12394 X« 283, 6. Dezember 1926. Fertige Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. „Wer ist denn Oohfendih?" — so wird unser weisender öfters von Sortimentern gefragt, die immer noch nicht wissen, daß Max Oauthendey geboren il867 zu Würzburg, gestorben ilS^S auf Java am Heimweh nach OeuischlanS, der besten und deutschesten einer unter unfern deutschen Dichtern ist. Urteile berühmter Dichter über Max Oauthendey: Hermann Hoffe: Unsre Zeit, dem Literaten günstig, ist es dem Dichter nicht, und so sehen wir denn auch die wenigen Dichter unsrer Zeit entweder weltfern in resignierter Zurückgezogenheit leben, wie etwa Hamsun, oder aber, dem Leben nicht gewachsen, früh untergehen. Zu den echten Dichtern gnserer Zeit, leider zu den früh Unter- gegangenen, rechne ich Max Oauthendey, den schweifenden Sänger, den farbenhungrigen Abenteurer des Auges, den ewig Liebenden, den ewig Kind Gebliebenen. Seine rührende, liebenswerte Gestalt steht jetzt in den gesammelten Werken vor uns. Thomas Mann: Oer Verlag hat sich mit dieser schönen und mit offenkundiger Liebe besorgten Ausgabe der gesammelten Werke Max Dauthendeys ein wirklich dankenswertes Verdienst erworben um einen liebenswerten Dichter, dessen Vuhm in Deutschland bei weitem noch nicht den Umfang erreicht hat, den er haben sollte. Man darf hoffen, daß diese verlockende Ausgabe dem Geiste des zu früh Verstorbenen viele neue Freunde zuführen wird. Romain Rolland in einem Brief an Frau Dauthendey: Ich habe mit tiefster Ergriffenheit das Buch („Letzte Veise") gelesen, das Sie die Güte hatten mir zu schicken. Unzähligemale wollte ich während der Lektüre — verzeihen Sie mir — Sie alle beide in meine Arme nehmen und sagen: Meine armen Kinder! Meine lieben Kinder! Wie ist sie schön und herzzer- reißend zugleich, diese unendliche Liebe, die sich über die Meere hinweg die Hände reicht, und die lang- sam, Tag um Tag, stirbt, weil sie ihren Durst nicht stillen kann. Wieviel mußte er leiden, Ihr armer, lieber Max! Und trotz allem ist sein Leiden derart, daß man ihn beneiden könnte um dieses Leidens willen. Es läutert, es verschönt, es schafft die höchste Vereinigung der Seelen, die man sich auf der Erde träumen kann. Und in ihrem Schmerz dürfen Sie, liebe Frau Annie, trotz allem einen gerechten Stolz und eine tiefe Süßigkeit empfinden. Keine Frau ist mehr geliebt worden- und keine Liebe hat den Geliebten wohl tuender umglänzt.