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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.06.1924
- Strukturtyp
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- 1924-06-02
- Erscheinungsdatum
- 02.06.1924
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- Deutsch
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7808 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 128, 2. Juni 1924. Od' waren Raum und Zeit, die seiner harrten, Und sein Gefühl entwurzelt und verwaist. Ta schufen Trotz und Sehnsucht ihn zum Manne. Aus Licht und Erde baute er sein Reich. Und wie der Adler Liber Kluft und sinstrer Tanne Äugte sein Geist nach Beute hungerbleich. Und alle Tinge kamen hergekrochen Und schmiegten sich in seine Herrscherhand. Er teilte Zeit in Jahre, Monde, Wochen Und grub sein Denken in den Stein und Sand, lind reihte schöpferisch die Stunden wieder Zur neuen Ewigkeit. Es starb der Fluch. All sein« Kämpfe, seine Liebeslieder, Sein Erdenwi'n.seln, seinen Sonnenslug Leben wir weiter, lesen wir: Sein Buch! Wie leuchteten die Augen märchentrunkeu, Als Grimm und Andersen bei uns gewacht. Wie wob der Osten seine Farbensunken Um Tausendundeine Nacht. Und heimlich nachts bei mattem Kerzenlichte Aus grüner Insel . . wir bei . . Robinson. Münchhausens Schnurren, Gullivers Geschichte — Wir lasen sie zum fünften Male schon. Und wie zwei Männer einst am Manzanares, Die König Philipp sah, so lachten wir: Beim tapfern Ritter Don Quixote war es Und Sancho Pansa, aller Knappen Zier. Wie schlug das Herz, als wir in jungen Tagen Die Nibelungen lasen. Hagen u n s ersticht. Die ganze Liebe Siegfried! — Heut die ganze Hagen! So drängt vom Glück sich das Gefühl zu Pflicht. O du sorglose, eifernde Kinderzeit: »Uns i st in alten m a e r e n Wunders vil gesei t.« Und nun, Herr Walther, eile frisch herbei! Sing uns dein minniglich Tanbaradei! Es kam die Jllnglingszeit mit Sturm und Drang. Und Schillers Räuber wurden unsre Nöte. Dazwischen aber liebesselig sang Mit uns im Mai der junge Wolfgang Goethe. Längst über die Heide die Winde weh'n: »Sah ein K n a b' einNösletn stehn . . . .« Wir wanderten durch Deutschlands Vuchendom Mit Eichendorff und unserm Wandsbek-Boten. Und fanden doch noch Zeit zum »Kampf um Nom« Und kämpften Seit' an Seite mit den Goten. Und weiter trieb die Wanderlust uns jäh Ans blaue Meer, zum Land der Griechengötter. Wir irrten mit dem Held der Odyssee. Hier Skylla! Dort Eharybdis! — Wo ein Netter?! — Da holten Storm und Scheffel uns zurück Und Mörikc, der biedre, treue Schwabe. Durch alte Gassen ging mit uns ein Stück Behaglich plaudernd — schalkhaft Wilhelm Naabe. Die Droste sang Westfalens dunkle Weise. Die Mark durchblitzt Fontanes frischer Geist. Am Wannsce ragt ein Stein . . . Wir rannten leise Vom Fremdling dieser Erde: Heinrich Kleist. Da wuchs aus Daseinsfreude — Pflicht und Arbeit. Das Schicksal bog den Wipfel stiirmzerzaust. Die Sonne rang sich durch zu heitrer Klarheit: Auf Goethes »Egmont« folgte letzt der »Faust«. Geist, las; durch Finsternis die Wahrheit blitzen: »Erwirb dir alles, um es zu besitzen . . .« Nun komm, mein alter Freund, du liebes Buch, Auch du, der strengen, ernsten Wissenschaften, Der Künste auch — genug, ist nie genug! — Ihr stärktet uns, wenn wir im Kampf erschlafften. Wir durften stets euch in der Nähe haben. Und schickten wir euch fort auch mit Gebrumm, Ihr bliebt euch immer gleich mit euern Gaben. Wart echte Freunde, niemals böse drum. In jedem Kleide — war es Leder, Leinen, Auch Pappe nur, ein Werkeltagsgewand — Ließt ihr der Weisheit milde Sonne scheinen Und wart mit Rat und Tat stets ... in der Hand. Wir wollen fernerhin euch lieben und vergöttern Und dankbar schöpfen aus den stillen Gaben Und wollen sinnend in euch weiterblättern, Wenn wir euch längst schon zugeschlagen haben. Nach ihm sprach in Vertretung des Oberbürgermeisters Herr Bürgermeister Ruhr, der den beiden oben genannten Buchhändlern für ihre Mitwirkung dankte und seine Freude über das Gelingen der Ausstellung zum Ausdruck brachte, der die Stadt gern ihre Unter stützung geliehen hätte. Herr Stadtbibliothekar vr. Sulz lEssenj hielt anschließend einen Vortrag über das gute Buch, der eine Fülle von Gedanken und Anregungen öarbot: »Das gute künstlerische Buch bringt uns Konzentration in einer Zeit, die uns unablässig zerstreut. Es eröffnet uns den Sinn für Zusammenhänge und Situationen des Lebens, die wir aus eigenem Erleben nur mühevoll gewinnen würden. Es regt unsere Phantasie an, daß sie nicht ausschließlich im Gigantisch- Amerikanischen ihr Ziel findet, sondern auch im Kleinen neue Farben und Töne entdecken läßt. Es ist der unbeirrbare Spiegel unseres Jchs, unser Freund, der uns jederzeit ein Begleiter und Ratgeber ist. Darum muß das Buch unser Eigentum werden. Immer mehr zeigen sich die deutschen Verleger bestrebt, die Ausstattung ihrer Bücher individuell zu gestalten. Das gute Buch schafft einen Bildungsadel, der das opti mistische Dnrchschnittskaliber des Buchmarktes unnachsichtlich verscheucht. Führer zum guten Buch sind Bibliothekare, Zeitungskritiker und der verantwortungsvolle Buchhändler.« Der nordische Gedanke. — Unter diesem Gesichtspunkt hat es der Verlag »D e u t s ch e G e m e i n s ch as t«, B a d Berkabei Weimar, unternommen, eine Bücherausstellung während der Tagung des Deut schen Ordens und der Teutschgläubigen Gemeinschaft in Bad Berka in der Pfin g st w o ch e zu veranstalten. Die Ausstellung sinket in der Buch- nnd Papierhandlung H. P. Gei st statt. Die ansgestellten Werke können nur besichtigt und einzeln vorgelegt werden. Bestellungen werden dort entgegengenommen, gegebenenfalls stehen die Ausstellungsstücke am Pfingst-Dienstag zur Mitnahme zur Verfügung. Der Verlag will hierzu alle Verlagsfirmen zu tätiger Mitarbeit gewinnen, deren ein zelne Werke sich diesem Gedanken einordnen. Der Besuch der Ausstel lung soll das Wissen über das gesamte Schrifttum germanischer Kultur als Quelle deutscher Weltanschauung fördern und bereichern helfen. Sie wird den größten Teil des deutschreligiösen Schrifttums der neueren Zeit als Hauptabteilung enthalten. Gewünscht wird: Kul turell-Deutsch, nicht Politisch-Deutsch. Propaganda-Völkisch kann nicht verwertet werden. Auch einschlägige Zeitschriften sind erwünscht. Die sich beteiligenden Firmen werden gebeten, Bücher in je einem Stück gebunden und gehestet, größere nur gebunden, mit Remissionsrecht bis 1. Juli 1924 der Ausstellung zur Verfügung zu stellen. Jede interessierte Firma sollte mit ihren Verlagsverzeichnissen, die verteilt werden können, zur Verfügung stehen. Einsendungen bis Donnerstag, den 5. Juni, mit dem Schristvermerk: »Ausstellungsgut« an obige Buchhandlung erbeten. Auf ordnungsgemäße Rückgabe und Schutz der Stücke wird besondere Sorgfalt angewendet. Vorträge. — Ans Wiesbaden wird gemeldet: Unter den künstlerisch-literarischen Veranstaltungen, die in diesem Frühjahr in Wiesbaden geboten wurden, sanden ganz besondere Beachtung zwei Vorträge, die die Buchhandlung Moritz L Mttnzel Juh. vr. Theodor Fach veranstaltet hat. Es sprach am 20. März vr. Valerian Tornius ans Leipzig über »gesellschaftliche Kultur der italienischen Renaissance«. Der Vortrag wurde durch Lichtbilder trefflich erläutert. Am 30. März hielt Geheimrat vr. Oscar Walzel, Professor an der Universität Bonn, einen Vortrag über den »neueren deutschen Roman«. Die geistreichen Ausführungen von vr. Tornius wie die von Geheimrat Walze! fanden begeisterte Auf nahme bei der Hörerschaft, die — was besonders erwähnt werden muß — sich aus wirklich Gebildeten zusammelnsetzte. Prüfung der Geschäftsaufsichtsanträge durch Handelskammern. — Ans Anregung der Düsseldorfer Industrie- und Handelskammer werden nunmehr in Düsseldorf Anträge aus Stellung unter Geschäftsaufsicht von dem Amtsgericht der Kammer zur Prüfung vorgelegt. Auf Grund der wirtschaftlichen Verhältnisse des betreffenden Unkernchmens gibt dann die Kammer ihr Urteil darüber ab, ob die Stellung unter Ge schäftsaussicht am Platze ist, oder ob im Interesse der Gläubiger das Unternehmen nicht richtiger in Konkurs zu gehen hat. Diese Prüfung der wirtschaftlichen Verhältnisse der in Frage kommenden Firmen lie fert eine gewisse Sicherheit gegen eine allzu weitherzige Anwendung der Geschästsaussicht. Friedlicher Ausgang der Tarifverhandlungen im deutschen Vuch- druckgcwcrbc. — Nach zehntägigen Verhandlungen (vom 16. bis 25. Mai), die oft bis in die Nacht hinein dauerten, ist es gelungen, sowohl einen neuen Mantcltarif abzuschließen, wie eine Einigung über
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