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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.01.1927
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- 1927-01-06
- Erscheinungsdatum
- 06.01.1927
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Xr 6. Januar 1927. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 6. Die Veröffentlichung muß einstweilen unterbleiben, wenn das Reich ober ein Land de» Antrag gegen Ausnahme einer Schrift in die Liste gemäß 8 4 des Gesetzes gestellt hat; sie soll, falls nicht be sondere Bedenken bestehen, auch dann einstweilen unterbleiben, wenn ein solcher Antrag vom Verfasser oder Verleger gestellt ist. Die Ver öffentlichung ist unverzüglich nachzuholen, sobald die Oberpriisstelle den Antrag abgelehnt hat. Andernfalls unterbleibt die Veröffent lichung. / Berlin, den 23. Dezember 1S28. (Deutscher Reichsanzciger Nr. All» vom 24. Dezember 19W.s Das handgebundene Buch der Gegenwart und die wirtschaftliche und künstlerische Krisis. Von Otto Pfaff, Halle. Im Bbl. Nr. 200 v. I. wies W. Eule bereits darauf hin, daß sich in den Kreisen der Buchbinderei jetzt stark eine Werbung für ö a s h a n d g e b u n d e n c Buch 'bemerkbar macht. Der Bund deutscher Buchbinder-Innungen veranstaltet nun mit Beginn dieses Wahres eine großangelegte Kundgebung für den Handeinband durch Werbeplakate und Werbeblätter und setzt sich für die Schönheit des handgebundenen Buches ein, das die persönliche Note des Hand werks der Buchbinderei trägt und eine Wertarbeit darstellt. Es wird deshalb nachstehender Aufsatz von Interesse sein, den wir mit Genehmigung des Verlags für Einbandkunst (H. Haessel Eomm.- Gesch., Leipzig) dem in Kürze erscheinenden Jahrbuch der Ein ban ö k u n st entnehmen. Es wird von dem bekannten Einbandforscher und Verfasser der Geschichte des Bucheinbands Prof. vr. Hans Lo ubier und De. Erhard Klette herausgegeben und enthält über 30 Beiträge mit fast 150 unveröffentlichten Abbildungen von Einbänden. Wir kommen auf das wertvolle Buch, das alle Kreise des Buchwesens interessiert, noch zurück. Wirtschaft und Kunst sind eng miteinander verbunden, eins för dert und beeinflußt das andere, beide find aufeinander angewiesen. In einem Lande, wo das Wirtschaftsleben nicht blüht, wo die Wirt schaft ganz offensichtlich in einer Krisis steht und alle menschlichen Tätigkeiten, besonders die geistig-künstlerischen, mehr oder weniger in Mitleidenschaft zieht, sind alle Künste — ob freie oder angewandte - in ihrer Ausübung und Anwendung gehemmt. Künstlerisches Können, selbst von hohen Idealen getragen, ist ohne genügenden wirtschaftlichen und materiellen Rückhalt, ohne funktionelle Tätigkeit, ein Stück braches Land. Man muß — will man nicht zur Untätigkeit verurteilt sein — den unumstößlichen Tatsachen fest ins Auge sehen, sich der veränderten Lage — wenigstens dort, wo es mög lich ist — anpassen, um so den bereits eingetretenen und nach mensch licher Voraussicht noch kommenden Umwälzungen gerecht zu werden. Tut man das, so wird man sich und seiner Zeit am besten dienen. Eine Knnstübung hat ja auch nur dann tieferen Sinn, eine volle Zweck erfüllung, wenn sie sich im Volks- und Zeitwillen verwurzelt fühlt. Halten wir uns doch einmal nur einige Probleme, die uns speziell angehen, die auch fiir die in folgenden Zeilen skizzierten Ausführungen Anregung gegeben haben, die in unserer revolutionierenden Zeit akut sind, kritisch vor Angen. Hier wird das Ende der »Kunstgewerbe«- schnlen prophezeit und Industrieschulen das Wort geredet, dort wird von der Schönheit des »Maschinen«stils gesprochen, und andere wiederum künden den nahen Verfall des Handwerks, der Handarbeit überhaupt an. Der Maschine und dem Erfindergeist des Ingenieurs soll angeblich die Zukunft gehören. In der Tat enthält jede Künder-Phraseologie oft mehr als bloß einen Kern Wahrheit und hat das Gute, allzu bequeme Naturen aus ihrem Dornröschenschlaf aufzurütteln, ja noch mehr: es müssen irgend wo Gründe da sein, irgendwo muß etwas morsch sein, was den Nähr boden schuf und Anstoß für diese oder jene Gedankengänge gegeben hat. Gewiß, die Maschine -geht ihren Weg und die Handarbeit wird auch ihren Weg gehen, beide können voneinander lernen, und doch wird man wiederum Unterschiede zu machen haben. Auch in der Zukunft wird das so sein. Beziehen wir doch einmal gerade dies Problem auf das Buchgewerbe, insbesondere auf den Bucheinband. Es steht fest, daß die! Zahl der Bücherfreunde immer weniger geworden ist, daß Deutschland > gegenwärtig wenig Bücher exportiert und daß der Intellektuelle oder! das geistige, gebildete Bürgertum selten in der Lage sind, sich schön- ^ geistige Literatur anzuschaffen. Wieviel schwerer ist es heute, diese Kreise auf das handgebundenc, geschweige bibliophil gehaltene Buch zu lenken. Es besteht heute also tatsächlich — rein kaufmännisch gcspro chen — ein krasses Mißverhältnis zwischen Nachfrage und Angebot, zwischen Erzeuger und Abnehmer. Dies soll aber meiner Ansicht nach kein so gewichtiger Grund sein, nach Typisierung und Serienfabrikation zu schreien und die Herstellung des handgebundenen Buches gar als eine romantische Angelegenheit anzusehen. Wenn unsere Zeit nach Ein fachheit und Zweckmäßigkeit drängt, so kann der künstlerisch tätige Handwerker sehr wohl diesen Anforderungen gerecht werden. Seine Arbeit wird sich immer qualitativ und wesensmäßig — besonders im Bucheinband — von derjenigen der Maschine noch sehr wesentlich unter scheiden. Sein menschliches schöpferisches Schassen ist und bleibt ein Ewigkeitsteil alles Beseelten. Solange cs Menschen gibt, die sich nicht nach einer Schablone kleiden, die Freude an ihrem persönlich und doch modern eingerichteten Heim haben, die in stiller Muße sich am künst lerisch-individuell gepflegten Bucheinband erfreuen können, kurz: solange wir eine Kultur der Persönlichkeit haben, solange wird es »Handwerks künstler«, überhaupt Handwerk und Schulen geben, die diese knlturnot- wendige und kulturfördernde Aufgabe tatkräftigst zu fördern haben. Selbst in einem neuzeitlichen Jnnenraum, wo anspruchslose Erzeugnisse vorherrschen, umgeben von einer schmucklos-ruhigen Architektur, dürfte ein Bücherschrank, der Kostbarkeiten innerer und äußerer Kultur in sich trägt, die unsere Welt, unser Leben auf höherer Ebene spiegeln, durchaus adäquat sein. Wenn nun die Gegner dieser Bewegung einwenden, daß dies alles im schroffen Gegensatz zu den unumstößlichen Tatsachen steht, baß bei spielsweise auf Buchausstcllungen keine Leöerbände gekauft werden und die Werkstätten nicht dementsprechend beschäftigt seien und bestenfalls einfache und billige Einbanöarten noch ihren Abnehmer finden, so ist diese Tatsache richtig, aber eine Folge der Wirtschaftskrise, weniger eine solche des stetigen siegreichen Vordringens der Maschine und niemals mangelndes künstlerisches Bedürfnis. Die Industrie hat heute ebenso wenig Aufträge wie der Handwerker. Sie leiden eben alle unter der elenden Wirtschaftslage. Da aber der wirtschaftliche Faktor mächtiger, d. h. bestimmender ist in seiner Auswirkung, erfordert der klügere reale Sinn — der Wirk lichkeit und nicht Romantik will — ein Mitgehen in dem Sinne, den einfachen Gebrauchsbanö zum Gegenstand intensivster künstlerischer Wertarbeit zu machen. Das verbürgt Leben und Bewegung, nicht Lahm heit und Jnsclöasein. Unsere höchste Kunstfertigkeit kann sich trotzdem nach wie vor auf das durchgeistigte Einzelstück konzentrieren. Eine Aus stellung mit nur einfachen, handwerksmäßig gearbeiteten Einband arten, mit Büchern, die in eine Volksbibliothek passen, in die kleine Bibliothek des Wissenschaftlers, kann ungemein viel dazu beitragen, das Interesse aller Schichten des Volkes auf unser Schaffen zu lenken, das allgemeine Niveau deS Buchbinderhandwerks zu heben. — Fürwahr eine schöne Aufgabe für den Bund »Meister der Einbandkunst«. Und nun die künstlerische Seite selbst. Ich erwähnte anfangs schon das Abhängigkeitsverhältnis des künstlerischen Schaffens vom Wirt schaftsleben. Und wenn wir die Vergangenheit überblicken, so finden wir oft, daß wirtschaftlich blühende Perioden Prunk, Reichtum und Schmuck förderten und bevorzugten. Wir sehen alle noch die architek tonisch schlechten und öetailüberladenen Bauten der wilhelminischen Zeit, die Wohnungseinrichtungen aus dieser Zeit, die unkünstlerisch war und keinen eigenen Stil Hervorbringen konnte. Schon nach dem Kriege spürte man stark die Auflehnung gegen diese ornamentalen Ver irrungen, man wollte Neues suchen und schaffen, eine neue Beziehung von Ornament, Werkstoff und Werkinhalt finden. Wir kennen alle noch die schnell aufeinanderfolgenden Richtungen der letzten zehn Jahre mit ihren Schlagworten, die bei Laien so viel Unheil anrichtetcn. Und dennoch stifteten sic Gutes. Das Wort »Schmuck« wurde einmal gründ lich revidiert und in neuer Deutung zu verstehen gesucht. Man wurde immer knapper, disziplinierter in der »Anwendung«. Das Fundament des heutigen modernen Schaffens ist die Znsam «Neufassung aller organisch-technischen Teile am Bucheinband »mit dem ornamentalen«. Die Bünde, der Leöerfalz. die Ledereinschläge be kommen so in Verbindung einer bewußten Flächcnanfteilnng eine ganz andere Bedeutung als sie es bisher hatten. Es ist also eine Aus balancierung, eine restlose Verschmelzung aller buchtechnischen Teile mit der Schrift, mit dem Ornamentalen — und dies wiederum alles in Verbindung der leergelassencn Stellen — zu einer rhythmischen Ein heit. Nur die bewußte Beschreitung dieses Weges kann uns von den alten Formgefühlen freimachen. — Und ich finde, daß das heutige moderne künstlerische Streben — mag man cs nennen wie man will, das Wort »neue Sachlichkeit« ist auch nur ein Schlagwort und auf dem 21
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