Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.06.1925
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1925-06-12
- Erscheinungsdatum
- 12.06.1925
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19250612
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192506124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19250612
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1925
- Monat1925-06
- Tag1925-06-12
- Monat1925-06
- Jahr1925
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
9548Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchbandel. SvrechsaQl. .V. 135. 12. Juni 1925. weiß nur, daß das Übel bekämpft werden muß. Wie wenig Bücher dagegen gibt es, die dem Laien sagen, wie man das Übel an der Wurzel faßt, indem man ihm von vornherein den Boden der Ent stehung oder Ausbreitung entzieht. Wenn das Übel erst einmal groß- gezogen ist, dann denkt mau daran, Maßregeln zu ergreifen. Nein, man sollte schon vorher dem Volke sagen, was es zu tun hat, damit das Übel überhaupt keinen Boden bei uns gewinnen kann. Was nützen die regelmäßig hcrausgegebenen Tabellen, in denen man die erschreckenden Zahlen sieh-t, die die Tuberkulose jährlich an Opfern fordert. Daraus ist wenig zu lernen. Gäbe es hier genügend auf- kläreude Schriften und würden diese Schriften so intensiv durch den Buchhandel vertrieben wie alle andere Literatur, so müßte es anders um uns stehen. Genau so müßte aufklärcnd gewirkt werden über den Schaden, der dem deutschen Volke zugefügt wird durch den riesigen Verbrauch an Tabak und Alkoho l. Erstens geht dieser Verbrauch auf Kosten des Volkes, also aus seine Tasche, und zweitens, was noch viel schlimmer ist, auf Kosten der Volksgesundheit. Wie sich der Ver brauch finanziell auswirkt, mag man z. B. aus nachstehend abge drucktem Zeitungsausschnitt entnehmen: »Laut »Zigarren- und Zigarettenspezialist' (Dresden) erbrachte die Tabaksteuer im Monat Januar 1925 51 Millionen Goldmark, das ist der höchste je erzielte monatliche Ertrag der deutschen Tabak steuer und gleichzeitig auch das höchste Erträgnis aller deutsch-eu Verbrauchssteuern. Die Bier- und Zuckersteuer zusammen erbrach ten im letzten Monat nur 36)H Millionen Mark. Von dem Er trägnis der Tabaksteuer entfallen 70A allein auf die Zigaretten, die restlichen 30A verteilen sich aus die Zigarren und die übrigen Tabakfabrikate.« Wenn mau bedenkt, daß allein die Steuer diesen Nieseubetrag erbrachte, so kann man sich einen Begriff bilden, wieviel gutes, ach, so rares Geld in die Lust geblasen und durch die Kehle gejagt wurde. Ich will damit nicht sagen, daß mau sich des Genusses von Bier, Wein oder einer Zigarre enthalten soll. Es liegt in der Art des Volkes, diese Genüsse zu pflegen. Aber jeder einzelne sollte auf seinen Rauch- und Trinkkonsum achten und vor allem der Jugend diese Genüsse erst möglichst spät anempfehlen. Wie würde Deutschland viel besser dastehen, wenn diese Nicsensummen, die, man mochte sagen, nutzlos verschwendet werden, für Kulturzwecke frei wären? Das Bedauerliche ist daun noch, daß unser Geld nicht einmal im Land bleibt, denn wie ich einer der letzten Nummern der Frankfurter Zeitung entnehme, sind die meisten Zigarettengescllschasten in Händen von fremden Aktionären, die mit unscrm Geld nicht nur in Deutsch land arbeiten werden. Der Alkoholvcrbrauch steht dem Verbrauch an Tabak ebenbürtig zur Seite. Jeder klardenkende Mensch sollte sich doch die schädlichen Folgen des für Deutschland viel zu großen Tabak- und Alkoholver- brauchcs überlegen. Es stände um unsere Gesundheit: körperlich, geistig und finanziell besser, würde der Deutsche hier vernünftig leben. Und man konnte den Deutschen dazu bringen, denn er ist aufnahme fähig und willig, nur muß er dazu angehalten werden, von allein tut er nichts. Es wäre eine vornehme Aufgabe des deutschen Buchhändlers — Verleger und Sortimenter —, an diese Ausgabe heranzugehen. Da zu gehört natürlich in erster Linie, daß er sich frei macht van der Skepsis, mit der er bisher die auf diesem Gebiet erschienene Literatur betrachtet. Zweitens dürste er nicht die Vereine und ihre Anhänger, die sich mit diesen Fragen beschäftigen, über die Achsel ansehen. Wenn er sich dazu verstehen könnte, mit diesen Vereinen Hand in Hand zu arbeiten, Literatur dieser Vereine zu unterstützen, zu fördern und genau so intensiv zu vertreiben wie alle andere Literatur, dann wäre ein großer Schritt nach vorwärts getan. Anschließend möchte ich noch die finanzielle Seite dieser Sache heranziehen. Die wenigsten Buch händler wissen, daß es eine große Anzahl von Naturheil-, Abstinenz-, Nauchgegner- und Vegetariervercinen gibt mit einer nach Hundert tausenden zählenden Mitgliederzahl. Jeder Verein hat seine Schriften und seine Zeitungen. Beides wird schlecht und recht geführt und bleibt immer intern, da der Buchhandel, der die Macht hatte, für Ver breitung zu sorgen, sich ablehnend verhält. Die Mitglieder aller dieser Vereine wallen ausklärende Broschüren, sie wollen belehrt sein und sie wollen lernen. Im Vereinsverband ist der Kreis zu be schränkt, und kommt ein Mitglied in eine Buchhandlung, so steht der Gehilfe den Wünschen meistens verständnislos gegenüber. Hier sollte die Arbeit des deutschen Buchhandels beginnen. Er sollte diese Art Literatur führen, die Leute müssen bei ihm bekommen, was sie ver langen. Der Buchhändler wird dann bald erstaunt sein über die schönen Früchte, die ihm in den Schoß fallen. Der Buchhändler möge sich doch überlegen, daß diese Kunden, die alle Nichtraucher und Abstinenten sind, ihr Geld, das sie auf diese Weise sparen, in Büchern aulegen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, daß zum Beispiel ein L e b e n s r e s o r m e r, der fast eine spartanisch anmutende Lebens weise führt, seinen letzten Pfennig für gute Bücher hergeben rv-ürde, für Micher, aus denen er etwas lernen kann und die chm nützlich sind. Denn die Lebensreformer haben ja keine andere Ausgabe, als an ihrem Leben zu bauen und sich zu entwickeln. Sie haben gar keine Zeit, sich oberflächlichen oder gar schädlichen Genüssen, wie über mäßigem Essen und Trinken, hinzugeben. Sie leben für ihre Be wegung, und hier oPfern sie, wie gesagt, ihren letzten Pfennig, lind wird dieser Kunde in einer Buchhandlung — leider gibt es sehr- wenig solcher Buchhandlungen — bedient und erhält, was er wünscht, so hat der Buchhändler einen Kunden gewonnen, wie er ihn selten finden wird. Dieser Künde kaust regelmäßig seine Bücher. Der ge plagte Sortimenter wird dann kaum mehr über ruhigen Geschäfts gang, besonders im Sommer, zu klagen haben, denn diese Bücher gehen immer. Ich bin überzeugt, wenn erst einmal dieser oder jener Sorti menter die Bücher führt, daß sich dies schnell in allen lebensrefor- merischen Kreisen herumsprechen wird. Die betreffenden Interessenten werden dann nicht mehr auf die Veröffentlichungen ihrer Vereine allein und auf die wenigen Buchhändler, die diese Literatur jetzt führen, angewiesen sein, sondern sie werden sich freuen, überall ihre Wünsche befriedigt zu sehen, und manche Mark wird in die Kasse des Sortimenters, der sich von dem Skrupel befreit, fließen. Die l e b e n s re f o r m e r i s ch e Beweg in n g ist im Fluß, und die meisten.Gegner müssen sich heute zu der Tatsache bekennen, daß sie tatsächlich etwas Gesundes an sich hat. Die Zahl der Anhänger wächst und hat heute, wie bestimmt nachzuweisen ist, die Zahl Million iveit überschritten. Alle diese Leute könnten treue Kunden des deut schen Buchhändlers werden, wenn er sich bekehren ließe. Ist die Literatur erst mal beim Sortiment eingesllhrt, dann wird sich der Verlag von allein dazu verstehen, lebcnsreformerische Literatur ver legen zu müssen, weil diese durch die Propaganda des Sortiments immer dringlicher verlangt wird. So wird beiden Teilen eine neue Erwerbsquelle erstehen, die für lange Jahre nicht versickert, denn diese Bewegung ist keine Konjunkturangelcgenheit. Ferner wird der dem deutschen Buchhandel so schädliche A u ch büchhandel, der durch feiii- iu vielen Fällen unrichtige und unfachmännische Arbeit dem Buch handel großen Schaden zufügt, ausgeschaltet. Was aber die Hauptsache ist, das deutsche Volk würde, wie in allen anderen wichtigen Lebensfragen, auch hier Aufklärung und Rat erhalten, wie es zu leben hat und wie es durch eine vernünftige Lebens weise dazu beitragen kann, Deutschland wieder stark und groß zu machen. Der deutsche Buchhändler hätte alsdann abermals Gelegenheit, eine Kulturtat auf sein Konto zu buchen. Das sind Gedanken, die jeden denkenden Menschen bewegen müssen. Wie leicht wären diese Gedanken zu verwirklichen, wenn jeder seinen «Teil dazu beitragen wollte, an der Gesundung unseres lieben Vater landes mitzuarbciten und dadurch einen neuen Weg zu finden zu Deutschlands Ausstieg! Frei bürg, im Mai 1925. Hanns Lasotta i. Hse. Fr. Paul Loren- Verlag. Erwiderung auf „Ein merkwürdiger Vorwurf". <Vgl, Ml. Nr. 121. S. M20,) Mit Erstaune» las ich den Artikel und wundere mich sehr, daß gerade in Bremen sich ciu Leiter einer höheren Lehranstalt befindet, der eine neue geistige Richtung, aus die sich die kommende Welt anschauung ausbancn must, als Rückschritt zun, geistigen Ticsstand des Mittelalters ansicht. Gerade in den miistischcn Schriften des Mittel alters sind die besten Lehren nicdergelegt, zu deren wahrer Erkennt nis der betr, Leiter aber niemals kommen wirb, da er sich nach meiner Ansicht auf der untersten Ebene befindet I Ich wurde dem betr. Herrn eine Aufgabe geben, zu erklären, was die Worte Goethes: »Wie auch die Welt ihm das Gefühl verteure. Ergriffen fühlt er tief bas Ungeheure!» zu bedeuten haben. Seit fast 2 Jahren führe ich okkulte Literatur und must seststcllen, dast es doch sehr viele Buchhändler gibt, die der artige Literatur nicht führen wollen. Ich möchte diesen Buchhändlern aber sagen, baß direkt ei» Bedürfnis danach besteht. Allerdings ist in letzter Zeit sehr vieles auf den Markt geworfen worben, sodast man auch hier zwischen »Gut und Schlecht» unterscheiden muß. Mein, bisherigen Ausstellungen, sowohl im Schausenster als auch im keschäftslokal, hatten großen Zuspruch und bewirkten, baß sich ein Kreis von Freun den bildete sunter denen auch Lehrkräfte hiesiger höherer Lehranstalten sind), die wöchentlich einmal Zusammenkommen und nicht »irr Lese abende veranstalten, sondern auch praktische Arbeit leiste», - Tst dies nicht auch eine kulturelle Förderung? ' Osterode sOstpr,), Fritz Lenz, Geschäftsführer der Buchhandt»« v»a »ur.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder