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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.12.1924
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- 1924-12-31
- Erscheinungsdatum
- 31.12.1924
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mungen aufbewahrt werden sollten, was sich natürlich später als undurchführbar erwies. In dieser Zeit gingen große Werte verloren an Bücherbeständen, an Klischees und Manuskripten, die sich noch in den Portefeuilles der nationalisierten Firmen befanden. Schließlich wurde der «vsolsckat, der Stoalsverlag, ins Leben gerufen, der die Verlagstätigkeit in Rußland monopoli sieren sollte. Der Hauptsitz desselben war und ist noch Moskau unter der Leitung von O. I. Schmidt, doch wurde, gleich zu Be ginn, der Petersburger Staatsverlag, der kstroxossisdat (oder, wie er jetzt heißt, der benjiißvssisck-u), als selbständige In stitution, der ein gewisser Jonow vorsteht, von ihm abgetrennt. Der bsniogossisäst rivalisiert nunmehr mit dem Moskauer 6os- Äsäat, und die gegenseitigen Beziehungen sollen nicht die besten sein. Durch die großen Bestände, die nunmehr dem Vossisllat zufielen, erhielt er die Möglichkeit, sich zu entwickeln. In Moskau richtete er seine Hauptverkaussstelle an der Jljinka ein, in Petersburg wurden seine 4 Hauptbuchhandlungen in dem großen Singerschen Haus« am Newsky und in den früheren Buch handlungen von M, O, Wolfs und I. D. Shtin (ebenfalls am Newsky), sowie in der Verlagsbuchhandlung A, F. Devrient aus Wassili Ostrow untergebracht. Der Petersburger Kossisckst faßte den Plan, di« Bücher der verschiedenen Verleger nach ihrem Charakter zu ordnen. So wurden z, B, anfangs all« Jugendschristen und die gesamte landwirtschaftliche Literatur aus allen nationalisierten Firmen in den Räumlichkeiten von A, F, Devrient zusammengetragen, — Natürlich tonnte auch dieser Plan aus die Dauer nicht durchgeführt werden. Als im Jahre 1922 der Handel in Rußland wieder sreigegeben wurde, mußten sich nunmehr die privaten Sortimentsbuchhändler für ihren Bedarf ausschließlich an den Staatsverlag wenden, wobei meistens ihre Bestellungen stark gekürzt wurden, da der Staats- Verlag seine Bestände nicht allzu bald mit Rabattierung aus- verkausen, sondern natürlich lieber direkt mit dem Publikum zu tun haben wollte. Für den Verkehr mit dem Auslande wurde die Gesellschaft »Kniga« gegründet, die in Moskau die Räume der ehemaligen Buchhandlung M, O, Wolfs einnimmt und eine Zweigstelle in Berlin (Kursürstenstraße 79) hat. Die Berliner »Kniga« befaßt« sich anfangs mit weitgehenden Verlagsplänen von Drucklegung russischer Literatur in Deutschland, hat sich aber in letzter Zeit hauptsächlich aus den Einkauf ausländischer Bücher beschränkt, und es ist ihr auch gelungen, andere mit den gleichen Zielen gegründete Firmen weitaus zu überflügeln. Eine Einlaufs monopolisierung hat die »Kniga« jedoch nicht erreichen können. Außerdem hat die »Kniga« ihren eigenen Laden in Berlin (Kur- sürstenstratze 79), der ausschließlich mit in Rußland hergestell ten Büchern handelt, sowohl mit den seinerzeit bei den russischen Verlegern nationalisierten als auch mit neueren, nach dem Um schwung in Rußland verlegten, Roben dem 6ossls<i->t verfügen die verschiedenen andere» Kommissariate über eigene Buch- und Verlagshandlungen, So entfaltete z. B, die »dlcnvojs versrvnja« (Das neu« Dorf), welche vom Umlmmssm (Kommissariat der Landwirtschast) gegründet worden war, besonders in den Jahren 1921/22 eine rege Tätig keit. Allerdings spielte bei ihren Ausgaben die kommunistische Propaganda eine große Rolle und untergrub vielleicht den Glau ben an die Sachlichkeit des Verlags in gewissen nicht kommu nistischen Kreisen Rußlands, Auch die verschiedenen Kooperativ« genossenschaften, wie der LeMi-osojus und der Seljsojus (mit seiner Moskauer Buchhandlung »rwatrastnoje Kooperativ»»;« isckalslMvo«), suchen erfolgreich die russische Literatur innerhalb Rußlands zu vertreiben, was ihnen dank der selbständigen Stel lung der Genossenschaften in Rußland auch gelingt. Ein Stu- dentenverlag (Stmlenisebesloj« Isckateljsivo) hat eine Zeitlang ziemlich viel herausgegeben, Ja, sogar der iiariiommrijsi (Kom missariat des Auswärtigen) hat nicht nur eine Verkaufsstelle in Moskau nebst Vertriebsapparat für Rußland, sondern auch eine Vertretung in Berlin zwecks Einkaufs von russischer und deutscher Literatur: Vertretung der Buchhandlung des I-itisckal des dlarkomiollel, Kurfürstenstraße 79, Alle diese Unterneh mungen sind eine starke Konkurrenz für den Slaarsoertag, der in Rußland von vielen Kreisen angeseindet oder beneidet wird. Wenn wir uns jetzt den privaten buchhändleiischen Unter nehmungen zuwenden, di« uns besonders interessieren, jo müssen wir di« russischen Firmen innerhalb und außerhalb Rußlands voneinander trennen und möchten zum Schluß noch ein paar Worte sagen, welche Aussichten der deutsche Buch handel in Rußland hat. Da heule in Rußland alle Buchhandlungen mit alten Büchern von nationalisierten ehemaligen Firmen handeln und schon auf diese Weise alle Antiquariat führen, schalten wir das Antiquariat aus und betrachten nunmehr nur noch den Verlags und Sortimentsbuchhandel. Von den alten großen V e r l a g s f i r m e n übt unseres Wissens in Petersburg keine einzige eine selbständige Verlags tätigkeit mehr aus. Die Räumlichkeiten von M, O. Wolfs und A. F. Devrient sind, wie gesagt, vom üosslsckat eingenommen, die Geschäftsräume von K, I. Ricker sind anderweitig vermietet worden, nachdem die Bücherbestände nach den diversen Abtei lungen des OossisckLlübergesührt worden waren. JnMoskauhaben sich I, D, Shtin, M. W, Sabaschnikow und I, Knebel durch teil weises Zusammenarbeiten mit dem Staatsverlag eine Art von Selbständigkeit bewahrt, doch scheint uns ihre Tätigkeit wenig ausgedehnt zu sein. Man darf sich durch verschiedene schön ge druckte, mit Farbentafeln auf gutem Papier herausgegebene Prachtausgaben des ciossiackat nicht zu einer übertriebenen Ein schätzung der Produktionsmöglichkeiten fürprivateFirmen in Rußland verleiten lassen. Gewiß sind Herstellungsmöglich keilen vorhanden; die großen Firmen, auch für Farbendruck, wie Golike L Wilborg und A, F, Marcks in Petersburg und I, D, Shtin in Moskau, arbeiten zum Teil unter der Leitung ihrer früheren Faktoren, doch gehen überall die staatlichen Bestellungen vor, und es ist nicht leicht, auch bei den Vesten Beziehungen zu diesen Firmen, Privatbestellungen «inzuschieben, Auf dieselben Schwierigkeiten stößt man bei den Papierfabriken. Wenn man nun noch die hohen Steuern und sonstigen Abgaben in Betracht zieht, kommt man z» dem Ergebnis, daß vorerst eine regelmäßige Verlagstätigkeit in Rußland nicht gewinnbringend sein kann, Di« Zensur für die erscheinenden Werke wird ungleich strenger gehandhabt als zur Zeit des Zarenregimes. Die Manuskripte müssen vor Drucklegung stets der obersten Zensurbehörd«, dem Olavlll, vorgelegt werden, die sie daraufhin prüft, ob keine gegenrevolutionären politischen oder religiösen oder sonstigen bourgeoisen Tendenzen vorliegen. Die aus russischen Quellen entnommenen statistischen Zahlen über jährlich von staatlichen Verlagsanstalten und Privatver legern herausgegebene Neuerscheinungen sind nur mit äußerster Vorsicht zu behandeln. Auch wenn diese Statistiken einwandfrei sein sollten, ist für die Produktionsmöglichkeiten in Rußland schließlich weder die Anzahl der registrierten Verleger, von denen gewiß 9v?s »Eintagsfliegen« sind, noch die Zahl der erschienenen Büchertitel maßgebend. Auch die Angaben über die jährlich ge druckte Bogenzahl und die durchschnittliche Auslagenhöhe darf uns nicht irre leiten, da in den russischen Statistiken meist die in sehr bedeutenden Auslagen gedruckten Propaganda-Schriften mit inbegriffen sind, für welche di« russische Regierung keine Opfer scheut. Letzten Endes kommt es auf das dem Inhalt nach solide und äußerlich zufriedenstellend ausgestattcte Buch an. Nach diesem ist bei der russischen Bevölkerung «in großer Hunger zu vermerken, doch fürchten wir, daß zum Ankauf desselben die Kaufkraft stark gesunken ist. Auch der private S o r t ime n 1 sha nde l mit russischen Büchern kann sich innerhalb Rußlands schwer entfalten. Die früheren besitzenden Klassen, die »Intelligenz«, in den großen Zentren sind verarmt, der Verkehr mit der Provinz recht er schwert und die Belieferung der diversen staatlichen Institutionen (Bibliotheken, Museen usw.) natürlich vorwiegend in den Hän den der staatlichen oder kooperativen buchhändlerischen Firmen. Was nun den russischen Buchhandel außerhalb Rußlands, den sogenannten »Emigrantenbuchhandel«, anbetrisst, so hat dieser auch zu zaristischen Zeiten im Ausland« existiert. Meist wurden Bücher, deren Drucklegung in Rußland durch die Zensur
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