81 Itz Börsenblatt f. d. DIschn. Buchhandel. Fertige und Künftig erscheinende Bücher. „V 133, 7. Juni 1924. Hier hat man eine Leistung vor sich, die sich den bedeutendsten Schöpfungen des historischen Romans zugesellt. (Köln.DolKsztg.) Lulu von Strauß und Torney Der jüngste Tag Roman aus der Wiedertäuferzeit, br 5.—, Ganzleinen 6.50 Lulu von Strauß und Torney hat in diesem ihrem letzten Roman mit einer an ihre kernigsten Balladen erinnerndenBildkrastdieEuropaerschütterndenAuswirkungenreformatorischerJdeendesMittelalters lebendig gemacht. Mit vollendeter Beherrschung des Stoffes gestaltet sie die Ereignisse religiöser Echw ärmerei im engen Rahmen eines westfälischen Dorfes zu einem großen Zeit- und Sittcngcmälde. Universitätsprofessor Laus Naumann in „Deutsche Dichtung der Gegenwart": Eindringlich und mit starker Plastik hat Lulu von Strauß in ihrem „Jüngsten Tag" Dorf und Leute in die glühende, sonnenver- brannte, staubgraue westfälische Landschaft von 1535 gestellt. Aber es handelt sich dabei nicht mehr um die Technik der alten Milieu- und Leimatskunst, die ihre Plastik aus der summierenden Aneinanderreihung ungezählter gutbeobachteter Einzelheiten gewann, sondern um die Technik der Vision und des konzentrierten intuitiven geistigen Schauens. Diese neue Plastik ist aus der Kraft der Irrationale geboren, und mit derselben künstlerischen Kraft des Irrationalen ist auch das Numinose jener Sommerlandschaft erfaßt und hat in seltsamen Dämonenfiguren Gestalt gewonnen. Aber auch im Listorischen ist jedes museumhafte Requisit gefallen, alles ist in unbestimmter, überzeitlicher Irrealität gelaffen. Es handelt sich vielmehr um jene ewigen Typen, die immer einmal wieder erscheinen, wenn die Zeiten dazu reif und erfüll« sind. Lind es handelt sich unter all diesen fiebernden und ausgcdörrten Gestalten, die in chaotischer Gemeinde den Jüngsten Tag erwarten, um Menschen wie die um Emanuel Quint, die das Nahen der Lerrlichksit sehen. Lind der Narr des Jüngsten Tages — Tile Mohmc, die Lauptfigur des Romans — ist aus seiner westfälischen Leimat mit derselben Wurzelhaftigkeit erwachsen wie Lauptmanns Narr in Christo aus seiner schlesischen. Der Gral: Schwer ist das Buch in seiner Nibelungentragik, schwer auch in seinem überbefrachteten Stil. Wie bei Dosto jewski wächst hier alles ins Gespensterhaste, und wiederum wie bei Dostojewski liegt doch der Ausgangspunkt immer im Wirk lichen, so daß sich Realismus und Symbolismus in merk würdiger Weise ineinander verweben. Der Roman ist ganz gegenständlich. Reine Kunst. Zeitlos, wenn man will. Nur Leben und Geschehen. Deutsche Tageszeitung: Die Sprache wendet den alten kräftigen Chronikastil mit großem Glück an und zeigt, wie zu neuem Inhalt neue Ausdrucksformen geschaffen werden können, ohne daß der Dichter der Sprache expressionistische Gewalt antut. PreußischeJahrdücher: Die Beherrschung des bäuerlich landschaftlichen Kolorit« ist vollendet. St. Galler Tagblatt: Balladengeist, wuchtig, groß, summierend haust auch in diesem Roman. L iter ar is ch es Z en tra l d ialt: Lulu von Strauß und Torney ist uns mit diesem Roman die westfälische Landel-Mazzetti geworden. Lulu von Strauß und Torney / Der Tempel Ein Spiel aus der Renaissance, kart 1 In der Art Gobineaus hat die Dichterin hier ein dramatische« Bild aus der Zeit der Renaissance gestaltet, nur kraftvoller, gegenwärti- gcr und in einerSprachs, dieMusik ist. In dieser Dichtung ist der grandios-heidnischen Diesseitsbejahung desCondottiereSigismondo Malatesta ein zweiter Tempel erbaut worden. — Das Werk liegt bereits in einem numerierten Privatdruck (jetzt vergriffen) vor. Die neue Ausgabe erscheint anläßlich der Lraufführung in Dortmund, der in Kürze weitere in anderen Städten folgen werden. /m 6. Tallre/rak uo,: Neif steht die Saat. Neue Balladen, br 2.50. geb 4.- Lr/rmaüF« I/oEFLa/rAxSo/.- /aüs Srr 25. /Ä,»' a«/ öeL'eFMaiem Ltte/ öerLW mL -M T Eugen Diederichs Verlag in Jena