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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.07.1924
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- 1924-07-30
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- 30.07.1924
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10034dbrseublatt f. d. Dtscha. vuchvander. Redaktioneller Teil. ^ 177, 30. Juli 1924. wenn sie nicht von neuem wieder ansgclegt werden. Little, Brown L Eo. verwirklichen diese buchhänblerische Lebensfrage und haben vevft-cht, die jährliche Produktion an Romanen auf eine bestimmt Anzahl zu beschränken. »In siin'f Jahren, 1919 bis 1923 einschließlich, haben wir im ganzen 106 neue Romane herausgebracht; von 33 davon haben wir im Jahr des Erscheinens wen.iger als 5000 Exemplare ln den Vereinigten Staaten verkauft; von 72 wurden über 5000 Exem plare abglsetzt, und diese mögen als einigermaßen erfolgreich betrachtet werden; unter diesen 72 Romanen sind von 36 über 10 000 Crem- plare abgesetzt worden. Aus diesen Zahlen möge jeder einigermaßen buchhändlerisch Geschulte schließen, daß wir sehr vorsichtig in der Auswahl unserer Romane gewesen sind, und daß eine große Anzahl der während dieser Zeit von uns veröffentlichten Romane Bücher waren, bei denen es sich für den Buchhändler wohl verlohnt, ihnen einen Platz auf seinem Ladentisch einzuräumen«. Herr Horaec Liveright in Firma Boni L Liverrght glaubt, das; im Grunde Herrn Ryes Vorschlag gesund ist, uud erklärt: »Viole, viel zu viele Bücher, besonders Romane, werben verlegt. Als ich Mitglied der ,Verleger-Vereinigung' wurde und auch später sprach ich mit einigen der führenden Verleger uns fragte sie, ob sie nicht glar bleu, daß es n cglich sei, eine Art von ehrenwörtlicher Verein barung, die nicht gegen das Gesetz verstoße, zu treffen für die Ein schränkung der Ron an-Prodnktion. Ich schlug erst vorige Woche den Leitern der zwei größten Verlagshäuser in Amerika vor, wir wollten für unsere Roman-Herausgabe einen Treiljahr-Turchschnitt nehmen und uns verpflichten, in den folgen den drei Jahren unsere Produktion auf 50 ober 60 Prozent dieses Durchschnitts sestznlegen. Die Be denken gegen einen solchen Schritt find gewiß sehr verschieden und sicherlich auch nicht unberechtigt. Znm Beispiel ist es eine gewilsse Ungerechtigkeit gegen neue Autoren, denn bei dem vorherrschenden ziemlich niedrigen Geschmack des großen Publikums ist es wahrschein lich, daß die feineren und besseren Bücher eher eingeschränkt werden als die wertlosen, aber leicht verkäuflichen. Meine Gegner wiesen auf viele solche Eiunände hin und sagten, soweit es sie beträfe, so würden sie nie etwas verlegen, was sie nicht selbst für ausgezeichnet hielten. Ob sie ausgezeichnet vom Standpunkt des Absatzes oder vom literarischen Standpunkt aus meinten, kann ich nicht entscheiden, auch nachdem ich sorgfältig ihre Listen geprüft habe. Was mich aulangt, so habe ich mich selbst verpflichtet, Herrn Do-ubicdays ausgezeichnetes Fcldgeschrei »Weniger und bessere Bücher« anzunehmen. Unsere Listen sind kleiner gewesen als die von den meisten Verlegern des Landes, aber ich gestehe, daß sie immeir noch länger find, als sie sein sollten. Für die nächsten zwei Jahre wird zum mindesten unsere Herausgabe von Romanen noch kleiner als in den vergangenen zwei oder drei Jahren sein«. Nichtsdestoweniger gibt cs Verleger, die glauben, Herr Nye sei vollständig im Irrtum- Mit Bezug aus die Firma Harper and Brothers sagt Herr Henry Hoyns: »Wir betrachten Herrn Nyes Äußerung als so unwichtig, daß wir nicht die Absicht haben, daraus zu erwidern«; und Herr Charles Scribner schreibt: »Ich las die Bemerkungen von Herrn Nye, aber sie scheinen nicht wert zu sein, daß man ihnen Aufmerksamkeit schenkt. Sie sind sehr flüchtig und drücken nicht die genaue Meinung der Buchhändler aus. In Wirk lichkeit gibt es nur wenige Verleger, die Pressen haben, ,die in Gang gehalten nerden Nüssen'«. Herr W. Morgan Shuster von der Cen- tur)' Comp, nimmt fast dieselbe Stellung ein, und die Lage erscheint auch den Herren Hareourt, Brac« L Co. alles andere als alarmierend; deren Präsident Herr Alfred Hareourt bemerkt: »Es ist mein Eindruck, daß weniger neue Bücher von der A-rk, wie sie der Durchschnittsmensch in seiner Buchhandlung zu finden erwartet, jetzt erscheinen als vor dem 9 rüge. Tiefe Titel, ohne di'e Pamphlete, Fortsetzungen und Priratdri ckc, wachen keine so erschreckende Zahl aus. Es ist sicher wahr, daß jetzt mehr Bücher als je zuvor in diesem Sande gekanfl wenden. Schon die Listen der meistgekausten Bücher beweisen dies. Vor 15 Jahren standen 6 Bücher auf der Liste; jetzt werden im Buch handel in derartigen Berichten oft 15 meistgckaufte Romane unid 15 lueißgekauste Bücher auf anderen Gebieten angeze'igt. Ich möchte wetten, daß von Thaycrs ,Leben und Briefe John Hays', der her vorragendsten Biographie des betreffenden Jahres, die vor dom Kriege erschienen und einem Manne gewidmet war, dessen Laufbahn sich von Lincolns Privat-Sekrctär bis zum Staatssekretär Rooseoelts er streckt hatte, im ersten Jahre nicht ein Drittel soviel Exemplare ver kauft wurden als von Walter H. Pages ,Leben und Briefe', die im Jahre 1922 zu einem doppelt so hohen Preis erschienen. Jeder Verleger kann Beispiele an führen, die das starke Anwachsen von wert vollen Büchern aus dem Markte zeigen. Anch finden fortwährend Auktionen guter Bücher statt. Cs ist besonders charakteristisch für den an eritanischcn 8üchernvvkt, daß große Absätze durch eine Art Durchsickerung zustan'dekommen, indem sich nämlich gesp-rächs-iveis« der b'uf eines besonderen Luches von einem literarischen Zentrum zum > kern und ron jedem Zentrum aus in dem unter seinem Einfluß tehendcn Kreis verbreitet. Dieser Prozeß braucht Zeit, aber er iihrt dazu, wenn ein Buch soviel Lebenskraft hat. die Diskussion oarül'-er und den Absatz zu verlängern. Natürlich, wenn alle Schrift- .eller vom Himmel gesandte Genies wären oder alle Verleger un- ehlbare Richter, oder alle Sortimenter allwissende Einkäufer, so ^>äre das Problem des Buchhändlers, der die Aufgabe hat, die Bücher lszuwählen, um sie den Kmiden anzubieten, sehr einfach; es würde inch aufhören, Genugtuung zu bereiten. Ter Kalifornische Buch- ändler, der sich die Zeit nahm, einen Teil von Minck in tüe dlakinZ' n lesen, als ihm der Reisende des Verlegers einige Probebvgen zeigte, ich der dann eine erste Bestellung anfgab, die dein Verleger in Staunen setzte, verkaufte wohl über 1000 Stück in seinem eigenen aden; er nutzte sein Urteil aus, verdiente Geld, befriedigte seine Kunden und freute sich seines Geschäfts«. Herr Georg Palmer Putnam glaubt nicht, daß irgendein Ver leger ein Buch annimmt, um »seine Maschinen in Gang zu halten«, weil jeder dafür zahlen muß, »die Maschinen im Gang zu halten«, nd daß nur Bücher, die das Publikum wünscht und kaufen will, >ie Maschinen bezahlt machen. Herr Putnam sagt dann weiter: »Tie Bohau'i'tung, Laß der Verleger das Bestreben hat. zu versuchen, wie* 'iel und nicht wie wertvolle Bücher er in einer bestimmten Zeit ver legen kann, ist wildersinnig. Ich glaube wirklich nicht, daß der Ver fasser dies wörtlich meint. Ganz gewiß, zuviel Bücher erscheinen heutzutage, aber wer kann entscheiden, was die richtige Zahl ist? Unser eigener 8 erlag hat ungefähr 10 Prozent weniger Werke im vergan genen J chr Herausgel recht als in den früheren Jahren und hat in den letzten sechs Jahren durchschnittlich die gleiche Anzahl neuer Werke wbracht. Uns selbst wäre nichts lieber als ,weniger und bessere Bücher'. Aber jede Woche sind wir vor eine neue Entscheidung gestellt, nenn ein neuer unbekannter Autor austaucht! Es liegt eine Hoff nung nicht allein in dem Anerbieten, sondern kn der Möglichkeit, was der Autor alles noch in Zukunft schreiben könnte. Seldstverständlich sind wir darauf aus, schon aus eigennützigen Gründen, den Antor di rchzusetzen. Tas Sicherheitsventil des Absatzes reguliert ziemlich sicher den Enthusiasmus des Verlegers bei Vier Ausnahme neuer Autoren. Wenn ein genügendes Verhältnis von Verkaufs-Erfolg nicht ausrccktcrhalten wird, so macht der Verleger Bankrott . . . . Und dies hebt zu guter Letzt eine Drohung auf. da durch sein Aus scheiden die Flut des Buchmachens sich von selbst stark rerringert«. Berr R. N. Linscott von der Firma Houghton, Mifflin Company schreibt: »Was uns selbst ankangt, denen es ferne liegt, nnr um die Maschinen in Gang zu halten, zu verlegen, so lehnen wir fortlvährcnd vexdienstversprechende Angebote ab, da wir bereits die Grenze unserer a>gcublicklichen Produktions-Möglichkeit erreicht haben. Die Manu skripte, die wir jetzt für die Veröffentlichung bestimmt haben, sind einzig nach ihrem Wert anSgcwählt und weil sie nach unserer Ansicht den Bedürfnissen des lesenden Pnbkikums entsprechen. Ferner darf nicht vergessen werden, daß der Verleger eine Verpflichtung sowohl gegenüber dem Autor als auch gegenüber dem Buchhändler und dein Büchcrkäuscr hat. Ein Mann oder eine Frau, die vielleicht jahrelang gebraucht haben, um ein Buch zu schreiben, würden einen berechtigten Anlaß zur 9 läge haben, wenn die Veröffentlichung nnr aus dem Grunde verweigert würde, daß der anfängliche Verkauf nnr unbe deutend wäre. Iw der Tat, w-enw dies als einziger Beweggrund genommen würde, so hätte eine große Anzahl literarischer Meister werke niemals das Licht des Tages erbtickt. Unser Gefühl ist, das; dies gruidsätztich eine Angelegenheit ist, die das Gesetz von Angebot und Nachfrage bltrifft. Eine Uberproduktton an Büchern, wie auch jeder anderen Ware, ist letzten Endes so fatäl für den Produzenten wie au-ch für den Verkäufer. Aber es mnß sich die Ansicht festsetzen, daß der Lescgcschmack nicht normalisiert werden kann, und es ist die P sticht der 8 crleger, alle wo hl begründeten Wünsche des Bücher kaufenden Paibtikums zu erfüllen«. Inzwischen bespricht die Presse die Angelegenheit mit lebhaftem Jwtercssc. Nichts konnte mehr Entsetzen Hervorrufen als das reget- mäßige Erscheinen der Pfannkuchen-Romane, bemerkt die »New Dort Adend-Wett«, die sic »verrückt in der Anssassung und unendlich schlecht in der Nachlässigkeit ihrer Ausführung« nennt und hinzusügt: »Der Evsokg ist für beide verheerend, sowohl für den literarischen Künstler wie anch für den Geschmack des Publikums, nicht zu erwähnen die Selbstachtung des Kritikers. Zwei Drittel der Romane, die jedes Früh-
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