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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.09.1924
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- 1924-09-17
- Erscheinungsdatum
- 17.09.1924
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219, 17. September 1924. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 12107 freundcter Berufsverbändc cingefunden, u. a. waren Oberpräsident Noske und vr. W i s l v s ch i l l - Wien (als Vertreter des Reichtz- verbandes österreichischer Buchdruckcreibesitzer) erschienen. Begrüßuugs- telegrammc waren von den Organisationen der schweizerischen und schwedischen Buchdruckereibesitzer eingegangen. Oberpräsident Noske führte in seiner Begrüßungsansprache u. a. folgendes aus: ». . . In allen Teilen der Wirtschaft ist das unab lässige Streben zu begrüßen, daran mitzuarbeiten, daß die Schäden der langen Kriegs- und Nachkriegszeit beseitigt, technische Versäum nisse uachgeholt und womöglich technische Verbesserungen noch gesteigert werden, damit in kurzer Zeit das deutsche Volk zur alten Höhe wieder aufstcht. In diesen Tagen werden zahlreiche Kommissionen der Sieger staaten kommen, um die deutschen Betriebe daraufhin zu inspizieren, ob nicht hier noch ein Maschinengewehr versteckt gehalten oder dort eine verbotene Granate gedreht wird. Zu diesen Betrieben, die einer solchen alliierten Schnüffelkontrolle unterliegen, werden die Buchdruckereicn nicht gehören. Ihre Betriebe werden aber in Zukunft in allererster Linie dazu berufen sein, durch deutsches Wort und deutsche Schrift den Kampf gegen die Schuldlüge und andere Dinge zu führen. Deshalb habe ich den besonderen Wunsch, daß Ihre Betriebe diesem Kampfe im höchsten Maße gewachsen sein mögen . . . Ich bin sicher, daß in dieser Zeit des Gärens, Tastens und Ringens der Deutsche Buchdrucker-Verein sich führend betätigen wird . . . Ter Glanzpunkt der Vormittagssitzung war unstreitig der ein- stüudige Vortrag des Herrn Universitätsprofessors vr. Paul Moldenhaner - Köln über das Thema »Die Auswirkungen des Londoner Abkommens auf die., deutsche Wirt schaf t«. Mchdem der Redner die bekannten zahlenmäßigen Verpflich tungen für Deutschland aus dem Londoner Abkommen mitgeteilt hatte, verbreitete er sich über die Frage, ob Deutschland imstande sei, diese Leistungen überhaupt zu tragen. Er erklärte, die Sachverständigen gingen au der Tatsache vorbei, daß Deutschland insbesondere infolge des Versailler Vertrages eine große Einbuße au Bewohnern, Land und Bodenschätzen erlitten hat. Das deutsche Nationalvermögen sei gegen wärtig um die Hälfte gesunken. Die erste Belastung aus dem Lon doner Abkommen sei die der Eisenbahnen. Auf Erschwerungen aus der künftigen Tarifpolitik der Reichsbahnen werde sich die deutsche Wirtschaft einstelleu müssen. Gefährlich werde die Tarifpolitik, wenn der Ziusendienst für die Obligationen Not leide. Die zweite Belastung sei die des ordentlichen Haushalts. Hier sei ungefähr ein Fünftel der Neichseiunahmen aufzubringeu, und daher werde man zur Erhöhung der Steuern schreiten müssen. Die dritte Belastung sei die der Indu strie-Obligationen. Man schätze diese Belastung auf etwa 20"/o^des Betriebsvermögens. Wörtlich führte der Redner weiter aus: »Tie fundierte Schuld des Deutschen Reiches betrug 1913: 4,8 Milliarden Mark. Jetzt sollen allein 5 Milliarden auf das Gewerbe gelegt werden mit einer Verzinsung von 652. Mau kann sich also vorstellen, welche Be lastung das Gewerbe zu tragen haben wird. Das bedeutet anderer seits. daß so rationell und wirtschaftlich wie nur möglich gearbeitet werden muß. Die sozialen Lasten können weitere Steigerungen nicht mehr erfahren. Die Zahlungen können nur aus dem deutschen Export überschuß erfolgen. Es ist mit der Wahrscheinlichkeit zu rechnen, daß man zu einer Überprüfung der ganzen Frage kommen muß. Summen von 2l4 Milliarden Mark jährlich in ein anderes Laud zu transferieren ist nicht möglich, ohne das eigene Land und seine Wirtschaft zu ruinie ren. Mit dem Dawes-Gutachten ist das Neparationsproblem nicht ge löst. Der Londoner Konferenz werden andere folgen. Das Bild ist sehr dunkel, hat aber auch Helle Töne. Die Neparationsprovinz am Rhein wird eingelöst. Wirtschaftlich bedeutet es, daß das ganze rheinisch-westfälische Wirtschaftsgebiet in die deutsche Wirtschaft wieder eingeschaltet wird. Wir werden ferner auch die Hoffnung haben kön nen, die Währung zu halten. Geboten wird die Möglichkeit, wieder in bestimmten Summen zu rechnen. Eindringlich muß allerdings davor gewarnt werden, zu glauben, daß nunmehr mit einem Schlage ein un geheurer Kreditsegen (der überdies gefährlich wäre) sich über Deutsch land ergießen würde. Wir haben keinen Grund, eine neue Ara der Wohlfahrt für Deutschland anzunehmen. Schwere Zeiten werden auf uns lasten. Wir sehen einen Weg. steinig und dornig, aber doch einen Weg, von dem wir glauben, daß er in zäher deutscher Beharrlichkeit wieder zur Höhe führt.« Die Versammlung dankte Herrn Professor vr. Moldcnhauer durch stürmischen, anhaltenden Beifall. Nach der Mittagspause wurde in , die B e r a t u n g des ge schäftlichen Teiles cingetretcn. Der Geschäftsbericht um faßt 45 Druckseiten. Beim Kapitel »Preistarif-Oiebiet« wird u. a. aus- gcfiihrt: »Immer und immer wieder mußte die Beobachtung bei Ver handlungen vor den Beschwerdeämtern und bei der Nachprüfung ein gehender Berechnungen gemacht werden, daß nur in wenigen Fällen streng nach den Grundsätzen des PrcistarifS gerechnet wurde. Alle Vuchdruckereibesitzcr, die ihre Kalkulationen nicht selbst machen, müssen von ihrem Personal verlangen, daß Preise nur nach tariflichen Grund sätzen ausgestellt iverden. Selbstdann, wenn ein Buchdrucke- rei besitzen der Meinung ist, die tariflichen Preise seien reichlich hoch, muß er trotzdem den Preistarif als Grundlage benutzen und alle einzelnen Positio nen fiir die Berechnung in tariflich vorgeschriebe» er Höhe e i n s e tz e n«. An anderer Stelle wird gesagt, daß die Durch-., führung des am 30. Nov. 1923 festgesetzten Divisors 16 nicht überall erreicht wurde. (Kurze Zeit darauf — 1. Januar 1924 — wurde dann wieder der Divisor 20 eingeführt. Das hiermit erzielte Berechnuugs- ergebnis erfuhr ab 31. Mai 1924 einen Aufschlag von IO"/«. Auf dieser Grundlage ist die neueste Ausgabe des Preistarifs aufgebaut.) »Die Behörden an der Spitze sträubten sich energisch dagegen, und auch der Vcrlagsbuchhandel erösfnete einen Feldzug gegen die Preispolitik des Deutschen Buchdrucker- Vereins.« Der Preistarif erfuhr im Jahre 1923 eine 38maligc Ver änderung. Des weiteren wird noch ausgeführt: »Es waren nicht nur der Börsenverein der Deutschen Buchhändler und der Ver ein der Zeitschri'ftenverleger, die sich wegen unserer Preisgestaltung au das W i r t s ch a f t s m i n i st c r i u m gewandt hatten, auch andere Verbände und private Interessenten "hatten eine Nachprüfung der Buchdruckpreise verlangt. Verschiedentlich mußten die Unterlagen für die Preisbildung im Reichswirtschaftsministerium vorgelegt werden«. Von den S p a r t e n v c r e i n i g u n g e n (in Hannover wurde jetzt auch eine solche der Werkdrucker gegründet) wird gesagt, daß der Zweck des Zusammenschlusses vor allen Dingen darin besteht, innerhalb dieser Gruppen Preisunterbietungen für Spe zi a l a r b e i t e n auf ein Mindestmaß zu beschränken, möglichst aber ganz aus der Welt zu schaffen. Der Voranschlag für das Jahr 1925 sieht an Einnahmen und Ausgaben 173 000 Goldmark vor. Die Mitgliederbeiträgc sind auf 160 000 Mark veranschlagt worden. Von Wichtigkeit ist die ein stimmige Annahme folgender Satzungsänderung, die die Mitglieder verpflichtet, »insbesondere bei Lohnbewegungen und sonstigen Arbcits- kämpfcu den vom Hauptverein oder dessen Organen (Kreis-, Bezirks und Ortsverein) erlassenen Anweisungen nachzukommen. Zuwider handlungen werden durch ein einheitlich für das Reich, auch in Gemeinschaft mit anderen Vereinigungen, zusani- menzusetzeudes Ehrengericht verfolgt, das unter Ausschluß des ordentlichen Rechtsweges als Schiedsgericht im Sinne der Zivilprozeß ordnung zu entscheiden hat und auf Verweis, Zahlung einer Buße oder auf Ausschluß aus dem Verein erkennen kann. Die Zusammen setzung des Ehrengerichts und die Geschäftsordnung des Verfahrens vor diesem Ehrengericht werden vom Hauptvorstand beschlossen«. Man geht nicht fehl in der Annahme, daß diese Satzungsänderung daraus zurückzuführen ist. daß bei verschiedenen Lohnbewegungen eine Anzahl Vereinsmitglieder, namentlich Zeitungsverlcgcr, aus der Reihe tanzte und durch ihre Bewilliguugsfreudigkeit die leitenden Vorstände des Deutschen Buchdrucker-Vereins in die allerschwicrigsten Situationen brachte. Im übrigen soll mit -dieser Satzungsänderung wohl zweifellos auch eine noch straffere Beachtung der preistarif- lichen Vorschriften erstrebt werden. Es wurde einstimmig beschlossen, beim Ableben eines Mitgliedes eine Bcstattungsbeihilfe von 1000 Mark Zu zahlen. Bei jedem Sterbefalle bat jedes Mitglied einen Beitrag von 20 Pfg. zu zahlen. Auf das Jahr sind im Durchschnitt 100 Sterbefälle angenommen worden. Generaldirektor vr. Woelck referierte über die loh »tarif liche Lage. Nach der »Zeitschrift für Deutschlands Buchdrucker führte er aus, daß der Mantcltarif noch bis zum 31. Januar 1925 gelte und mit zweimonatlicher Frist kündbar sei. Eine internationale Bin dung hinsichtlich der Arbeitszcitfrage müsse die schwersten Bedenken erregen. Neue Lohnerhöhungen seien in den nächsten Monaten ganz unmöglich. Wenn die Wirtschaft zur Ruhe kommen solle, müsse ihr eine Kalkulation auf lange Sicht ermöglicht werden. Die Schlnßaus- führun'gen des Redners lauteten: »In der Festnummer des .Korre spondent' (Geh'ilfenorgan) anläßlich der Hamburger Tagung der Ge hilfenschaft steht der Satz: »Hamburgs Buchdruckertagungen haben vor allem dem wirtschaftlichen Gegner die Wege zu ver bauen'. Als notwendige Folge dieser Ankündigung an unsere Adresse ergibt sich, daß auch die Prinzipale zusammensteben müssen, um, wenn cs diesmal zu Kämpfen kommen sollte, aus diesen Kämpfen siegreicher als bisher hervorzugcheu!« Zum Punkt G o l ö m a r k - P r c i s t a r i s sprachen die Herren Stur m -Leipzig und S ch o l e m -Berlin. Letzterer empfahl zur Durch führung des PreiKtarifs sogen. »Kollegiale Abkommen« nach dem Mipster "on Berlin und strenge Verfolgung jeder Preisunterbietung. (Be kanntlich hat das Berliner Landgericht das Berliner »Kollegiale Ab kommen« aber fiir unzulässig erklärt.) 15 71*
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