Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.05.1923
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1923-05-19
- Erscheinungsdatum
- 19.05.1923
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19230519
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192305197
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19230519
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1923
- Monat1923-05
- Tag1923-05-19
- Monat1923-05
- Jahr1923
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Redaktioneller Teil. X° 115, 19. Mai 1923^ Das; ein Buchhändler statt »Die Meister«, eine Zeitschrift, die im 4. Jahrgang erscheint, »1 Meistersinger, 1. Jahrgang ungebunden« verlangt, zeigt von wenig Kenntnis im deutschen Blätterwald. Angeschlossen seien einige Erfahrungen mitgcteilt, die der be kannte Leihbibliothekar Herr Ludwig Last in Wien I, Kvhl- markt Nr. 7, uns zur Verfügung gestellt hat. (Er bittet auch, ihm ähn liche Vorkommnisse zur Kenntnis zu bringen.) Dadurch, das; ein Bote de» erhaltenen Auftrag verkehrt oder verstümmelt bestellt, kommen öfter Mißverständnisse vor, die die Eintönigkeit -des Kundenverkehrs angenehm unterbrechen. In einer Leihbibliothek, die unser Großonkel vor hundert Jahren in Bergen auf der Insel Rügen führte, verlangte eines Tages ein Bote »Das Buch von den Bäckergesellen ihrem Ver gnügen«. Alles Suchen und Raten blieb vergeblich, man fand keinen ähnlichen Titel. Beim nächsten Umtausch kam ein Zettel mit dem rich tigen Titel, der hätte lauten sollen: »Beckers Taschenbuch zum geselligen Vergnügen«. — Ein Diener hätte verlangen sollen: »Ein Sohn der Wildnis« von Halm und »Einen Jux will er sich machen« von Ncstroy Er verlangte aber: »Einen Sohn will er sich machen« uud »Ein Jur in der Wildnis«. Als der Roman »Uradclig« von Kapri erschienen war, gab s manchen verkehrten Titel. Man verlangte »Urhadelig«. Ein Bote sagte sogar: »Die Gnädige hat etwas verlangt wie von einer adeligen Hur«. Man verlangte Schnitzlers »Casanovas Himmelfahrt«, anstatt Schubin »Woher tönt dieser Mißklaug in die Welt« — »Wie kam dieser Mist in die Welt«. Manchmal verursacht das Auffindcn eines unrichtig genannten Titels arges Kopfzerbrechen. So brachte eine Magd ein Paket Bücher, auf welchem sie vorgemcrkt hatte »Rusch Enoar«. Sie erhielt die Antwort, das gäbe es nicht, sie hätte nochmals fragen sollen. Sie antwortete »Ich Hab' mich nicht getraut, wenn man die Gnädige nochmals fragt, so wird sie »sehr ungnädig». Aber warten Sie, es fällt mir schon ein, cs ist von Waffenhosen.« Da ging uns ein Licht auf, das sollte heißen »kouZe et noir« von Wachenhnsen. Eine Botin, der man anfgetragen hatte, sie solle einen Roman bringen, der nicht so weitschweifig geschrieben sei, verlangte: »Sie sollen der Frau nicht so etwas Langschweifiges schicken.« Eine sittenstrenge Gouver nante brachte einst einen unanständigen Roman zurück und sagte: »Es ist unerhört, wie man so etwas Unsittliches schreiben kann, dies Buch können Sic einem Herrn nicht geben!« Als sich ihre Entrüstung gelegt hatte, fragte sic: »Haben Sie noch etwas von diesem Autor?« Ein Ungar, der nur wenig deutsch sprechen konnte, fragte: »Haben Sie ein deutsches Bibel?« Man sagte ihm: »Nein, die haben wir nicht. Darauf rief er empört: »Sch . . ?)-Buchhandlung!«, drehte sich um und schritt sehr nachdrücklich hinaus. Wir waren noch froh, daß er die Tür nicht zngeschmissen hat. — Von einer Dame, der infolge unbedachten Sprechens öfter eine Entgleisung passierte, wurde erzählt, daß sie bei Empfehlung eines bestimmten Romans fragte: »Herr Last, haben Sie das Buch selbst gelesen?« Ans die verneinende Antwort ergänzte sie sich mit den Worten: »Ja, ich weiß schon, es heißt ja: »käst not liest«. Auch mit dem Einreihen der Bücher in die richtige Abteilung hat's manchmal seine Schwierigkeiten. So kam einmal die Novelle von Putlitz »Was sich der Wald erzählt« unter Land- und Forstwirtschaft, ein andermal stand »Die Erziehung des Hundes« unter Pädagogik. Dem »Hamburger Anzeiger« wurden folgende scherzhafte Ver wechselungen ans dem Kundenkreise einer Leihbibliothek mitgctcilt: Leserin: »Frollcin, von wem ist Knigges Umgang mit Menschen?« Leserin: »Wo sind denn die anderen Operntexte? Ich suche ,Götz von Bcrlichingcn'«. »Frollein ich möchte gern Eßseis« — »Von wem denn?« »Ganz egal — nur Eßseis.« Nach langem Suchen zu der schwierigen Leserin: »Möchten Sie denn vielleicht gern was von Heer oder Herzog?« — »Ach nee, wissen Sie, ich lese auch ganz gern was Bürgerliches«. »Bitte, ,Dic Bekannte' von Ganghofer?« (Der Sucher meint »Die Bacchantin«.) »Bitte, am liebsten ein recht schmutziges Buch.« — »Was?« — »Ja, ich meine, was so recht aus'm Leim is, denn das sind doch die besten!« Die deutsche Dichtung von Hebbel bis zur Gen entvart (Die Alten und die Jungen). Ein Grund riß von Adolf Bartels 3. Teil: Die Jüngsten, IO. bis 12. Aufl. Leipzig 1922, H. Haessel. 8°. 260 S. Laden- Preis Gz. 4.5, geb. 6. Von diesem Werk, das ich 1921 (Nr. 109) besprochen habe, sind in euva zwei Jahren 10 099 Stück abgcsctzt worden. Das ist bei der Gegnerschaft, die Bartels gefunden hat, ein starker Erfolg und ein Be- *) Will man diesen echt-ungarischen Ausdruck mildern, so könnte inan dafür setzen: Schweins-Buchhandlung. 706 weis, das; gerade dieser Band, der die Jüngsten behandelt, einem Be dürfnis entsprach. Allerdings kam ihm gleichzeitig das Fehlen von Kürschners Literaturkalcnder zustatten, aber beide Werke verfolgen doch wesentlich andere Ziele. Der Kürschner ist zudem in seiner jetzigen frag mentarischen Gestalt sehr mager geworden, dagegen nimmt Bartels an Umfang zu. In der vorliegenden neuen Auflage ist die frühere Einleitung nebst dem Kapitel über die Geschichtschreiber der deutschen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts im Umfang von 34 Seiten fortgelassen, und dennoch ist der Gesamtumfang von 248 aus 260 Seiten gestiegen. Dieser vermehrte Umfang ist ausschließlich den Ergänzungen bei den einzelnen Schriftstellern und den neu aufgenommenen Namen zugute gekommen. Nach einer annähernden Berechnung auf Grund des Registers ist die Zahl der Namen von 1290 auf 1680 gestiegen. 1680 »jüngste« Schrift sieller in der Literaturgeschichte! Soll das alles wirklich noch schöne Literatur sein? Und wie viele von diesen Namen werden in einer späteren Literaturgeschichte übrig bleiben? Das vermag heute natür lich noch niemand zu sagen. Der Grundriß von Bartels hat auch offen bar gar nicht den Zweck, eine Auslese für die Zukunft zu treffen. Bei einer Anzahl Schriftsteller finden wir allerdings Werturteile, die nach der einen oder andern Seite ins Gewicht fallen, aber bei den meisten andern begnügt sich der Verfasser, Namen, Titel und Jahreszahlen ohne jede Kritik anzugeben. Das geschieht nicht bloß, weil er nicht alles gelesen haben kann, sondern auch weil er den Nahmen seines Werkes so weit gezogen hat, daß er eben eine ganze Masse belangloser Werke nennt, bei denen eine Kritik überflüssig wäre. Mit anderen Worten: das Buch ist vorwiegend ein Nachschlagewerk, und in dieser -Hinsicht macht es eben dem Kürschner eine gewisse Konkurrenz. Die Haupt- kapitel in großer Schrift sind natürlich gut lesbar, während die Kapitel in kleinerer Schrift fast nur Namen und Titel aufzählen. Wenn auch das Ganze systematisch angeordnet ist (die Einteilung der früheren Auf lage ist unverändert beibehalten), so werden doch wohl die meisten Leser sich begnügen, in den in kleinerer Schrift! gesetzten Kapiteln einzelne ihnen bekannte Namen herauszusuchen. Der Verfasser hat mit großem Fleiß eine Menge Einzelheiten hin- zugcfügt, auch die ihm zugegangcncn Berichtigungen berücksichtigt, so B. die Versicherung von Franz Kaibel, daß er kein Jude sei. Ob cs aber gerade nötig war, einen dichtenden Oberkellner hinzuzufügen, mag dahingestellt bleiben, zumal wir über den Wert seiner Dichtungen nichts erfahren. Natürlich sind auch jetzt noch kleine Jrrtümer in dem Werk enthalten. So ist es nicht richtig, daß Wilhelm von Scholz unter der Republik Intendant in Stuttgart geworden sei. Er war nur Dra maturg (und zwar schon vor der Revolution) und Hab inzwischen auch diesen Posten aufgegeben. Hans Wolfgang Rath wird als Spezialist für die Exlibris-Kunst bezeichnet, während seine Nolle im Mörike-Strcit nicht erwähnt wird. Das Buch von Bartels ist sicher auch von vielen gekauft worden, die bei weitem nicht alle seine Ansichten teilen, und da es für den, der die moderne Literatur wirklich überschauen will, unentbehrlich ist, so wird cs auch sicher weiterhin bei Freund und Feind seinen Weg machen Hohenheim bei Stuttgart. Tony Kellen. Wölbe, Prof. vr. ^uZen: Uaullbuc-i lüe ^uto- xi-gpl'eri-SLMMikr, NitSSLbd. u. Vollbilds,'!!, dliotüek kür Kunst- unck Antiquitätensammler 66. 22.) Kor iin: kiekarck Earl 8elimi6t L Eo. 1923. 630 8. 8°. «1wb6 nb, veil, Wiibeliu: psiikv->ebe -lieiiscben- I<e"vtn?8 auf 0-vn6 «len Uznc!?cbrikt. is:r>-> ^.uklliZe. kerlin: Kamerackseüakt 1922. 246 8. 8°. K1>vtxi. ^ 75.— orck. (Kj.-K. 1922, I.) Nicht allein der Autographensammlcr wird das Erscheinen eines fachwissenschaftlichen Handbuchs für sein Gebiet als die Erfüllung eines längst gehegten Wunsches begrüßen, auch der Bnchfreund und Buchhändler darf von einem solchen Handbuch die ersprießlichsten Dienste erwarten. So ist denn das Unternehmen des angezeigten ersten deutschen Gesamtwerkes iiber den Gegenstand seit vielen Jahr zehnten als solches schon verdienstvoll. Aus der Sammelpraxis ent standen, soll es die Cammeltcchnik lehren, darüber hinaus dann noch die Begründung des Autographensammclns als eine wissenschaftliche Tätigkeit geben und die geschichtliche Entwicklung des Autographen- 'ammelwesens bis zu dessen gegenwärtigem Staude zeigen. Das scheint im allgemeinen wohlgelungen, obsckon es an Einwendungen gegen Einzelheiten nicht fehlen dürfte. Die behagliche Breite, zu der an
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder