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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.04.1923
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- 1923-04-10
- Erscheinungsdatum
- 10.04.1923
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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 83, 10. April 1923. des Verkaufstages bewegt und sonach über kurz oder lang zur Produttionseinstellung führen mutz. So war auch der Buch. Handel, insoweit er einer rein volkswirtschaftlichen Betrachtung zugänglich ist, trotz der Ungunst der Zeit der Überproduktion näher als der Unterproduktion. Tritt hier das überwiegen des Angebotes über die Nachfrage noch nicht allenthalben mit voller Deutlichkeit in die Erscheinung, so liegt dies zu einem Teil nur an einer ungesund niedrigen Preisslellung, di« sich begnügt, wenn das in den Betrieben arbeitende Kapital in einem lang- sameren Tempo zusammenschrumpst als der Wert des Geldes selbst. . Zu alledem ist die Abwälzung der Lasten, die dem Buchhandel von seinen Lieferanten aufgebürdet werden, bei seiner kultur bedingten Ware weit schwieriger als bei lebensnotwendigen Gü tern. So begegnete der Buchhandel als Käufer einem ver schärften Druck von allen Seiten, litt aber als Verkäufer im zunehmenden Matze unter einer schnell erlahmenden Kaufkraft gerade der Kreis«, die als seine letzten Abnehmer in Frage kom men. Die Gesamtlage unseres Wirtschaftszweiges kann daher , nur als überaus ernst bezeichnet weiden. Von einer »Notmarktlage« in dem Sinne, daß die Ware durch Knappheit und Mangel verteuert wird, kann beim Buchhandel nicht die Rede sein. Im Gegenteil wirst dieser trotz der Not der Zeit unter dein Druck der geschilderten Verhältnisse Mengen aus den Markt, denen leine ausreichende Konsumtivkrast und keine im wirtschasllichen Sinne dringliche Nachfrage gegen übersteht. Damit ist freilich nicht behauptet, daß die Produktion des Buchhandels trotz aller Wirtschastsnöte den Bedürfnissen des Geisteslebens stets entsprochen hätte oder daß sie ihrem inneren Werl ngq stets notwendig gewesen wäre. Aber dieses Ziel ist — ^ unk hier liegt die tiefste Tragik der Verelendung eines Volkes unter ihrem Zeichen schwerer erreichbar als je. Der Buchhändler mutz als Verwalter ihm anvertrauter Geistesschätze oft genug kulturelle Rücksichten dieser Art hintansetzen, weil er zugleich für die wirtschaftliche Erhaltung seines Betriebes zu sorgen hat, und darf beanspruchen, dass ihm bei solchem Widerstreit der Pflichten und höchster Anspannung seiner Nerven- und Entschlußkraft der Vorwurf einer engherzig merkantilen Einstellung oder über mäßiger Preisforderung erspart bleibt. Eines nur ist der trüben politischen Erfahrung des Januar l923 zu danken: die Klärung, daß feindliche Willkür unseren Volkskörper zerreißen will und daß ihm unser Untergang begeh renswerter ist als die eigene Gesundung. Nie waren der enge Zusammenhang von Politik und Wirt- schüft wie der verheerende Einfluß, den willkürliche, nur der Eitelkeit und Machtgier schmeichelnde Gewalt und mittelalter lich« Raubgelüste aus das freie Spiel der Weltwirtschaft aus- üben, fühlbarer als jetzt, sodaß kein Bericht eines Berusszweiges diese letzte Ursache seiner Röte unerwähnt lassen kann. Leider mußten wir bisher auf Richtlinien verzichten, wie der Buchhandel in seinen Bilanzen den Papiermarkschleier auszu schalten vermag. Wir können auch hier nur betonen, daß selbst ein großer Teil anscheinend blühender Industrien seit Jahren von der Vermögenssubstanz zehrt und daß jede Gleich, und Gegenüberstellung von Markgrößen zu folgenschwersten Jrr- lünrern führen muß. Die deutsche Gesamtwirtschast zeigt ein getreues Abbild eines Einzelkaufmannes, der sein Hab und Gut, um nur mittels des Erlöses seinen notdürftigsten Lebensunterhalt zu bestreiten, weit unterm Wert veräußert und dessen -reger« Geschäftsgang in der Hauptsache auf erzwungenen Notverkäufen beruht! sein fortgesetzter Substanzverlust kann nur von Bosheit oder Einfalt als -ergiebige« Wirtschaft mißdeutet werden. Gerade der Buchhandel aber ist zum größten Teil auf wirk lich« Wertüberschüsse her einzelnen Privatwirtschaften angewiesen und leidet um so empfindlicher, je mehr das schnelle Tempo der Geldentwertung di« traurige Wahrheit enthüllt, daß auch der noch über wachsende Geldbeträge oder Geldforderungen ^Ver fügende schnell verarnrt. Täglich bestätigt sich di« hier schon oft erwähnte Erfahrung, daß in Zeiten großen Wirtschaftselends die Befriedigung weniger elementarer Bedürfnisse zurücktritt hinter der Deckung des primitivsten Lebensbedarfs, und daß einem > 484 Volk, das sich nicht mehr ausreichend nähren und kleiden kann, Stimmung und Mittel zum Erwerb von Bücher» fehlen. Dieser Rückgang im Absatz wird auch nicht dadurch ausgewogen, daß in politisch lebhaft pulsierenden Zeiten das Buch einen größeren Freundeskreis zu finden Pflegt als sonst. Zu alledem ist der Buchhandel wieder unmittelbar durch die Losreißung weiter deutscher Sprachgebiete O b e r s ch l e s i« n s aus unserer östlichen Heimat wie durch die unerhörte Abschnürung des Rhein- und Ruhrgebietes schwer betroffen. Er ist in hervorragendem Maße an die Preisgestaltung der Kohle und des Holzes gebunden, die, unabhängig von der Preis- kurve des deutschen Geldes selbst, aus dein Weltmarkt ein Vielfaches ihrer Friedenspreise erreicht Haben, sodaß sich di« un mittelbaren Preisbildungsfaktoren des Buches auf besonders teuren Kostenelementen ausbauen. Mitte März betrug der Preis für Papier, in groben Durchschnitlszissern ausgedrückt, das »öOOfache des Preises der Vorkriegszeit, für Papp« das lg VOO- sack;«, für Satz und Druck das bvvvfache, für Buchein bände das Sbvgsache. Hat sich demgemäß der Preis des wissenschaftlichen Buches zum gleichen Zeitpunkt im Durchschnitt nur aus das 2000fache der Vorkriegszeit erhöht, so erhellt, daß das Zurück- bleiben dieser Preiskurve nur unter erheblichen Opfern des Autors rmd des Verlegers und nur unter Verwendung aller Ausland- mehrcrlöse zugunsten einer Senkung der Jnlandpreise möglich war. Nachdem die Regierung mit dem Nolgesetz für die Presse diesen Berusszweig unterstützt hatte, mußte der Buchhandel die gleichen Rücksichten für sich in Anspruch nehmen, da der Erhal- tung des Schulbuches und zahlreicher wissenschaftlicher und popu lärer Zeitschriften kein« geringere Bedeutung zukonrmt. Mit der im Börsenblatt vom 23. November und 13. Dezember 1922 abge- druckteu Eingabe der Wirtschaftlichen Vereinigung deutscher Buchhändler, die vom Bürsenberein und anderen führenden buch- händlerischen Organisationen unterzeichnet ist, sind dem Reichs- wirtschastsministerium erneut die Bedenken des gesamten Buch handels gegen di« unsere Wissenschaft und Kultur in ihren Grund lagen bedrohende Entwicklung der Papicrpreise dargelegt und die Hilferufe des Buchhandels bekanntgegeben worden. Ein greisbarer Erfolg war aber der Eingabe bislang nicht beschieden. Der Wirtschastspolitische Ausschuß des Reichstages hat darauf hin die Regierung ersucht, zu prüfen, ob angesichts der Besetzung deutschen Gebietes und der daraus folgenden Bedrohung der Versorgung des deutschen Marktes der Einfuhrzoll für Zellstoff, Papier und Pappe aus di« Hälfte der autonomen Zollsätze vor- übergehenb herabgesetzt werden kann. Ein« Entscheidung der Neichsregierung liegt zurzeit noch nicht vor. Der Absatz im Buchhandel war im Jahre 1922 noch einiger maßen befriedigend. Allerdings bedeutete das Weihnachtsgeschäft «inen Mißerfolg, nicht zuletzl weil die im Herbst im überstürzten Tempo einsetzende Geldentwertung vielfach zu Vorkäufen Anlaß war. Auch der Geschäftsgang nach Weihnachten war unzurei chend. Einzelangaben sind mit Rücksicht darauf, daß fast für jedes Erzeugnis des Buch- und Blusikalienhandels eine besondere Marktlage besteht, nicht möglich. So ist begreiflicherweise die Lage des medizinischen und technischen Verlages noch etwas günstiger als diejenige des juristischen, weil für Erzeugnisse einer Wissenschaft, di« unmittel bar im Dienste produktiver Arbeit steht, noch bessere Absatzmög lichkeiten vorhanden sind und insonderheit das Ausland der Ent wicklung unserer Naturwissenschaften größeres Interesse ent gegenbringt als derjenigen der innerdeutschen Rechtsprechung oder sonstiger weniger international gerichteter Geistesarbeit. Das s ch ö nw i s s e n s ch af t l i ch e, populärwissen schaftliche und kulturelle Buch hat seit dem Herbst vorigen Jahres einen besonders starken Absatzrllckgang erfahren, wofern nicht nur die steigende Absatzziffer der trügerischen Mark summe, sondern die Stückzahl mit früheren Zeiten in Vergleich gezogen wird. Dieser Teil des Verlages findet im Auslandabsatz ! keine oder nur unzureichende Entschädigung. Im Jnlandgeschäft
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