Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.12.1924
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1924-12-17
- Erscheinungsdatum
- 17.12.1924
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19241217
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192412179
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19241217
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1924
- Monat1924-12
- Tag1924-12-17
- Monat1924-12
- Jahr1924
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Rolle, welche die britische Kulturpropaganda für den Zusammen halt der britischen Weltreiches spielt. Auch Deutschland muß, wenn es Weltpolttik treiben will, diesen Weg gehen. Wenn auch die Regierung durch Unterstützung von Unternehmungen manches Helsen kann, so muß doch — es liegt in der Natur der Sache — das meiste und die ganze Kleinarbeit von der Nation selbst ge leistet werden. Was Frankreich und England auf diesem Ge biete leisten, ist nicht eine Leistung ihrer Regierungen, sondern eine solche der nationalen Gesamtheit, der Einheit und Ge schlossenheit ihrer Kulturen, des zielsicheren Geltungswillens der Nation selbst.« Die Erwidernng hierauf gibt mit überzeugender Klarheit und Sachlichkeit Oe. Edgar Stern-Rubarth in dem Buch »Die Propaganda als politisches Instrument«; er sagt dort: »Wir finden zugleich einen Grundirrtum in der Behauptung, daß die englische und französisch« Propaganda keine Leistung der beiden Negierungen, sondern eine solche der nationalen Gesamtheit sei, was ja nur insoweit richtig ist, als es die zuständigen Regie rungsstellen jeweils verstanden haben, diesen nationalen Gel« tungswillen in den Dienst ihrer Aufgaben zu stellen, wach und tätig zu erhalten und durch geeignete Anleitung in geeignete Kanäle zu leiten. Falsch ist, daß beim einzelnen Deutschen und, vielleicht vum grano salis, auch bei der Gesamtheit solcher ziel sichere Geltungswille fehle; es ist vielmehr gerade umgekehrt, daß uns bisher die Regierung gefehlt hat, die für solche feineren psychologischen Ausgaben Verständnis, Geldmittel und Methoden be reit st e l l t e, um, ausgehend von Ideen, draußen in der Welt eine Atmosphäre zu schassen, wie sie uns während des Krieges zur gerechten Würdigung der deutschen Sache so bitter notgetan hätte.« — Und ich füge noch hinzu: niemals wird etwas von wirklicher Bedeutung erreicht werden ohne die moralische und materielle Unterstützung seitens der maßgebenden Stellen; nur durch deren tatkräftige Vor- und Mitarbeit wird der rechte Er folg verbürgt. Erst dann wird die ganze Nation dem Werk der Propaganda das notwendige Interesse bezeigen und die nötige Hilf« zuteil werden lassen. Zu dem von Bethmann Hollweg selbst eingestandenen Er folg der Kulturpolitik Frankreichs und Englands hat die durch das Buch betriebene Propaganda wesentlich beigetragen. Nicht nur die wissenschaftlichen, sondern ganz besonders auch die belle tristischen Werke sind cs, die In der ganzen Welt eine gewollte Atmosphäre geschaffen haben. England, Frankreich und nicht zuletzt die Union haben bei spielsweise früh genug die bedeutsame Rolle erkannt, die Jbcro- Arnerika in der Welt künftig spielen wird. Sie haben die Ent wicklungsmöglichkeiten dieses Völkerkreises ausfindig gemacht, die Art des Volkes studiert und da eingesetzt, wo es am leich testen zu beeinflussen war. — Die romantische Veranlagung, die gesund« Phantasie und Begeisterung, der Hang zum Don Quixote-Idealismus, die angeborene Sancho Pansa-Klugheit, di« dem ibero-amerikanischen Volk eigen ist, und andererseits die Zurückhaltung und Untätigkeit Spaniens bildeten die Haupt momente für ihren großzügig ausgearbciteten Kulturpropa gandaplan. Das Buch wurde zum Hauptinstrumeni der Propaganda und von Larousse, Gebr. Garnier, C. Bouret, Thomas Nelson — um nur die bekanntesten Verleger zu nennen — meisterhaft mit Hilfe maßgebender Stellen zur Verbreitung sogenannter französischer, englischer und unionistischer Ideale (?) gchand- habt. Ten Jbero-Amerikanern wurde eingeimpft, daß England, bzw. Frankreich und die Union allein die Zivilisationsförderer wären und die Hüter der Freiheit. Der eine schien die geistige Leuchte des Universums, der andere nannte sein Land das Land der Freiheit und Demokratie, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten; jener war der Allcinpächtcr der Handclschrlich« keit, -der andere erhob sein Land zum Land der Erfindungen »sw. nsw. Jahrein, jahraus war dies aus allen Büchern herauszulesen. Ein Rockefeller, ein Morgan, ein Vandcrbilt, ein Gabriel« d'Annunzio, ein Barras oder Conan Dohle waren bekannt, — das waren die Großen der Welt. Wer wußte aber im Ausland etwas von deutschen Leistungen und Errungen schaften. Zumeist waren es nur einige Professoren, gewisse an Deutschland besonders interessierte Kreise des Kunstlebens und der Wissenschaft; die breiten Massen jedoch halten von alledem verschwindend wenig oder so gut wie gar keine Kenntnis. Hier sehen wir wieder di« Entstellung der Tatsachen. Zah len beweisen, sagt Benzenberg! An Hand von Zahlen könnten wir uns davon überzeugen, daß Deutschland wie kaum ein anderes Land der Welt auf dem Gebiet der Buchveröffent lichungen führend ist. Wir brauchen nur die Statistik zur Hand zu nehnren, um nach ihr die geistige Produktivität Deutschlands zu bemessen. Das beweist uns die gewaltige geistige Schaffens kraft, die dem Deutschen innewohnt. — Wie aber steht es mit dem deutschen Export und insbesondere mit dem deutschen Export spanischer Bücher nach den ibero-amerikanischen Län dern? Mit einem Wort: schlecht! So schlecht, daß Frankreich, England und die Union Deutschland weit, weit überflügeln. Erfreulicherweise will es scheinen, daß man allmählich aus den hier gemachten Fehlern und schweren Unterlassungssünden lernen will. Gewisse Bestrebungen, das Versäumte wettzu machen, sind unverkennbar, wenn auch der Versuch, deutsches Geistesleben auf dem Wege des Buches nach Jbero-Amerika zu leiten und dort in weiten Kreisen bekannt zu machen, noch sehr in den Anfängen steckt. Herder L Co. in Freiburg ist der Verlag, der mit seinen 230 religiösen Werken das meiste für Deutschland getan hat und bereits einen Erfolg verzeichnen kann. Die Cditora Jnter- nacional in Berlin entwickelt sich, trotzdem sie noch eine junge Gründung ist, zu einem Verlag ersten Ranges, und doch fehlte ihr bis vor kurzem eines, — die volle Auswertung des kulturpoli tischen Zieles. Sie konnte ein Verlag aber nicht so ohne wei teres erreichen, bevor nicht die Voraussetzungen, die in dem Brief Bethmann Hollwegs und in der Antwort Or. Stern- Rubarlhs erwähnt wurden, geklärt sind. ES gibt ferner noch einige Verleger, die einzelne spanische Bücher herausgeben, diese sind aber als kulturpolitische Fak toren heut« noch zu unbedeutend *). Daraus ersehen wir, daß Deutschland, trotz seines Reich tums an geistigen Kräften, die unheimlich wirkenden Kräfte des Buches für die Verwirklichung seiner nationalen Ideal« und Ziele noch nicht doll ausnutzt. Die Zukunft Jbero-Amerikas wird zum Teil die Zukunft Deutschlands in hohem Maße be einflussen. Mittels des Buches sich dort einzuführen, ist und wird eine der Hatlptaufgaben deutscher Kulturpolitik sein. Wird dieses vernachlässigt, so wird Deutschland weiter an der Ver kennung durch die Welt leiden, wie es bis heute unter ihr ge litten hat. Mit fachsimpelnden Doktordissertationen, mit soge nannten statistischen Berechnungen, mit den bestausgesührten Handelskatalogen wird Deutschland niemals sein Denken und Wollen in die ibero-amerikanischen Gehirne einpflanzen können. Die Masse wird nur durch das gute, leicht lesbare Buch, in Zu sammenarbeit mit anderen Mitteln, beeinflußt werden. Es genügt nicht, daß man eine Idee aussprichl, — man muß sie so aussprechen, daß sie Macht über die Hirne und Seelen gewinnt. Der Schriftsteller ist der Mann, der das Geheimnis kennt, aus volkstümliche Art Gedanken und Kenntnisse aus zusäen; er besitzt die Triebkraft, ohne die es kein Werden und Wachsen gibt, — die Phantasiel Sie fesselt die Massen und leitet sie zu eigenem Denken in einer gewollten Richtung an. Darum ist das beste Instrument der deutschen Kulturpropaganda — das Buch — und immer wieder das Buch! Sollte es einem Volke, das auf dem Gebiete des Buchwesens so glänzende Lei stungen oufzuweisen hat. wirklich so schwer fallen, dieses Instru ment im Sinne ernsthafter und guter Kulturpolitik zu handhaben? Eine Übersicht der bisherigen Gesamtleistung gestattete der von uns in Nr. 87 besprochene Katalog von Koehlcr L Volckmar A.-G. L Co. in Leipzig. sSchriftl.) Börlenblatt t. den Deutschen Buchhandel. VI. Jahrgang. 2SS»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder