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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.10.1924
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- 1924-10-27
- Erscheinungsdatum
- 27.10.1924
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253, 27. Oktober 1924. Redaktioneller Teil. «Srlkubl-N I. t. Drlchn, vuchd»m«l. 11809 daß eine neue Welle der Teuerung uns droht. Ich möchte Ihnen diesen Zusammenhang, weil ich in der Mei nung bin, daß er wichtig für Sie ist, in Kürze Vorträgen. Er zeigt sich an dadurch, daß draußen auf dem Weltmarkt die Vage der Nahrungsmittelpreise sich ändert. Aus der Gebunden heit und Gemeinsanrkeit der ganzen Volkswirtschaft heraus folgt, daß diese Wendungen, die auf dem Nahrungsmittelmarkt vor sich gehen, für Sie von einschneidender Bedeutung sein werden. Es ist Wohl nicht zuviel gesagt, wenn man behauptet, daß in diesem Jahre die deutsche städtische Bevölkerung, die 10 Mil lionen Industriearbeiter, mit den daran hängenden Menschen leben rund 35 Millionen, zum größten Teil gelebt hat von Auslandsmehl, Auslandsschmalz usw. Diese Werte sind herein gekommen zum größten.Teil imWege des Kredits. Wir haben in diesem Jahre — das ist der kurze und klare Sinn dessen, was wir hinter uns Haben — nicht nur eine Renten bankhypothek verzehrt, sondern wir haben außerdem gelebt zum größten Teil von einer unbezahlten Einfuhr von Mehl und Schmalz, nicht gerechnet die Bananen, Trauben, Apfelsinen oder alle möglichen anderen Herrlichkeiten. Es wäre sehr schön, wenn diese Lebensweise aus die Dauer fortgesetzt werden könnte. Genau so aber, wie ich vor ein oder zwei Jahren Ihnen im engeren Kreise immer gesagt habe, daß der Schlußpunkt der Inflation kommt, daß man auf die Dauer nicht von Papier leben kann, genau so muß ich Ihnen sagen: Es kommt der Schluß- Punkt dieser abermaligen Periode des — kurz gesagt — aber maligen Schwindels und Scheins und der Täuschung, in der wir uns augenblicklich noch befinden. Auf die Dauer kann man nicht von Auslandkrediten leben. Wir haben in den ersten fünf Monaten des Jahres eine Mehr einfuhr von 1,3 Milliarden gehabt. Diese Einfuhr hat sich zum grüßten Teil umgesetzt in Nahrungsmitteleinfuhr, von der die städtische Bevölkerung gelebt hat. Nun aber sind die Verhält nisse draußen auf dem Weltmarkt entscheidend. Auf dem Welt markt haben wir hinter uns drei oder vier Jahre des Nahrungs- nrittelüberflusses. Dieser Nahrungsmittelüberflutz in jenen Län dern ist die Folge der großen Erweiterung der Produktion, welche der Krieg mit sich gebracht hat. Die Angelsachsen, die Amerikaner in den Vereinigten Staaten, die Kanadier und Argen tinier haben während des Krieges die umgekehrte Politik ge trieben wie wir. Sie haben den Preis für Brotgetreide von I Dollar auf 3X Dollar Hinaufgetrieben und haben dadurch eine riesenhafte Vermehrung des Anbaus erreicht. Dieser ver mehrte Anbau hat bestanden zunächst einmal noch unter der hohen Bezahlung bis zwei Jahre nach dem Kriege. Dann wur den die hohen Preise abgebaut, aber an ihre Stelle traten Staatskredite, und dieser übergroße Anbau wurde weiter durch gehalten. Dies führte zu einem Druck, einem Verschleuderungs druck, der die Waren nach Europa trieb, nach England, nach Deutschland, in Form von Krediten. Denn alle diese Ausland kredite, wenn sie was wert sein sollen, müssen bestehen in Roh materialien oder Nahrungsmitteln. Dieser Verschlcuderungs- druck von drüben wird aushören. Er ist schon im Aufhören, die Preise drüben sind um 5025 gestiegen. In ihrer leidlich reellen Währung, die die Leute drüben haben, bedeutet diese Preis steigerung etwas ganz Enormes. Nunmehr sind die Leute drüben nicht mehr in der Notwendigkeit, ihren Überfluß an Nahrungsmitteln abzuführen nach Europa zu jedem Preis. Das hört aus, und dadurch hört der Zustand in Deutschland auf, daß große Teile der deut schen städtischen Bevölkerung von der Kredit einsuhr von drüben leben. Das hat die Wirkung, daß bei uns die Preise steigen werden. Sie sehen neuerdings, daß die Preise des Getreides fortgesetzt steigen. Das wird nicht ohne ernsthafte Wirkung bleiben, und darum werden wir auf der ganzen Linie eine Preissteigerung bekommen, die sich in allem fühlbar machen wird. Ich glaube nicht, daß diese Preissteige rung durch eine Verkehrstarifermäßigung von 10^ oder durch eine Kohlenpreisermäßigung von ION aufgehalten weiden kann, denn wir müssen bedenken, daß unsere Verkehrstarife 17025 der Vorkriegszeit betragen, daß diese Ermäßigung relativ wenig ist. Börsenblatt f. dev Deutschen Buchhandel. 91. Jahrgang. Nun, was für Folgerungen sind Wohl daraus zu ziehen? Ich glaube, meine Herren, daß ich in einem ähnlichen Kreise voriges Jahr sagte: Wir müssen mit aller Gewalt von der Höhe der Preise herunter! Ich kann Ihnen das heute als prak tischen Rat nicht mehr geben. Wenn wir auf der Produktions seile eine Steigerung der Preise erleben, dann können natürlich die Verkaufspreise nicht herunter. Wir müssen rechnen mit einer neuen Welle der Teuerung. Das ist hauptsächlich die praktische Tatsache, die ich mich für verpflichtet halte, Ihnen heute an dieser Stelle vorzutragen, weil sie die zentrale Tat sache der deutschen Volkswirtschaft in dem nächsten halben oder ganzen Jahre sein wird. Wir haben das Dawesgut- achten angenommen in der Hoffnung, daß damit eine Zeit von Auslandkrediten er öffn et wird. Ich fürchte, daß es umgekehrt der Schluß sein wird für die Zeit der Aus landkredite. Im übrigen möchte ich die Frage nochmals stellen: Wenn Sie sich ganz Deutschland vorstellen als ein großes Geschäftshaus, welches nur noch die Hälfte seines Kun denkreises und seines Absatzes, dafür aber einen verdoppelten Produktionsapparat hat, kann man, darf man diesem Volke helfen wollen durch Auslandkredite? Was wir vom Auslande brauchen und verlangen sollen, sind Märkte, aber nicht Kredite, oder Kredite nur insoweit, als sie Aufträge sind. Da wir aber Kredite hereinbekommen haben, weil die Leute draußen Waren abzugeben hatten, zum größten Teil Fertig waren, haben wir dadurch unsere Landwirtschaft zunächst einmal in eine ganz gefährliche Lage gebracht, welche sich jetzt wendet. Aber ich glaube, sehr viele Fertigindustrien dürfen eigentlich Kredit nur annehmen, wenn sie als Rohkredite zugleich dazu die Aufträge bekommen, um Himmels willen aber nicht in Form reiner Finanzkredite. Ich komme nun zu dem 3. Kapitel, das ich Ihnen vortrage und überschreiben möchte mit Neuland. Es liegt mir nichts ferner, meine Damen und Herren, als etwa in diesem oder in irgendeinem anderen Kreise Deutsch lands eine Art Wirtschaftspessimismus zu predigen. Wenn ich sage, daß der Zustand, den wir heute haben, der Tiefpunkt nicht ist, sondern im Gegenteil eine Episode, in der Deutschland sich mal wieder sattgegessen hat, zwischen einem vorhergehenden Jahre der Not und einem kommenden Jahre des Mangels, wo wir uns aus andrer Leute Kosten, auf Auslandskosten wieder in Form gesetzt haben, so liegt mir doch nichts ferner, als Ihnen grau in grau zu malen. Zeiten des Reicherwerdens sind für ein Volk Zeiten der Gefahr an Leib und Seele, nicht nur der moralischen Gefahr, was das Ernstere ist, sondern auch — ich sage Ihnen das als Arzt — der hygienischen Gefahr. Zeiten der Verarmung, wie diejenigen, in denen wir uns jetzt befinden, bekommen einem Volke viel besser, wenn auch die Ziffern von den 10 Millionen Arbeitern, von denen 5 Millionen zurzeit keine Ausfuhr haben, sich bedrohlich und gefährlich ansehen. Ich weise darauf hin, daß durch die Wendung, die da kommt, sehr leicht eine Exportmöglichkeit der deutschen Industrie sofort wieder in Erscheinung tritt. Aber ich will diesen Gedanken nicht weiter spinnen. Die Engländer haben ein Wort: Id« wost imporwm Das Wichtigste bei der Arbeit ist Fröhlichkeit und Tapferkeit des Geistes bei der ArbeitI Wir Deutschen insgesamt gleichen einem Matrosen auf einem Segelschiff im schlimmsten Sturme, der, wenn er auf der Raa sitzt und die Raa bald hier, bald dort in die Wogen taucht, sein Lied singt, als wenn er den Sturm übersingen wollte. Es ist nicht wahr, daß dieses Hinunterschrauben des Materiellen in Deutschland nun einen Zusammenbruch bedeuten müßte. Keineswegs, im Gegenteil. Cs ist der unentbehrliche Druck der Not, um die Einstellung herbeizuführen, die uns die Not ver schwinden macht. Wir brauchen nur hinuntergedrückt zu werden aus eine allgemeine Lebenshaltung in den Familien, wie sie bei unseren Vätern und Großvätern war: dann ist das Exempel is«3
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