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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.05.1924
- Strukturtyp
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- 1924-05-26
- Erscheinungsdatum
- 26.05.1924
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- Deutsch
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Führerqualitäten des Herrn Hiersemann offenbar doch wenig Ahnung, und ich bedaure nur, baß die Abficht, Herrn Hiersemann in den Börsenvereinsborstand zu berufen, nicht verwirklicht worden ist. Aber ich kenne auch sonst im Antiquariat mehr als einen, der im gegebenen Augenblick zeigen wird, baß das deutsche Antiquariat sehr wohl seinen Mann stellt, wenn es sich um sein Schicksal handelt. Auf -die Schlußbemerkung des Herrn Hirsch des näheren «in zugehen, möchte ich mir im Interesse !des lieben Friedens ersparen. Merkt denn Herr Hirsch nicht, daß ich aus meiner Reserve nicht her ausgehen will? Herr Hirsch hat im Vorwort zu der Auktion Meyer nach Form und Inhalt so vorbeigeschchsen, daß ich durch Erwide rung oder Kritik die Wirkung nicht abschwächen wollt«: Das Doku ment übt seine Wirkung .gerade dadurch, baß man es allein liest, ob allerdings im Sinne des Herrn Hirsch, bleibe dahingestellt. (Wer sich über die leidige Angelegenheit unterrichten will, der lese die objektiven und in keiner Weise inspirierten Auslassungen des be kannten Kunstschriftstellers Donath im Berliner Tageblatt.) Aber während Herr Hirsch einem deutschen Verein "kein günstiges Prognostikon auf dies« Weise stellen kann», möchte ich fragen: Lie ber Freund Hirsch, wären alle diese Dinge möglich gewesen, wenn wir den ersehnten deutschen Verein hätten? und Sie werden bei einiger Überlegung genau so wie ich mit einem »Nein- antworten! Eine Konsequenz dürfte also dieser Meinungsaustausch gezei tigt haben: er hat bewiesen, daß wir den allgemeinen deutschen Verein heute dringender brauchen als je zuvor, und zwar für das ganze Antiquariat, das sogenannte wissenschaftlich« wie das soge nannte bibliophile, und hierzu werden die Vorarbeiten, die bis jetzt geleistet worden sind, weiter im günstigen Sinn« mithelfen. Es ist gelungen, di« meisten der in Betracht kommenden Interessenten unter einen Hut zu bringen. Es wird die Aufgabe der nächsten Zeit sein, unter Benutzung und Erweiterung der bisherigen Vor arbeiten die Basis zu schaffen, aus der der neue Verein stehen kann. Dann wird hoffentlich das deutsche Antiquariat, mag es bisher organisiert sein oder nicht, klug genug sein, kleinlich« Rücksichten hintanzusetzen und durch sein« Mitarbeit dazu beizutragen, dem deutschen Antiquar di« Stellung zu verschaffen, die ihm gebührt. Ausstellung der Arbeiten des Euphorien Berlages in der Deutschen Bücherei. In der Reihe der von der Deutschen Bücherei jetzt wieder in ständiger Folge veranstalteten Ausstellungen war die Schau der Werke des Euphorion Verlages, Berlin - Charlotteuburg, die vom 28. April bis 15. Mai gezeigt wurde, des halb besonders lehrreich, weil hier dem Besucher der Begriff des bibliophilen Druckes, des schönen Buches in einer ganz eindeutigen und überzeugenden Weise klar wurde. Als erstaunliche Tatsache fällt es zunächst auf, daß der Verlag bei der großen Sorgfalt, die er der Ge staltung des Buches von der Wahl des Papiers bis zu seiner end gültigen Fertigstellung im Einband widmet, der laugen Vorbereitungs zeit, die er auf das einzelne Buch verwendet, in der verhältnismäßig kurzen Zeit feines Bestehens schon so viel und — dürfen wir hinzu setzen — so viel Gutes produziert hat. Das Charakteristische an diesen Büchern besteht aber nicht darin, daß sie die ganz persönliche Note des Verlages tragen — das gilt auch von den Werken anderer Verlage —, sondern daß man niemals experimentiert, d. h. ein »Experiment macht«. Das schöne Buch steht vielmehr wie aus einem Guß vollendet vor uns, der ganze komplizierte Werdegang der einzelnen Teile scheint wie auf einen einzigen einfachen Vorgang zusammengezogen. Das schaffende architektonische Prinzip leitet gleichsam selbsttätig die Arbeit und läßt ein in seinen einzelnen Teilen wie in dem Ganzen harnionisches Ge bilde vor uns entstehen. Ein Slevogt durchbricht nicht mit unge stümen Strichen souverän die Gesetze typographischer Gestaltung, son dern die Illustration schmiegt sich dem Text an, wird zum integrieren den Teil des Textes, wie auch das Dichtcrwort keine zu pointierte Auslegung durch den Künstler verträgt. Die illustrierten Bücher bleiben also Bücher. Es ist wohl kein Zufall, daß gerade Poeschel die Mehrzahl der Bücher gedruckt hat: derDrucke r hat die Führung, nicht der Illustrator. Auch Otto von Holten, die Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig, Knorr L Hirth in München, die -den anderen Teil der Werke gedruckt haben, werden das Buch nie zu einem Tummelplatz der Launen des Künstlers werden lassen. Ganz deutlich wird das, wenn wir ein Paar Bücher herausgreifen, z. B. bei Balzac, El Verdngo sin der Übertragung von Karl Federn) mit Ra dierungen von Klaus Richter, von Poeschel L Trcpte in der .Hans schrist der Offizin, der Winckelmann-Antiqua, gedruckt, in Goethes Pro metheus^ ragme nt, einem rein typographischen Buch, in derselben An tiqua, oder Gracians Handorakel, das im «Frühjahr 19W erschien und ebenfalls ans der Winckelmann-Antiqua gesetzt ist. Lovize Labös altfrau- zösische »Sonetts« halten in den Radierungen und Ornamenten von Bob Bell, der Holländisch-Kursiv von W. Drugulin und dem rot braunen Ledereinband mit dem zarten Goldschmuck den Stil der Zeit fest. Gerade ein solches Buch aus dem »Stil der Zeit« heraus zu ge stalten, das zunächst wie eine Spielerei anmutet, bereitet doch unsäg liche Mühen und ist keine »Nepristination«, wie Gustav Milchsack sagen würde, weil hier das Thema eine solche Behandlung geradezu heraussordert und durchaus originell ist. Ein Wort ist noch über die Einbände zu sagen, die besondere Be achtung verdienen und unter der Bezeichnung Euphorion-Einbände be kannt find. Die Einbände, die Fassade des Buches, müssen ja wie beim Bauwerk dem Interieur irgendwie entsprechen. Sie krönen das Werk im äußeren und inneren Sinne. Es ist bei dem Buchkunstwerk wie l>ei der Dichtung, bei dem Kunstwerk überhaupt: der erste Gedanke sieht das Ganze schon vollendet in allen seinen Teilen vor sich, aber die Ausführung zeigt, daß der erste Gedanke nie in seiner vollen Wirkung zur Darstellung kommt. Beim Buch, bei dem der Einband das Letzte ist, das aber zuerst in die Augen fällt, ist es oft so, daß im Einband die erste Idee au das Buch nur noch ganz verworren zum Ausdruck drängt. Bei den Enphorion-Einbänden haben wir aber den Eindruck, als ob die Einbände zuerst entstanden seien, dann erst das übrige Buch. Das selbsttätige, wie ich es oben nannte, architektonische Prinzip kommt gerade bei den Einbänden zur vollen Geltung. Wenn wir etwa den in dunkler Farbe gehaltenen, ganz schlichten, durch ein paar Linien cha rakterisiertcn Einband zu den »Klageliedern des Jeremias« betrachten, so erkennen wir, wie das schwere Zandersbütten, die Fust-Schösfev- Gotisch von Otto von Holten und die Holzschnitte von Wilhelm Schocken in dem Einband einen homogenen Abschluß finden. Dieselbe Schlichtheit und Unaufdringlichkeit, vor allein auch gegenüber dem Dichterwort, tritt in den prachtvollen hellbraunen Lederbänden mit einfacher schwarzer Zeichnung bei Dantes »Das neue Leben« nnd Leonid Andrejews »Das rote Lachen« (Übersetzung von Arthur Luther) zutage. Das zweite Hanptbctätigungsfeld des Verlags ist die freie Graphik. Auch diese wurde auf der Ausstellung in einer Reihe von Blättern gewürdigt: Lovis Corinth (weiblicher Akt), Rudolf Groß- maun, Willy Jäckel, Alfred Kubin, Ludwig Meidner, Klaus Richter, Richard Seewald, Hermann Struck, Jakob Steinhardt, Magnus Zeller, Lesser Ury. So bot auch diese Ausstellung einen Teilausschnitt aus der schö nen Sammlung der Abteilung für kostbare Drucke. Diese Schätze zu verzetteln, zu ordnen und nur einem ganz kleinen Kreis zugänglich zu machen, kann nicht die -Hauptaufgabe sein, sondern darauf kommt es an. die »Zimelien« einer Bibliothek dem größeren Kreis eines kunstlicben- den Publikums vorzuführen. Dem Zwecke der Anregung sollen in erster Linie die Ausstellungen dienen. Rodenberg. Luther. Arthur Geschichte der russischen Literatur. Bibliographisches Institut. Leipzig, 1924. Lwd. Gm. 15.— Der Verfasser ist als ein feingeb Meter, «gelehrter Kenner des russischen Schrifttums, als dessen geschickter und geschmackvoller Ver mittler in der deutschen Leserwelt wohlbekannt. Die von ihm besorg ten Auswahlausgaben russischer Dichter, die in der Reihe der Klas sikereditionen des Bibliographischen Instituts erschienen sind, erfreuen sich mit Recht eines guten Rufes; man «braucht nur die zivei Gogol - oder die zwei Puschkin-Bände zur Hand zu nehmen, die in dieser Reihe von Arthur Luther herausgegeben wurden, und man hat so gleich das beruhigende Gefühl, daß es Ausgaben sind, die auf einem gesicherten wissenschaftlichen Gründe ruhen. Der Verfasse? bringt also die notwendigen Eigenschaften und Borke nuitnisse mit, die ihn befähigen, sich an die nicht ganz einfache Aufgabe zu wagen, für Deutsche eine russische Literaturgeschichte zu schreiben. Er hat bisse Aufgabe auch ganz vortrefflich gelöst, obschon er allerdings keine Ge schichte des -russischen Schrifttums, sondern nur eine Geischichte der russischen Dichtung bietet. Das mag seine Gründe haben; die Ge schichte der geistigen Strömungen in Rußland ist in so komplizierter Weise mit ethnologischen und politisch-sozialen Phänomenen verbun den, daß man allein zur Ausbreitung dieses Stoffes Bände brauchte. Dem ist für eine Einführung und Übersicht die klare und knappe Zu sammenfassung vorzuziehen, die der Verfasser gibt. Namenanhäufun gen, die dem westeuropäischen Leser nichts besagen, nützen ihm auch
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