicht so, daß die Jugend nicht mehr läse, und ebenso scheint mir bas Wort vom vergangenen Historis mus eben nur ein Wort zu sein. Ich verstehe unter Historismus nicht das Nurrückwärtsschaue», das war immer vorbei, sondern das Aufsuchen des roten Fadens in der Geschichte, des Geistes der Historie. Und dieser Historismus ist uns nötiger als sie, wie wollen wir denn sonst die Zukunft deuten können! Man muß sich hüten, derartige Worte zu Schlagwortcn werden zu lassen. Sie könnten manches in Scherben schlagen, was uns lieb ist. Es ist wohl vielmehr so, daß zwischen Gestern und Morgen eine tiefe Kluft gähnt, die allerdings einen großen Teil dessen, was wir gehegt und gepflegt, in den Abgrund gerissen ha«. Stehen wir noch im Gestern, sehen wir schon das Morgen? Der Sprung muß gewagt werden. Mit anderen Worten die alte, ewig neue Wahrheit: Nur das Beste drucken und vertreiben, die Jugend verstehen und fördern und auch der Allgemeinheit das Verantwortlichkeitsgefühl zu geben suchen. Das Buch ist zwar nicht der einzige Vermittler zwischen Kunst und Welt, aber der einzig bleibende und damit fruchtbarste. Diese allein schöpferische Arbeit des Buchhandels wird sich auf die Dauer unbedingt bezahlt machen. Es scheint nur schwer für den Augenblick, die wirtschaftliche Grundlage dafür zu schassen. Wir können nicht mehr jahrelang auf den Ertrag unserer Arbeit war ten. Und da komme ich aus einen Vorschlag zurück, den ich schon früher einmal im Börsenblatt gemacht habe; nämlich die Spezia- 84« lisierung der Sortimenter »ach Verlegern auch in der Belletristik, eine engere Verbindung einer mehr oder minder großen Zahl von Sortimentern und Verlegern, die sich gegenseitig fördern. Es herrscht heule im Buchhandel eine Verzettelung an Kraft und Gelb, die wahrlich dem Geist der Zeit nicht entspricht, im Gegenteil, wir sollen eine strafte Zusammenfassung von beidem anstreben. Einer Leistung muß eine Gegenleistung gcgenllbersiehen, und die reine Vermittlertätigkctt, aus die sich das Sortiment heute vielfach beschränkt, ist keine genügende Leistung für den Rabatt. Dadurch bleibt zu wenig übrig, um wirkliche Verwendung siir einen Verlag oder eine» Autor entsprechend bezahlen zu können. Eine Spezialisierung nach Wissenschaften ist nur in vereinzel ten Fällen möglich, aber ein Zusammenarbeiten von Firmen, die einander kennen, ist sehr wohl zu machen und ist ja auch z. T. schon in Übung. Das System braucht nur ausgcbaut zu werden. Dann würde bas Gegencinanberleben, das gegenseitige Mißtrauen verschwinden, und auch der ernste, sich der Kultur verantwortlich fühsende Buchhandel hätte wieder Freude an seiner Arbeit. Auf alle Fälle ist der Schwarzseherei entgegenzuarbcitcn. Das gute Buch, wie jede ernste Kunst, lst lebenswichtig und wird es immer bleiben. C. Berkhan. Die hier erneut auch aus der Praxis heraus empfohlen« Idee besonderer Arbeitsgemeinschaften zwischen Verlag und Sortiment ist ja an dieser Stelle schon wiederholt behandelt worden. Ihr sollte in der Tat mit allem Ernst nachgegangen werden. Damit würde wohl auch am einfachsten eine Schwierig keit überwunden werden können, auf die uns eine andere Zeit schrift wieder einmal aufmerksam macht. Der Kunde will viel fach das Buch sehen, ehe er cs kaust. Einzelbestellungen »zur Ansicht- dürsten wirtschaftlich heute säum tragbar fein. Ebenso wenig kann der Verleger jedem Sortimenter wieder ein Bedingt- Lagcr hinlegen. Innerhalb der erwähnten Arbeitsgemeinschaf ten aber könnte nach dem Muster amerikanischer Einrichtungen, die vielfach Sortimente als lokale Auslieserungsstellen bestimm ter Verlagsfirmen kennen, erreicht werden, daß in manchen Sor timenten die Gesamtproduktion bestimmter Verlage zu sehen wäre. Wir täuschen uns" wohl nicht, wenn wir glauben sest- stellen zu können, daß Ansätze für diese Art Spezialisierung be reits deutlich genug erkennbar sind. Sicherlich wird damit manches Buch mehr verkauft, und wir möchten vermuten, daß sich, wenn der Buchhandel nur einigen Mut zum Fortschreitcn in dieser Richtung ausbringt, das Publikum damit sehr schnell befreunden wird. Es sollte jedenfalls kein Mittel unversucht bleiben, um auf immer neuen Wegen den Buchabsatz zu fördern. Lehrgang für den Gesamtbuchhandel im Volkshochschul hei in Prerow an der Ostsee v. 2V. August bis 1«. September 1927. Um das Thema »Die wirtschaftliche Lage des deut schen Buchhandels und die geistige Ausgabe des Buches- in feiner ganzen Spannweite durchführen zu können, sind als Gastlehrer gebeten: Professor vr. G. Menz, Leipzig, als Kenner der wirtschaftlichen Grundlagen ebenso wie der kulturpolitischen Ziele des Buchhandels, Theodor Marcus, Breslau, als Verleger und buchhändle rischer Fachmann, Pros. Eugen Rosenstock, Breslau, als Ver treter des neuen Wlssenschastsbegrifts und als Soziologe. Ferner hat Direktor Walter Hosmann, Leipzig, zugesagt, da er nicht selbst kommen kann, einen seiner Mitarbeiter zu schicken, der volle Einsicht und Übersicht über die Volksbüchereibewegung hat und die Methode der Leipziger Zentralstelle beherrscht. Die Gastlehrer werden den Lehrgang zusammen mit dem Leiter des Volkshochschulheims, vr. F. KIatt, durchführen. Das Ziel des Lehrgangs ist, im Sinne einer modern intensi vierten Erwachsenenbildung, also in Form der Arbeitsgemeinschaft, die Verbindungsstellen der buchhändlerischen Fragen mit der gei stigen Bewegung in Deutschland nach dem Kriege auszusuchen und nach der praktischen wie der geistigen Seite hin gleicherweise auszu werten. Als Besucher der Lehrgangs sind Chess und ältere Angestellte willkommen, die eine planmäßige Durchorganisierung ihrer Betriebe nach neuzeitlichen Grundsätzen ebenso anstreben wie eine einheit liche Zielsetzung in kultureller Hinsicht. Diese beiden Ziele eines gutgeleiteten buchhändlerischen Betriebes — sei es Verlag oder Sorti ment — können nur in gemeinsamer Betrachtung von sachkundiger und gelstcskundiger Seite erarbeitet und durchgesllhrt werden.
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