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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.03.1928
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- 1928-03-08
- Erscheinungsdatum
- 08.03.1928
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X- 58, 8. März 1928. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f.d.Dtschn. Buchhandel. gelrübten Glückes wird, so hat auch Albrecht Dürer das Schicksal gehabt, daß im Wechsel der Jahrhunderte sein Lebensbild von mancherlei irrigen Meinungen leichtsinniger Forscher entstellt wurde. Dürer war derjenige, der unter den deutschen Künstlern am wahrsten die Tugenden, aber auch die Unzulänglichkeiten seiner selbst und seiner Mitmenschen im Bilde sesthielt und ver klärte. »Aus Dürer hätte ein zweiter Leonardo werden können-, äußerte der Kunsthistoriker Anton Springer gelegentlich einmal zu dem Verfasser der Dürer-Bibliographie Hans Wolfgang Singer (»Versuch einer Dürer-Bibliographie. Straßburg, I. H. Ed. Heitz 1993-, Vorwort); »aber dazu wären Glück und Gunst nötig gewesen. Statt dessen hatte der nie Rastende meist Plage und Not. Sie setzt ein mit seinem Bildungsgänge, schlecht und recht, wie er dem Nürnberger Goldschmiedegesellen eben zukam — jedenfals nicht so, wie er einen feinsinnigen Ästhetiker hätte vorbereiten helfen können. Nach seiner Gesellenwanderung tritt das Ungemach mit feiner (ausgezwungenen) Verheiratung ins Haus und das eingeengte Leben mit seiner Etablierung in dem kleinen Nürnberg ein.« — Solche und ähnliche Charakteristiken finden wir in der Fülle der Dürer-Literatur auf biographischem, rein künstlerischem oder kunsthistorischem Gebiete verstreut, ohne daß die Wahrheit über den volkstümlichen Künstler lange Zeit hindurch auch in die breitesten Volksschichten zu dringen vermochte. Entweder sind solche Werke zu wissenschaftlich oder zu teuer, und wenn populär gehalten, nicht erschöpfend und über zeugend genug. Daher ist es m. E. nur zu begrüßen, daß der wenn auch noch nicht seit langem in vollem Umfange in die Er scheinung tretende biographische Roman, der fast alle irgendwie bedeutsamen Persönlichkeiten zuweilen eine volkstüm liche und vielfach würdigere Auferstehung finden läßt, als dies ihnen selbst in den einwandfreiesten Biographien und Monogra phien zuteil wurde, auch Albrecht Dürer im Wandel seiner Zeit, in seiner Wesensart, im Rahmen aller günstigen Einflüsse oder mancherlei Hemmungen darzustellen sich bemüht. Nicht gering ist die Zahl der Bucherscheinungen, die Dürer in Romanen, No vellen, Erzählungen, Jugendschriften, Skizzen, Dramen, Sing spielen und Opern in dankenswerter Weise feiern. Gelegentlich des 409jährigen Gedenktages an den unsterblichen Meister aus dergleichen Bücher hinzuweisen, ist daher Zweck der folgenden Ausführungen. Der eigentliche Dürer-Roman erschien verhältnismäßig spät, erst in unseren Tagen, auf dem Büchermarkt; aber er hatte seine Vorgänger, und zwar zuerst in Schöpfungen der Mitbegrün der der Romantischen Schule, WilhelmHeinrichWacken- roder und Ludwig Tieck. Ihre gemeinschaftlich herausge gebenen Erzählungen hatten im Beginn der schriftstellerischen Tätigkeit Tiecks die Verklärung der Kunst als der absoluten Ossenbarung des Menschcngeistes zur Tendenz. Sie waren die ersten, welche namentlich die Schönheit und Bedeutung der mit telalterlichen Kunst entdeckten. Ihre Erkenntnisse auf diesem Gebiete gelten heute noch und sind ewig neu und bestimmend. Wackenroders skizzenmäßige »Herzensergießungen eines kun st liebenden Klosterbruders-, die im Jahre 1797 in Berlin herauskamen (2. Ausl. u. d. Titel: »Phan tasien über Kunst-) und lange danach mehrmals, zuletzt in der weitverbreiteten »Liebhaberbibliothek- (Gustav Kiepenheuer Ver lag in Potsdam) ausgelegt wurden, sind ganz durchtränkt von der Empsindungsweise der Romantik. Ahnungsvoll erfaßte der Dichter auch die Malerei als eine der höchsten Künste und wurde so zum eigentlichen Herold Nürnbergs und Albrecht Dürers. — Weil die »Herzensergießungen« viel Lesefreunde fanden, ließ Ludwig Tieck schon ein Jahr danach (1798) seine altdeutsche Geschichte »Franz Sternbalds Wanderungen- er scheinen, in der die Kunst gleichermaßen als die höchste Offen barung des Gemüts hingestellt wurde. Den zugrundeliegenden Plan, einem begabten Künstler aus der Werkstatt Dürers auf seinen Wanderungen bis nach Rom und von dort wieder nach Nürnberg zurück zu folgen, hatte noch Wackencoder entworfen. Vortrefflich ist — nach Biese — in dem Buche besonders die Szene, wie Sternbald seinen Meister wiederfindet. Mit großer Liebe ist Dürers Gestalt und recht Plastisch auch das mittelalter liche Leben an sich herausgearbeitet. Aber obwohl dieser Roman manchem Romantiker unter den Schriftstellern als Vorbild ge dient haben möge, — obwohl er selbst als ein Wilhelm Meister des Mittelalters in Forscherkreisen angesprochen wird, taucht er allzusehr voll frömmelnder Überschwenglichkeit in eine däm mernde Kunstsphäre und konnte sich nie recht durchsetzen. Sein phanlasiereicher Inhalt scheint schon darum etwas unbedeutend, weil sich das dialogische Kunstgespräch an einen allzulockeren Faden von Abenteuern reiht. — Wenn Wackenroder und Tieck in ihren literarischen Erzeug nissen einer kurzen Epoche die Ausübung der Kunst als einen rechten Wegweiser zur inneren Lebensgestaltung obenanstellten und Künstler und deren mittelalterliche Welt in farbenprächtigen Zügen vor den Augen der Leser erstehen ließen, sand sich den noch in den darauffolgenden Jahrzehnten niemand, der Albrecht Dürers Leben und Schassen zum Gegenstände eines umfassen deren Romans machte. Nur einige kleinere Erzählungen und Skizzen über den Meister brachten die Almanache jener Zeit. Diese verquickten mit der Poeterei meist jedoch nur bedeutsame Kunstschöpfungen Dürers, wie beispielsweise die 1814 auch in Buchform veröffentlichte märchenhafte Novelle »Sintram und seine Gefährten. Einenordische Erzählung nach Albrecht Dürer- von F. Heinr. Karl Baron delaMotteFoqus. Sie weist von Dürer nichts weiter als seinen Namen auf. Ausführlicher schon wurden die Skizzen S. Wagners: Scenen aus dem Leben Albrecht Dürers nebst Erläuterungen von I. G. von Quandt. Mit 8 Steindrucken. Dresden, Walther 1829. Diese zugleich belehrenden Skizzen des vergriffenen Buches galten als wahre kleine Meisterschöpfungen der Stimmungskunst, und es ist zu bedauern, daß das Werk längst schon selbst in den Antiqua riatskatalogen unaussindbar ist. Im Jahre 1829 entwarf der Königsberger Kunstschriststeller August Hagen ein erhebendes Bild deutscher Kultur- und Kunstgeschichte in seiner »Norica, das sind N ürnber- gische Novellen aus alterZeit-. Dieses Novellenbuch von bleibendem Werte ist seitdem in verschiedenen Ausgaben herausgekommen. Als die heute noch gangbarsten Publikationen sind neben der Herderausgabe zu empsehlen ein Geschenkband der Damen-Bücherei des Verlages Broecke in Leipzig (1913) und die 1920 ff. neu aufgelegten Bücher der Norica: Dresden, Lehmann; Leipzig, Reclam, und Nürn - berg,Koch. In ganz origineller Weise führt Hagen die Leser in die Blütezeit von Alt-Nürnbergs Kunst- und Gemeinsinn ein. Das Buch ist in jedem Abschnitt urdeutsch und läßt prächtige Gestalten (Dürer, Hans Sachs, Peter Bischer und deren Freunde) .einher schreiten. Damit das vergangene'Zeitbild plastischer und wärmer widerstrahle, hat der Verfasser seinem chronikartigen Werke, das aber sehr lebendig geschrieben ist, eine merkwürdige Einkleidung gegeben. »Er hat sich» — nach der Einleitung zu der Reclam- ausgabe wiedergegeben — »der Fiktion bedient, als habe er die Erzählungen einem alten Manuskript eines Kaufmanns Jakob Heller aus Frankfurt entnommen, das er in einem Folianten Albrecht Dürers auf der Königsberger Bibliothek ge funden habe». Obgleich diese Dichtung von der Kritik auch zumeist nur »fortgeschrittenen» Lesern empfohlen wird, so war es m. E. den noch ein glücklicher Gedanke der Schulbuchhandlung M. Diesterwegin Frankfurt a. M., Auszüge unter dem Titel »August Hagen: Aus dem Nürnberg Dürers. Eine Auswahl aus Aug. Hägens Norica,.f. d. Mittels ch. ausgew. von Friedrich Schmidt» 1925 (32 S.) herauszugeben. — Nicht lange nach Hägens Norica veröffentlichte der Viel schreiber Leopold Scheser (Leipzig 1831) in seinen »Neuen Novellen« das Dürerbuch »K ü n stl er e h e- (2. Ausg. in Sche- fers »Ausgew. Werken, Bd. 1, Berlin: Veit L Co. 1845), welches uns Albrecht Dürers Ehe mit Agnes Frey, der Tochter eines an gesehenen Nürnberger Bürgers, schildert. Der junge Künstler hatte diese Ehe aus Veranlassung seines Vaters geschlossen und 283
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