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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.11.1926
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- 1926-11-11
- Erscheinungsdatum
- 11.11.1926
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- Deutsch
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X: 263, 11. November 1826. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. sich dieses System eiirbüvgerti wird. Die Umsatzerhöhu-ng für das Warenhaus erscheint kaum fraglich, dagegen liegt das Schwer gewicht Wohl darin, wie die Geschäft« bei der Kreditgesellschaft praktisch lausen werden. Das uns angegebene Kapital von 2 Mil lionen Schweizer Franken erscheint uns relativ gering und dürfte vielleicht nur als ein vorläufiges onzusehen sein. Allerdings be schränken sich die Geschäfte vertragsmäßig allein aus die Firma Hermann Tietz, und es wird zugleich versichert, daß hinreichende Rückendeckung durch Versicherungen bei Schweizer Versicherungs gesellschaften geschaffen ist. Auch bestehen nach zuverlässiger Mit teilung für die Gesollschast selbst noch weiterhin Äquivalente da durch, daß ihr von der Firma Tietz deren gesamte Warenliefe rungen aus der Schweiz übertragen sind.« Es handelt sich also um einen Spezialfall, der schon deswegen nicht ohne weiteres auf den Buchhandel übertragbar wäre, ganz abgesehen davon, daß, wie schon vor 4 Wochen bemerkt, der Buchhandel im einzelnen mit zu kleinwertigen Umsätzen zu rechnen hat, die vermutlich mit zu hohen Unkosten belastet wären. Auch hier rechnet man ja schon mit einem Spesensatz von 12 Prozent. Immerhin mag, wer will, einmal prüfen, ob man den Gedanken in irgendeiner Form für den Buchhandel verwerten könnte. Vielleicht wäre zu über legen, ob im Verein mit der Wirtschaftshilfe der deutschen Stu dentenschaft aus diesem Wege der Absatz der nötigen wissen schaftlichen Literatur unter den Studierenden aller Art zu beleben und zu erleichtern wäre. Im ganzen ist aber dringend vor einer Überschätzung des Abzahlungskredits zu warnen, vor allem vor dem Gedanken, diese Finanzierungsmethode etwa auf die Ge schäfte innerhalb des Buchhandels selbst und des Buchgewerbes ausdehnen zu wollen. Kein Geringerer als Henry Ford erhebt neuerdings bezeichnenderweise seine Stimme dagegen, obwohl ge rade er doch seine Autos zu einem guten Teil gegen Abzahlung verkauft hat. In einem Aufsatz in der Wiener Neuen Freien Presse, auf den wir von befreundeter Seite aufmerksam gemacht werden, schreibt er unter andevm: »Die Kunden zum Kauf drängen, sie durch Überredung zu ver anlasse», etwas zu kaufen, was sie sich nicht leisten können, ist jedoch gefährlich, und besonders gefährlich ist cs, wenn diese Methode Hand in Hand mit den heute üblichen Ratengeschäften geht, die sich heut! aus fast alle Gebiete erstrecken und einen große» Teil der Bevölke rung in schwere Schulden stürzen, sobah ihr Leben schließlich nur noch darin besteht, sich glücklich von einer Ratenzahlung zur andern durchzuschlagen. Manches junge und wohl auch manches alte Ehe paar hat säst nichts von dem in Eigenbesitz, was es benutzt. Man hat den Leuten zugeredet, ihre Freiheit für Monate und Jahre in Kauf zu geben. Sie tauschen aber diese Freiheit nicht nur einfach für Güter ein, sondern zum erheblichen Teil zahlen sie auch für die Kosten der Überredung, die sie zum Kauf veranlaßte, und für die Erlaubnis des Bezahlens in langen Fristen. Diese Mehrkosten sind dabei ost sehr hohe, und was als legitime Annehmlichkeit begann, wird zu einer zermalmenden Bürde. Die Käufer werden schließlich zu Schuldknechten, dle sich aber ihre Schuldkncchtschast auf die Dauer ebensowenig gefallen lassen werden wie irgendeine andere Form von Sklaverei.« Damit hat Ford zweifelsohne recht, desgleichen mit dem Hin weis, -daß die neu« Methode das Gefühl für Qualität und für den rechten Preis ertötet. Man kaust schließlich überhaupt nicht mehr, sondern man läßt sich beliefern und entscheidet sich dabei lediglich noch nach dem Anreiz des am vorteilhaftesten scheinenden Ab zahlungsangebotes. Als ganz besonders gefährlich bezeichnet Ford endlich, daß neuerdings der Kredit nicht mehr wie früher eine An gelegenheit zwischen Käufer und Verkäufer sei, sondern -daß sich besondere Kreditinstitute dazwischengeschoben und die Kreditge währung zu einem -ganz selbständigen Finanzierungsgeschäft ge macht hätten. Hier enthüllt sich auch der -tiefere Grund für diese Stellungnahme Fords. Eie steht im Zusammenhang mit seiner Gegnerschaft gegen das Finanzkapital. Man lese sein neues Werk »Das -große Heute, das größere Morgen« (Paul List, Leipzig 1926) genau daraufhin durch. Hier wie in seinem früheren Buch zeigt sich -überall ausgesprochene Feindschaft gegen die Banken, wie umgekehrt auch diese Ford bekämpfen, weil er sich völlig von ihnen frei zu -halten wußte. Ein Mittel dazu war für ihn das Ab zahlungsgeschäft. Die Waffe wird ihm jetzt aber geradezu aus der Hand gewunden, wenn -das Bankkapital die Finanzierung des 1340 ! Abzahlungskredits im großen organisiert und selber übernimmt. Vor allem entsteht die Gefahr, daß der Käufer, wie Ford sagt, durch Inflation des Abzahlun-gsgedankcns dem Finanzkapital ver sklavt und dem Industriellen wie Ford gar keine Mittel mehr zur Verfügung zu stellen vermag. Daß eine Organisation des Ab- zahlungskrcditgc-schäfts im großen die Macht des Bankkapitals in der Wirtschaft beträchtlich erhöhen müßte, ist wühl fraglos. So münden hier die Erörterungen über diese Spezialsrage in ganz große volkswirtschaftliche Erwägungen. Auch diese Zusammen hänge aber dürfte der Buchhandel gleichfalls nicht bei der Über prüfung des Problems außer acht lassen. Lichtbild und Handschrift des Autors. Eine Anregung für den Bcrlag. Von vr. W. Bührig. Es ist ein alter und ziemlich oft geübter Brauch, ein Buch mit dem Bildnis des Verfassers zu versehen. Es ist auch ein guter Brauch, denn einen jeden regt cs doch irgendwie an, denjenigen oder die jenige von Angesicht kennen zu lernen, deren Geist uns eine Weile Gesellschaft leisten soll, wenn es auch vielleicht für den Autor nicht immer schmeichelhaft oder gar vorteilhaft sein mag. Denn manch einer fühlt sich von dem Bilde abgestoßen und verzichtet von vornherein darauf, die nähere Bekanntschaft zu machen. Andere werden aber wieder um so stärker von dem selben Bildnis angezogen und gerade deswegen das Buch kaufen. Ein jeder sieht ja, ganz abgesehen vom Einfluh der jeweiligen Stimmung, auch sein bildliches Gegenüber immer wieder von einer anderen Seite, aus einem anderen Gesichts und Seelenwinkel an. So mögen sich im Endresultat Antipathie und Sympathie ansgleichen, sodah es schließlich praktisch für den Verfasser wahrscheinlich doch gleichgültig sein kann, wie sein Bild auf die Leser wirkt. Für die allermeisten Leser aber wird es von Bedeutung sein, die Physiognomie des Autors kennen zu lernen, was auch sehr wohl erst nach dem Lesen eines seiner Werke möglich ist, wenn z. B. das Bild sich in einem anderen Buch befindet als in dem, das wir gerade gelesen haben. Die Gesichtsziige bestätigen dann vielleicht das Bild von seinem Äußeren, das seine Worte in uns erweckt haben, oder wir sind enttäuscht und finden, daß der Verfasser ganz anders aussehen »müsse«. Dieser Gegensatz veranlaßt uns etwa, noch einmal das Buch zu lesen, und das wiederholte uird vertiefte Eindringen eröffnet uns erst seinen ganzen Reichtum oder entschleiert die notdürftig verdeckte Leerheit und korrigiert unser inneres Bild, sodaß es nun mit dem Original übereinstimmt. Das Bildnis hat uns in diesem Falle zum Verständnis und zur richtigen Beurteilung des Werkes geführt. Sieht ader der Verfasser gleich so aus, wie wir ihn uns vorgestellt haben, so freuen wir uns über diese Zustimmung, und die freundliche Be trachtung seines Antlitzes lehrt uns neue Gesichtszllge kennen, die uns bisher vielleicht unbekannt gebliebene Eigenschaften oder Fähigkeiten offenbaren, die den Verfasser erst recht anziehend erscheinen lassen, sodaß wir uns mit ihm, d. h. mit seinen Werken, noch mehr beschäftigen wollen. Also auch das nachträgliche Bekanntweröen hat seine guten und nützlichen Seiten. Nun braucht der Betrachter aber keineswegs physiognomisch vor gebildet oder überhaupt gebildet zu sein, um so etwas zu erleben. Antipathie und Sympathie sind Urkräfte, die bei jedem Menschen durch ein Bild erregt werden, nur der Grad der Erregbarkeit ist immer wieder ein anderer. Dem Physiognomiker wird natürlich das Bild noch sehr viel mehr sagen als dem Laien und manche Schlüsse auf das Wesen des Verfassers gestatten, sodaß er mit guter Begründung und daher in viel höherem Maße von Bild und Buch angezogen oder adgestotzcn wird. Es kann für ihn auch eine Fundgrube in physiognomi- scher Beziehung werden, indem cs ihm neue Feinheiten und Differen zierungen im Wesen des Autors offenbart, deren Runen er im Gesicht bislang noch nicht^entdeckt oder wohl bemerkt hatte, ohne sie richtig entziffern zu können. Bild und Buchinhalt werden in dieser Wechsel wirkung der Physiognomik manche wertvolle Bereicherung bringen, sodaß ein jedes Buch mit dem Bilde des Autors gewissermaßen neben her auch diesen Nutzen stiften könnte. In derselben Weise wie das Bild kann auch die Handschrift wir ken. Es sei ausdrücklich betont, daß sie das nur kann und nicht in jedem Falle wird, denn die Vorbedingung hierfür ist ein gewisser Bildungsgrad des Beschauers und ein bereits differenziertes Gefühls leben, eine Feinfühligkeit, wie sie beim weitaus größten Teil ber Leserschaft guter Bücher doch wohl vorausgesetzt werden darf. Auch
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