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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.07.1923
- Strukturtyp
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- 1923-07-12
- Erscheinungsdatum
- 12.07.1923
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- Deutsch
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sh>! 180, 12. Jul! 1S23, Redaktioneller Teil. Vorsitzender: Der Antrag auf Schluß der Debatte wird an genommen; jedoch sollen die vorgemerkten Redner noch zu Worte kommen. Auf der Rednerliste stehen noch die Herren Nitschmann, Hofrat I>>. Meiner und vr. Klinkhardt. Herr.Paul Nitschmann (Berlin): Meine Herren, ich möchte an die Worte des Herrn Jäh anknllpfen, die er eingangs seines Refe rats zu uns gesprochen hat. Er kam bei Begründung seines Kom« promißantrages ans das Abstimmungsergebnis von gestern zurück und sagte, daß eine große Mehrheit der Vertreter der Kreis- und Ortsvercine seinem Kompromißantragc zugestimmi habe. Meine Herren, wir dürfen nicht di« Stimmen zählen, wir müssen sie wägen. (Sehr richtig! und Heiterkeit.) — Ich will Ihnen gleich sagen, aus welchem Grunde — Sie werden dann gleich nicht mehr lachen — gestern eine Mehrheit sich für den Kompromißantrag des Herrn Jäh entschieden hat. Aus all den Stimmen, die gegen den Koalitionsantrag gesprochen und sich für den Antrag Jäh erklärt haben, sprach lediglich die Besorgnis, daß die Gilde geschwächt werden würde und daß meine geringe Person der Organisation des Sortiments verloren gehen sollte. Heute morgen in der Gildever sammlung, nach meinem Referat und nach den Ausführungen der verschiedenen Diskussionsredner, war die weitaus größte Mehrheit derjenigen, die sich gestern für den Kompromißantrag erklärt haben, der Auffassung, daß dieser Kompromißantrag doch nicht der richtige sei und daß man auf den Koalitionsantrag zurückkommen sollte. Der Kompromißantrag des Herrn Jäh mag manches Gute haben; aber eines hat mich bei den Erläuterungen, die Herr Jäh ihm gab, stutzig gemacht: er hat gesagt, die offiziellen Vertreter, die Ver- legerverein und Gilde in den Börsenvereinsvorstand entsenden, sol len in der Lag« sein, über alle Vorgänge, die sich im Vorstande des Börsenvereins abspielen, ihre Ersten Vorsteher nunmehr ihrerseits insgeheim zu unterrichten. (Vorsitzender: Insgeheim? »Offiziell-, habe ich gesagt!) — Meine Herren, das ist ja gerade das, was wir vermieden sehen wollen. Das wäre ja gerade das Gegenteil von dem, was wir erreichen wollen, nämlich der indirekte Weg, der Fraktionszwang. Dann würde also ein Vertreter des Verlegerver eins oder der Gilde, der nun zunächst einmal sagt: Ich setz« meine Entscheidung im Börsenvereinsvorstand aus, ich muß mich erst mit meinem Ersten Vorsteher besprechen — gerade die Beschlüsse ver zögern und würde damit nicht Bindeglied, sondern unter Umständen trennendes Glied innerhalb des Vorstandes sein. Auf denselben Ton abgestimmt war die kurze Rede des Herrn Schmorl, der da sagte, er möchte dem Kompromißantrag zustim men, um meine Person der Gilde zu erhalten und sie nicht zu ver lieren. Am besten aber hat mir — und das wird Sie gar nicht ver wundern — die außerordentlich temperamentvolle Rede meines ver ehrten Kollegen vr. Klinkhardt gefallen, der ja im Börsenblatt (87) erklärt hat, daß er mich außerordentlich hoch schätzt. Diese Rede war eine echte Kampfrede.. Es heißt: Frischfröhlicher Kamps! Hie Verlegerverein, da Gilde; das genügt vollkommen, nun mögt ihr euch die Köpfe cinrennen! Er hat gemeint, wenn heute ein Börsen- berein nicht bestände, wäre er überhaupt überflüssig, und kein Mensch würde daran denken, diesen Börsenverein zu gründen. Das hat den Börsenvereinsvorstand natürlich stark gewurmt, und Herr Röder hat sofort erwidert: er ist mit allem einverstanden, aber da gegen muß er aus das energischste Widerspruch erheben, daß der Börsenverein überslllssig wäre! Herr vr. Klinkhardt hat dann ganz hübsche und nette Beispiele gewählt. Er hat mich mit dem Sauerteig verglichen, der ich heute bin, während ich künftig nur eine dicke Rosine im Kuchen sein würde. Ein anderer Vorredner hat von dem Ei des Kolumbus gesprochen, das nicht alle Tage gelegt werde. Ich weiß nicht, wie viele Eier Columbus am Tage gelegt hat (Heiterkeit), aber das ist jedenfalls ganz sicher, daß ein sogenanntes Ei des Columbus nicht alle Tage gelegt wird, sondern daß es eben selten vorkommt und daß es auch dann auf den richtigen Mann ankommt, den Kunstgriff zu finden, das Ei tatsächlich aus den Tisch zu stellen, und sei es auch damit, daß er die Spitze eindrückt. Herr vr. Klinkhardt hat eine gute, temperamentvolle und, wie Sic durch Ihren Beifall bezeugt haben, auch ansprechende Rede ge halten. Aber politisch war di« Rede nicht. Er hat an den Tatsachen, die Verlegerverein und Gilde schaffen wollen, geschickt vorbelae- sehen. Das ist ja gerade das, was wir vermieden sehen wollten: dieser srischfröhliche Kamps, wie er gesagt hat. Wir wollen ja gerade anstreben, daß dieser srischfröhliche Kampf nicht >» iulwitulli ver längert wird und nicht mit jedem Jahre größere Schärfe erreicht. (Zustimmung.) Meine Herren, wir haben uns gesagt: Nein, es soll nicht so kommen, wie Herr vr. Klinkhardt es zum Ausdruck gebracht hat: immer feste druff, das wird schon am besten sein, dabei kommt am meisten heraus. Herr Volckmar hat dann ausgefühlt, was wir in den letzten Jahren gelitten haben, und ich unterstreiche das und gebe es zu. ^ir haben alle außerordentlich unter diesen Zuständen gelitten, nicht nur der Vorstand des Börscnvereins, sondern — ich will ein- z mal sagen — die Fraktionen oder Parteien, oder wie Sie es nennen ! wollen. Wir haben außerordentlich gelitten unter dem Kamps und haben vergeblich nach dem Ausweg gesucht, der aus diesem Kamps heraussührt. Run zeigen wir Ihnen diesen Ausweg, und nun kom men die Bedenken von allen möglichen Seiten, was kommen könnte und was werden würde und was sich in Zukunft, nach Jahren viel leicht, aus diesen Dingen entwickeln könnte! Ja, meine Herren, wer Wirtschastssragen angreist, wer so einen Wirtschaftskörper, wie cs der Börsenverein ist, zu leiten und zu führen unternimmt, der ist doch nicht so geeignet dafür, wie es sein müßte. Herr Hartmann hat gemeint, was hätte Wohl ein Kröner und ein Brockhaus gesagt, wenn sie diese Reform des Börsenvereins erlebt hätten! Ich weiß, daß Kröner und Brockhaus Männer ge wesen sind, die mit ihrer Zeit miigingen; ich weiß, daß Kröner und Blockhaus in der Lag« gewesen wären, sich außerordentlich schnell »mzustellen, wenn es die ja so durchgreifend veränderten Wirtschaftsverhältnisse, unter denen wir heut« leben und atmen müssen, verlangt hätten, und ich bin überzeugt, daß, wenn Kröner und Brockhaus heute hier ständen, sie sagen würden: Macht den Versuch, er muß gemacht werden, weil kein anderer Weg gezeigt wird, um den Börsenverein aus der Erstarrung herauszuführen. Herr Seemann hat gesagt, die Boxeikämpfe werden eine Etage höher verlegt werden. Es mag sein, daß es so ist, und ich bin fest überzeugt, daß cs ohne Kampf im Börsenvereinsvorstand vielleicht nicht abgehen wird; aber das ist ja doch auch heute der Fall. Mein« Herren, wenn sich der Börsenvereinsvorstand heute in allen Fragen ohne weiteres verträgt und einfach allem zustimmt, was an ihn herankommt, dann würde er meiner Ansicht nach damit den Beweis erbracht haben, daß nicht die richtigen Männer in ihm sind. Ein Streitobjekt muß von allen Seiten betrachtet werden, und die Män ner, die aus den verschiedenen Wirtschaftsgruppen des Buchhan dels im Börsenverein vereinigt sind, müssen zu einer Erledigung dieser Streitigkeiten kommen; sie müssen aber Verstand und Ver antwortungsgefühl und Klugheit genug besitzen, um aus diesen Kämpfen dann später die Einigung zu finden. Und nun weiß ich nicht, was richtiger ist: lassen wir die Boxerkämpfe im ersten Stock werk, im Vorstandszimmer, unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt finden, oder entscsseln wir sie hier in unseren Versammlungen und bringen sie stenographiert und gedruckt nach draußen, ins Publi kum hinein? Ich meine doch, das letzter« ist nicht vorzuziehm, sondern das Verfahren, wie wir es Vorschlägen, ist das wünschens werte. Herr Seemann hat dann die Änderung, wie wir sie beantragen, mit der Übernahme eines ausländischen Thrones durch einen deut schen Fürsten verglichen. Dieser Vergleich ist, wie schon Herr vr. Bielefeld nachgewiesen hat, überaus schief. Denn wenn der deutsche Fürst sein Vaterland wechselte, dann war er kein Deutscher mehr und konnte deshalb nicht als Abtrünniger angesehen werden. Gerade die Ausführungen dis Herrn vr. Bielefeld müssen Sie über zeugt haben, daß es keinen andern Weg gibt. Er hat ja den Ver gleich selbst gewählt — ich hatte ihn verschwiegen, trotzdem ich ihn auch bereits aus der Zunge hatte —: wenn es dem König von Preußen gelungen ist, deutscher Kaiser zu sein und — wir müssen es doch zugestehen — trotzdem die preußischen Interessen nicht zu vernachlässigen, wenn cs einem Bismarck gelungen ist — ich ver- aleiche mich nicht mit ihm (Heiterkeit), ich erwähne das nur als Beispiel —, gleichzeitig preußischer Ministerpräsident und Reichs kanzler zu sein, die Reichsintcressen wie die vreußischen Jntcreffen zu wahren und die Reichspolitik zu einer Höhe zu sükwen, die wir heute mit allen Fibern unseres Herzens wieder herbeisehnen, dann 9 öS
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