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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.06.1925
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- 1925-06-12
- Erscheinungsdatum
- 12.06.1925
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9646 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 135. 12. Juni 1925. aber die angebliche »Zerstörung« der alten Straßburger Stadtbiblivthet durch die Deutschen betrifft, so hat im Heft 3/4 des »Zentralblatts für Bibliothekswesen« der früher in Straßburg tätige S. Haus- in ann in München-Borgenhausen einige Tatsachen mitgeteilt, die die Schuld am Untergang dieser Bibliothek in wesentlich anderer Richtung suchen lassen, als es Herr vr. Wickersheimcr wahr haben will; näm lich nicht in deutscher Böswilligkeit, sondern in schuldhafter französisch- clsässischer Nachlässigkeit und Gleichgültigkeit. Tie Straßburger Stadt bibliothek war bekanntlich im Chor der sog. »Neuen Kirche«, d. h. der alten Dominikanerkirche, untergebracht, die schon in der ersten Nacht nach der eröffneten Beschießung von einer Brandgranate getroffen wurde und vollständig niederbrannte. Es war die einzige Kirche Straßburgs. die dieses Schicksal hatte; das legt offenbar den Gedanken an einen unglücklichen Zufall nahe, wenn man nicht mit Hausmann an einen Irrtum glauben will, der bei der beschießenden Truppe durch eine falsche Angabe aus einer kurz vor Kriegsausbruch entstandenen Karte von Straßburg entstanden sein kann! Auf dieser Karte war nämlich der Häuserblock, in dem die Bibliothek lag. irrtümlich als Mairie« bezeichnet; cs wäre daher sehr wohl möglich, daß diese Karte von der beschießenden Truppe benutzt und ein Geschoß nach der als Mairie« bezeichnetew Gegend entsandt worden wäre, nicht um die Kirche mit der Bibliothek, sondern um ein für die Festung Strahburg wichtiges Gebäude zu treffen. Wichtiger aber als diese Vermutungen sind die Tatsachen, die Hausmann über von französisch-elsäs- sischcr Seite schuldhaft unterlassenen Schutz der Straßburger Bibliothek mitteilt, und die in der Tat die wahre Schuld am Untergang dieser Bibliothek auf Straßburger Seite erweisen; denn es geht daraus hervor, daß die französischen Behörden trotz mehrfacher Aufforderung nichts, aber schlechtweg nichts taten, um die durch die angekündigte Beschießung selbstverständlich mit bedrohte Bibliothek in Sicherheit zu bringen. Hausmann berichtet darüber: »Als ich 1895 zur Einweihung des neuen Bibliotheksgebäudes meine kleine Festschrift veröffentlichte, da traf ich kurz nach dem Erscheinen derselben den mir befreundeten Domherrn Straub, den besten Ken ner der elsässischen, insbesondere der Straßburger Kunstdenkmäler. Er sagte mir einige freundliche Worte über das Schriftchen. meinte aber dann, ich hätte nur die alte Stadtbibliothek viel zu gutmütig be handelt. Und er erzählte mir dann, gleich wie die ersten deutschen Truppen vor der Stadt erschienen seien, habe er den Stadtbibliothekar Saume ausgesucht und ihn dringend gebeten, die wichtigsten Handschrif ten, deren es nur sehr wenige gewesen seien, in den starken Kellerge wölben des Priesterseminars unterzubringcn. insbesondere den vielge nannten ,1lortu8 ckelieiarum' der Herrad von Landsberg 1175. -Herr Saume habe ihm aber erwidert, aus eigener Machtvollkommenheit könne er das nicht tun. von oben her, vom Herrn Bürgermeister habe er aber keinen Auftrag. Unmittelbar vor der Beschießung habe er. Straub, den Bibliothekar nochmals ausgesucht und habe ihm ins Ge wissen geredet. Darauf sei Saume ins Bürgermeisteramt gegangen, habe den Bürgermeister im Hof des Bürgermeisteramts getroffen und angcredet, der Bürgermeister aber, der eben einen wichtigen Gang wegen der Brotversorgung der Stadt beabsichtigte, habe ihn unwirsch abgewiesen, er solle ihn wegen der alten Scharteken in Ruhe lassen, er hübe jetzt Wichtigeres zn tun. Darauf ging Herr Saume hin und tat gar nichts, denn er hatte ja .keinen Auftrag' Ich erinnere mich noch recht gut. wie der' alte -Herr Straub sichtlich ganz aufgeregt wurde, da er mir dies alles erzählte, und er schloß seine Erzählung mit dem Ausspruch, die Zerstörung der Bibliothek sei kein Denkmal der Schande für die deutschen Soldaten gewesen, die es selbstverständlich nicht ab sichtlich taten, wohl aber ein bleibendes Denkmal der Schande für die Liederlichkeit der sranzösisch-elsässischen Verwaltung. Genau dasselbe, und genau mit der gleichen Entrüstung, habe ich dann etwas später aus dem Munde eines politischen Apothekers, des Herrn Klein, gehört, der selbst in der Bürgermeisterei tätig war und die Verhältnisse sehr genau kannte. Und genau dasselbe endlich hat mir Herr vr. S e y b o t b erzählt, der gründlichste Kenner des alten Straßburg, der mir bei mei nen .Elsaß-lothringischen Kunstdenkmälern' ein lieber Mitarbeiter war; nur daß Seyboth sowohl hinsichtlich der Bedeutung der alten Stadtbibliothek wie namentlich bezüglich der Liederlichkeit der Biblio- theksvcrwaltung noch ungleich schärfere Ausdrücke gebrauchte, als Ka nonikus Straub das getan hatte.« Diese Mitteilungen lassen die Frage, auf welcher Seite die Schuld an der Zerstörung der alten Straßburger Bibliothek lag. wohl in völlig anderem Lichte erscheinen als in der Darstellung des vr. Wickers- heimer. Wenn also darnach auf deutscher Seite nur ein unglücklicher Zufall, keineswegs aber die Absicht der Zerstörung der Bibliothek ob waltete, so haben bekanntlich die Deutschen andererseits alles getan der Stadt Straßburg den ihr wider Willen zugefügten Verlust doppelt und dreifach — ja zehnfach zu ersetzen. Bereits am 30. Oktober 1870 erließ Barack, der bekannte nachmalige Oberbibliothekar der Straß burger Universitätsbibliothek, im Namen von 10 deutschen Gelehrten und Politikern den berühmten Aufruf, um Straßburg die verlorene alte durch eine neue Bibliothek zu ersetzen: und diesem Vorgehen sowie der späteren deutschen Fürsorge war es zu danken, daß Straßburg kurz vor dem Kriege in seiner Universitätsbibliothek die drittgrößte deutsche Bibliothek — nach Berlin und München — sein eigen nennen konnte. Jetzt sollen die wichtigsten der früher dort untergebrachten Handschriften, wie Hausmann mitteilt, nebst anderen Kostbarkeiten nach Paris geschafft worden sein — auch ein Beitrag zur Beantwortung der Frage, wie die Deutschen und wie die Franzosen für die Pflege des elsässischen Schrift- und Geistesgutes sorgten. 9. Geographische Namen. — Die Verhandlungen des 21. Deut schen Gcographen-Tages wurden am 4. Juni in Bres- l a u geschlossen. Als Tagungsort für den nächsten Geographcn-Tag ist Karlsruhe in Aussicht genommen. Folgende Entschließung wurde angenommen: »In den Gebieten des Grenz- und Auslands-Deutschtums sind heute zahllose gute deutsche, oft wertvolle geschichtliche Erinnerungen und Namen für geographische Gegenstände aller Art (Wohnlichkeiten, Länder, Gebirge und Gewässer) bedroht. Der Deutsche Geographen- Tag erkennt es als seine nationale Pflicht, diese Namen zu schützen, und richtet an alle beteiligten Kreise, namentlich an die Ver fasser und -Herausgeber von Karten, Atlanten, Reisehandbüchern und geographischen Veröffentlichungen aller Art sowie an die Vertreter der Schule und der Presse, des Handels und des Ver kehrs die eindringliche Bitte, in allen Fällen, wo geographische Doppel- Benennungen bestehen, dem deutschen Namen den Vorzug zu geben und ihn an erste Stelle zu setzen. Tagung der Goethe-Gesellschaft in Weimar. — Die Hauptver sammlung der Goethe-Gesellschaft wurde am 5. Juni im Saale der »Armbrust« mit der G e s ch ä f t s s i tz u n g eröffnet. Gustav Roethe begrüßte als Präsident die Versammlung mit einem Rückblick auf die Geschichte der Goethe-Gesellschaft nach der Vollendung,ihres 40. Lebens jahres. Er konnte einen allgemeinen Ausstieg feststellen, einen Auf schwung der Mitgliederzahl auf 5500 und einen Zuwachs neuer Orts gruppen. Ter Volks-Goethe soll neu aufgelegt, Pniowers werdendes Goethe-Wörterbuch soll unterstützt werden. Die Berichte des Geschäfts führers Donndorf, des Direktors des Goethe-Schiller-Archivs Pros. Wahle und des Leiters des Goethe-Hauses Wahl erläuterten zah lenmäßig den erfreulichen Aufschwung. Professor Wahle konnte auch das Erscheinen der ersten japanischen Gesamtausgabe Goethescher Werke melden. — Der alte Vorstand mit Roethe au der Spitze wurde wiedergewählt, auf seinen Vorschlag ergänzt durch Weck- becker als Vertreter Österreichs, Senator Strunck, Danzig, und Freiherrn v. Biederma n n als Wortführer der Berliner. — Das N a t i o n a l t h e a t e r beschloß den Abend würdig mit einer Festvor stellung. Von Goethes Jugend spannte es den Bogen zur Altersweis heit seines Schaffens, vom trotzigen Fragment »Prometheus« zum Helena-Akt der Faust-Tragödie. Die am 6. Juni folgende -Hauptversammlung fand zum ersten Male im Nationaltheater statt. Der Charlottenburger Madrigal- Chvr brachte Goethe'sche Strophen in Vertonung von Max Fried länder zu Gehör. Professor Erich Marcks hielt die Festrede, die dem -Herzog Karl August von Weimar gewidmet war, dessen 150jähriges Regierungsjubiläum es zu feiern galt. Die Rede fand ungeteilten Beifall. Ten Schluß bildeten zwei Ansprachen des Präsi denten Gustav Noethe, der auf die gegenwärtig so traurigen Zu stände des Deutschen Reiches hinwies. Den Schluß der Tagung machten ein Ausslug nach Berka und ein Festmahl. Ein Werkvertrag für die Ewigkeit. (Nachdruck verboten.) — Für gewöhnlich sind Verträge von unbegrenzter Dauer, abgesehen von ge setzlichen Sondervorschriften, kündbar, weil sie zumeist eine besondere Beschwerung der einen Vertragspartei bedeuten. Auch langfristige Verträge können schon wegen eines wichtigen Grnndes vor Ablauf der Vertragszeit ausgelöst werden, wenn die langjährige Bindung gegen die guten Sitten verstößt. Das schließt aber nicht aus, daß ein Werkvertrag, der aus unbegrenzte Zeit abgeschlossen ist, auch zu Recht fortbestehen kann. So hat bas Reichsgericht unlängst entschieden. Im April 1916 haben die damalige G r o ß h e r z o g l i ch e S t a a t s f o r st ve r w a l 1 u n g in Weimar und der Verleger der Zeitung »Der Holzmarkt« in Berlin einen Vertrag abge schlossen, dessen Dauer nicht bestimmt worden ist. Inhalts dieses Vertrags übernimmt der Verlag des »Holzmarktes« die sämtlichen Bekanntmachungen über Handelsholzverkäuse aus den Staats forsten völlig kostenlos in der Zeitung »Ter Holzmarkt-, wogegen sich die Staatsforstverrvaltung bereit erklärt, diese Holzverkäaise in
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