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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.01.1928
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- 1928-01-17
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- 17.01.1928
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x° 14, 17. Januar 1928. Redaktioneller Teil. in dem Material an Tatsachen, indem wir nur das heraus greifen, was sich eignet für diese Behandlung, eine Beschränkung aber auch in der Beschreibung dieser Tatsachen, indem wir sie nur innerhalb gewisser Grenzen, unter gewissen Voraussetzungen be schreiben. Dann das andere. Wir haben keine wirklichen Zusammen hänge feststellen können zwischen den einzelnen Gebieten der Naturwissenschaft. Wir haben nicht einen Zusammenhang sest- stellen können zwischen den physikalischen Erscheinungen, zwischen den Erscheinungen des Lebens und den Erscheinungen, die wir an den Begriff der menschlichen Seele anknüpfen. Wir haben das nicht vermocht bis jetzt, und es ist nicht zu sagen, ob wir es jemals vermögen werden. Also dieses durchgehende Zu- sammensassen, dieses -Alleserklären« ist eine Illusion. Wir können aus dem Geschehen der Dinge nur das herausnehmen, was sich tatsächlich bearbeiten läßt. Und nun wird diese Resignation, zu der wir kommen, doch immerhin auch eine gewisse innerliche Befreiung. Wir können uns denken, daß gerade, wenn wir erst uns bescheiden gelernt haben, wir überhaupt erst das Organ haben, um den Dingen gerecht zu werden. Was uns geschadet hat, ist hie übereilte Bejahung eines Systems, das sich doch nicht halten konnte. Das hat angefangen bei den alten griechischen Philo sophen und hat gedauert bis in die Gegenwart hinein, und wird noch weiter dauern. Es gibt immer Leute, die Systeme fertigen. Aber alle diese Systeme werden immer wieder zusammenfallen, je weiter unsere Erkenntnis in Wirklichkeit dringt. Denn um so mehr wir uns bescheiden, um so weiter kommen wir. Wir nehmen das, was wir wirklich erkennen, und sehen es auch so, wie es tatsächlich erkennbar ist. Das macht uns frei in der Seele. Denn zu dem, was wir nicht hereingenommen haben in die Naturwissenschaft, gehört all das, was wir Gefühl nennen. Alle Gefühle sind innerstes seelisches Erleben. Deswegen können wir nur froh sein, daß wir wieder das gute Gewissen bei uns haben. Wir sind durch diese Krisis in der Weltanschauung belehrt wor den, daß die Wissenschaft doch eigentlich heute viel weiter geht wie vorher. Deswegen ist auch die Hoffnung wieder da, daß das, was wir mit der Wissenschaft und Erkenntnis noch nicht durchdringen können, irgendwie zu unserem Weltbilde hinzu kommt auf einer anderen Linie. Wir können mit dem Ratio nalen nicht durch, weil wir schon in uns das Jrrationase haben. Wir müssen das ruhig hinnehmen. Das Irrationale läßt sich wissenschaftlich nicht in ein Schema bringen. Darin eben liegt das Wesen des Irrationalen. Wir denken sogar an einen ir rationalen Ursprung der Begriffe selbst. Daher kommen wir nicht mit der reinen Logik in sie hinein. Die Logik kann uns begleiten, wenn wir die Tatsachen denkend verarbeiten, aber die Tatsachen selbst, um die es sich handelt, können wir nicht irgendwie logisch weiter zerlegen. Die müssen wir eben hin nehmen. Wir sehen ganz deutlich, wie auch die Psychologie, die erst hat Experimente machen wollen, in der Psychotechnik hat zurückweichen müssen auf eine praktische Anwendung ihrer Methoden für ganz besondere Probleme. Sie kann bestimmte allgemeine Eigenschaften seststellen, die in praktischer Hinsicht be deutsam sind. Aber das Seelenleben des einzelnen Menschen kann sie nicht in ein System bringen. Wir sollen nicht überall den Maßstab anlegen der Wissen schaftlichkeit in gewöhnlichem Sinne, sondern nur dann, wenn es sich um wissenschaftliche Gegenstände handelt. Aber nicht dars verlangt werden, daß ein Mensch sich überhaupt nicht mit etwas beschäftigt, was noch nicht wissenschaftlich behandelt ist. Es muß nicht alles erst abgestempelt sein von einer wissenschaft lichen Behörde, bis der Mensch die Erlaubnis hat, sich damit abzugeben. Und so war es. Es wurde jeder als Phantast ver schrieen, der sich überhaupt mit solchen Erörterungen beschäftigte. Und wenn es ein Professor war, so durste sein Kollegium ihn hinausbefördern und ihm sagen: Du bist nicht würdig, daß du unter uns bist. Du hast dich mit dem und dem beschäftigt, wo du dein wissenschaftliches Glaubensbekenntnis und deine wissen schaftliche Behandlungsweise verlassen hast. Und trotzdem ist das der Weg, der uns hier erwartet. Der primitive Mensch hatte sich die Dinge mythisch gedacht. Das wagen wir nicht. Warum sollen wir nicht das, was wir inner lich brauchen können, was wir von der Wissenschaft nie be kommen werden, von anderer Seite nehmen? Wir werden von der Wissenschaft nie erfahren, was gut und böse ist. Das kann uns die Wissenschaft nicht sagen. Das müssen wir erfahren von anderer Seite. Es muß uns aber von irgendwoher kommen. Darauf beruht ja unser ganzes Leben. Zum Donnerwetter, was sollen wir auf dieser Welt, wenn wir auf alle die Fragen nicht Bescheid erhalten? Die Wissenschaft kann uns auch nicht überall Helsen. Das ist es eben, was ich selbst als Wissenschafter sagen muß. Die Wissenschaft ist gut und recht. Aber weg mit der Wissenschaft von diesen Dingen, zu denen sie nicht Helsen kann! Der Mensch muß sein sittliches Handeln von der Wissenschaft frei machen, und er muß sich überhaupt darüber klar werden können, daß sein innerstes Wesen, bis jetzt wenigstens, von der Wissenschaft nicht ersaßt wird, daß die Wissenschaft in dem, was eigentlich uns interessiert: Wer sind wir? Wohin gehen wir? Woher kommen wir?, uns in keiner Weise eine Antwort geben kann. Und deshalb kann, wenn wir überhaupt von einer Weltanschauung sprechen wollen, diese Weltanschauung nie und nimmer wissenschaftlich sein. Wir können keine wissenschaftliche Weltanschauung haben. Das ist ein Spiel mit Worten. Wenn wir uns eine Anschauung von der Anordnung der Fixsterne im Weltenraum machen wollen, ja, das kann sein. Aber alle diese Dinge sind unter Umständen nicht soviel wert wie eine einzige Menschenseele. Und deswegen ist die ganze Entwicklung die, daß wir den Mut wiedergewinnen müssen, mythisch zu denken. Wir müssen den Mut haben, daß wir von Dingen zu reden wagen, die nicht wissenschaftlich sind. Und wenn ich Ihnen zum Schlüsse etwas sagen kann, so ist es dieses: Nicht gegen solche Erscheinungen aus geistigem Ge biet ein Mißtrauen hegen. Es ist ja darunter viel Unreines und viel Verfehltes. Aber andererseits kann unter Umständen das Wertvollste für unser eigenes Wesen gerade auf diesem Ge biet gefunden werden. Ich glaube, meine hochverehrten Damen und Herren, es ist gerade sür den Buchhändler eine große Ausgabe dabei. Wir stehen noch im Anfang. Aber in der Seele unserer Jugend lebt eine Sehnsucht, ein brennendes Verlangen. Und dieses Ver langen will befriedigt sein. Es ist vorläufig alles in der Ent wicklung. Dieses ausschließliche Hinneigen zur Technik, zum Sport, zu allen Dingen, die man unmittelbar erfassen kann, bleibt nicht ewig. Kein Mensch ist so beschaffen, daß er damit auf die Dauer sich begnügt. Jeder Mensch hat Ideale in sich, der eine so, der andere anders. Wir müssen aber den Idealis mus in unserem Volke nähren. Und wir können ihn nicht nähren mit Hilfe der Wissenschaft. Können wir das aber nicht, dann müssen wir eben das tun, was wir vermögen. Daß das Buch ein Werkzeug ist, unserm Volk das zu bringen, was es braucht, daran wird niemand zweifeln. Deshalb können wir ruhig und zuversichtlich sagen: Es wird die Zeit kommen, und sie wird nicht mehr ferne sein, wo auch wieder zum Buche gegriffen wird. Und dann ist es für Sie eine große Aufgabe, sür diese Jugend zu Ihrem Teile zu sorgen. Daß es so kommen möge, das wollen wir von ganzem Herzen wünschen. (Lebhafter, langanhaltender Beifall.) übersetzungS'Nechte. In der Nummer vom 24. Dezember v. I. erschien in Publtshers' Weekly ein Aufsatz unter obigem Titel, verfaßt von Jean Watison, dem Leiter der Auslandabtetlung von Curtis Brown Ltd. In der Annahme, daß er auch sür die Löser des Bbl. Interesse hat, geben wir ihn mit einigen Kürzungen nachstehend in Übersetzung wieder. Da der internationale Literatur-Austausch durch die erscheinen den Übersetzungen eine von Jahr zu Jahr steigende Entwicklung und Erweiterung erfährt, so wirb nun auch die geschäftliche Hand habung dieses Austauschs umständlicher. In Europa aber herrschen übrigens im großen und ganzen noch dieselben zufallsgeborenen Bcrlagsmethobcn vor wie in jenen Tagen, als es noch viel weniger Bücher gab und die kommerziellen Möglichkeiten der Literatur noch keine Ausnutzung erfuhren. Der -Spezialist- ober internationale literarische Agent ist von besonderem Werte, aber man muß zu- 61
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