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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.12.1925
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- 1925-12-15
- Erscheinungsdatum
- 15.12.1925
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20050 MUelUIxtt f, d Dtlchn. «uchhxudkl. Redaktiomller Teil. i>i? 292, 15. Dezember 1925. durch die hohen Preise verleitel, dem Anti quariat zu wendeten. Teils waren es Sammler, teils Buchhändler, teils halbwegs Unterrichtete »der völlig Außen stehende. Sie taten es gewiß nicht aus Übermut. Die Zeit zwang dazu, zwang die vielen, ihres Einkommens Beraubten, einen Er werb zu suchen. Dabei wurde nur zu sehr vergessen, daß zu dem Berus des rechten Antiquars «ine viele Jahre umfassende, ernste Ausbildung gehört, daß sich mit diesem Beruf gründlichste Kennt nisse vereinigen müssen, soll das Vertrauen zwischen Käufer und Verkäufer von Dauer sein und damit den Bestand des Geschäftes sichern. Schon heute, in einer Zeit, wo alteingesessene Antiquare Mühe haben, ihr Schisflein zu steuern, haben sich vielfach die Mißerfolge gezeigt, die die gekennzeichneten Gründungen zur Folge haben mußten. Mag es der besonderen Tüchtigkeit des einen oder anderen gelungen sein, die Schwierigkeiten der Zeit zu überwinden — eine ganze Anzahl von Unternehmungen ist bereits wieder ver schwunden. Unter dem Zuviel der Betriebe leiden selbst ältere Antiquare, trotzdem sie über eine gute alte heimische und aus ländische Kundschast verfügen. Dieses Zuviel wird aber schließlich zu der Preissenkung führen, die Ihr Herr Mitarbeiter und mit ihm der Schreiber dieser Zeilen für unbedingt notwendig erachtet. Nur so kann eine Gesundung erfolgen, nur durch das Absterbcn der nicht lebensfähigen Unternehmungen kann das Antiquariat die Grundlage zu der gedeihlichen Fortentwicklung aus den Zeiten vor dem Kriege wieder finden. Damit wird nicht zuletzt der Wissenschaft und den Bibliotheken gedient, die aus den Antiquar so angewiesen sind wie er auf sie. Wir Antiquare müssen uns der hohen Verpflichtungen gegen die Wissenschaft bewußt sein. Znr Gesundung werden ferner die zu vielen Versteigerungen führen. Ihre Ergebnisse gerade werden selbst die widerstrebenden Buchhändler zwingen, sich den Zeitverhältnissen und den durch sie bedingten Preisen anzupassen. Die Besitzer der Bücher wiede rum, die durch übertriebene Forderungen ihrerseits oft die Stei gerung mit verursachten, müssen ebenfalls erkennen, daß die Zeit der hohen Zahlen vorüber ist. Diese Erkenntnis werden sic sich am besten durch einen Vergleich der heutigen Preise mit denen der Vorkriegszeit verschaffen. Zuzugeben ist, daß gewisse Bücher seltener geworden sind, so daß hierfür höhere Preise vollauf berechtigt sind. Andere wiederum sind auf dem Markt häufiger geworden, nicht allein durch die Auflösung vieler be deutender Sammlungen, sondern dadurch, daß auch das Sammeln der Mode unterliegt. Die Nachfrage nach Handschriften und Drucken des fünfzehnten Jahrhunderts — soweit sie nicht aus häufigen Druckstättcn und aus den späteren Jahrzehnten nach Erfindung des Buchdrucks stammen und soweit sie nicht solche Autoren zu Verfassern haben, die wiederholt gedruckt wurden, oder wenn sie vielfach behandelten juristischen oder scholastischen Inhalts sind — ist auf dem Weltmarkt gestiegen. Flugschriften der Rcformationszeit haben, falls sie nicht zu den großen Selten heiten gehören, keinen größeren Markt als vor dem Kriegs. Elzevier-Drucke, einstmals viel begehrt, die Romantiker, ehedem emsig gesucht, haben mit Ausnahme wieder der besonderen Selten heiten eine verminderte Nachfrage. Diese wcüigen Beispiele aus einem überaus weiten Gebiet sollen nur kurz meine Ausführungen erläutern. Sind aber einerseits gewisse Bücher seltener geworden, so wiegt es andererseits schwer, daß die Anzahl der Käufer durch aus nicht nur in Deutschland geringer geworden ist, daß viel mehr der Käufer überhaupt seltener geworden ist. Besonders zu be urteilen sind die unbedingt großen Seltenheiten, die einen weiten und internationalen Markt haben, die cs nach dem Urteil der Sach kenner, nach den bibliographischen Quellen tatsächlich sind und nach denen außerdem, und -das ist wesentlich, wirkliche Nachfrage besteht. Es gibt genügend Bücher, .von denen sich nur ganz wenige Exemplare erhalten haben oder gar nur eines. Ihr Wert ist aber trotzalledcm gering, weil sie weder von Sammlern noch von Bi bliotheken begehrt werden. Nicht also allein die Seltenheit an sich gibt dem Buch einen hohen Wert, sondern das einfache Gesetz von Angebot und Nachfrage. Je stärker die Nachfrage ist, um so höher wird der Preis sein, wenn auch eine ganze Anzahl Abzüge des gesuchten Buches auf dem Markte ist. Die Hauptsache ist, daß mehr gesucht als angeboten werden. Die erste Ausgabe von Schillers Räubern, die Urausgabe von Goethes Römischem Karneval, die nur in 250 Abzügen her- gestellt wurde und von Goethe selbst, nachdem er sein eigenes Exemplar als Ersatz für ein aus der Schloßbibliothek zu Wil helmshöhe während der französischen Zwischenherrschast abhanden gekommenes nach Cassel gesandt hatte und das er vergeblich wieder zu erwerben suchte ss. Katalog Kippenbcrg 327), gehören zu diesen Büchern. Sie sind nach volkswirtschastlichem Gesetz mit Recht im Preise gestiegen. Luthers vxorationes in Nsalmos, die als ver mutlich frühestes LicserungSwcrk 1510—21 erschienen sind, und die deswegen vollständig so seiten wurden, weil die Studenten alsbald nach der jeweiligen Vorlesung Luthers dem Drucker Johann Gruncnbcrg die einzelnen Bogen aus den Händen rissen, sind z. B. viel, viel seltener. Hat sich doch In ein und demselben Besitz kein einziges Exemplar aller sechs Lieferungen erhalten. Das vollständigste besitzt die Berliner Staatsbibliothek ssüns Liefe rungen). Ein gleich vollständiges kam nur noch einmal in der Versteigerung Knacke vor. Außerdem gibt es hier und da Bruch stücke. Die operutiones geben ein annähernd getreues Spiegel bild von Luthers Kathcdcrtätigkeit aus jenen bewegten Jahren, die seine drei großen Rcsormationsschriftcn hervorbrachten. Sie sind von bedeutendem Wert sür die Liedcrsorschung und liefern Material zu der heißumstrittcncn Frage von --Eine feste Burg». Man sollte meinen, der Wert eines solchen Bandes wäre unschätz bar. In England <z. B. in den großen Luther-Sammlungen des llritisb dluseum, der Oibliotbeen llinäesiana) und in Amerika sind keine Exemplare vorhanden. Trotzdem: in der Versteigerung der großen Luther-Sammlung Knaakes, -des Herausgebers der Wei marer Ausgabe, bei der bedeutende Bibliotheken vertreten waren, ging es um einen verhältnismäßig niedrigen Preis sort. Der Antiquar, der es kaufte, Spezialist aus dem Gebiete der Resorma- tionsliteratur, brauchte fast zehn Jahre, ehe er es verlauste. E. T. A. Hosfmanns Vision aus dem Schlachtfelds in Dresden (1814), desselben mit Contessa und de la Motte Fouqus heraus- gegebcne Kindermärchcn, deren erste Ausgabe (1816), bis dahin völlig unbekannt, um 1900 in 13 Abzügen von einem Antiquar bei dem Nachfolger des ehemaligen Verlegers entdeckt wurden, in dessen Lagerschuppen sie ihr unbeachtetes Dasein fristeten, Heines Thesen, Göttingen >825, und Goethes Oositiones juris, Straßburg 1771, gehören zu den Büchern, denen das Beiwort selten im Superlativ ohne Einschränkung zukommt. Ihr Preis wird aber trotz ihrer Seltenheit durch die geringere Nachfrage bestimmt. Von Goethes Karneval mögen schätzungsweise in den letzten Jahren mindestens zehnmal so viel Abzüge vorgekommen sein wie von seinen kositiones juris. Dennoch haben die beiden letzten Abzüge der kositionos, die auf dem Markt waren, darunter eines in England, einen Preis gehabt, der in weiter Entfernung von dem des Karnevals stand. Wir sehen also: die Nachfrage ist wie überall entscheidend für den Preis. Da nun ein großer Teil der Käufer, früherer wie neuerer und neuester, Infolge der Wirt schaftslage ousscheidet — säst der gesamte gute Mittelstand, der einen sehr wertvollen und überaus notwendigen Bestandteil der Kundschaft des Antiquariats bildete, da ferner die Antiquare selbst infolge der mangelnden Geldslüssigkeil ihre Ankäufe bei anderen Antiquaren auf das Notwendigste, auf dasjenige, von dem sie erwarten dürfen, daß sie es bald weiter verkaufen werden, ein schränken müssen, so wird die Nachfrage erheblich ge mindert. Ziehe ich dabei auch in Betracht, daß die Kaufkraft der Mark gesunken ist, so scheint es mir bei dieser Lage doch er forderlich — abgesehen von den oben genannten Fällen —, die Preise zu ermäßigen, aus die Vorkriegspreise herunterzugehen, ja selb st diese noch herab- zusctzen, besonders in den Fällen, in denen das Sammeln auf einem bestimmten Gebiet« zurückgegangen, in denen es sozusagen aus der Mode gekommen ist. Rur so, glaube ich, ist eine Be lebung des Marktes möglich, nur dann, -wenn die wirtschaftlichen Fragen gewissenhaft bei der Preisbemessung in Betracht gezogen werden. Man darf nicht vergessen, daß es in vielen Fällen ledig lich der Preis ist, der zum Kaufe anreizt. Ich ziehe dabei wohl in Betracht, daß die Geschäftsunkosten in Deutschland gegen die Friedenszelten erheblich gestiegen sind. Die Herstellung der Kataloge in ihrem ganzen Umfange ist be-
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