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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.09.1925
- Strukturtyp
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- 1925-09-19
- Erscheinungsdatum
- 19.09.1925
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- Deutsch
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Xr 22V, IS, September 1925, Redaltioneller Teil. Börsenblatts, d. Dtschn, Buchhandel. 14047 dlllgs werden wir darin nur Erfolg haben, wenn ein jeder wei terhin seine Erfahrungen und Ideen in den Dienst der allge meinen Sache stellt und nicht Eigenbrödelei uns wieder einmal in eine Sackgasse führt! Wenn hier einige wirkungsvolle Werbe ideen, die zweifellos sicheren persönlichen Gewinn einbrächten, für die Allgemeinheit preisgegeben werden, so entspringt dies aus der Erkenntnis der Notwendigkeit gemeinsamer Arbeit, Wir schalten bei unserer Betrachtung den ständigen Kunden der Buchhandlung aus. Sein Interesse wach zu halten, gelingt wohl heute jedem fähigen Sortimenter, Zwei H e in in ungs- mo mente für den Besuch einer Buchhandlung treten un- zweiselhaft bei fast allen Personen aus, bei welchen ein Interesse, meist sogar ein Bedürfnis für Bücher vorhanden ist: Wer genau weist, was er kaufen ivill, oder doch seine Wünsche unschwer erläutern kann, betritt viel leichter einen Laden als der, der überhaupt nicht weih, was er wohl kaufen möchte. In letz terem Fall tritt die Furcht hinzu, anstandshalber etwas kaufen zu müssen, was gar nicht eigenem Geschmack und Bedürfnis ent spricht, Aus den Reihen dieser »unentschlossenen« Käufer rekru tieren sich die meisten Mitglieder der Buchgemeinschaften, Ein zweiter Hemmungspunkt ist die schwer ausrottbare und oft doch nicht so ganz unbegründete Scheu, daß der Buchhändler, der natürlich die Namen und Bücher der bedeutendsten Schrift steller kennt, den Käufer ob seiner Unwissenheit schief ansieht. Die meisten Menschen sind viel zu eitel, als datz sie sich der Gefahr einer Blamage aussetzen. So gehen sie lieber nicht in die Buchhandlungen (wohl aber zu den Buchgemeinschaften), Sollte cs uns nicht gelingen, diese »Unentschlossenen«, welche sich einesteils aus Jugendlichen, anderenteils aber aus allen den Dfenschen zusammensetzen, welchen Lesen nicht zur zweiten Ge wohnheit geworden ist, durch sorgfältige Auswahl von Büchern, welche sie gerade auf ihrer Entwicklungsstufe fördern können, zu festen und meist sehr dankbaren und treuen Kunden zu ge winnen? — Das bedeutet wohl überhaupt das Ideal eines kultur bewußten Buchhändlers! — Was ist da zu tun? In der Buchhandlung: Ein Empfang des Kunden mit dem vielfach üblichen: »Was wünschen Sie?« würde einen »unentschlossenen» Kunden direkt vor den Kops stoßen. Es ist zweckmähig, den Kunden nicht sogleich zu bestürmen, damit er erst einen Teil seiner Sicherheit zurückgewinnt, und ihn dann langsam, mit Vorsicht und Takt, von allgemeinen Fragen ausgehend, immer mehr einzukreisen, bis nian weist, für welches besondere geistige Bedürfnis der Kunde ein Buch wünscht. Das Buch, welches ihm der Sortimenter dann anbietet, mutz den Kun den wirklich voranbringen, will man ihn sich als dauernden Kun den erwerben. Dies erscheint mir als der einzig mögliche Weg, aus »unentschlossenen- Kunden ständige Kunden zu machen. Wer glaubt, nicht so viel Zeit für einen solchen Kunden übrig zu haben, muß dann eben auf Kundengewinn dieser Art verzichten. Eines dürfen wir hierbei aber nicht vergessen: Gewonnen wer den können auf diese Weise naturgemäß nur d i e j e n i g e n, w e l ch e übe r h a up t in die Buchhand lung kommen. Das sind aber nur !wenige! Unzweifelhaft haben Buchberatungen in der Gestalt einer gleichsam ärztlichen Behandlung erst wirklichen Erfolg, wenn sie außerhalb der Buchhandlungen als eine Einrichtung der Volkswohlfahrt erfolgen. Der -Ratsuchende kann dabei dann nicht den Verdacht haben, daß ihm irgendein Buch »angeschnackt» wird! Solche Buchberatungen sollten ziveckmäßig gemeinsam von den ortsansässigen Buchhändlern in Verbindung mit Fortbildungs und Volkshochschule ein oder zweimal abends in der Woche ein gerichtet, die bestehenden Buchbcratungen jedoch nach gemein samen Gesichtspunkten bei dauernder Fühlungnahme mit den Buchhandlungen geleitet werden. Bei der Auswahl des Buch beraters muß man allerdings mit großer Vorsicht zu Rate gehen. Es genügt nicht nur eine große Belesenheit, nein, wichtiger noch ist völlige Unparteilichkeit und Duldsamkeit, umfassende Menschen kenntnis und große Lebenserfahrung, Diese Buchberatungen müssen sich zu einer dauernden Einrichtung ausbilden. Zu ihrer Unterstützung Mittel zu scheuen, wäre kurzsichtig, Ihre Einfüh rung muß natürlich durch aufklärende Werbung unterstützt wer den, Es ließe sich denken, daß eine -vom Börsenverein hierfür -Sollte es uns nicht gelingen, diese »Unentschlossenen«, welche sich -deutende Wirkung haben könnte. (»Nimm und lies!» ?! Red.) Der Erfolg wird kommen durch eine Empfehlung -von Mund zu Mund. Mit Verständnis ausgeführte Fragebogen könnten die Klippe der Scham, welche der Ratsuchende meist bei Nennung seiner -geistigen Wünsche hat, überbrücken Helsen, Auf ein anderes nicht unwichtiges Moment soll hier als Zwischenbemerkung hingewicsen werden. Wir -wollen, daß mehr gelesen wird. Dann müssen wir notwendigerweise aber dem Kunden die Zeit dafür zur Verfügung stellen! Wie können wir aber das? Indem wir ihn überzeugen, daß er den Teil seiner freien Zeit (wie seines Geldes), den er z, B, am Stammtisch, im Wirtshaus, im Cafs, beim Karten spielen zubringt, vergeudet. Da könnte man ihm persönlich wie durch gemeinsame Inserate in den Tageszeitungen eine seine Rechnung aufmachen: »Sie bezahlen täglich für Bier usw, am Stammtisch (ober anderswo) z, B, 8V Pfg, Dafür können Sie sich jeden dritten bis fünften Tag ein Buch kaufen. Dadurch schassen nicht nur Sie sich wertvolle Stunden geistiger Bereicherung, auch Ihren Angehörigen machen Sie Freude! Haben Sie es einmal versucht, Ihren Kindern Bücher vorzulesen? Nein? Dann haben Sie sich und Ihre Kinder um eine der größten Familiensreuden gebracht! Kaufen Sie Bücher zum Vorlesen! Ihre Kinder werden es Ihnen danken!» Nebenbei bemerkt, wie wäre es mit einem monatlich wieder kehrenden Sonder-Schaufenster, Kennwort: »Was Vater uns abends vorliest!«? Allgemein gesprochen: Wir müssen nicht nur dafür sorgen, daß Bücher gekauft, sondern daß sie auch gelesen werden. Dazu müssen wir dem Leser mit immer neuen Vorschlägen kommen. Das erscheint mir weit wirkungsvoller als allgemeine Werbesprüche: »Lest Bücher, Bücher sind Freunde«. Gewiß können auch sie eine nicht unbedeutende Werbung be wirken. Ist aber nicht vielleicht ein Blatt: Was fange ich mit einem Buch an? viel wirkungsvoller, da der Leser da durch auf den richtigen Gebrauch und, was ausschlaggebend ist, auf den r i ch t i g e n G e n nß des Buches -hingewiesen wird ? Es wären hier noch manche Vorschläge für wirkungsvolle Werbe parolen zu machen. Wir stehen ja in dieser Hinsicht sicher noch am Anfang. Ich möchte jedoch, wiederum zur Sache kommend, aus einen Punkt von schwerwiegender Bedeutung aufmerksam machen unter Berücksichtigung der oben erläuterten Hemmungen: Die Buchhandlung tritt viel zu wenig in den Gesichtskreis des werktätigen Menschen im Gegensatz zu anderen Geschäften des täglichen Bedarfes, die in weit größerer Anzahl und dadurch auch in fast jeder Straße vor handen find. Da -helfen auch letzthin keine Plakate und Inserate mehr, da ihnen die Realität des Buches mangelt. Sollte es aber denn nicht auch für den Buchhändler -heißen: Wenn -der Berg nicht zu Mohammed kommt, muß Mohammed zum Berge kommen!? Ein allerdings in seiner jetzigen Form vollständig ungeeignetes Mittel, diesem Mangel abzuhelfen, besteht augenblicklich schon in Ge stalt des Bücherkarrens, -Hingegen stellt das Büch er-Auto, dessen -genaue Pläne im Laufe -der letzten fünf Jahre reisten, eine fahrende vollständige Buchhandlung dar, die viele bisherige Nachteile buchhändlerischer Berkaufsmethoden ausschließt und berufen ist, an erster Stelle für eine groß angelegte Werbung für das Buch ein zutreten, Das Bücher-Auto -kann täglich seinen Stand ändern, trifft dadurch täglich auf immer neue Känfcrschichten, Sein Er scheinen wird deshalb immer etwas Außergewöhnliches behalten, was einer ständig an einem Platz sich befindenden Buchhandlung mangelt. Wie gehen wir oft auf unseren regelmäßigen Wegen an Läden und Geschäften vorüber, ohne daß ihr Vorhandensein uns ins -Bewußtsein kommt, eben weil sie immer an derselben Stelle sind! Das Außergewöhnliche aber erzeugt Neugier und lockt. Das Auto ist so eingerichtet, daß es dem Beschauer in kurzer Zeit viel zu sehen bietet. Es muß eine gewisse Regelmäßigkeit der Wiederkehr an bestimmte Stellen, welche mit werbenden Hin weisen zu versehen sind, bestehen. Das Bücherauto wird in der Lage sein, große Gebiete buchhändlerischen Ödlandes neu zu er- I8SO'
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