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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.07.1926
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- 1926-07-16
- Erscheinungsdatum
- 16.07.1926
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- Deutsch
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jdL 163, 16, Juli 1926, Mitteilungen aus dem Antiquariat, Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Die Maneffe-Handschrift. Me große Heidelberger Liedcrhandschrift L hat gleich manch andrem wertvollen Buche ihre Schicksale gehabt, Ihr Ursprung liegt im Dunkeln, doch ist man geneigt, an ihre Herkunft aus Zürich zu glauben, wo sie im Haus des alten ratssässtgen Geschlechtes der Manch entstanden s«. Sie taucht erst ein Mertcljahrtausend später, am Ausgang des 16, Jahrhunderts aus der Burg Hohensax oder in St. Gallen auf, >wo Melchior Gckldast sie benutzte, wurde nach Heidelberg und 1622 mit den Schätzen des Winterkönigs nach dem Haag gebracht. Endlich 1656 erscheint sie im Besitz des gelehrten Bibliothekars Jacques Dupuy, den sic mit seinen Bücherschätzen Ludwig XIV, -vermachte. So kam sie in die Pariser Bibliothek, dlllc Bemühungen seit 1815, sie wieder für Deutschland zu erlangen, scheiterten, -bis es endlich 1888 dem Straßburger Buchhändler Karl I, Trübner glückte, durch einen geschickten Tausch die französische Regierung zur Rückgabe zu ver mögen, Kaiser Friedrich verfügte, daß -sic wieder nach Heidelberg gebracht wurde. Die Handschrift kann Wohl die Neugierde der Forscher reizen. Sie ist nicht mehr in -ihrer ursprünglichen Verfassung, sondern zeigt Spuren späterer Eingriffe und Veränderungen, Der alte Einband hat einem neuen weichen müssen, geschmückt mit den Lilien von Frankreich, dama-ls, als sie in den Besitz der fran zösischen Könige kam. Sie ist auch nicht von einer einzigen Hand geschrieben, und ebensowenig stammen die Bilder von einem Mei ster oder auch nur aus einer Schule, Man hat denn auch sehr bald die eine große Feststellung gemacht, daß die Handschrift aus zwei Teilen, einem Grundstock und Nachträgen, zusa-mmcngewachsen ist, die -beide noch der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts ange hören, Wir verdanken dies den Arbeiten von Apfelstädt (1886) und Occhclhäufer (1893), -doch waren beide Forscher noch dadurch behindert, daß sie ihre Beobachtungen am gebundenen Buche vor nehmen mußten. Diese Beschränkung fiel, -als die Handschrift zum Zweck der Faksimilier««- -im Herbst 1923 in Leipzig anseinander- -g-onom-men werden mußte. Hier das Ergebnis -der neuen Beobach tungen, -Die erste Frage war d-ie n-ach der Zusammensetzung der Lagen, O-echclhäuser glaubte festgestellt zu haben, daß von -den 38 Lagen der Handschrift ursprünglich 25 Seuionen, 6 Qüiuionen, 2 Orto- n-loncn, I Ou-aiern-io, I Ternio und I Binio -gewesen wären, zwei andre blieben zweifelhaft. Die neue Untersuchung ergab, -daß von diesen 38 Lagen mindestens 34 ursprünglich Seuionen, d, h, Lagen zu 6 Doppelblättern, geivescn waren, -bei 2 anderen bestand die Möglichkeit dazu, während die beiden -letzten nur wie Überreste einer zerstückelten Lage erschienen. Wie ließ sich das feststellen? Man hat späterhin einzelne Lagen gern des weißen Pergaments beraubt und diese Blätter mit dem Messer herausgetrcnnt. Dieses Verfahren hinterließ Schnittspuren auf den NachbaMätteru, -die zum Teil so tief im Blattrücken 'fitzen, daß sie hart am Heftfaden entlanglaufen und erst bei Ausemandernahme des Bandes -sichtbar wurde». Das Hauptergebnis dieser Beobachtung war also, daß auch -diese Handschrift in ihrem ursprünglichen Ausbau -ans gleich mäßigen Lagen -bestanden hat, wie wir -es -sonst -bei -mittelalterlichen Handschriften -finden. Die zweite Beobachtung ivar, daß in Lage XVI auf einigen Borderblättern am unteren Rande einige mit Silberstist -schwach -eingeritzte arabische Zahlen zutage traten. Sie konnten mit 76, 71, 73, 74, durchaus nicht einer Blattzählung entsprechen, weil wir uns bereits auf Blatt 169—173 unserer Handschrift befin den, Sollten sie aber irgendeinen Sinn haben, so konnten sie nur auf eine Zählung nach Doppelblättern gedeutet werden, woM n-ur die Vorderblätler der Seuionen in Frage kamen. Es ent spricht -aber das 74, Doppel-blakt -dem 173, Blatte -der neuen Zäh lung, während wir doch bei einem Zusammenstimmen beider Zäh- ttmgcn nur ans die Blatlzahl 148 kommen -dürften. Es ist -also ein Überschuß von 25 Blättern vorhanden. Wenn wir aber von Blatt 173 rückwärts zählen und alle Lagen und Mäkler, die als Nachtrag oder E-infchub erkannt worden sind, überschlagen, so gelangen wir bei Doppelblatt l genau auf das l, Blatt -der zweiten Lage, Das aber ist -außerordentlich bemerkenswert, weil, wie schon 46 Oechölhäufer gesehen -hatte, die zweite Lage am Schluß die Signa tur primus trägt, der die Bezeichnung socunckus auf dem ersten Blatte -der dritten Lage gegeuübersteht, Damit ist erwiesen, daß -die Handschrift ursprünglich nicht -mit der jetzigen Lage I, sondern erst mit Lage II begonnen hat. Wir fragen drittens: wie verhält es sich dann aber mit der I, Lage? Diese ist zusammengesetzt aus 2 ungeteilten Doppel blättern vorn -mit -dem Namenverzeichnis -der Dichter und hinten mit Blättern des Nachtrags, ferner ans 2 z-ufa-umiengenähdeu und 2 zufammengeklebte-n Doppelblättern, -die vorn Teile des Grund stockes, hinten Teile -des Nachtrags enthalten, Oechelhäuser wollte darin eine ursprüngliche Lage des -Grundstocks, in die man einige Blätter des Nachtrags eingesügt habe, erblicken. Es ist offenbar umgekehrt, man hat in eine Lage -des Nachtrags einig« Blätter -des Grundstocks eingesügt. Man n>ar dabei geleitet von dem Ge danken, die Dichter ihrem Stande nach zu ordnen, daß erst der Kaiser, dann die Könige, Herzoge und Markgrafen erschienen. So erklärt sich auch, -daß man gerade -diese Lage an -den Anfang -brachte. Nun machen mir -noch einige andere Beobachtungen, In dein über 3 Blattseilcn reichenden Namenverzeichnis sind auf der erste» Seite nachträglich sämtliche Ziffern -der Zählung um eine Einheit erhöht -worden, und man -bemerkt, daß die erste Zeile mit dem Namen des Kaisers Heinrich nachträglich zugefügt wurde. Der Aiffernnn-derung hier -entspricht teilweise eine solche auch in -den Überschriften im Texte -der ersten Lage, Außerdem hatte man be gonnen, -die Namen ans Zeile 3 und 4 durch Rasur wieder zu tilgen, über die Arbeit schließlich wieder anfgegebcn. Dein entspricht, -daß man ini Text die zugehörigen Bilder nicht eingenäht, sondern tu roher Weise zugestutzt und eingeklebt hat. Aus -alledem wird ersichtlich, wie die erste Lage mühsam noch wahrend der Aus arbeitung des Namenverzeichnisses zusammengestellt wurde. So erweist sich die große Heidelberger Liederhau-dschrift in mancher Hinsicht als ein Lehrbeispiel -dafür, wie man im Mittel aller Handschriften zu gestalten und umgugestalten versucht hat. Sie zeigt auch noch manches andere, eine gewisse Abhängigkeit von älteren Handschriften, die ihr in Bild und Anordnung als Muster gedient haben. Auch Merkmale sind erkennbar über die Beschaffenheit des ursprünglichen Einbandes, weiter, daß sie einst mals gleich anderen Büchern an die Kette geschlossen war, damit man -sie nicht wieder davontrüge. Das olles -sind Dinge, die hier zu erörtern zu weit führen würde und -für die auf -die Aus führungen im Zentralblatt für Bibliothekswesen (April 1926) ver wiesen sei, vr, Benno Hilliger. Die ersten Wiener Holzschnitte. Über das Aufkommen und die Entwicklung der Holzschneide kunst in Wien ist fast noch gar nichts veröffentlicht worden. Es ist -dies nicht -allzu sehr verwunderlich, da eine solche Arbeit in -das Gebiet der Forschung über die -ersten Wiener Druckerzeugnisse überhaupt gehört, die sich bisher leider eines nur recht geringe» Interesses erfreut hat. Wir besitzen zwei -vortreffliche, wenn auch -naturgemäß schon etwas veraltete Werke über Wiens Buchdruckergeschichte: das des vielseitigen Polyhistors Denis ans dem Jahre 1782, der aber die Geschichte nur bis zum Jahre 1560 bearbeitete, und die vortreff liche Festschrift vr, Anton Mayers zum vierhundcrtjähvigen Jubi läum der Buchdruckerkunst in Wien im Jahre 1882, Seither ist nur noch ein Wert erschienen: das erste Heft -einer Bibliographie der Inkunabeln, von dem im Weltkrieg leider -gefallenen l>-, Walter Dolch, Denis sagt über den Holzschnitt noch gar nichts, Mayer und Dolch erwähnen -ihn ganz nebenbei, obwohl fast ein Driitc-l der in Wien bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts erschienenen Bücher Holzschnitte wenigstens in Form von Ini tialen oder Leisten uu-sweiscn, vr, Hedwig Gollvb von -der Bibliothek der Technischen Hoch schule in Wien -hat sich nun dankenswerterweise dieses äußerst interessante, kunst- und kulturhistorisch wichtige Gebiet zu ihrem Spczi-alstudium erwählt. Nach fast zehnjähriger fleißiger und ge-
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