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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.04.1923
- Strukturtyp
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- 1923-04-07
- Erscheinungsdatum
- 07.04.1923
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- Deutsch
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X- 81, 7. April tg23. Redaktioneller Teil. tragen könnte. An die Stell« objektiv denkender Männer allge- meinen Bortranens treten »verantwortliche offizielle Vertreter- der beiden Vereine, deren -Vertrauensleute-, Wem aber sind sie verantwortlich? Den Mitgliedern des Börsenvereins, also dem Gesamtbuchhandel, oder dem Jnteressenverein, der sie als seine -Vertrcuumsteute- in den Vorstand des Börsenvereins entsandt hat? Die Frage stellen heißt sie beantworten. Fassen wir die Sachlage klar ins Auge, und sehen wir di« Dinge so an, wie sie sind und nicht, wie wir sie nach den Wün schen der vertragschließenden Verein« sehen sollen, so ergibt sich, daß der Börsenverein vor einer entscheidenden Wendung, ja vor der siir seine Fortexistenz entscheidenden Wendung steht. Zwei — leider! — traditionelle Gegner vereinigen sich, um seine Macht unter sich aufzuteilen — jeder von ihnen sicherlich in der Hoffnung, dabei besser abzuschneiden als der Kontrahent, Es soll ihnen unbenommen sein, die Vertretung der Interessen ihrer Gruppen auf allen Wegen zu suchen,, die zum Ziele führen kön nten — dieser Weg führt meiner Meinung nach nicht zum Ziele! Die Jnteressenkämpfe, an sich unentbehrlich und einer ge sunden Fortentwicklung förderlich, werden sich künftig nicht mehr an den Stellen abspielen, an die sie gehören, in der Öffentlich keit der Versammlungen der Spitzenvereine, sondern gerade dort, wo sie bisher einen unparteiischen Ausgleich finden konnten, im Schoße des Börsenveremsvorstandes, Gegen eine solche »Reform«, die in Wirklichkeit eine den Be- stand des Börsenvereins bedrohende Revolution ist, meine war nende Stimme zu erheben, halte ich für mein« Pflicht, und ich bin überzeugt, dabei die Zustimmung aller der Mitglieder des Bör senvereins zu finden, die die Gefahr der Stunde erkennen und unsere bewährte Organisation ohne zwingenden Grund nicht den reinen Interessenvertretungen ausliefern wollen, 3, Welche Motive nun mögen die vertragschließenden Ver eine zu dieser Vereinbarung auf Kosten des Börsenvereins ver anlaßt haben? Neben dem Wunsche, den Versuch zu einem all seitig erwünschten reibungsloseren Zusammenarbeiten auch ein- mal aus diesem Wege zu machen, sicherlich auch andere, vereins politische Gründe. Der Vorstand des Deutschen Verlegervereins hat ein seinen berechtigten Wünschen entsprechendes obsiegendes Urteil in sei nem Prozesse gegen den Börsenverein bislang nicht zu erzielen vermocht. Es kann ein weiteres Jahr vergehen, bis das Urteil in letzter Instanz gefällt ist. Bis dahin — und angesichts des unge wissen Ausgangs des Prozesses vielleicht auch noch später — sieht er sich der Gefahr der wiederholten Majorisierrmg seitens des Sortiments gegenüber — einer Gefahr, di« er nur durch ein« Satzungsänderung des Börsenvereins beseitigen zu können glaubt, di« ihm die Kurialabstimmung bringt. Dieses Kurialsystem — auch von mir aus praklisch-dereinsgeschäftlichen Gründen, nicht aber grundsätzlich bekämpft — hofft er nunmehr zunächst von oben her, innerhalb des Börsenvereinsvorstandes, zur Einführung bringen zu können: je 3 der 6 Vorstandsmitglieder gehören einer Kurie an, unter ihnen auf beiden Seiten die Vorsteher der beiden Jnteoessenvereine, Ob der Vorstand des Deutschen Vcrlegerber- eins sich für jetzt oder später die Zusicherung hat geben lassen, daß innerhalb des Börsenvereinsvorstandes nach Kurien abge- stimmt wird und daß ein Beschluß nur dann gültig ist, wenn ihm die Mehrheit beider Kurien zugestimmt hat, entzieht sich meiner Kenntnis, Möglicherweise geht das Abkommen auch dahin, das Kurialsystem in der «inen oder anderen Form in der Satzung des Börsenverems sestzulegen, es also künftig auch den Wünschen des Verlegervereins entsprechend in der Hauptversammlung zur Ein führung zu bringen. Selbst die Anhänger des Kurialsystems werden sich fragen müssen, ob ihnen seine Anwendung gerade innerhalb des Börsen- uereinsvorstandes als erstrebenswert erscheint, wo bisher jedes 'Vorstandsmitglied frei und unbefangen auf Grund objektiver Würdigung des vorliegenden Materials, nicht aber unter Frak tionszwang avgestimmt hat. Die grundsätzlichen Gegner dieses Systems ober werden sich mit Erschrecken darüber klar werden, daß alle ihre Einwände und Befürchtungen in besonderem Maße zutreffen müssen, wenn nicht einmal di« höchste geschäftsführende Instanz des Buchhandels davon frei bleiben soll. Hat der Vorstand des Deutschen Verlegervereins durch dieses Abkommen den von seinem Standpunkte aus erklärlichen Versuch machen zu müssen geglaubt, sich von dem Drucke drohender Majo- risierung zu befreien, so mutzte er dafür auch der Gegen- feite entsprechende Konzessionen machen. Die Führung der Gilde, die längst erkannt haben wird, daß die Waffe der Majorisierrmg bei öfterer Anwendung allzu rasch schartig werden müsse und daß sie ihren Zweck schon erfüllt habe, wenn sich mit ihrer Preisgabe ein auch für di« Gilde so vorteilhaft «scheinendes Abkommen er handeln lasse, sieht sich mit einem Schlage am Ziele jahrelanger, in diesem Maße kaum je gehegter Hoffnungen, Ihre beiden Vor steher treten in den Vorstand des Börsenverems ein; gewiß nicht mit der Absicht, es bei dem bisher Erreichten bewenden zu lassen, sondern festen Willens, nun auch innerhalb dieses Gremiums den Kampf um die Nlacht mit gewohnter Rücksichtslosigkeit fortzu setzen, Denn der Kampf ist auch durch diesen Friedensschluß nicht aus der Welt geschasst, mir sein Schauplatz hat gewechselt. So erleben wir denn, wie die Führung beider Gruppen ihre — was den Verlegerberem an-geht, noch junge — Unabhängigkeit vom Börsenverein dazu benutzt, sich des geschäftsführenden Organs des Börsenvereins, des Vorstandes, zu bemächtigen - - beide gewiß in der Meinung, den ihnen anvertrauten Interessen ihr« Mitglieder so am besten zu dienen, sicher aber mit der Wir kung einer Vernichtung gerade dessen, als was uns der Vorstand des Börsenverems bisher galt. 4, Es bleibt mir nur noch übrig, kurz daraus «inzugehen, wie sich denn nun innerhalb des so »reformierten- Börsenvereins- vorstandes die Behandlung der Geschäfte abspielen wird. Die Vorsteher des Deutschen Verlegervereins und der Gilde (oder ihre Stellvertreter) werden künftig di« eigentlich »Regie renden- sein müssen. Die ihnen zur Seite gegebene» »Vertrauens leute« bilden gewissermaßen den Chor in der Tragödie. Mt wichtigen Fragen wird sich eine Vorberatung innerhalb der Frak tionen vor der Behandlung in der Vorstandsfitzung befassen müs sen, damit die Fraktionsdisziplin nicht in Gefahr kommt. Die Fraktionsdisziplin tritt an die Stelle der bisherigen Vorflands- disziplin, die die Einheitlichkeit der Geschäftsführung nach außen und innen trotz abweichender Meinungen der einzelnen Vor standsmitglieder wahren mutzte und unter einem energischen und klugen Vorsteher auch immer zu wahren vermochte. Die Vor standsmitglieder sind also abhängig vom Jnteressenstandpunkte ihr« Gruppe und dieser zunächst verantwortlich — «in Zustand, der mit der gegenwärtig geltenden Satzung kaum vereinbar sein dürste. Der Erste Vorsteher, bisher nach innen und außen der Träger einer einheitlichen Politik des Börsenverems, darf logi scherweis« künftig den Ausschlag mit seiner Stimme nicht mehr geben, da sonst die heilige Parität verletzt und der Gruppe, der er angehörk, ein Übergewicht zufallen würde. Er muß sich künftig also damit begnügen, den Wortführern beider Gruppen die Ge legenheit zur Aussprache zu verschaffen und di« Beschlüsse zur Durchführung zu bringen, eifersüchtig bewacht von der Gegner- gruppe, damit er auch dabei die Parität nicht verletze. Eine Haupt versammlung des Börsenvereins wird eigentlich überflüssig — in den Hauptversammlungen der beiden Jnteressenbereine haben deren »Vertrauensleute- Rechenschaft üb« ihre Vorstondstätig- keit abzulegen. Für selbständig d«nkende und handelnde Vor standsmitglieder ist kein Raum mehr — sie Haben sich dem Stand punkte ihrer Grupp« zu fügen oder di« Konsequenzen ein« Ab weichung davon zu ziehen. Ein Jnteressenkonstikt ist dabei unver meidlich: fühlen sie sich in erster Linie als Vorstandsmitglieder des Börsenverems, so werden sie des Zusammenarbeitens mit der Gegnergruppe wegen die Belange ihres Jnteressendereins nicht mit der Schärfe vertreten können, die die Mitglied« die ses Vereins von ihnen fordern! fühlen sie sich aber in erster Linie als reine Jnteressenvertreter, so wird sich die Unmöglichkeit er sprießlichen Zusammenarbeitens bald genug Herausstellen, Die für eine nach außenhin kraftvolle und geschlossene Politik des Börsenverems schwer« Gefahr, die mehr als bisher in der Mög lichkeit wenn auch unbeabsichtigter Indiskretionen liegt, darf gleichfalls nicht unerwähnt bleiben. Was würde ein Adolf Kröner, was ein Albert Brockhaus zu einer solchen »Reform- des Börsenverems sagen, bei deren Be- «37
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