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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.08.1925
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- 1925-08-06
- Erscheinungsdatum
- 06.08.1925
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1ISS6 «Srknilatl I. d. Dtsch». »E-nd-I. Redaktioneller Teil. X- 182, S. August 1928. gegeben hat. Daran knüpsle sich damals die Absicht und der Erfolg der größeren Verbreitung in dem weiten deutschen Sprach gebiet und darüber hinaus aus dem Weltmarkt der internationalen Wissenschaft. Von hier aus ist es ohne weiteres begreiflich, wie dem deutschen Buch unter anderem das Verdienst zufällt, die Meisterwerke der nordischen und östlichen Kultur zuerst auch in Holland bekannt gemacht zu haben. So hat die deutsche Ausgabe von Ibsens Werken in Holland großen Absatz gesunden, längst che der rührige Verleger I. M. Meulenhoff die erste holländische Ausgabe davon veranstaltete. Es bleibt nun schließlich doch «in Zeichen besonders freund licher Aufnahme im niederländischen Sprachgebiet, wenn ein deutsches Buch eine Übersetzung ins Holländische erfährt. Es findet sich z. B. in der Besprechung der holländischen Ausgabe von Theodor Birt: Römische Charakterbilder folgender Satz (Lite rarische Beilage des Nieuwe Rotterdamsche Courant vom 3. No vember 1923): »Diese Ausgabe beweist, daß der Verleger über zeugt ist, unter den Gebildeten und Interessierten, an die Birt sich wendet, viele zu finden, die kein Deutsch können. Vielleicht hat er recht und vielleicht — gaat La bet Ileäerlaaäseb bet boek er NVA deter ,!»'». Ist es zu verwundern, daß ein Buch immer noch besser und leichter bei einem Volk Eingang findet, wenn es im vertrauten Gewand der Muttersprache zu ihm kommt? Das Deutsche bleibt eben für den Holländer doch eine Fremdsprache — wie umgekehrt für uns das Holländische. »Ein schönes Buch», so urteilte ein holländischer Professor über ein in Holland viel benutztes Werk deutscher Wissenschaft; »es hat nur einen Fehler», so fügte er scherzhaft hinzu: »bst is gsscbrevea La bot lästige Duitscb!» Weil die deutsche Sprache so unendlich reich entwickelt ist, darum ist sie für den Fremden — auch für den gebildeten Holländer! — lästig und kompliziert.- Daher stehen dem deutschen Buch die Türen in Holland am weitesten offen, wenn es im stil reinen, von »Germanismen» freien holländischen Sprachgewand erscheint. So haben jüngst ihren Siegeslauf durch Holland ge halten von Johannes Müller in Elmau: »Vs Lei-gi-ecke« und von Friedrich Wilhelm Foerster neben andern: »Lkristus eu bot menscbe- lijüs I-svon». Ganz bezeichnend ist es auch, daß von dem bekann ten Theologen und jetzigen Missionsarzt Albert Schweitzer die neuerdings erschienenen biographischen Schriften »Zwischen Wasser und Urwald» und »Aus meiner Kindheit und Jugendzeit» sehr bald eine holländische Ausgabe erfuhren, während an die Über setzung seiner wissenschaftlichen Hauptwerke bisher meines Wissens noch niemand gedacht hat. Gerade das deutsche wissenschaftliche Buch aber nimmt draußen in der Welt eine ausgesprochene Vor machtstellung ein. Das gilt für Holland in besonderer Weise aus den Gebieten der Philosophie, der Theologie und der Medizin. In diesen Fächern ist gegenwärtig auf holländischem Boden ein ernsthaftes Studium ohne das deutsche Buch undenkbar; so un denkbar, daß ein holländischer Theologiestudent mir gelegentlich einmal klagte: »Wenn der Professor mir zu einem Examen drei Bücher angibt, dann sind darunter sicher zwei deutsche!» Eine ungeahnte Verbreitung fand das deutsche Buch in Hol land durch den Verfall des deutschen Geldes in der Inflationszeit; auf diese Lichtseite unseres nationalen Unglücks sei hier wenigstens im Borübergehen hingewiesen. Ich habe manchen holländischen Studenten kennen gelernt, der sich in jener Zeit für billiges Geld eine stattliche Bibliothek von wissenschaftlichen deutschen Werken angeschafst hat, sodaß tatsächlich die Inflation zum Schrittmachcr dcs deutschen Buches im Ausland und damit der deutschen Geistcs- kultur überhaupt hat werden müssen. Inzwischen haben sich die Zeiten gewandelt, und während für deutsche Literatur in Holland wieder angemessene Preise verlangt und bezahlt werden, sind französische Bücher augenblicklich spott billig zu haben. Dadurch ist die Aufgabe des deutschen Buches in Holland aber weder kleiner noch leichter geworden. Doch mit den Aufgaben sind oftmals auch die Kräfte gewachsen, und wenn es für das Volk der Denker und Dichter einen Weg gibt, die durch den Krieg verlorenen Positionen im neutralen und ehemals feindlichen Ausland zurückzugewinnen, so ist es gewiß der Weg einer sriedlichcn, aber zielbewußten Ausbreitung des deutschen Geisteslebens, so führt dieser Weg in die weite Welt gewiß in erster Linie über das gehaltvolle und tüchtige deutsche Buch. Der Zeitschriften-Lesezirkel. Bon Max Regelet II in Anklam. Bekanntlich bringt unser Dasein mehr Sorgen und Schmerzen als Freuden; wenn ein Buchhändler die Wahrheit dieses Ausspruches am eigenen Leibe erfährt, so sinnt er dariiber nach, wie er diesem unwürdigen Dasein eine Änderung bereiten kann, und er gliedert seiner Buch-, Kunst-. Musikalien-, Papier- und Devotionaltenhandlung einen Zeitschriften- oder, wie der gebildete Deutsche sich ausdrückt, einen Journal-Zirkel an. Die reinen Freuden, die ihm dieser neue Zweig seiner Tätigkeit bereitet, beginnen am Montag früh um 8 Uhr. falls er seinen Laden nicht bereits um ^8 Uhr öffnet, ziehen sich wie ein roter Faden bis zum Sonnabend abend hin. aber wer vom Glück besonders begünstigt ist, genießt diese Vorzüge auch am Sonntag und, wenn er es infolge seiner Tüchtigkeit zu einer Nachtglocke ge bracht hat, auch zur mitternächtigen Stunde. Diese Abhandlung möchte ich in zwei Teile zergliedern, deren erster den Titel führt: Tie einzelnen Arbeiten des Zirkels oder der Wechseltag. Am frühesten Morgen meldet sich der Laufjunge, manch mal ist er sogar ein Lausejunge, um den Wagen vom Stall über den Hof auf die Straße zu bringen; nach stürmischem Anrempeln der Haus- und Zwischentttren gelangt er bis zu den zur Straße führenden vier Steinstufen, die er. wie von blinder Wut befallen, im Sturm nimmt, sodaß etwaige Spaziergänger entsetzt zur Seite stieben und ihre Gliedmaßen in Sicherheit zu bringen suchen; Stahlhclmer und andere ehemalige Kriegsteilnehmer werden lebhaft an die im Felde so wenig beliebten Tanks erinnert. Während die erste Tour — das ist zwar ein undeutscher, aber durch Jahrtausende geheiligter Ausdruck — eingeholt wird, stürzt sich Chef und Personal mit Eifer auf das Ordnen der am Lager gebliebenen Hefte. Die erste Tour ist die kürzeste, und gegen 9 Uhr erfolgt die erste Landung. Sogleich erfolgt das Auslecren der zurückgekommenen Mappen; der Inhalt wird cin- geteilt in Hefte und Fundgegenstände, als da sind Brillen. Zwicker. Stricknadeln, Haarnadeln, Briefe, Zeitungen, falsche Zöpfe usw.; da die Mappen in den Wohnungen meist an der Erde stehen, verirrt sich auch manchmal eine der ungemein beliebten Schwaben hinein, und dieses Nabenaas sucht nun schleunigst zu entfliehen, um sich zu verbergen und für eine zahlreiche Nachkommenschaft zu sorgen; da stößt der Chef einen vorher vereinbarten Alarmruf aus. und alles saust, bewaffnet mit Besen, Linealen, einem kostbaren Lederband und anderen Schlag- und Wurfgeräten hinter dem Tier her. Nach dem Einordnen der zurückgekommenen Hefte erfolgt das Ansagen und Aussuchen. Natürlich fehlt das eine oder andere Heft, und wenn der Gehilfe oder Lehrling noch etwas müde ist. fehlen sehr viele Hefte, denn es ist entschieden bequemer und weniger anstrengend, zu sagen »Fehlt«, als mit dem Heraussuchen seine Körper- und Geistes kraft zu beeinträchtigen. Ehe die zweite Tour heranrollt, wird die Pause angenehm unterbrochen durch eine Dame, welche sich in äußerst klaren und deutlichen Worten beschwert, daß die Mappe vor Tau und Tag bei ihr abgeholt würde, heute sei es kaum X-9 gewesen. Nach gebührender Entschuldigung geht man auf die zweite Tour los. welche eben herbeigcschlcppt wurde. Dann wird die dritte eingeholt. Plötzlich kommt der Junge heulend an und meldet, während er im dritten Stock eines Hauses die Mappe abholtc. sei der Wagen verschwunden. Mit der Gewandtheit von Sherlock Holmes folgt man den Spuren und findet ihn nach einem halbstündigen Marsch umgestttrzt auf dem Schuttabladeplatz, wohin ihn literarisch unreife Menschen mit vieler Bosheit geschleppt haben. Erfreut, ihn nach so kurzer Zeit gefunden zu haben, geht es im Triumph und Sauseschritt zurück. Endlich sind alle Mappen eingeholt und der Zauber geht weiter. Für jeden Abnehmer werden die Mappen mit den ihm zustchenden Heften gefüllt: dabei fällt mal ein Heft daneben, aber nur nicht auf- haltcn. denn bei diesem Geschäft ist Zeit Geld, und flugs wird dieses Heft in irgendeine Mappe versenkt. Die Touren werden geordnet, und dann ist die wohltuende Mittagspause herangckommen. Nach Be endigung derselben erfolgt das Ausfahren der Mappen, was schon nach einer Viertelstunde mancherlei Folgen hat; der erste Kunde kommt und meint, er lauere schon seit einer halben Stunde auf die Hefte. Kunde Nr. 2 ist wütend, denn er ist im Mittagschlaf gestört worden; der Junge soll nicht wie verrückt klingeln, sondern die Mappe an die Tür stellen: aus dem dritten Hause erscheint eine Dame und beklagt sich bitter, sie habe schon so oft gesagt, der Junge solle immer tüchtig klingeln und nicht einfach die Mappe an die Tür stellen; sie sei zwar etwas schwerhörig, aber doch auf die neuen Hefte so neugierig. Zn einem anderen Abnehmer weigert sich der Junge die Mappe hinzu- bringen, da dort ein großer bissiger Hund sei. Der Besitzer meint zwar, wie jeder Hunöebesitzer. der Hund tue keinem Menschen etwas; eine zerrissene Hose beweist zwar das Gegenteil, aber da muß eben der Lümmel den Hund geneckt haben, denn sonst ist ein Schaf, das noch nicht das Licht der Welt erblickt hat. ein reißendes Tier gegenüber seinem süßen Vieh. Nach einigen Stunden glaubt man. der Junge
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