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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.09.1924
- Strukturtyp
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- 1924-09-29
- Erscheinungsdatum
- 29.09.1924
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- Deutsch
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AK 229, 29. September 1924. Redaktioneller Teil. Heß- Sangerhausen will die Auslegung des Herrn Nitschmann über die Worte des Herrn vi. Diederichs vom freien Spiel der , Kräfte im Gegensatz zur Organisation nicht gelten lassen und beginnt die Beweisführung, daß der Spesenzuschlag unnötig sei, durch Verlesen seiner genau nach kaufmännischen Grundsätzen geführten Statistik aus mitgebrachten Geschäftsbüchern. Für diese freimütige Darlegung dankt der Vorsitzende dem jungen Kollegen und verliest zwei andere prozentual aufgestellte Sta tistiken eines mittleren und eines größeren Großstadtsortimen- tes. Da bei sämtlichen Ausstellungen der Teuerungszuschlag fort- gefallen ist, Muß trotz der gegenteiligen Ansicht des Kollegen Heß festgestellt werden, daß der Fortfall des Teuerungszuschla ges für den einen ein ständiges Angreifer! der Substanz, für den anderen eine schwere Einbuße bedeutet; denn die erste Statistik wies 30N Gesamtspesen nach und bei den beiden anderen Sta tistiken betrugen die Gesamtfpesen im günstigsten Vierteljahr 20,38 bzw. 22,50^. Die vielen Meinungen über die Möglichkeit und Unmöglichkeit der Erhebung bilden natürlich krasse Gegen sätze. Herr B i ck h a r d t - Eisenach beantragt, im Verbandsge biete überhaupt keinen Zuschlag mehr gelten zu lassen, worauf Herr Reinecke - Magdeburg erklärt, daß der Vorstand mit sei- nem'Vorschlage jedem gerecht werden wolle. Wenn eine Stadt oder ein Bezirk den Zuschlag nicht erheben wolle oder könne, so seien sie vom Verband aus nicht gebunden. Andrerseits wolle man aber denen, die den Zuschlag noch ohne Schwierigkeit erheben könnten, zu ihrem eigenen Schutz etwas in die Hand geben. Des halb möchte er dem Text eine festere Form geben-und folgenden Wortlaut Vorschlägen: »Die örtlichen und regionalen Vereini gungen bestimmen selbst den Spesenzuschlag, den sie für nötig halten-. Herr Schaar sch midt-Halle empfiehlt einen Kre ditzuschlag in Höhe von I0A für alle mit Ziel in Rechnung gestellten Beträge, aber Herr N e u b e r t - Halle weist für das Sortiment die Unmöglichkeit dieser Berechnung nach. Dem An trag des Herrn Pouch-Merseburg auf Schluß der Debatte wird ohne Widerspruch Folge geleistet und schließlich der Antrag des Vorstandes im Wortlaut Reinecke gegen 4 Stimmen ange nommen. Zu Punkt 6 der Tagesordnung werden als Städte für die nächste Tagung Zerbst, Arnstadt, Stolberg und Ballenstedt vorgeschlagen; B a l l e nst ed t wird einstimmig gewählt. Den ausscheidenden Vorstandsmitgliedern, Herrn Albert R e ub e r t - Halle und Herrn Rudolf Z i ck f e Id t - Oster wieck, spricht der Vorsitzende für die langjährige eifrige Mit arbeit den herzlichsten Dank aus. Dem scheidenden Vor sitzenden widmet Herr Rcinecke herzliche Worte der Aner kennung und des Dankes für die emsige und tatkräftige Arbeit und die glückliche Leitung des Verbandes, welche die Mitglieder hoch zu schätzen wissen. Herr Hopser- Burg dankt dem Ge samtvorstand für seine Tätigkeit, wonach der Vorsitzende die Versammlung gegen 4 Uhr schließt. ! Im gleichen Lokal vereinigte die Mitglieder mit ihren Damen ein gemeinsames Essen, zu dem wieder der Verbands poet, Herr Hertel-Arnstadt, das Tafellied gedichtet hatte, welches mit Begeisterung von den Anwesenden gesungen ward. Herr Wahle widmete dem Vaterland ernste Worte und Herr D e t e r-Quedlinburg sprach den Jenenser Kollegen für ihre Gastfreundschaft im Namen der Versammlung den herzlichsten Dank aus. Nach dem Essen unternahmen die Rüstigen noch unter der liebenswürdigen Führung des Kollegen Junkelmann einen Spaziergang nach dem Fuchsturm, während die meisten der Zurückgebliebenen trotz der Anstrengungen der langen Ver handlung noch am Abend den interessanten Ausführungen des Kunsthistorikers Professor vr. Weber-Jena über die Ent wicklung Jenas lauschten. Hier hatte allerdings leider die Tücke des Objekts dem Jenenser Geist einen Streich gespielt, indem der Projektionsapparat und die Lichtbilder nicht zur Stelle und auch nicht mehr zu beschaffen waren. Doch auch ohne diese kamen die Hörer auf ihre Rechnung und hörten, erlebten vieles und konnten am anderen Tage manches mit ganz anderen Augen be trachten, an dem sie bisher gedankenlos vorbeigegangen waren. Montag vormittag führte Kollege Junkelmann eine wander lustige Schar nach den Dornburger Schlössern, wozu prächtiger Sonnenschein noch besonders einlud. Auch an dieser Stelle den Jenenser Kollegen für die um sichtige Vorbereitung der Tagung und die liebenswürdige Gast freundschaft' den herzlichsten Dank auszusprechen, geschieht mit besonderer Genugtuung. Nahm doch jeder ein Teilchen des Jenenser Geistes mit heim. Waren die Gedanken des einen noch in den engen Gässchen, den trauten Winkeln oder den Anblicken des schönen Thüringer Landes, so verweilten die des anderen an den klassischen Stätten oder waren mit dem »Zauberer- Weigel beschäftigt. Die Museen mit ihrem reichen Inhalt bildeten noch lange den Gesprächsstoff der Heimkehrenden. Hatte ein Kollege den Jenenser Geist verspürt, als er abends in der Betrachtung des wundervollen Abendrotes auf der stillen Bank im »Paradies- von dem anderen Betrachter zu hören bekam, was ihm Ernst Haeckel über die Farbenpracht von Ceylon persönlich geschildert, so war mit den vielen Anregungen der Tagung auch der Buch händler selbst zu seinem Recht gekommen, und manch einer saß in heimlicher Würde auf der Rückfahrt da, vom Jenenser Geist soviel mitbekommen zu haben, daß ihm nun auch ein Titel, der in Aussicht gestellte des »Buchrats-, unbedingt sicher war!!! Dom Bildpostkartenmarkt einst und jetzt. Vor Beginn des großen Raubkrieges gegen Deutschland, der noch immer unvermindert fortdauert, wenn auch vorläufig kein Kanonsn- und kein Flintenschuß mehr fällt, hat unser Vaterland fast den ganzen Bedarf aller Völker dieser immer buckliger werdenden Welt an An- sichts- und Kunstpostkarten geliefert. Die Bildkarten, die im lateini schen oder angelsächsischen Amerika, im nahen oder fernen Osten, am Ganges, Nil, Nordkap, auf Spitzbergen oder in Australien, aus den Schiffen aller seefahrenden Staaten und an allen Fremdcnplätzen der Erde verschrieben wurden, beinahe alle waren »Usxiv in 6erinsv^«. Ein Postkarten-Mensch, der ganz im Unfertigen und Verlegen der Bildkarten, im Postkartenhandel oder in deren Sammeln aufging — und es gab damals gar viele solcher Spezialisten und Sbecken- pferdreiter — konnte von seinem einseitigen Standpunkt aus lm August 1914 bei dem für die meisten Deutschen so unerwarteten Ausbruch des letzten Weltenbrandes recht wohl der festen Überzeu gung sein, das deutsche Po st karten -Weltmonopol Hab« der Völker Neid erweckt und uns deren gemeinen Überfall gebracht. Mit dem Export von Postkarten war es damit auf einen Schlag vorbei. Wer für Völker produzierte, die außerhalb der deutschen Festung saßen, war abgeschnitten und momentan in schlimmer Lage. Aber durch den Niefenkonsum der vielen Millionen Krieger, die durch vier Jahre von Haus und Hof weg waren, und deren Angehörigen ward bald ein Ersatz und Ausgleich durch Kricgspostkarten geschaffen. DaS Geschäft »blühte«, ja wucherte — und verbarg wie üppiger Epheu- bchang dem Ange den fortschreitenden Ruin des einst so stolzen alten Baues. Mit dem Zusammenbruch nahm dieser unerhörte interne Postkartenverbrauch sein Ende, und die meisten Auch-Po stk arte »-Ver leger und Auch-Postkarten-Händler, die sich wie Schmarotzer gebildet und auf unserm Arbeitsfelde eingcnistet und es verludert hatten, ver schwanden und ließen Berge von Postkarten zurück, die, so schlecht sie auch meistens waren, verschleudert wurden und der guten, regulären Ware den Weg versperrten und noch versperren. Als dann Deutschland infolge des immer tiefer sinkenden Mark wertes und der dadurch in schiwindelhafte Höhe steigenden Aus land-Valuta zur größten und billigsten Ausverkaufsbude wurde, die je die Welt gesehen, da wimmelte es von Ausländern und Schie bern, die uns alles für Spottgeld abnahmen, das Bewegliche und das Niet- und Nagelfeste, und da erlebte auch der Ansichtspostkarten handel noch einmal eine Scheinblüte, wenn auch der Verlag infolge der unsicheren Kalkulationsverhältnisfe wenig Neues bringen konnte. Der ^fürchterliche Samum der beispiellosen Inflation in der zweiten Hälfte des verflossenen Jahres kam aber dariiber und bann unvermittelt der eisigste Nauhreif der Deflation, sodaß Blüten und Blätter von den Bäumen fielen und die Säfte in den Zweigen und Ästen erstarrten und die kräftigsten Stämme bis in die Wurzeln be droht sind. Die Rentenmark sagte uns ehrlich aber herzlos kalt und deutlich, daß Blüte, Scheinblüte, Schieber-, Spekulations- und De visenrausch vorbei, daß wir bettelarm seien, und daß, wer kann, auf wüsten Trümmern von vorn, ganz von vorn zu beginnen habe. 1672
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