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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.08.1923
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- 1923-08-15
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- 15.08.1923
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iügüs bewahrt oder nicht, läßt sich vergleichshalber meist in kein prozen tuales Verhältnis zum Frcmdkapital setzen, da zwischen kurzfälligen, mittel« und langfristigen Schulden oftmals große BewertungSunter- schiede bestehen, ja innerhalb jeder einzelnen dieser Kategorien selbst wiederum Papieimarkschattierungen vorhanden sein können. Geschweige denn, daß sich unter solchen Umständen Bilanzen der Vorkriegsjahre mit denen der Nachkriegsjahre vergleichen lassen. Die Bilanzanalyse hat diese Dinge alle zu berücksichtigen. Zur Vergleichbarkeit der Bilanzen gehört auch die Maßstäb- lichkeit der Gewinnbercchnung, Z, B, die Buchung »Anlagekonto an Kapitalkonto» wurde schon in Vorkriegszeiten befürwortet, da mit verhindert werde, daß der Gewinn (auch Steuergewinn) eines Jahres durch Zufall erhöht werde, wodurch er bie Vergleichbar keit mit dem Gewinne anderer Jahre verliert, Run hat sich in letzter Zeit ein lebhafter Theorienstreit über die Bilanzauffassung geltend gemacht, dem insofern Erwähnung getan fei, als er das Bewcrtungsproblem streift und einzelne Autoren sich in ihren Vorschlägen über Geldentwertung in bezug auf die Bilanz plötz lich in Widerspruch mit Ihrer sonstigen Bilanzauffaftung setzen, Prof, Schmalenbach-Köln, E, Pisanj (ein Italiener) und Ruda- nowski, Dozent an der Handels-Hochschule Moskau, führten zwei neue, der mathematischen Physik entlehnte Begriffe in die Terminologie der Buchhaltung ein, Statik und Dynamik, die der Vermögens- und Ertragsbilanz (Gewinn- und Verlustrechnung) entsprechen. Tatsächlich gleicht der Geschäftsbetrieb der Dynamik der physikalischen Mechanik, er ist — wie Schär sich ausdrückt —: »dynaintsch wirkend« Vermögens kraft». Die statische Bilanz (Vermögensbilanz) hingegen mutz bas »Tote im Lebenden, oder umgekehrt bas Lebende im Tote» erfassen». Das heißt — um mit Schär sortzusahren —: »Zunächst muß die Bilanz den lebenden, fortdauernden Betrieb, d, h, die miteinander und nacheinander spielenden zahllosen Kreisläufe der wirtschaftlichen Güter für einen Moment als stillstehcnd betrachten, gleich einem in Eis erstarrten Wasserfall; in dieser toten Masse muß sie einen Querschnitt ziehen, damit die einzelnen, nebeneinanderlicgend gedachten Vcrmögensbestandteile ihrem Geldwerte nach erfaßt werben können»"). Dient demnach die statische Bilanz als Mittel zur Fest stellung des Vermögens (und des Erfolges) einer Unternehmung, so will die dynamische Bilanz lediglich ein Hilfsmittel sein zur Errechnung des Gewinnes, indem sie auf bie Ma ß st ä b l i ch k e i t dieser Errechnung besonderen Wert legt. Beide extreme Auffassungen erfuhren seither ihre gründliche Wider legung; man schloß in der Literatur vielsach einen Kompromiß dahin, indem man sowohl das statische wie bas dynamische Moment innerhalb gewisser Grenzen anerkennt""), III, Inventar und Bilanz, Abschreibungen und Neuanschaffungen, Kapitalserhöhungen und Kreditbeschaffung, Eine Bilanz ohne Inventar kann rechnungsmäßig richtig, der tatsächlichen Vermögenslage aber niemals entsprechend sein. Trotz dem verzichtet man nicht selten leicht auf genaues Messen, Wiegen und Zählen gewisser VermögenSbestandteile, als da sind: Grund stücke, Gebäude, eingebaute Maschinen usw,, auch bei Inventar- gegenständen, wie Tischen, Stühlen, Schränken, Regalen usw,, da diese nicht dem Erwerbszweck, sondern dem Betriebszweck dienen. Sie erleiden auch so bald kein« merkliche Veränderung ihrer Substanz, und doch werden Abschreibungen darauf vorgenommen, weil man weiß, daß diese Anlagegegenstände eines Tages ausscheiden und ersetzt werden müssen. Der weitausschauende Betriebswirt griff in seinen ersten Maß nahmen gegen die rapid vor sich gehende Geldentwertung neben der Schaffung eines sogenannten »Eisernen Lagerbestands» zunächst zu den Abschreibungen auf Wiederbeschaffungs- oder Ersatzwerte, ") »Buchhaltung und Bilanz-, 4, Ausl,, Berlin 1921, Vorw. S, X, (Schär ist weder extremer Statiker noch Dynamiker.) "") Über den Theorienstreit vgl, außer Schär folgende Literatur: Schwalenbach, »Grundlagen dynamischer Bllanzlehre», Lpzg, 1929; als Entgegnung: Nicklisch, »Dynamik«, und F, Werner, »Einiges über Bilanzliteratur» in der »Zeitschrift für Handelswissenschaft und Handelspraxis» (künftig: ZfHw, u. Hp> Heft 11 vom Februar 1921 und Oktober 1922; ferner: M. Berliner, »Statische und dynamische Bilanz», in der Zeitschrift des Verbandes Deutscher Bücherrevisoren vom September 1922, Gegen die fiskalische Auffassung: Abschreibung sei nicht Kostenverteilung, sondern sie geschehe zwecks Erhaltung des Vermögens; es müsse in der Höhe abgeschrieben werden, daß beim Ausscheiden eines Vermögensgegenstandes ein neuer angeschasft werden könne, und diese Kosten müßten in die Selbstkostenrechnung mit einkalkuliert werden (der abgeschriebcne Wert würde so in Forderungen und dann in bares Geld umgewandelt, es fände also ein Kreislauf statt, nämlich: das Anlagevermögen würde in Be triebsmittel umgewandelt), demzufolge müßte der in den verkauften Produkten steckende Teil des liquid gewordenen Anlagevermögens ausgeschiedcn werden, zurückgestellt für den Wiederanschafsungs- zweck — gegen diese Auffassung hat man in Vorkriegszeiten ent schieden Front gemacht. Heute hält man sie auf einmal für die richtige. Warum? In der Vorkriegszeit wurde beim Ausscheiden eines Gegen- standes ein neuer angeschafft, entweder aus Betriebsmitteln, unter der Voraussetzung, daß sie gerade flüssig waren, was normalerweise nicht der Fall war, oder durch Aufnahme eines Kredits, Heutzutage ist es in der Praxis so, daß man infolge der wirtschaftlichen Depres sion keinen Kredit bekommt, also das Kapital erhöhen muß. Dabei sind Einzelunternehmungen gewöhnlich in der Lage, daß «ine Kapi talserhöhung durch neue Teilhaber meist ausgeschlossen ist und sie mangels Kredits vor der Unmöglichkeit der Ausführung stehen. Aktiengesellschaften suchen durch günstige Bezugsrechte Kapital so viel als möglich hereinzubekommen. Andernfalls wäre der Weg ge geben, soviel Gelder anzusammeln, daß im Moment des Ausschei dens der Anlagcgegenstand wieder angeschafft werden kann. Es müßten also andauernd Mittel in der Unternehmung zurückgehalten werden, dadurch, daß Abschreibungen über Null hinaus vorgenom- mcn werden, in der Weise, daß ein Erneuerungssonds auf der rechten Seite der Bilanz einen Teil des eigenen Kapitals, und zwar in Höhe des Wiederbeschaffungspreises der Neuanlagen, darstellen soll. Um nun diese Erhöhung des eigenen Kapitals zu erreichen, deren Zweck eben ist, das Unternehmen mit mehr Vermögen auszustalten, müssen wir die höheren Abschreibungen über Null aus dem Unter nehmen herauswirtschaften und mit einem höheren Gewinn kalku lieren, was «ine Verteuerung der Produkte zur Folge hat. Man drückt sich dafür auch so aus, daß man sagt, die höheren Preise sollen die Wiedeibeschaffung der unbrauchbar werdenden Anlagen und sogar die der verkauften Waren ermöglichen! Also plötzlich nicht nur vollkommene Übereinstimmung mit der früheren fiska lischen Auffassung, sondern noch ein Hinausgehen über diese, ein neuer Standpunkt, der sich in der ablehnenden HaMing des Reichs- Verbandes der deutschen Industrie gegenüber dem Schmalenbach- schen Vorschlag betreffs der Bilanzierung in Goldmark dokumentiert, (Vgl, Kapitel iv, Abschn, 4.) Man sagt sich, daß bei mangelnder Anpassung an die Geldent wertung zunächst eine Substanzminderung im Betriebe auftritt. So dann führen Nominalabschreibungen, d, h, Abschreibungen, die nicht über 0 hinaus vorgenommen werden, bald zu ernsten Vermögens verlusten; sie erlauben keine Wiederbeschassung, trotz der ausge wiesenen »Gewinnes— Scheingewinne) haben wir Verluste, Wie ist die Stellungnahme des Staates als Steuererheber gegenüber dem Erneuerungssonds? Formal ist natürlich jede Einnahme über die Selbstkosten hinaus Vermögensmehrung, Gewinn, und wird vom Staate je nach der Höhe bis zu 6<>?S weggesteuert. Interessant zu wissen ist jedoch, daß die Buchungen auf den Erneuerungssonds gcm, AZ 59 a und 33 n des E.St.G, abgabenfrei bleiben. Andererseits ist die Frage gegeben: Kann eine Erhöhung des Er- neuerungSfonds, also ein« Abschreibung über 0 hinaus, auch immer Schritt halten mit der rapid vor sich gehenden Geldentwertung? Dann müßten die Tagespreise auf Grund der Kalkulation mit not wendigem Erneuerungsfonds schließlich so hoch werden, daß eine Konkurrenz nicht nur im Jnlande, sondern auch auf dem Weltmarkt« ausgeschlossen wäre. Zur Beleuchtung des Gesagten verweise ich auf die Lage der Zeitungsunternehmungen, das »große Sterben». Tatsächlich hätte die Geldentwertung, die ja bei den Devisen schon am 5, August l9l4 mit etwa 5°-» einsetzte, von Anfang an in entsprechenden Aufschlägen berücksichtigt werden müssen. Dadurch wäre die Wirtschaft allmählich an die Preiserhöhungen gewöhnt 1147
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