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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.01.1928
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- 1928-01-14
- Erscheinungsdatum
- 14.01.1928
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>6 12, 14. Januar 1928. Redaktioneller Teil. Großstadttuchhändler naturgemäß anders geartet und viellaicht auch schwerer als für den Klelustadtbuchhändler, der zur Land schaft von vornherein in einem engeren und lebendigeren Ver hältnis steht. In diesem Zusammenhänge sei auch noch daraus hingewiesen, baß die sogenannten »Regionalen W er b e st e l l e n» er folgreiche Arbeit erst dann werden leisten können, wenn ihre Tätig keit nicht nur aus der Erfassung der ökonomischen und soziologischen Verhältnisse ihres Arbeitsgebietes ausgebaut wird, sondern auch weitgehend auf dem Eindringen in die geistig-kulturellen Grund lagen im Sinne der vorstehenden Ausführungen beruht. Warum hat Herr Marcus nicht dagegen Stellung genommen und damit sogleich jeder unpositiven und unpraktischen Arbeit den Boden entzogen? Ich nehme an, daß er noch nicht die Gefahr für die Praxis sah. Herr Marcus widerspricht sich auch, wenn er einmal den Heimatgedanken etwas Undefinierbares nennt und dann von einer geistigen Heimat als Faktum spricht. Der Gedanke der »geistigen Heimat» ist zu schön, als daß er nicht Gläubige in seinen Bann ziehen könnte. Auch ich habe mich mit dieser Utopie beschäftigt, aber in der Praxis erkennen müssen, daß es eine geistige Heimat nicht gibt. So lagen wir während des Krieges im Schützengraben und machten uns zu einem Angriff auf den Gegner fertig. Da kamen Pioniere eines Regiments, das aus Mannschaften aller deutschen Stämme zusammengesetzt war, zu uns. Plötzlich jauchzte einer der Pioniere auf: »Hurra, hier sind Märker!» Er hatte sich unter den Menschen der anderen Landschaften nicht so wohl gefühlt, und allein unsere Achselklappe ließ sein »Heimatgefühl» lebendig werden. Unser Angrisf wurde abgeschmiert (Fachausdruck, Sprachverwirrung), und wir kamen zufällig zusammen in ein Lazarett. Dort hat er mir noch oft gestanden, welche Freude ihm das Zusammen treffen mit Märkern gemacht habe. Dabei war er sozialistischer Arbeiter (Schlosser) aus einem Vorort Berlins, der eigentlich in der geistigen Heimat des Sozialismus hätte Heimat finden müssen. — Vielleicht ist die katholische Kirche noch viel mehr vor herbestimmt, geistige Heimat sein zu können. Diese Anschauung wurde aber für die Teilnehmer der Grenzlandstudiensahrt für immer zerstört. Ein geistlicher Bruder zeigte uns die reiche Bücherei seines Klosters und sprach plötzlich meinen. Bremer Kollegen an: »Ich muß Sie kennen!» »Das ist wohl nicht mög lich; denn ich stamme aus Bremen und bin noch nie in diese Gegend (Steiermark) gekommen». »Deshalb kann das doch stim men; denn ich stamme auch aus Bremen, bin allerdings schon dreißig Jahre von dort fort, habe aber meinen Namen nach dem des ersten Bremer Bischofs gewählt». Er ließ sich von Norddeutschland erzählen und gab auch unumwunden seine Sehnsucht nach der Heimat zu. Auch hier war die Heimat in dem Bruder durch die Sprache des Kollegen wieder lebendig geworden und hatte die geistige Heimat vergessen gemacht. Er bat zum Schluß um Ansichten von Norddeutschland, von der Heimat. Dieser Heimatgedanke wird ja auch jetzt mehr und mehr von der Presse betont. Die Schule hat für die Lese- und Reli gionsbücher Heimatbogen eingeführt. Die Jugendbewegung hat ihre Bünde landschaftlich in Stämme aufgeteilt; überall der Wille, neue Bindungen zu schaffen. Wie aus einem mir gerade vorliegenden kirchlichen amtlichen Schreiben hervorgeht, nimmt auch die Kirche jetzt den Heimatgedanken auf. So hat man eine Liste von Konsirmationsbüchern aufgestellt, die dieses Mal be sonders die Heimatliteratur berücksichtigt. Wie lange wird es dauern, und auch der Sport übernimmt den Heimatgedanken. So wird schon heuto in Österreich in den großen Turnvereinen der Heimatgedanke gepflegt. Sollte hier der Buchhandel nicht anknüpfen? Denn durch eine »geistige Heimat» entwurzeln wir unser Volk nur noch mehr. So heißt es auch bei Heinrich von Gleichen einmal: Lebendiges Volkstum, das die Ebene des Lebens und der Grund der seelischen Kraft eines Volkes ist, wird durch Intellek tualisierung zersetzt, ein Vorgang, der die seelische Verelendung eines Volkes bewirkt-, und an anderer Stelle: -Die Ebene des Geistes, der Intelligenz und der organisierten Macht ist eine andere als die des Volkstums. Ihre Gesetzmäßigkeiten unter- 50 scheiden sich. Während unsere Zeit in der Eroberung möglichst vieler Menschen durch den ,Geist' einen Fortschritt zu sehen glaubt, bedeutet in der Tat diese Auflösung der Schichten und ihrer Spannungen eine Fehlentwicklung folgenschwerster Art». Mit diesen Ausführungen fällt ja schon der Aufsatz von Herrn Marcus in sich als haltlos zusammen. Dabei ist gar nicht darauf zu verweisen, daß die Werbe arbeit für das geistige Gut landschaftlich verschieden sein muß, also dezentralisiert sein muß. Da das Buch in dem Umschlagplatz (Leipzig) nicht nach seinem geistigen Wert und Gehalt, sondern nur als Ware behandelt wird — die es ist, solange es nicht in die rechte Hand kommt —, so kreuzt sich die Arbeit der Kreis werbe st eilen mit unserer alten Organisation durchaus nicht, der Umschlagplatz kann viel mehr trotz dessen ruhig weiter zentral blei ben. Werbung aber kann nicht vom grünen Tisch in Leipzig gemacht werden, sondern nur von den Stellen, die mit dem Publikum Tuch fühlung haben. Zum Schluß möchte ich noch darauf Hinweisen, daß ich noch weitere Arbeitspläne für die Kreiswerbestelle habe und der Vorstand des Kreisvereins weitere Aufgaben für die Zu kunft gestellt hat. Aber es hieße die Mittel der Kollegen schlecht verwalten, sollte der jetzt in den weitesten Kreisen lebendig werdende Heimatgedanke nicht auch in unserer Werbung Wider hall finden. Dabei wissen wir, daß wir uns damit den Boden für die gedeihliche Entwicklung der weiteren Werbepläne be reiten. Max Eichelberg. Vergleiche dazu auch: »Besinnung» Gedanken über Torgau, v. A. Protte, Jungbuchh.-Rdbf. Nr. 5; »Studiensahrt in bas Grenzland Kärnten» von Max Eichelberg (Bbl. Nr. 218 v. 17. September 1S27). Zur Frage der Duchwochen. Bon Kurt Martens. Jedes wirtschaftliche Werbemittel jungen Datums bedarf auf der Bahn seines Wachstums von der Idee bis zum rech nungsmäßigen Erfolg Schritt für Schritt sich vorwärts, tasten der Versuche, sorgfältiger Beobachtung, schließlich systematischer Durcharbeitung. Bevor es nicht unter den verschiedensten ört lichen und zeitlichen Verhältnissen erprobt worden ist, kann ein abschließendes Urteil darüber nicht gefällt werden. Der erst vor wenigen Jahren aufgetauchte und dann sehr rasch, vielleicht mit zu großen Illusionen verwirklichte Gedanke der -Buchwochen» stößt noch bei einem großen Teil des Buch handels auf Zweifel und Bedenken, auf Teilnahmlosigkeit oder entschiedenen Widerspruch. Diejenigen Firmen, die sich schon einmal daran beteiligt haben und nicht sogleich sichtbar aus ihre Rechnung kamen, neigen natürlich am ehesten dazu, sie als ge eignetes Werbemittel bis auf weiteres zu verwerfen. Unbestritten dürfte nur der Grundsatz sein, aus dem diese von Verlegern, Sortimentern und Autoren gemeinsam ver anstalteten Ausstellungen hervorgingen: daß das einträchtige Zusammenwirken dieser drei am Buchgewerbe interessierten Be rufs- und Wirtschastsgruppen nicht bekämpft, sondern gefördert werden müsse. Mit vereinten Kräften ein gemeinsames Ziel zu verfolgen, sich zur Aussprache darüber und über die besten Wege dahin sich an einem Tisch zusammenzufinden, kann nie vom übel sein. In einer Anzahl deutscher Städte fanden während der letz ten Jahre Buchwochen statt, in mannigfaltiger Aufmachung, daher mit wechselndem Ergebnis. In München z. B., wo der Versuch zweimal unternommen wurde, war das erste Mal, als die Vorträge im Ausstellungsraum selbst stattfanden, der Erfolg ein bedeutender, zwei Jahre später bei getrennten Räumlichkeiten ein wesentlich geringerer; im benachbarten Augsburg, das sich die ersteMünchnerVeranstaltung zumVorbild nahm und die ihrige
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