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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.07.1924
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- 1924-07-18
- Erscheinungsdatum
- 18.07.1924
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Redaktioneller Teil. ^ 187, 18. Juli 1924. Verband des Deutschen Kunst- und Antiquitätenhandels. Am 25. Juni fand in der Münchener Handelskammer die gut be suchte Generalversammlung des Verbandes, in dem das Antiquariat durch 41 der bedeutenderen deutschen Häuser vertreten ist, statt. Dem von dem 1. Vorsitzenden, Kommerzienrat Siegfried Drey, er statteten Jahresbericht entnehmen wir einige Ausführungen, die auch für den Gesamtbuchhandcl Interesse haben dürften. »Bei einem Rückblick auf das vergangene Jahr erleben wir die traurigste Entfaltung der Tragödie unseres Währungszusammen bruchs. Ein Jahr des wilden Kampfes gegen die Geldentwertung liegt hinter uns. Wir erlebten den Todessprung der Papicrmark und das Aufleben der Rentenmark und mit ihr die Hoffnung auf eine Gesundung. Wir glauben heute, auf ein Trümmerfeld unserer Wäh rung zu blicken, aber es ist schwer, die wirtschaftlichen Verhältnisse jetzt einer scharfen Kritik zu unterziehen. Wenn wir im vergangenen Jahre Enttäuschung auf Enttäuschung erlebten, so haben wir doch bis Erfüllung eines Höffens erlebt, das ist die Stabilisierung, die uns die Nentenmark gebracht hat. Die Rentenmark gilt als die am stärksten gedeckte Währung in Europa. Die ganze deutsche Wirtschaft haftet mit einem Teile ihres Vermögens dafür. Ich glaube, wir können mit Vertrauen an die Stabilisierung unserer Währung denken. Allerdings hat es den Anschein, als habe das vergangene Jahr zivei Dinge unserer Wirtschaft stabilisiert, d. i. die deutsche Währung und die Geldknappheit. Gefahrdrohend hat sich die Geldknappheit bei uns eingenistet, und noch fehlt uns der Ausblick, wann uns das Heilmittel dagegen gereicht wird. Wir müssen durch die Krisis der Geldknapp heit hindurch zu neuer Gesundung. Viele Ausartungen des wirtschaft lichen Lebens in Deutschland sind auszumerzen, es mich wieder ruhige, richtige Kalkulation der Geschäfte erfolgen und der gute Ehrenname des deutschen Kaufmanns muß im In- und Ausland wieder erglänzen. Der Kunst- und Antiquitätenhandel hat Ursache, sich Rechenschaft abzulegen, ob das vergangene Jahr ihm eine erhoffte «Besserung, und wenn auch nur eine kleine, gebracht hat. Bei all den Besorgnissen, die uns bedrücken, möchte ich doch eine Bejahung für eine Besserung einlegen. Die Stabilisierung unserer Währung hat uns eine Besserung gebracht. Der Star ist uns gestochen worden. Durch die Stabili sierung ist uns ein« Verblendung genommen, in der wir lebten. Im vergangenen Jahre lebten wir von trügerischen Gewinuen, von ver meintlichem Wohlstand, und in Wahrheit lebten wir von der Substanz. Ter Jnflationszauber ist geschwunden. Die Goldbilanz und die Gold rechnung werden dazu beitragen, uns auf festen Boden zu stellen und uns in kommenden Jahren härtester Arbeit ein Fundament zu schaffen, auf dem wir zunächst wohl in kleinen Verhältnissen, aber hoffentlich in gesunden Verhältnissen weiter arbeiten können. Wir sind arm und ärmer geworden, aber nach dem französischen Sprichwort ,ä quelgus cbose malbeur 65t bon* wollen wir die Lehre ziehen, unser wirtschaftliches Unglück soll uns in unserer Geschäftstätigkeit zur kauf männischen Vorsicht in Zukunft erziehen. Wir haben uns von den aufgeblähten Ziffern täuschen lassen, und nun spricht die nackte Wahr heit zu uns. Solange deutsche Industrie und Handel im Siechtum liegen, solange wird auch der Kunst- und Antiquitätenhandel in Deutsch land leiden. Die Tugend der besiegten Völker ist die Geduld. Auch für uns heißt es: Geduld und Hoffnung auf den Wiederaufbau. In den Zeiten geschäftlichen und wirtschaftlichen Rückgangs fühlt der Handel am stärksten die Belastung durch Steuern. Das ver gangene Jahr hat uns Steuern in einer Höhe und Mannigfaltigkeit gebracht, daß sie uns Niederdrücken müssen. Wenn es so weit gekommen ist, daß der Staat zur Einnahme seiner Steuern rücksichtslos die Sach werte und die Substanz erfaßt, so ist dies Steuerbolschewismus, der viele Betriebe einerseits zum Erliegen, andererseits zur Geschäfts emigration treiben, muß. Aus dem Sammelwerk unserer Steuern ragt kraß die Luxussteuer heraus, deren Ungerechtigkeit und Unzweck mäßigkeit für den Kunst- und Antiquitätenhandel sich gerade in den Zeiten des Geschäftsrückgangs besonders deutlich dokumentiert. Es erscheint kaum glaublich, daß die Iv^ige Luxussteuer für den Kunst- Handel noch immer besteht. Für viele andere Geschäftszweige, bei denen die Eigenschaft des Luxusgeschäfts weit mehr in die Augen springt, wurde die Luxussteuer abgeschafst. Die Luxussteuer trifft im besonderen den Schassenden, den Arbeitenden, wenn sie den Rückgang, die Unmöglichkeit des Verkanfens bedingt, bzw. mitbedingt. Wir haben im Lanfe des Jahres uns mannigfach für die Aufhebung dieser Ertra- steuer bemüht, aber trotz wohlwollender Beurteilung der Sachlage bei der bayerischen Negierung haben wir bei den Reichsbehörden noch nicht die Erfüllung unserer berechtigten Forderung erreicht. Nur allzu leicht konnten wir Nachweisen, wie stark der Rückgang des Umsatzes im Kunst- und Antiquitätcnhandel geworden ist und wie gering der Ertrag dieser Sondersteuer gegenüber den Kosten der Steuererhebung war und ist. Der Kunst- und Antiquitätcnhandel befindet sich in einer schweren Krisis, die durch Deutschlands wirtschaftliche Katastrophe und nicht zuletzt durch die Geldknappheit bedingt ist. Die Geldknappheit ist eine Begleiterscheinung der Stabilisierung. Geldknappheit und knappes Geld ist gleichbedeutend mit hohem Zinsfuß, und wir werden jür lange Zeit an einem hohen Zinsfuß zu leiden haben. Man spricht viel vom Wiederaufbau. Aber nichts ist wichtiger als der Wiederaufbau des Verantwortlichkeitsgefühls. Unsere Regie rung muß sich der Verantwortung bewußt sein, alles zu tun. um Geld, das ist das Blut unserer Wirtschaft, aus dem Ausland hereinsließcn zu lassen, damit Industrie und Handel neu belebt werden. Den Weg dazu zeigt das Sachverständigengutachten. Möge das Verantwortlich- keitsgefllhl alle politischen Parteien durchdringen. Die Wirtschafts politik muß der Parteipolitik vorangehen. Jeder Parteipolitiker sei dessen eingedenk, daß zunächst unsere Wirtschaft gefunden muß. Eine gesunde deutsche Wirtschaft wird auch unsere Stellung innerhalb der Staatengebilde zur Gesundung führen, und dann wird auch die Zeit wieder für uns kommen, in der nationale Politik und Weltpolitik sich erfolgreich entfalten kann und wird. Wir haben Pflichten und Rechte. Die Pflicht, durch vermehrte Arbeit und Sparsamkeit zum Aufbau unserer Wirtschaft beizutragen, durch Steuerzahlungen im Rahmen des Möglichen den Staat zu stärken. Wir haben aber auch andererseits das Recht, den Schutz des Staates zu fordern und uns nicht durch exorbitante Steuern das Lebensmark aussaugen zu lassen. Der Staat darf nicht nur Geldnehmer seiner Staatsbürger sein, die Förderung der Erwerbsstände ist seine vor nehmste Pflicht.« Nach einem glänzenden Referat des Verbandssyndikus 0r. Schub über »Die Wirkung der Luxussteuer und der Einkommensteuervoraus zahlungen auf den Kunst- und Antiquitätenhandel« wurde nachstehende Resolution, die an die zuständigen Behörden weitergeleitct wird, ein stimmig angenommen: »Die heutige Generalversammlung des Verbandes des Deutschen Kunst- und Antiquitätenhandels erachtet es als eine Existenzfrage für ihren Geschäftszweig, daß die 15^Lige Luxussteuer auf Gegen stände des Kunst- und Antiquitätenhandels beseitigt und die Umsatz steuer, sowie die Einkommen- und Gewerbesteuervorauszahlungen auf ein erträgliches Maß herabgesetzt werden. Ohne Beseitigung der Luxussteuer und ohne erhebliche Ermäßigung der Umsatzsteuer, der Einkommens- und Gewerbesteuervorauszahlungen ist es nicht möglich, den verlorenen Auslandmarkt wiederzugewinnen und ein bescheidenes Jnlandgeschäft zu entwickeln. Die Unternehmungen müßten zum Erliegen kommen, wenn die Luxussteuer, die fich zu einer Sonderbesteuerung des Kunst- und Antiquitätenhandels ent wickelt hat, nicht aufgehoben werden sollte. Der Verband des Deut schen Kunst- und Antiquitätenhandels hat zu den berufenen Behörden und Organen das Vertrauen, daß sie sich seiner aus der dringendsten geschäftlichen Notlage geborenen Forderung nicht entziehen und der Einsicht nicht verschließen werden, daß der Fortbestand der Luxus steuer den Untergang des deutschen Kunst- und Antiquitätenhandels bedeutet«. E. H. Zum Neubau des Kredits.*) In einer Zeit wie der heutigem, die von Kredit sorgen schwerster Art erfüllt ift, greift man begierig nach einer Schrift, die einen Ausweg aus dem immer unerträglicher werdenden Verhältnissen oder doch zumindest eine Linderung der bestehenden Kreditnot verheißt. Vor Enttäuschung bewahrt bleibt dabei allerdings nur der, dem klar ist, daß es gegen wirtschaftliche Nöte keine Wunder wirkenden Rezepte und Allheilmittel gibt, sondern nur durch das Zusammenwirken ver schiedenster Faktoren ein allmählicher Gesumdungsprozeß erzeugt wer den kann. Da die Kreditgewährung im allgcmeimen ein Akt freier Entschließung ist, wenn sich auch unter bestimmten Voraussetzungen eine gewisse Zwangsläufigkeit bemerkbar macht, wofür die inter nationale Verschuldung bezeichnend ist, so stellt sich die Hallptlösumg der Krcditfragc als eine Bildungsangelcgenheit dar, d. h. als ein Problem der Erziehung des Kaufmanns zum richtigen Verständnis von Aufgabe und Wesem des Kredits. Von dieser Erkenntnis aus gehend beschränken sich die Vorschläge des Verfassers zur Hebung des *) I)r. kalter dlalilber^. 0. Oloeekner, I^eipLiZ 1924. 58 L. 2.40 6m.
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