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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.05.1884
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- Erscheinungsdatum
- 12.05.1884
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- Deutsch
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2202 Nichtamtlicher Theil. ^ IlO, 12. Mai. bastian, den Dichter und Drucker Pamphilus Gengenbach, Johannes Herwagen, den bekannten Thomas Platter und den unglücklichen Johannes Oporinus. Auf Basel folgt das ehemals reiche und mächtige Augs burg mit seinen berühmten Druckern, einem Günther Zaiüer, von dem wir unter Andern, unter Nr. 512 die fünfte deutsche Bibel vorfinden; einem Anton Sorg mit der ersten Ausgabe des Constanzer Conciliumbuchs, einem Johannes Blau- bierer mit einem deutschen Kalendervon 1481, einem Erhard Ratdoldt, einem Hans Schönsperger mit dem lateinischen und deutschen Nachdrucke der Schedel'schen Chronik und der zweiten Ausgabe des Theuerdank, einem Heinrich Steiner und vielen Anderen, unter welchen wir nur noch die Druckerei des Klosters St. Ulrich und Afra herausheben. Nun folgen vier Stücke aus einer Druckerei, deren Erzeug nisse zu den größten Seltenheiten gehören, nämlich Marien thal im Rheingau, wo die Brüder des gemeinsamen Lebens im Jahre 1468 eine Druckwerkstätte errichtet hatten. Herr Klemm besitzt aus derselben unter Andern den ersten datirten Druck vom Jahre 1474, ein ksaltorium et broviarium Llogunti- nense (Nr. 582), von welcher kostbaren Jncunabel man nur acht, zum Theil unvollständige Exemplare kennt. Das stolze Venedig ist mit 65 Firmen aus dem ersten Jahrhundert seiner Druckthätigkeit vertreten. Wir müssen uns begnügen, auch hier nur die bedeutendsten mitzutheilen. Die ersten Drucker daselbst waren die beiden Brüder Johann und Wendelin von Speyer, von welch letzterem ein prachtvolles, in Einband ä la Orolisr von Duru in Paris gebundenes Exem plar der Schriften des Tacitus von 1470 vorliegt (Nr. 587), ein Buch, welches auch deshalb werthvoll ist, weil es zum ersten mal den Gebrauch von Custoden aufweist. Merkwürdig ist, daß diese dritte Art der Blattbezeichnung um dieselbe Zeit, wie in Cöln die Blattzahlen und Signaturen, angewendet wurde. Dann erwähnen wir Christoph Waldarfer von Regens burg, dem wir später noch in Mailand begegnen werden, Erhard Ratdolt, der uns bereits in Augsburg ausstieß, unter Anderem vertreten durch einen deutschen Druck, die Erklärung der zehn Gebote (Nr. 604), in welchem sich herrliche Initialen be finden, Vaptista de Tortis, von dem wir wissen, daß er im Jahre 1487 die Frankfurter Messe besuchte, der berühmte Aldus Manutius, mit dem höchst seltenen Buche der Hxxnsroto- maobla. des kolixbilns (Nr. 655); von Daniel Bömberg liegt eine hebräische Bibel vor (Nr. 666), welche laut eigen händiger Inschrift einst Philipp Melanchthon besessen hatte, Paulus Manutius und endlich Peter Schösser, der jüngere, von Mainz, der um 1540 dort druckte. Aus den zwölf Mailänder Druckern heben wir heraus: Philippo de Lavagna, der zuerst dort im Jahre 1469 eine Druckerei eingerichtet hatte, ferner den schon oben erwähnten Christoph Waldarfer von Regensburg. Interessant ist die Klemm'sche Schlußbemerkung zu diesem Druckort, in welcher mit- getheilt wird, daß man im Jahre 1868 einem Drucker Pan- filo Castaldi zu Feltre, seiner Geburtsstadt, einen Denkstein errichtete, weil derselbe nach Andeutungen einer Chronik des Mönches Cambruzzi nicht nur der erste Mailänder Drucker, sondern auch Johann Fust's Lehrer in der Kunst des Buchdrucks und Erfinder der beweglichen Lettern ge wesen sei. Herr Klemm fügt treffend hinzu: „Es wird trotz aller Denksteine in Holland, Frankreich und Italien keiner Ration gelingen, uns Deutschen die große Erfindung der beweg lichen Typen streitig zu machen." Die nächste Druckstadt ist Ulm, wo Ludwig Hohenwang ungefähr um 1468 die Kunst einsührte. Der erste aus dieser Zeit uns vorliegende Druck ist ein Voonbularinm latino- teutouieum (Nr. 695). Auf Hohenwang folgte Johann Zainer, ein Bruder oder sonstiger Verwandter jenes Günther Zainer, den wir bereits unter Augsburg kennen gelernt haben. Eine besondere Eigenthümlichkeit dieses Typographen war die, die erste Seite seiner Bücher, ähnlich wie in Manuscripten, mit einer Randleiste zu verzieren, welche in Holz geschnitten und meistens colorirt wurde. Zu seinen seltensten Drucken zählt die unter Nr. 698 aufgeführte deutsche Uebersetzung von Boc- caccio's „Buch von den berühmten Weibern", welches außer mit Randleisten und Initialen auch noch mit Holzschnitten geschmückt ist. Ferner nennen wir Leonhard Holl, von wel chem unter Nr. 706 ein mit vielen Holzschnitten geziertes „Buch der weißhait oder alten weisen" vorliegt. Wir übergehen die späteren Drncker und erwähnen nur noch Conrad Dinckmut, der uns bereits früher als Drucker eines Holz tafeldruckes begegnete. Eine andere mächtige Reichsstadt Süddeutschlands, Nürn berg, tritt im Jahre 1470 in die Reihe der Druckstädte ein. Johann Sensenschmid, den wir bereits von Bamberg her kennen, druckte zuerst dort in Gemeinschaft mit Heinrich Keser von Mainz, einem früheren Gehilfen Gutenberg's, das unter Nr. 715 aufgesührtc kleine Schristchen von Johannes Gerson: Do spiritualibns nuptiis. Wenige Jahre später ging aus den Pressen Beider ein oxns vastnm, wie Panzer sagt, des lisxnorus äe kiois summa tbeoloziae in zwei großen Foliobänden hervor. (Nr. 718). Kurze Zeit nachher schied Keser aus der Gemeinschaft aus, und Andreas Frisner, der später nach Leipzig Übersiedelle, trat an seine Stelle; wir verdanken dieser Vereinigung die vierte deutsche Bibel (Nr. 741). Johannes Müller von Königsberg, bekannter unter dem Namen Regiomontanus, der berühmte Mathematiker und Astronom, errichtete in Nürnberg die zweite Druckerei, aus welcher u. A. die Ephemeriden von 1475—1506 (Nr. 719) hervorgingen. Ihm folgte Nürnbergs berühmtester Drucker und Verleger Anton Koburger, über welchen eine (leider seit längerer Zeit vergriffene) treffliche Biographie aus der Feder des Herrn vr. Oscar Hase erschienen ist. Unter den vielen Proben von Koburger's segensreicher Thätigkeit wollen wir nur nennen: Nr. 722 seine erste lateinische Bibel vom Jahre 1475, des Antoninus, Erzbischofs von Florenz, summa tboo- loZioa, 1477 — 1479, 4 Bände in größtem Folio (Nr. 723), eine lateinische Bibel mit Kommentar des Nicolaus de Lyra, 1481, 3 Bände in Folio mit Holzschnitten (Nr. 725), die neunte deutsche Bibel, 1483, mit denselben Holzschnitten wie die unter Cöln erwähnte niederdeutsche Bibel (Nr. 728), den Schatzbehalter (1491) mit Holzschnitten von Wohlge- muth (Nr. 732) und endlich die (deutsche) Ausgabe von Schedel's Chronik, 1493, jenes schönste und größte Pracht werk des fünfzehnten Jahrhunderts (Nr. 734). Von den übrigen Nürnberger Druckern seien noch genannt: Georg Stuchs (1484—1515), hervorragend als Drucker von Meßbüchern (vergl. Nr. 760, 763 und 764), der unglückliche Hans Herrgott, der seine politische und religiöse Ueberzeugung mit dem Leben bezahlen mußte, ferner Hans Schönsperger von Augsburg, der in Nürnberg unter den Augen des Ver fassers Kaisers Maximilians I. Denkmal zu ewiger Gedächtniß, den Theuerdank, im Jahre 1517 druckte. Auch dieses Pracht werk bewahrt Herrn Klemm's Sammlung in einem herrlichen Pergamentexemplare mit trefflich colorirten Holzschnitten.
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