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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.12.1924
- Strukturtyp
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- 1924-12-31
- Erscheinungsdatum
- 31.12.1924
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- Deutsch
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M 304, 31. Dezember 1S24. Tprechsaal. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Itz42l teilweise nach dem bekannten Rezept: Statt .... Mk Mk. Bei anderen findet sich wieder der seltsame Vermerk: »Zum Taxwert von . . . Mk«. Was darunter zu verstehen ist, ergibt sich aus dem ein leitenden Artikel, der zur Erwirkung besserer Zugkraft natürlich nicht unterlassen kann, »Henry Ford« in Fettdruck zu erwähnen, und im übrigen das Evangelium predigt, daß eine Bücherverbilligung nur zu erzielen ist bei Ausschaltung der in den letzten Fahren besonders auf geblähten Zwischenhandels»kliguc«. Das wäre der Weg, den man in England und Amerika lnatürlich, wie könnte es anders sein!) schon längst erkannt hätte. Das ist aber nicht der einzige Grund für die Verbilligung. Auch der Verleger selbst verteuert das Buch, indem er sich zwischen Hersteller und Konsument einschiebt. »Nur ein Konzern der Hersteller, ohne einen gemeinnützigen Zweck vorzutäuschen (das geht wohl auf Einrichtungen wie Verein der Kunstfreunde und dergl.), ohne sich eine vorgcschützte Kulturidce pro tegieren zu lassen (damit ist wohl der Verlag gemeint), ohne von Mit gliedern' vorher das Betriebskapital einzusammeln, kann erschwing liche Preise erzielen«. Man ist nämlich infolge der Zahlungsunfähig keit von Verlegern und -Büchergroschandlangen im letzten halben Jahre bei Druckerei-Aktiengesellschaften, Großbuchbindereien und Papier großfirmen dazu gekommen, bestellte und nicht abgenommene Bestände im Wege der Selbsthilfe zu verkaufen, und das hat eben den Weg ge wiesen, auf dem man weiterzukommcn gedenkt. Denn die nun einmal vorhandenen Großbetriebe müssen Arbeit haben — so heißt cs wörtlich —, und es legt der Konzern der Hersteller bahnbrechend und als erster, verkörpert durch den HenLel Verlag und die mit ihm gehenden Produk- tionsgroßunternehmen, das erschwingliche Buch vom Lastauto des letzten Herstellers über Bahn und Post direkt in die Hand des Käufers. »Der F. W. Hendel Verlag hält seine Preise niedrig. Wie lange noch? Er weiß es selber nicht.« Der F. W. Hendel Verlag in Leipzig scheint allerdings vieles nicht zu wissen, oder nicht wissen zu wollen. Denn das einzige Glied, das er mit seinem Vorgehen ausschcidet, ist das Sortiment, das den Mann stellt, der das Buch über den Ladentisch reicht, wie so tref fend und sachkundig die Tätigkeit des Sortimenters gekennzeichnet wird. Der verantwortlich für den gesamten Text des Blattes zeichnende Herr vr. Schmidt scheint allerdings von dem, was die Tätigkeit des Sor timenters ausmacht, noch keinen Hauch verspürt zu haben. Man will scheinbar diese Bücherfabrikation des Herstellers wegen ins Unge- messenc ausdehnen; in einem zum Gebrauch beigefügten Bestellzettel bittet der Verlag den geschätzten Leser um die freundliche Mitteilung, welches Buch zunächst erscheinen soll. Freilich sind noch nicht freie Autoren ausgeschlossen. Dieser Bereich der Verlagstätigkeit scheint dem Konzern etwas zu unsicher zu sein, um davon ein gutes Geschäft er warten zu können. Aber sonst will der Wortführer des Konzerns, eben der Verlag Hendel, der unter gleicher Firma auch ein Antiqua riats- und Auktions-Institut (daher wahrscheinlich die Bezeichnung Celbsthilfeverkauf) unterhält, alles Spannende und Erquickliche der Weltliteratur, Launiges und Würziges aller Zeiten, Kleinodien, die in Gefahr sind, von hypermodernen reklamefertigen Erfolgsviclschrei- berinnen und -schreibern verdrängt zu werden, wie einen verzauberten Schatz heben. Als erster Edelstein wird schon eine dreibändige Aus gabe des Boccaccio augekündigt; es gibt ja noch nicht genug Ausgaben von ihm. und diesem Bedürfnis muß abgeholfen werden! Jedoch Kritik soll hier weder an der Tätigkeit der Hersteller firmen. noch an den Plänen des Verlags Hendel geübt werden. Sollte es sich nicht bloß um das Abstößen von Beständen handeln, die infolge der Zahlungsunfähigkeit der Bestcllfirmcn vom Drucker und Binder auf den Markt geworfen werden, um nicht zu großen Verlusten ausge setzt zu sein, sondern tatsächlich um die Absicht der dauernden Unter bietung des Verlagsgewerbcs, so wird es dessen Aufgabe sein, sich diese Firmen näher anzusehen. Ter Verlag wird schließlich keine Ver anlassung haben, ihnen Aufträge zukvmmen zu lassen, da sie dann ja an ihren eigenen Verlagswerken genügende Beschäftigung finden werden. Der Verlag Hendel verteilt den Prospekt auch an Firmen des Einzelhandels, darunter auch an das Sortiment, und fordert zu Be stellungen auf. Es könnte der Irrtum auskommen, dieses Angebot er ginge nur an Buchhändler; es gelangt aber auch an andere Firmen und an Konsumenten zu gleichen Bedingungen. Das bestellende Sor timent läuft daher immer Gefahr, vom Verlag Hendel selbst unter boten zu werden, und wird deshalb auf diese Gefahr zu achten haben, namentlich wenn die Osterofferte kommt, die ein Ereignis werden soll, »wie es die deutsche Leserwelt noch nicht kennt«. Orimsn 8 is. Die Biicherbesprechung. Von Walter Weilshä user-Siegen. »Buchbesprechung« ist ein Wort, das mit säuerlichen Mienen er wähnt zu werden pflegt, sowohl vom Buchvcrleger wie vom Redak teur. Man kann zwar nicht gerade sagen, daß sich mit ihm der Begriff eines unlösbaren und deshalb unbehaglichen Problems verbindet, aber mau sollte doch immer wieder den Versuch zu einer gegenseitigen Ver ständigung in dieser Beziehung machen. Dazu kann eine Aussprache hin und wieder nur förderlich sein. Zunächst: unter Buchbesprechung versteht man keineswegs nur die eingehende Würdigung irgendeiner Neuerscheinung, sondern schon die bloße Nennung des Titels, Preises und Verlags eines Werkes unter einer besonderen Rubrik. Auf diese vier letzten Worte ist der Ton zu legen. Denn gar oft beschwert sich dieser oder jener Ver lag, daß man sein Buch »nur genannt« habe, ohne zu begreifen oder begreifen zu wollen, welch laute und starke Reklame für eine Neu erscheinung schon durch den an einer Sonderstelle der Zeitung gerückten Hinweis gemacht wird. Viele Leser werden bestätigen, daß sie nicht nur einmal, sondern öfter ein Buch nur auf einen solchen Hinweis hin gekauft haben, weil es sie i n t e r e s s i e r t h a t. Das sind wieder vier Worte, die unterstrichen werden müssen. Das Geheimnis, seine Bücher gut abzusetzen, besteht darin, sie dort anzukündigen, wo man ihre Freunde vermuten kann. Die erfolgreiche Abgabe von Bespre chungsstücken ist also eine Frage der Geschäftstüchtigkeit und Erfah rung des Buchverlegers, der über den Verbrcitungsbezirk und Leser kreis wenigstens der für i h n in Frage kommenden Blätter genau Be scheid wissen sollte. Ich glaube nicht, daß der Buchhandel ein für ihn doch wichtiges Nachschlagewerk besitzt, aus dem er sich in dieser Rich tung orientieren könnte.*) Und doch wäre das Material hierfür durch einen geschickt ausgestellten, nicht zu umfangreichen Fragebogen unschwer zusammenzustellen, den man mit Rückporto und Anschreiben sämtlichen in Betracht kommenden Blättern zusendct (Ab. die Frage nach der Auflagcziffer wird am besten vermieden: sie wirkt oft ver stimmend und kann ja in jedem Zcitungskatalog nachgesehen werden). Tann würde man nicht ein schwer zu verstehendes, wissenschaftliches Werk dort ankündigen, wo die breite Schicht der Bevölkerung Acker baut und Vieh züchtet, und würde der Einwohnerschaft einer geistig hoch stehenden Großstadt nicht ein Buch über die Düngekraft des Pferde mistes anbieten, obgleich jedes Buch ein Juwel in seiner Art sein kann. Es müßte seltsam zugchen, wenn die Zeitungen eine solche Rundfrage, die sie vor oft unerwünschten Zusendungen der Buchverlage mit schützen helfen soll, nicht im eigenen Interesse beantworten würden. Um ein paar flüchtige Anhaltspunkte für die Aufstellung des Zirkulars zu geben: Städtischer oder ländlicher Leserkreis oder beide? Interessieren Romane, Novellen, Neiscbeschreibungeu, Militärisches, Technisches, Wirtschaftliches, Landwirtschaftliches. Naturkundliches, Musik, Theater usw.? (Nichtpassendes durchstrcichen.) Besprechen Sie selbst? Wenn ja: stets oder in welchen Fällen? Benutzen Sie lieber Besprechungs- Vorlagen? Bringen Sie nur Hinweis? u. s. f. Der Buchverlag muß missen: welche Bücher kündige ich da und da am besten an? Auch die Ortsbuchhanölungen werden Auskunft über wichtige Fragen (Kauf kraft Les Publikums, besondere Neigungen der Käufer) geben können. Weiß dann der Verlag, was er will, so erspart er sich und den Redaktionen manchen Arger. Die Waschzettel, die den Sendungen heute beigelegt werden, sind in neunzig von hundert Fällen viel zu lang. Ost findet man Be sprechungen eines Buches im Wert von 2,50 bis 5 Mk., die 20—40 Zeilen umfassen. Der Buchverleger sollte bedenken, daß die Empfeh lungen seiner Werke (entweder in einer literarischen Sondcrbeilage oder einer besonderen Rubrik im Text) im N c k l a m e teil der Zei tung erscheinen. Dort kostet die Zeile für andere 50—100 Pfennige und mehr. Soll für Buchbesprechungen ein ungeheurer Sonderrabatt dadurch gewährt werden, daß für einen hergegcbcnen Wert von 2.50 oder 5 Mk. ein Gegenwert von mindestens 10—20 Mk. geleistet wird? Das wäre ein unbillig zu verlangendes Geschenk. Niemand wird das im Ernst fordern, und doch findet sich immer wieder der um fangreiche Waschzettel ein. Beschränkt den Umfang der Vorlage auf 4 bis 10 Zeilen, je nach Wert des Buches, und sie werden um fünfzig Prozent häufiger verwendet werden. Ein anderer, in den meisten Fällen aussichtsloser Buchrcklameversuch ist die Einsendung von Abschnitten aus dem zu empfehlenden Werk, die mit einem Hinweis auf Quelle. Verlag und Preis des Buchs im Feuilleton abgcdruckt werden sollen. Diese aus dem Zusammenhang gerissenen Kapitel entbehren aber auch jeden Interesses, sie müßten denn gerade eine unerhörte Zusammendrängung des Geschehens mit leuchtender Farbigkeit der Schilderung verbinden, Forderungen, die sie nicht einmal getrennt er füllen (Ausnahmen bilden die Auszüge aus hochaktuellen Büchern, wie *) Sperlings Zeitschristcnadrcßbuch leistet dazu gute Hilfe. 267b*
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