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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.08.1925
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- 1925-08-06
- Erscheinungsdatum
- 06.08.1925
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Redaktioneller Teil- Das deutsche Buch in Holland. Beobachtungen eines »Laien«. Von De. pkil. G. Haarbeck, Elberfeld. Dank seiner geographischen Lage im Nordwestwinkel Euro pas, dank seiner Einbettung inmitten der Großmächte England, Deutschland und Frankreich ist Holland von jeher der Treffpunkt der Nationen, ja bis zu einem gewissen Grade der Schnittpunkt der nationalen Kulturen Westeuropas gewesen. So kommt es, daß man in Holland in weit stärkerem Maße an dem literarischen Leben anderssprachiger Völker teilzunehmen gewohnt ist als etwa in Deutschland, Frankreich oder England. Diese Tatsache hängt zweifellos aufs engste mit der starken wirtschaftlichen Abhängig keit zusammen, in der sich das kleine Holland gegenüber den übrigen europäischen Mächten, zumal den genannten Großmächten, bcsindet. Denn nur im Schutz und Schatten des britischen Welt reiches kann Holland seine Kolonien bewirtschaften und behaupten, und nur wenn das bedeutendste Hinterland Deutschland wirt schaftlich gesund ist, kann Holland aus dem Verkauf seiner Waren und aus dem Durchgangsverkehr hinreichenden Nutzen ziehen. Entsprechend diesen wirtschaftlichen Abhängigkeiten spielt auch im holländischen Geistesleben der ausländische Einfluß eine be deutsame Rolle, wie schon ein Blick auf den holländischen Bücher markt mit seiner Fülle von deutscher, englischer und französischer Literatur beweist. Holland ist eben wie kein zweites Land ein Ort des internationalen Austausches, es pflückt und sammelt die Früchte von allen Zweigen des mächtigen Baumriesen, den wir das europäische Geistesleben nennen. So ist mit Recht zu er warten, daß auch das deutsche Element, konkret gesprochen das deutsche Buch im holländischen Geistesleben einen hervorragenden Platz einnimmt. Freilich wird man gut tun, die Grenzen des deutschen Einflusses in Holland zu beachten, um nicht von vornherein in den Fehler einer Überschätzung zu verfallen. So gewiß es nämlich Tatsache ist, daß man in englischen gebildeten Kreisen zum Teil kaum in der Lage ist, den Unterschied zwischen Holland und Deutschland etwa geographisch näher zu bestimmen, so verkehrt ist doch die Neigung auf deutscher Seite, diesen Unterschied zu ver wischen oder absichtlich zu übersehen. Man darf z. B. nicht ver gessen, daß es während des Krieges eine Zeit gab, in der ein Holländer seinen bis dahin deutsch geführten Briefwechsel mit einem schwedischen Freunde in englischer Sprache aufrecht erhielt allciu aus dem Grunde, weil in deutscher Sprache abgefaßtc Briese damals weiten holländischen Kreisen als ein Greuel er schienen. Ja es gibt vielleicht heute noch gebildete Holländer, die der Meinung sind, daß aus Deutschland eigentlich nichts Gutes kommen könne, wobei sie allerdings leicht in Schwierigkeiten ge raten mit ihrer ausgesprochenen Vorliebe für guten Rheinwein und etwa Heine, Lessing und Goethe. Wie weit hier rein per sönliche Sympathie oder Antipathie das Wort führt oder etwa der Kamps gegen einen vermeintlichen Rest deutscher Annexions sucht das Urteil bestimmt, bleibe dahingestellt. Jedenfalls hat man mit der Tatsache zu rechnen, daß der deutsche Einfluß in Börsenblatt f. den Deutschen Buchhandel. S2. Jahrgang. Holland auch heute noch im allgemeinen eher aus Hemmungen und Widerstand stoßen wird als etwa der von Paris oder London ausgehende. Trotz alledem nimmt das deutsche Buch in Holland eine hervorragende Stelle ein. Diese wäre aber nun keineswegs durch die Bemerkung charakterisiert, daß z. B. die Übersetzungen der Romane von Courths-Mahler augenblicklich in Holland zu den am meisten gelesenen gehören. Bon dieser Erscheinung aus wird man auf den Wirkungsbereich des deutschen Buches in Holland nur so weniger einen Rückschluß ziehen dürfen, als es sich dabei nm einen Mvdegcschmack handelt und andererseits so ziemlich jeder »gutgehende« deutsche Roman der neueren Zeit in Holland einen Übersetzer und — ein Publikum gesunden hat. Die Zahl der ins Holländische übertragenen Romane ist einfach erstaunlich; ich habe ein ganzes Quartblatt allein mit den Namen ihrer deut schen Autoren angefüllt. Da geht es von Lily Braun und Bertha von Suttner bis zu Rudolf Herzog und Walter Bloem, und es ist erfreulich zu sehen, welch einen bedeutsamen Kern doch gerade in der Fülle des Übersetzten das gute Buch des deutsch-evange lischen Hauses bildet, wobei man etwa denken würde an Namen wie Popert, Frenssen, Rosegger, Anna Schieber, Ernst Zahn, Hermann Andreas Krüger, Diedrich Speckmann, und wie sie alle heißen mögen. Diese völlig willkürlich herausgegriffenen Namen sollen nur den erfreulichen Kern übersetzter deutscher Romane an deuten, die offensichtlich in dem stark evangelischen Holland eine allgemeine Wertschätzung und ein festes Publikum gefunden haben. Dabei finden sich auch holländische Kreise, in denen eine gewisse Vorliebe für englische Romane besteht. So sagte mir ein Student, die deutschen Romane seien ihm durchweg zu schwer, er bevorzuge zumal als Entspannungslektüre den geistreichen englischen Roman. Tatsache ist, daß ich bei der Durchsicht des Verzeichnisses einer öffentlichen Leihbücherei mehr als doppelt soviel aus dem Englischen übersetzte Romane als solche deutschen Ursprungs fand. Nun ist aber die Anzahl der übersetzten Werke nur ein sehr unzulänglicher Maßstab zur Beurteilung des literarischen Ein flusses im fremdsprachigen Land. Gerade neuerdings findet das deutsche Buch auch in seiner ursprünglichen Gestalt Eingang und Aufnahme jenseits der Reichsgrenzen, zumal in Holland. Daß natürlich der Märchenstoff von Wilhelm Hauff und den Gebrüdern Grimm sowie z. B. ein Buch in der Art der griechischen Gramma tik von Kaegi, die soeben ihre 6. holländische Auslage erlebte, der Übertragung in die Landessprache bedarf, um überhaupt wirksam zu werden, versteht sich von selbst. Im übrigen aber gilt es durchaus, daß z. B. wissenschaftliche Werke im allgemeinen gerade nicht übersetzt werden. Ja man kann hinzufügen, daß man heut zutage in gebildeten holländischen Kreisen auch das nicht aus gesprochen wissenschaftliche Buch lieber in der Grundsprache als in einer Übersetzung auf sich wirken läßt. Wie sehr die Be herrschung zumal der deutschen Sprache als Gemeingut der hollän- dischen Oberschicht zu gelten hat, mag die Tatsache beleuchten, daß der im Jahre 1920 verstorbene holländische Theologieprofessor Chantcpie de la Saussaye sein hochbedeutsames Lehrbuch der Rc- ligionsgeschichte von Anfang an nur in deutscher Sprache heraus- IS78
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