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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.07.1923
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1923-07-12
- Erscheinungsdatum
- 12.07.1923
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. 160, 12. Juli 1923. Mein« Herren, wir standen mit unserm Gefühl sehr stark unter dem Eindruck der temperamentvollen Rede des Herrn vr. Klink- hardt und auch unter den an das Gefühl appellierenden Worten der anderen Herren Oppositionsredner; lassen Sie uns die Sach« auch einmal ganz ruhig vom verstandcsmäßigen Standpunkt aus betrach ten. Ich möchte mich zunächst mit den Empfindungen des Herrn Vertreters des Kommissionsbuchhandels beschäftigen, die wir sehr ernst genommen haben und nehmen müssen. Ich will nicht davon reden, daß ein Gewohnheitsrecht noch stärker ist als eine Satzung; denn wir haben auch die Satzung in dieser Hinsicht geändert und können ein Gewohnheitsrecht aufgcbcn. Trotzdem ist das, was er gesagt hat, insoweit berechtigt, als hier Interessen zu wahren sind. Aber wir vergessen hierbei, daß unsere neue Börsenvereinssatzung uns Möglichkeiten gibt, die Mängel, die durch unfern Vorschlag ein- ireten, in weitgehendem Maße zu beheben. Das Kommissions geschäft bedarf einer starken Vertretung im Vereinsausschuß, der ja heute Betrat geworden ist und dessen weitgehende Einwirkung auf die Regierung des Börsenvereinsvorstandes nur von der Kraft sei ner Persönlichkeiten und ihrem Verständnis für ihr« Stellung ab hängt. Ich möchte ferner erwähnen, was Herr Volckmar gesagt hat. Ich habe mich gefreut, daß Herr Volckmar eine so große Sorg« für die Interessenvertretung des Verlegervereins geäußert hat. Aber ich glaub« ihn beruhigen zu können, wenn er meint, die Leute, die den Verlag im Börsenverein vertreten, sind schwächer als die beiden Vorstände der Organisation des Sortiments. Das ist durch das Amt nicht gegeben, sondern es ist eine Frage der Persönlichkeit. Ich glaub« nicht, meine Herren, daß der Appell an uns, den Bör- senberein zu erhalten, ein gerechtfertigter ist. Denn das ist ja gerade unsere Absicht, und wir behaupten sogar, daß wir uns auf dem Wege einer ganz folgerichtigen Entwicklung unserer seitherigen Verfassung und unserer seitherigen Verhältnisse befinden. Als in den 80er Jahren Wirtschastsproblcme znm Gegenstand des Börscn- vcreins gemacht wurden und er aus einer Abrechnungs-Genossen- schast zu einer Vertretung des Gesamtbuchhandels wurde, da hat man es als einen großen Fortschritt betrachtet, daß der unitarische Gedanke hier gesiegt hat und daß diese Dinge im Börsenvcrein be handelt wurden. Wenn Sie nun den Wunsch äußern, Verlegern«» «in und Gilde sollen außerhalb des Börsenvereins ihre Verstau- digung in wirtschaftlichen Fragen suchen, so ist das nichts als eine partikularistische Reaktion. (Sehr richtig!) Meine Herren, erleich tern Sic denn die Organisation, die Technik, die Wirksamkeit der buchhändlerischen Vereine, wenn Sie statt einer Stelle, wo die beiden Vertretungen des Verlags und des Sortiments sich treffen, zwei schaffen? Nicht bloß kommt dann die Konkurrenz, sondern es steht fest, daß der Börsenvcrein ausgehöhlt wird. (Sehr richtig!) Sie erleichtern die Sache umgekehrt dann, wenn eben alle diese Dinge an einer Stelle, nämlich im Börsenverein, verhandelt wer den und wenn seine große Kompetenz unangefochten bleibt. Sie erleichtern sie aber auch dadurch, daß hier gegebene Formen, ge gebene Traditionen vorhanden sind, mit denen sich viel leichter arbeiten läßt, mit denen man viel besser zustandekommt. Rück sichten, die genommen werden müssen, auch aus das altehrwllrdige Instrument des Börsenvereins, während wir vor einer vollständig neuen Technik ständen, wenn wir als schroff« Gegner außerhalb zu sammen säßen. Was hier von Herrn Schmor! behauptet wurde: Wir können Herrn Nitschmann nicht entbehren als — sagen wir — einseitigen Vertreter der Sortimenterinteressen, das ist falsch. Meine Herren, in der richtigen Vertretung wohlabgewogener Interessen verlieren wir unfern Führer nicht. Und wenn er uns sagt: «Ich Hab« den Eindruck bekommen: das geht nicht, hier müssen andere Jnreresjen maßgebend sein, und das, was wir wollen, ist unerreich bar«, dann werden Sie dieser Autorität viel «her folgen, als wenn Sie das selbst nach Ihren Erfahrungen bei der gemeinsamen Arbeit im Börsenvercin finden. Denn hier steht eben gerade die Autorität der Ersahrung dahinter. Ich wüßte nicht, welcher Vorwurf uns dann gemacht werden könnte, wenn wir diese — und da ist ein ganz gerechtfertigter Einwand erhoben worden — an sich gar nicht bedeutende Reform hcnte vornehmen. Di« Verbindungsossiziere sind in der Tat schon lange da; aber es fragt sich, was kann der Verbindungsoffizier tun? Wenn er ein Leutnant ist, der seinen Bereisten nachkommt, so hat er zu gehorchen, zu berichten und Mt- teilunaen zu übcrbringcn. Ist es aber ei» maßgebender Führer. dann steht er ganz anders da; dann ist er «in selbständiges Organ, das mit großer Macht entscheidet. Allerdings wenn Sie hier dieses Prinzip der Parität einfüh- ren, und Sie stützen es ausdrücklich aus den Grundsatz der Billig keit und Gerechtigkeit, auch von seiten der Gilde, dann müssen Sie sich klar sein, daß eine Politik, die diesem System an anderer Stelle widerspricht, d. h. «ine Politik der Majorisierung in der Hauptver sammlung unmöglich sein muß und nicht gemacht werden kann; und bis zu einem gewissen Grade wagen wir zu hoffen, daß die Eindrücke aus der gemeinsamen Arbeit im Vorstande des Börsen vereins die Führer zur Einsicht bringen werden, daß sie diese Folge- richtigkeit bewahrheiten. Ich glaube nicht, daß die Befürchtungen, die hier von der gegnerischen Seite ausgesprochen worden sind, stich haltig sein können, sondern ich bin umgekehrt der Meinung, das; wir die Technik unseres Börsenvereins wieder instand setzen, daß wir ihn wieder arbeitsfähig machen und zu einem Fortschritt in der Ent wicklung kommen. Es sind wieder einmal einige 30 Jahre her, daß wir einen gewissen Stillstand in der Entwicklung zu verzeichnen haben, und aller 30, 40 Jahre hat der deutsche Buchhandel organi satorische Reformen vorgenommen. Es liegt im Wesen der Dinge, daß sie dann nötig werden, und in Zeiten wie den heutigen, wo sich alles ändert, ist es doppelt nötig. Deshalb ist es auch unrichtig, wenn Herr Volckmar meint, daß die einzige Frage, die den Buch handel bewegt, die Frage des Teuerungszuschlages ist. Es sind noch andere, und — was viel wichtiger ist — es können jeden Tag schleunig zu regelnde Fragen von der größten Bedeutung an uns herantreten, und dazu brauchen wir ein entschlußlrästiges Organ in unserm Börsenverein. Ich kann mich der Hoffnung hingeben, daß die Mehrzahl der Anwesenden trotz aller Bedenken für unsere Vorschläge stimmen wird. Es ist ja ganz schön: di.ese Gemütlichkeit, die wir haben, dies« Art Inzucht durch die Designation der Ausschüsse usw. Aber, meine Herren, das entspricht nicht den wirklichen Verhältnissen, und wenn das der Fall ist, dann schwindet die Teilnahme der Interessenten. (Sehr richtig!) Woher kommt es denn, daß wir so viele Leute in der Vereinsarbeit vermissen, daß uns von den glänzendsten Namen aus der Vereinsgeschichte des Buchhandels so viel« fehlen? Wo kommt's denn her, daß eine Bewegung wie die Heilsarmee des Buchhandels, die Lauensteiner Bewegung, überhaupt möglich ist? (Heiterkeit und Bravo!) — Meine Herren, ich habe damit kein despektierliches Wort gebraucht, sondern ich habe die Heilsarmee wirklich kennen gelernt und kenne sie als die wirksamste Wohltätig- keits-Einrichtung, die es überhaupt gibt, hervorgcgangen aus dem Wunsche: wir wollen sittliche Menschen sein. Dieser Gedanke ist auch der Gedanke der Lauensteiner Bewegung, den jeder einzelne in seiner stillen Kammer durch Arbeit an sich selbst durchführen kann. Wohl aber liegt darin auch ein langsichtiger Erziehungsgedanke, und wenn solche Bewegungen entstehen, dann ist etwas faul in der Orga nisation. Denn hier bilden sich neue Organisationen, weil sie unzufrieden sind mit dem Bestehenden. (Sehr richtig!) Hier muß eine Wandlung geschaffen werden. Und wenn man einmal etwas kräftiger wird und sich von Wehleidigkeit fern hält und sich nicht davor fürchtet, daß die Araberhengste sich die Knochen zerhauen, sondern sich sagt: das sind zwei Böcke, die stoßen sich, und dann weiden sic vernünftig (Heiterkeit) — meine Herren, dann werden wir sehr viel weiterkommen. Es ist immer gut, wenn man gelegentlich mit den Waffen des Humors kämpft, und da das die Opposition gemacht hat, so blieb mir auch gor nichts anderes übrig. Aber gestatten Sie mir, sehr ernst zu schließen: Sie stehen an einem Wendepunkte, der die Existenz unserer Spitzenorganisation berührt, und sollen über ihr Schicksal entscheiden. Entscheiden Sie vernünftig! (Bravo! und Hände klatschen.) Herr Gcorg Merseburger (Leipzig) (zur Geschäftsordnung): Meine Herren, ich glaube, meine Stunde ist gekommen. Es wäre doch schade, wenn die erstklassigen rassigen Weine, di« wir hier in so ausgiebigem Maße kredenzt bekommen, etwa zu guter Letzt verwäs sert werden sollten. Ich beantrage daher Schluß der Debatte. (Leb hafte Zustimmung.) SS8
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