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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.10.1924
- Strukturtyp
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- 1924-10-27
- Erscheinungsdatum
- 27.10.1924
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- Deutsch
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1 48 10Börsenblatt f. d. Dlschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. X- 253, 27. Oktober 1924. gelöst (Zurus: Sehr richtig!), und aus der deutschen Volkswirt schaft wird, wenn ich sie wieder mit dem Acker vergleiche, buch stäblich und ziffernmäßig gesprochen, das herausgeholt werden, was wir brauchen, was herausgeholl werden mutz. Das Expert- ment wird versucht werden müssen! es wird gelingen. Aber, meine Herren, ich nehme das auch im figürlichen, im über tragenen Sinne des Wortes. Nun die Frage nocht Kann sich der Buchhandel überhaupt Neuland erobern? Meine Herren! Wenn dis Ziffer von 300 Millionen, von der ich vorhin gesprochen habe, im Herunter gehen ist, dann ist das gerade so, wie wenn einem Bauern ein Acker weggenommen wird. Gibt es irgendwo Neuland? In Zeiten der Verarmung, die zugleich Zeiten der leiblichen und seelischen Gesundung sind, braucht der Bedarf an guten Büchern keineswegs abzunehmen. Im Gegenteil, das materielle Leben und das Fettessen sind der Feind des geistigen Lebens. Aber ich glaube auch, daß noch ganz besonderes Neuland zu erobern ist. Ich war gestern Zeuge eines Gesprächs zwischen zwei Herren aus dem Buchhandel, die die Frage erörterten, ob es nicht mög lich wäre, mit dem Buch ganz anders an die Arbeiter heran- zukommen. Ich glaube, die deutsche Arbeiterschaft ist ja min destens nach der Kopfzahl die größte, sie ist auch Wohl die lese hungrigste und die im allgemeinen geistig durchgebildetste, die es überhaupt in der Welt gibt. Es wurde der Vorschlag gemacht, man müsse in die Fabriken gehen und den Arbeitern das Buch ganz anders heranbringen. Wenn ich mir dazu einen Rat er- lauben darf, so ist es der, dabei aus die Form zu achten. Ich glaube — ich sage das als Arzt —, daß der Arbeiter, der körperlich arbeitende besonders, natürlich nicht dicke Bücher von 100 oder 200 Seiten pro Tag lesen kann. Das verträgt er nicht, besonders der körperlich arbeitende nicht. Eines verdrängt das andere: körperliche Ermüdung die geistige Aufnahmefähigkeit. Es werden besondere Formen, besondere Ausgaben, besondere Auswahlen nötig sein, um richtig an die Arbeiterschaft heran zukommen. Es gibt auch viele Arbeiter, die eine sehr leichte Tätigkeit haben und geradezu geistig hungrig sind. Damit komme ich von der Form auf die Sache. Wir dürfen ja nicht glauben, daß wir nur die Aufgabe hätten, dem Arbeiter seine bisherige geistige Nahrung in irgendeiner neuen Form wieder vorzusetzen. Im Gegenteil ist meiner Schätzung nach die Ar beiterschaft in einem recht grotzen Umfange von dem alten Klassenkampfevangelium derartig enttäuscht, daß sie geradezu einen philosophischen Hunger nach einer neuen Weltanschauung, nach neuem Geistesleben hat. Hier ist ein ganz gewaltiges Neu land. Ich möchte aber noch aus ein anderes Neuland Hinweisen. Das liegt vor unseren Toren. Es wäre nichts fehlerhafter, als wenn wir Deutschen im verkleinerten Deutschen Reich, in das uns die anderen hineingesperrt haben, uns nun aus eine ge wisse philiströse Weise einrichten wollten und an nichts weiter denken würden, als wie wir innerhalb dieser engen Grenzen Wirtschaft treiben und uns recht artig und bescheiden mit uns selbst befassen könnten. Wir dürfen nicht vergessen, daß wir nicht nur ein 60-Millionenvolk, sondern ein 70-Millionenvolk sind, und noch mehr, daß weit über unsere Kreise hinaus ein Reich des Geistes liegt. Wir sind ein entwaffnet es Volk, aber wir sind nicht in bezug aus die Waffen des Geistes ein entwaffnetes Volk. Sie sind, wenn ich den Vergleich nehmen darf, das Jngenieurkorps, das Pionierkorps in der Armee des Geistes, das die Brücken baut, die Eisenbahnen, die in die benachbarten Länder führen, die Flugzeuge, die über alle politischen Grenzen hinwegfliegen. Es gibt eine geistige Waffe, die uns nicht verboten werden kann: das deutsche Buch. Wir find das Volk der europäischen Diaspora. Wir haben in sämtlichen umliegenden Ländern oder Staaten Europas ein starkes Deutschtum. All die kleinen neugeschaffenen Staaten des Ostens — Sie können anfangen mit Estland und aufhören mit Jugoslawen oder mit irgendwelchen Balkan staaten — sind dadurch dem deutschen Geistesreiche angeschlossen. Wir dürfen auch nicht die kleinen uns verwandten germanischen Nationen vergessen. Das Imperium des Geistes ist ein ge waltiges Land, das wir sesthalten und in ganz anderem Sinne erobern müssen, als das bisher geschehen ist. Dazu müssen wir uns frei machen von dem etwas philisterhaften Geist des Allein bleibens, des R-uransichdenkens. Und dann ein letztes Wort. Diese Eroberung des Neu landes wird nicht gelingen, wenn es in Deutschland Weiler nichts gibt als Parleizank, Verzagtheiten, Kleinmut, unbedingtes Zu rückweichen und Jasagen aus jeden Fall. (Zurus: Sehr richtig!) Es wird nur zu erobern sein, wenn die anderen Völker sehen, daß in Deutschland etwas geschieht auf dem Gebiete des Geistes und des Charakters, daß hier so etwas wie Heroismus und Heldentum und Tapferkeit (Bravo!) zu finden ist, mit denen man die schwierigen Zustände, in die uns das Unglück gebracht hat, zu überwinden sicher ist. Selbstvertrauen, womöglich etwas mehr, als die andern uns zutrauen und von uns erwarten! Nur dann kann es gelingen, dieses Neuland zu erobern. So durfte ich Ihnen mit diesen letzten Worten zu zeigen versuchen dasjenige, was ich anfangs berührte, daß nämlich die Zukunft des deutschen Volkes abhängig ist von der deutschen Politik und all dem, was in Deutschland Geist, Tapferkeit, Kraft und Zuversicht in die Zukunft heißt. Das ist das Wenige, was ich versuchen wollte, Ihnen zu sagen. Ich glaube, es hat be standen aus zweierlei: aus einigen nüchternen wirtschaftlichen Dingen, die ziemlich grau und trübe und auch sogar in gewissem Sinne bedrohlich aussehen, und außerdem aber aus Dingen, die ich ein geistiges oder politisches Gegenstück dazu nenne. Das letztere ist das Wichtigere; es ist das Fruchtbarere. Sie sind die Pioniere der großen Armee des deutschen Geistes. Da wir entwafsnet sind auf dem Ge biete der materiellen Waffen, werden wir zeigen, daß wirnicht entwaffnet werden kön nen auf dem Gebiete der geistigen Waffen. (Lebhafter, langanhaltender Beifall.) Die Düchermessen. l. Die Meinung des allgemeinen Verlags. (Fortsetzung zu Nr. 249.) über die Zahl der Messen für den Buchhandel. Aus den eingegangenen Antworten geht klar hervor, daß dem Buchhandel die vielen Messen schon lästig werden. Sie be lasten den Verlagsbuchhandel zu sehr mit Ausstellungskostcn, und dem Sortimenter geht es leider nicht so Wohl, daß er sich einige Male im Jahr eine Reise nach Leipzig oder den anderen Meß- orten leisten könnte. H. Haessel Verlag in Leipzig, der für die Leipziger Messen viel geringere Spesen als auswär tige Firmen auszuwenden hat, schreibt: »Das Meßwesenhat ganz im allgemeinen als Folge der Jnflationskonjunktur dex Nachkriegszeit eine Ausdehnung angenommen, die normalen wirtschaftlichen Verhältnissen nicht entspricht. Für den wissen schaftlichen und schönwissenschaftlichen Verlag wird die Messe niemals eine Verkaussmöglichkeit von beachtlicher Bedeutung werden. Das Provinzsortiment wird immer nur in wenigen Fällen Vertreter zum Einkauf nach Leipzig schicken. Die Orien tierung über Neuerscheinungen ist im Buchhandel durch das Börsenblatt und durch die Reisevertreter so organisiert, daß das Sortiment genügend darüber unterrichtet ist und aus diesem Grunde nur selten die hohen Spesen einer Leipziger Reise auf sich nehmen wird. Ein gewisser allgemeiner Reklamecharakter, vor allen Dingen gegenüber dem breiteren Publikum, dürfte der Messe jedoch nicht abgesprochen werden. Es wird sich jedenfalls der größte Teil des deutschen Verlags auch ohne unmittelbare nennenswerte Absatzmöglichkeiten dazu bereit finden, auf der Bugramesse weiterhin auszustellen. Doch genügt dafür meines Erachtens die H e rb st m e s s e ; die Frühjahrsmesse könnte man unter Umständen hinzunehmen. Völlig überflüssig dagegen er scheinen mir die Kantate-Bugrames-se und die deutschen Messen außerhalb Leipzigs. Ich möchte den Vorschlag machen, die Leip ziger Messen gerade um ihrer allgemeinen Werbewirkung willen auch dem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Wer während der letzten Tage der Leipziger Messe die leeren Räume des Bugrameßhauses beobachtet hat, wird es sicher bedauern,
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