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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.07.1925
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- 1925-07-28
- Erscheinungsdatum
- 28.07.1925
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— auch wenn das preisgekrönte Schaufenster nur einen baren Verkauf von 50 Pfennig sinbringt, wie das vorgekommen Ist, bleibt der repräsentative Wert des Fensters ungeschmälert — eine beiläufige lobende Erwähnung eines Buches im Zeitungsfeuille ton ist wertvoller als eine ausdrückliche Besprechung — man mutz arbeiten in den Vereinen, denen man angehört — Bons für Geschenke haben sich in Amerika gut bewahrt — der Buchhändler soll daraus dringen, datz Schulen an Kinder Prämien verteilen, Industrielle an ihre Arbeiter — Plakate sind bisher nicht vom Glück begünstigt gewesen — bei Bortragsveranstaltungen wirkt mehr als ein teuer bezahlter großer Name ein auf die Bedürfnisse der Zuhörer berechneter Gegenstand — man soll suchen, neue Kundenschichten zu gewinnen: Arbeiter unter Abziehung von der notwendig einseitigen Parteibnchhandlung, Kinder durch Preis ausschreiben — Büchertage und Buchwochen, kollektive Werbung. Der Vorsitzende sagte in seinen Dankworten an den Redner zu, datz er örtliche Unternehmungen, die auf Veranstaltung von Buchwochen abzielen, anregen und fördern werde. Die ^Teilnehmer an dieser Hauptversammlung haben viel fältige Anregungen empfangen. Es bleibt zu hoffen, datz sic auf fruchtbaren Boden gefallen sind. Althaus. Bon der Werbung, der Liebe und anderen Dingen. Bon F. Schnabel-Prien. Ist die Biichcrwerbung meist schon ein Leim, so gibt es doch Sortimenter, die es verstehen, den Verleger darauf zu locken. fOchs von Laucnstein, Heft 2.) Als ich die Schule besuchte und den Geheimnissen dieser Welt noch naiver gcgenübcrstand als heute, fragte ich einmal meinen Vater, was Reklame sei. Die Antwort lautete: Schwin del. Wer aufmerksam die verschiedenen Äußerungen verfolgt, die in den letzten Monaten zum Thema Werbung gemacht wur den, kommt, wenn er nicht Fachmann ist, in die Gefahr, meinem braven Vater rechtzugeben. Wir Deutschen stehen im Rufe der Gründlichkeit, und auch Berantwortungsbewußtsein schiebt nian uns zu. Wenn man aber die Flut von Bemerkungen über amerikanische Propaganda, Schlagwort-Schwindel, Werbe-Blödsinn, und was dergleichen Komplimente mehr sind, liest, wenn man ferner liest, wie ge bildete Menschen die Einzelwerbung gegen die Kollektivwerbung ausspielen, der einen Erfolg, der anderen Mißerfolg prophezeiend, wenn man mehr und mehr zu der Überzeugung kommt, daß die unberufensten Stimmen am lautesten schreien, dann ist es an der Zeit, einmal in ruhiger Stunde sich über Wege und Ziele der Werbetätigkeit klar zu werden. Die Buchwerbung ist nicht meine Erfindung, sie ist über haupt nichts künstlich Gezüchtetes, sondern eine Notwendigkeit. Ne trat in den letzten Jahren mehr in die Erscheinung, Iveil der deutsche Buchhandel (der durch die Nachkriegsfolgen stark gehemmt war) nach dem Eintritt der festen Währung sich auf gesunde kauf männische Gesetze besinnen konnte. Zu einem guten Kaufmann gehört die Werbetätigkeit. Wenn man sagt, daß nur die Liebe frisch bleibt, die täglich wieder neu erobert werden muß, so gilt dieser von sehr klugen, licbeserfahrenen Leuten aufgestellte Satz auch für den Kaufmann, und cs gibt keinen falscheren Standpunkt als den, datz das alte guteingeführte Geschäft keiner Werbung bedürfe. Das Ausruhen auf Lorbeeren ist gefährlich, denn es bringt auch die angesehenste Firma sehr leicht zum Verfall, und überall wartet die Jugend darauf, das Alter zu überflügeln. Wieviel alte Firmen zehren heute nur noch von dem Glanz früherer Tage! Wenn ein Propaganda-Unkundiger das Wort Werbung hört, dann packt ihn zunächst einmal die Angst, denn er denkt an Gcldausgaben, Inserate, Prospekte, kostspielige Veranstaltungen und dergleichen Dinge mehr. Wenn der I» Werbeleiter, mit erstklassigen Zeugnissen ausgestattet, seine neue Stellung antritt, um den Vertrieb »anständig anfzuziehen», dann beginnt er in der Regel mit großen Inseraten und Prospekte», die ebenso kostspielig wie langweilig sind. Kurz, der neue Herr Werbeleiter spielt oft genau dieselbe Tonart wie der Vorgänger, nur manch mal mißtönender, lauter als der diskrete und sorgsam auf seinen Ruf bedachte alte Kollege vorher. Unglaublich ist es, daß Werbe fachleute noch Bücher mit völlig Weißen Schutzumschlägen (ohne Titelbezeichnung, Autor oder Verlag) hinausgehen lassen. Un glaublich ferner der stereotype Prospekt: -Der berühmte Autor Karl Friedrich Gottlieö Schulze schuf sein Meisterwerk. Mit dieser Schöpfung übergipfelt er sich selbst. Der Pinneberger An zeiger schreibt über das Werk: ,Der schöpferische Genius von Karl Friedrich Gottlieb Schulze ist erwiesen usw. usw.'». Ich karikiere: aber wie selten ist ein guter Prospekt, der mitten hinein in das Werk führt, zu dessen Kauf er anreizen soll! Die interessanten Bücher haben oft die langweiligsten Pro spekte. Langeweile erzeugt keine Kaufentschlüsse. In der Sortimentswerbung macht sich der gleiche Übelstand bemerkbar. Jdeen-Armut überall. Nur ganz selten spürt man in der deutschen Buchpropaganda den Atem einer lebendigen Per sönlichkeit, und wenn neue Tore aufgestoßcn, neue Wege be schritten werden, dann wehe dem Armen. Die ganze phantasie lose Nachahmerschaft bemächtigt sich seiner Idee, hetzt sie zu Tode, und der allzeit bereite Nörgler konstatiert, daß auch diese Ideen keinen Erfolg bringen. Werbung bedeutet nicht Inserieren und Prospekte verstreuen; Werbung bedeutet nicht 5 oder 10?S des Jahresumsatzes auf mög lichst elegante Weise zum Fenster hinauswerfen: Werbung bedeutet in allererster Linie Regsamkeit. In einer großen norddeutschen Stadt klagte mir ein sehr rühriger Sortimenter über den mangelnden Absatz. Man stellt aus, das Spezialfenster versagt; man inseriert, man verschickt Prospekte — der Laden bleibt leer. Und unterdessen sind in der großen norddeutschen Stadt, wie ich inzwischen feststellcn konnte, 6 große Hotels, die nicht über ein anständiges Konver sationslexikon verfügen, in derselben Stadt sind 4 erstklassige Hotel-Musikzimmer, deren Notcnmaterial auch nicht den gering sten Anforderungen genügt, in derselben Stadt verloben und verheiraten sich täglich Hunderte von Optimisten, und nicht an eine von all diesen Stellen ergeht ein persönlicher Anruf. Auch Bilderbücher gehen im Sommer nicht. Du lieber Gott! man ist froh, wenn man das Zeug wieder verpackt hat. Mittler weile verkauft ein anderer Kollege von einem einzigen, nicht billigen Bilderbuch in wenigen Wochen 500 Exemplare. Aber Werbung ist Schwindel, aber Werbung ist Leim. Irgendwo er scheint eine neue protestantische Zeitschrift von literarischem Niveau (der Protestantismus ist nicht reich an solchen Zeitschrif ten). Bedeutende protestantische Geistliche, Lehrer und Akademiker haben mir auf Befragen erklärt, daß ihr Buchhändler sie von dem Erscheinen einer solchen Zeitschrift noch niemals unterrichtet hat. Ein Sortimenter entläßt einen Angestellten nach dem anderen — die Geschäfte gehen ja so miserabel. Ein anderer packt einen großen Reisekorb mit Büchern und schickt den jungen Angestellten über Land. Die ersten paar Tage ist der Chef selbst mitgegangen, jetzt macht's der junge Mann allein. Von den Provisionen hat er sich einen neuen Anzug gekauft, er verdient mehr als vorher. Der Verlagsreisende grast «ine große Stadt nach der anderen ab und schreibt verzweifelte Berichte. Alle dazwischenliegenden kleinen Städte und Orte, die weniger Reise- spefen verursachen und viel Erfolg versprechen, bleiben liegen. Es wird nicht lange dauern, und die ganze Flut der Reisenden ergießt sich auf diese kleinen Städtchen, weil wir immer das selbe tun. Unzählige Vereine veranstalten sogenannte Theater-Auf führungen. Es wird ein reiches Material dazu benötigt. Soweit mir bekannt ist, haben alle diese ländlichen und kleinstädtischen Vereine oft keinen anderen Berater als irgendeinen Verlag, der sie jahraus jahrein mit längst vergilbten Rollen und einigen Büchern versorgt. Das Sortiment muß seine Einnahmen er höhen. Es muß neue Absatzwege suchen, und nicht nur Theater vereine, sondern Vereins aller Art bieten oft reiche Ab satzmöglichkeiten. Bon einem bekannten Skibuch werden in einer weit von den Bergen entfernten Stadt durch Kolporteure 100 Exemplare abgcsetzt «(durch Benutzung von Vereinsarbeit). 1S34»
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