L85, 5. Dezember 1824. KeiUge Bücher. Or. Erich Ebermayer in den Leipziger Neuesten Nachrichten: Selten sind von der literarischen Welt Deutschlands und darüber hinaus von der gesamten geistigen Welt überhaupt zwei Bücher mit gleicher Spannung erwartet worden wie die beiden großen neuen Romane, die dieser Herbst uns bringt: Gcrhart Hauptmanns „Die Insel der großen Mutter" und Thomas Manns „Zauberberg". Wir werden an dem Roman Hauptmanns, wie an allen großen Dingen in der Kunst, viel zu raten und zu deuten haben, er ist nicht von der Ärt, daß der erste Blick schon alles enthülle. Julius Bab in der Berliner Volkszeitung: Nun finde ich zwar all das Erhabene, was gesagt wurde, gar nicht falsch; aber zuerst und vor allen Dingen hätte doch einmal gesagt werden müssen, daß es sich hier um ein außerordentlich amüsantes Buch handelt, das im höchsten Maße unter haltend und sogar spannend zu lesen ist. Ja, sogar um ein außerordentlich „pikantes" Buch! — „Pikant" wenigstens in dem neutralen Sinne, der auf die Natur des Stoffs, nicht auf die der Behandlung geht. Hermann Menkes im Neuen Wiener Journal: Die Sinnenorgie wird zu einer zerstörenden Revolution, die den Untergang des Fraucnstaates hcrbeiführt. Phaon aber zieht mit seiner jungen Braut übers Meer ins Unbekannte. Das ist der Ausklang dieser in Schönheit und überlegener Weisheit strahlenden Dichtung, deren Reichtum nur dürftig angedeutct werden konnte. Wirklichkeit und Traum. Mythos und weltkluge Ironie berühren sich in diesem sinnreichsten Werk Hauptmanns und werden zu einer wundersamen dichterischen Snnthese. Or. Walther Schmiks in der KölnischenZeitung: Eine in großen Umrissen abgefaßte Inhaltsangabe vergröbert wohl oder Übel Vieles, da sie mit ein paar kurzen, trockenen Worten sagen muß, was bei Hauptmann in ein zart schillerndes Traumgewebe eingesponnen ist. Auch lassen sich die mannigfachen, bald mit heiterer Ironie, bald in leicht komischem Volksrednerstil, manchmal aber auch mit einem die spielend zierliche Form durchglühenden echten Pathos vorgetragenen Philosophien über das Verhältnis der Geschlechter, Staat, Kultur und Natur, Wirklichkeit, Mythos und religiöses Dogma nur flüchtig andeuten. Ludwig Ullmann in der Wiener Allgemeinen Zeitung: Aber das Wunder ist ein Wunder der Poesie. Und ihre eigentliche Schöpfung nicht dieses feierliche Paradoxon. Sondern der leuchtende Glanz dieser Urwelteinfalt. Das Brausen der Riesenströme — der Berge, wie des Blutes, lind der sanfte Klang der Sehnsucht, der flötengleich, Hirtenschalmci und Liebesschrei, durch die dampfenden Wälder zieht. s>. Fischer - Verlag > Verlin D