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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.12.1924
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1924-12-08
- Erscheinungsdatum
- 08.12.1924
- Sprache
- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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X, 287, 6. Dezember 1924, Gprechsaal. SvrsrnblaU f. d. Dychn. Vuchhakdrl. I Wer es versteht, kommende Dinge vorauSsühlcnd zu ahnen, weiß, daß mir in Deutschland einer gewissen Amerikanisierung unseres Ge- schäftslebens zutretben. Ich sehe davon ab. zu der Frage Stellung zu nehmen, ob ein solcher Zustand sympathisch ist oder nicht. Es würde uns wenig nutzen, diese Amerikanisierung, die sich rings um uns voll' zieht, zu verneinen. Wir stehen mitten drin und haben nur dir Wahl: mitzumachen oder die Augen zu schließen und uns auffresscn zu lassen. Der Buchhandel hat es bisher verstanden, sich so klein und bescheiden wie möglich zu machen. Vom Hintergrund des deutschen Wirtschafts lebens hebt er sich (uon Leipzig abgesehen) nur wenig ab, und die Ver treter des deutschen Buchhandels bewahren im Verkehr mit Orts-, Reichs- und Staatsbehörden immer noch die bescheidene Zurückhaltung, welche ergebenen Dienern gut zu Gesichte steht. Alle schönen Kantate- redcn haben nichts daran geändert, daß wir im Beruf sich darf das Wort hierhersetzen) Krämer geblieben sind, uns mit krämcrhaften Geschäftsmethoden belasten und Großzügigkeit wie Todsünde fürchten. Dieser Zustand muß ein Ende finden. Krieg und Revolution schufen neue Verhältnisse, und der Existenzkampf im Buchhandel wird schär fer, brutaler, als sich die meisten von uns in liliengleicher Unschuld träumen lassen. Wir haben nur die Wahl, uns entweder mit allen Mitteln in den Vordergrund zu schieben und dem Volk immer wieder cinzubläuen, daß wir Verleger und Buchhändler ein wichtiger Faktor im deutschen Geistesleben sind, und baß unsere wirtschaftlichen Not wendigkeiten bestimmt so wichtig sind wie die des deutschen Handels und der Industrie. Ich stimme darin völlig mit meinem New Yorker Kollegen (F. G. Melcher, i. Fa. N. N. Bowker L Co.. Verleger von »Mis Uublisützi-k' ^Veeüh«) überein, der mit mir der Ansicht ist, daß man es nicht oft genug sagen kann, wie wichtig unsere Existenz für die ganze Nation ist, schließlich wird man an unsere Notwendigkeit glauben! Also: Krämertum oder großzügige, planmäßige Aufbauarbeit. Das ist die entscheidende Frage für die nächsten 10 Jahre. Es wird eine Reihe von Sortimentern dieser brutalen Zeit zum Opfer fallen. Auch einer Reihe von Verlegern wirb der Atem ausgehen. Unser verehrter Dichtcrkollege Hayno Focken sagte in Stuttgart: »Es gibt eine Überproduktion an Büchern«. Und ich behaupte: »Es gibt ein zu geringes Maß an Werbung«. Wir verstehen es noch nicht, und neue Kanäle zu graben, neue Absatzmöglichkeiten zu erschließen, und das Zuviel an Werbung, Uber das wir Buchpropagandisten augenblick lich stöhnen, ist nur deshalb ein Zuviel, weil die Ideenarmut mancher Kollegen sich nur auf das stürzen kann, was der Nachbar bereits macht. Daß der Buchhandel es in glänzender Weise versteht, wichtige und ausgezeichnete Propagandamöglichkeiten unausgenutzt zu lassen, beweist der Artikel der Firma Westermann »Werben ober Sterben« (Bbl. Nr. 275). Ich kann die Erfahrung des Herrn Schulz nur be stätigen. Die deutschen Buchhändler leben zum Teil noch ln einer Phantasiearmut, die sich störend bemerkbar macht, und sie verhindert propagandistische Ideen, die ihnen nahcgelcgt werden, auf den ersten Blick zu überschauen. Der Verleger wird ebenso wie der tüchtige Sor timenter mit Nägeln und Zähnen um den Absatz kämpfen müssen. Beide werden, wenn sie nicht ihren Betrieb auf ein nutzbringenderes Gewerbe umstellen wollen, sich regen müssen. Diese Art der Reg samkeit kann aber nicht wie ein Rezept in der Apotheke verabfolgt werden. Was aber getan werden kann, und das gehört zum Pfltchten- bereich der obersten Berufsinstanz, das Ist: die im Existenzkampf Ste henden tüchtig zu machen für den Kampf, der ihrer wartet. Ich fasse zusammen: Ter Buchhandel ist ein Stiefkind im deutschen Wirtschaftsleben. Buchhändler und Verleger (von einigen Prominen ten abgesehen) sin-d bescheidene Leute, die ständig in der Furcht leben, anfznfallcn. Innerhalb unseres Berufes Kleinigkeitskrämerei, Neid, Angst und mangelnde Initiative. Dieser inneren Situation steht eine äußere gegenüber, die sich so skizzieren läßt: Wirtschaftlicher Kamps bis aufs Messer, mühevolles Aufsuchen von neuen Kanälen in allen Industrie- und Handelszweigen. Große Zusammenschlüsse, Vertrustung auf allen möglichen Gebieten, kurz Amerikanisierung. Oberste Aufgabe für den Jnteressenverband der deutschen Buchhändler und Verleger bleibt die Stärkung seiner Mitglieder. Jeder andere Ge schäftszweig ist innerlich besser organisiert als der unsrige. oder klarer ausgedrückt: Unsere Organisation hat sich den Bedürfnissen der neuen Zeit noch nicht restlos angcpaßt. Wer so wie ich die Situation sieht, kann nicht an einem entfernten Ende anfangen zu kurieren, son dern er wird bestrebt sein, von Grund auf auszubauen. und da es für mich Ausgabe ist, für das Buch zu werben, ermunterte ich die Vor standsmitglieder des Vereins Deutscher Neklamcfachlente zu den« Preisausschreiben, dessen Sinn Herr W. K. ganz richtig charak terisiert. wenn er schreibt: »Der Sinn dieser Veranstaltung muß in dem Bestreben liegen, dem Buch als geistig und technisch gleich wert vollem Erzeugnis endlich einmal den längst berechtigten Platz neben der Produktion aller anderen Wirtschaftszweige erobern zu helfen.« vörseoblatt s. den Deutschen vuchhandet. vl. yahraant. Der Börsenverein hat (mir als Chronisten sei dieser Einschub ge stattet) eine Beteiligung an diesem Wettbewerb abgelehnt. Es ist hier nicht der Ort. über die subtilen Gründe, die zu einer Ablehnung füh ren mußten, zu debattieren. Nun glaubt W. K.. daß es unrichtig ist. diesen Versuch im Börsenblatt zu machen. Er unterscheidet meiner Ansicht nach theoretisch richtig, aber praktisch falsch zwischen Ver braucher- und H ä n d l e r r e k l a m e. Der Sortimenter ist für den Verleger Konsument (Verbraucher): hierhin, also zum Sorti menter t st der »erste Stoß« zu führen. Der Sortimenter muß ltberzeugt werden, daß in der Fülle der Produktion auch (rw.n Vcrlegerstandpunkt aus) mein Buch, eben mein Buch erschienen ist. Ob er es wählt, ist eine zweite Sache, die von der Art seines Ge schäftes, seiner Kundschaft usw. m i t bestimmt wird. Die Ausgabe der Verlagswerbung ist also. Nachfrage und Inter esse h e rv o r z u r u f e n. Ich habe schon vor Jahren die rllckstän- dige Art unserer Börfenblattankündignngen kritisiert. Der frühere Zustand ist längst überwunden, und wer ein Börsenblatt von 1V21 zur Hand nimmt, wird mit Freude von dem verschönten Gesicht des Bör senblattes Kenntnis nehmen. Vielleicht wird heute in dem Bestreben, gehört zu werden, von einzelnen Verlegern lauter trompetet, als es manch sensiblem Ohr lieb ist (mea culpa, mea maxima culpal). Aber soviel auch noch an drucktechnischen Verbesserungswünschcn des Börsenblattes unerfüllt bleibt, das gute Verlegerinscrat ist in den letzten drei Jahren geschaffen worden. DaS Preisausschreiben be zweckte. daß Fachleute einmal klipp und klar auf die wirklich guten Inserate Hinweisen wollten, um der jüngeren Generation, die in die sem Kampf doch schließlich auch mitzustreiten hat, zu zeigen: so wird'- bisher gemacht, schasst ihr noch etwas Besseres. Der zweite Weg (der Verein deutscher Neklamcfachleute verzeihe mir. wenn ich aus der Schule plaudere) wird der sein, das gute Publikumsinserat zu belohnen. Wir Verleger können aber nicht eher an bas Problem gehen, wenn die Sortimenter nicht unsere Erzeug nisse auf Lager haben, oder wenigstens um ihr Vorhandensein wissen. Dazu vcrhilft uns das Börsenblatt-Inserat, das eine »couckitiv kins qua non« ist. Ter erste Stoß, den wir führen wollten, war der. den gesamten Verlag aufzurütteln und besonders die jungen Buchpropa- gandisten mobil zu machen. Es geht hier nicht um 500 und 900 Mark, soudern um das Können, um den sportlichen Ehrgeiz, einer der Besten zu sein. Der zweite Weg wird uns zu der großen anonymen Masse der Buchtnteresscnteu hinfllhren. Auf das neue Preisausschreiben, an dem sich hoffentlich der ganze Verlag beteiligen wird, sei heute schon htngewiesen. Und da die Tür schon einmal ausgcstoßen ist: es wird nicht sein Bewenden bei diesen Versuchen haben. Dem Plan einer großen deutschen Bnch-Propaganöawoche geht die Idee der Zusam menkunft aller deutschen Buchpropagandisten gelegentlich der Reichs- reklame-Messe voraus. Möge Herr W. K. also verzeihen, wenn etwas nach Einseitigkeit aussieht, das im Grunde der Anfang eines wo):« durchdachten, großen Gebäudes ist. Einst kommt der Tag, an dem die Mehrzahl der deutschen Ver leger und Sortimenter einsehen wird, daß man Propaganda machen kann und dabei an innerem Wert nichts verliert: der Tag. an dem alle einsehen werden, baß auch das Buch eine rege Propaganda fordert, und daß es nur an uns liegt, die adäquate Form der Werbung zu finden. Dann werden wir zuerst Deutschland und in späterer Zeit die Welt von innen her erobern. Der Weg ist schwieriger, weil Maschinenge wehre in solchem Kampf nichts nutzen. Ich möchte nicht mißverstanden werden: Ich spreche nicht von Kulturaufgaben, heiligen Gütern der Nationen usw. Das mag jeder in seinem Kämmerlein für sich ab machen. wie weit er innerlich zu dem Kampf für ideelle Werte be rufen ist. Schon daS rein praktische, nüchterne Denken zwingt uns zur Buchpropaganda. »Das war ehedem paradox, aber nun bestätigt cs die Zeit«. Das erste Preisausschreiben war ein Anfang — dem bald eine Fortsetzung folgt. Schauen wir über den Tag hinaus: dem Buch- vropagandisten gehört die Zukunft. Nicht nur bei uns. Im euro päischen und außereuropäischen Buchhandel tauchen überall dieselben Probleme auf. »I'ks Oermaus to tüe krönt!« Zur Franc der Buchkarte. Das Beispiel der Firma R. Oldenbourg dürfte zahlreiche andere Verlage anregen, für ihre Erzeugnisse ebenfalls Buchkarten auSzu- geben. Verschiedentliche Anfragen bei uns haben aber erkennen lassen, daß man sich im Verlag noch nicht im klaren darüber ist, wiciveit das Sortiment sich für die Einrichtung wirklich ernsthaft interessiert und in welchem Umfange sich daher die Herstellung von Buchkarlen lohnen dürste. Um darüber Klarheit zu schaffen, wäre eS erwünscht, daß sich die Sortimenter, die an der Einführung und Venvendung Interesse nehmen, meldeten oder ihre Ansicht zur Frage äußerten. Dazu mag hiermit angeregt sein. Die Cchriftleitung. 2438
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