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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.03.1923
- Strukturtyp
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- 1923-03-14
- Erscheinungsdatum
- 14.03.1923
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- Deutsch
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VSrsmdlaU >. d. Dtlchn. vllchi»I>d-e Redaltioneller Teil. X- 62, 14. März 1923. Das Verfahren muß natürlich so eingerichtet werden, daß es für den Börsenverein.1. möglichst wenig Arbeit macht, 2. möglichst wenig Unkosten verursacht, 3. die Belastung dem einzelnen kaum fühlbar wird. Am besten, sichersten und vorteilhaftesten wäre cs, wenn diese Sterbckafse in der Satzung des Börsenvereins ver- ankert werden könnte. Das Verfahren würde folgendes sein: Der Börssnverein schreibt für jedes Mitglied eine Quittung über 750V.— M. aus; -diese Quittung ist der Beitrag für die ersten 75 Todesfälle und wird vom Börsenverein durch die Abrsch. nungs-Genossenschaft oder durch den Kommissionär den einzelnen Mitgliedern zugestellt. Tritt ein Todesfall ein, so mutz der Toten schein dem Börscn'derein eingesandt werden, und die Witwe, bzw. die Hinterbliebenen erhalten das Geld. Der Börsenverein hätte nur die Arbeit zu leisten, jährlich einmal jedem Mitglied eine Quittung auszuschreiben und die Verwaltung der Eingänge und Ausgänge zu buchen. Die Zinsen würden vollauf genügen, die Kosten zu decken. Bei weiterer Geldentwertung müssen die Bei träge erhöht, bei steigendem Kurse vermindert werden. Hauptsache mutz nur bleiben, daß die Summe, die ausgezahlt wird, fiir die Hinterbliebenen wirklich eine Hilfe bedeutet. Verweilen wir nur einen Augenblick bei diesem Gedanken, io wird es uns klar, datz der Aufwand des einzelnen ein Nichts ist gegen di« Hilfe, die wir insgesamt den Witwen und Waisen unserer Kollegen spenden. Besteht eine Möglichkeit, daß der Börsenverein solch eins Kasse durch Vereinsbeschluß zwangsmätzig einführen kann, so sollte er nicht einen Augenblick mehr zögern, — all« Wohltaten müssen fast immer auf Zwangswege durchgeführt werden. Ein zweiter Vorschlag, der allen Mitgliedern viel Geld sparen, dem Börsenvcrcin neu« Mittel zuführen würde, wäre eine Feuerversicherung auf Gegenseitigkeit! Wer von uns hat schon Brände im Buchhandel erlebt! Ich glaube bestimmt, eine Rundfrage würde ergeben, baß die Allerwenigsten unter uns von großen Bränden zu -erzählen wissen. Ich glaube, es ist nicht zu hoch gegriffen, wenn ich sage, datz 9tz"/> von unfern Versicherungs prämien die Versicherungen glatt schlucken! Warum nicht auch hier auf Gegenseitigkeit etwas gründen, was allen Ersparnisse, allen Gewinn bringt? Wieder ein mathematisches Rechenexempel! 4000 Mitglieder versichern im Durchschnitt zu 5 Millionen Mark; einige ängstliche Gemüter werden weniger versichern, andere be deutend mehr. Nehmen wir Versicherungsquoten 1 pro 1000, so würde also bei einer Versicherungssumme von 20 Milliarden Mk. eine Prämie zu 20 Millionen Mk. hcrauskommen. Sollte wirk lich einmal ein größerer Brand Vorkommen, der diese 20 Millionen verschlingt, so müßte der Mehrertrag durch Umlage erhoben wer den. Nehmen.wir einmal selbst den schlimmsten Fall an, daß wir den mehrfachen Betrag verbrauchen, so müßte man doppelte Prä mie bezahlen; immerhin noch billiger als die Prämien, die wir jetzt den Versicherungsgesellschaften zuführen. Da nicht anz-unehmsn ist, daß bei einer Versicherung aus Gegenseitigkeit mehr Brände entstehen, so ergibt sich mit Naturnotwendigkeit, datz der Bör senverein sehr bald Kapitalien ansa-mmeln wird, sodatz dis Prä mienreserve in wenigen Jahren das Risiko des Börsenvereins deckt. Auch hier muß natürlich der oberste Grundsatz wieder sein, bei möglichster Ersparnis der Kosten, bei möglichst geringer An spannung aller Mitglieder größtmögliche Gewinne für die Mit glieder zu erzielen. Die erste Arbeit wäre hier ungleich größer als bei der Sterbekasse. Jeder mutz sehen, wann die jetzt bestehende Feuerversicherung bei seiner Gesellschaft abgelausen ist, und sie zum nächsten kündbaren Termin kündigen. Der Börsenverein muß mn I. Januar 1924 die Versicherung eröffnen, einheitliche Frage bogen herumschicken. Jedes Mitglied führt an, wie hoch es ver sichern will. Die Monate bis zum 1. Januar müssen extra be zahlt werden, sodatz im Böisenverein nur das Rechnungsjahr vom Januar zum Januar gilt. Wird bis zum l. Dezember des Jahres eine Abänderung nicht gemeldet, so wird die Quittung ausge schrieben und bei der Abrechnungs-Genossenschaft oder durch den Konmrissionär genau wie bei der Sterbekasse einkassiert. Die Ver sicherung läuft automatisch weiter, man erfährt nur durch die Quittung, daß -alles in bester Ordnung ist. Schon höre ich bestimmt viele, viele Warner, sehe Gesichter über diese Utopien lächeln. Wenn ich mir auch bewußt bin, daß das Bleigewicht übergroßer Ängstlichkeit im Gesamt-Kleinhandel 3IL noch sehr hemmend wirkt, so bin ich doch der Meinung, daß, wenn der Börscnverein wirklich fest zugreift, seine Mitglieder ihm Ver trauen entgegenbringen werden und aus diesem Samenkorn bald ein Baum wachsen wird, der nicht nur reiche Ernte verspricht, son dern in dessen Schatten sich die Kräfte vervielfältigen werden. Wie heißt es doch im Faust: m Anfang war die Tat! DieTat ifta-lles! und dann: Bremen. W. Hermann. Bücherpreise und wirtschaftliche Lage*). Ein Rundschreiben an unsere Autoren- Gewiß ist bei dem auch durch unsere Geldentwertung in nächste Nähe gerückten wirtschaftlichen Umsturz auf dem Büchermarkt der Autor gegenüber dem Verlag der wirtschaftlich schwächere Teil. Aber unser wirtschaftliches Denken ist unter der bisherigen steuerlichen Vorstel lung, daß Papiermart gleich Goldmark, so in Unordnung geraten, ganz abgesehen von der ungeheuerlichen Aufbauschung der Zahlen, daß der volkswirtschaftlich Unbefangene glaubt, der Verleger verdiene an den hohen Bücherpreisen so viel, daß der Autor darüber zu kurz komme. Darum möchten wir zur Vermeidung eines sich aus den wiederholten Anfragen unserer Autoren ergebenden unwirtschaftlichen Briefwechsels folgende Aufklärnngsgrundsätze darlegen: 1. Grundzahl und Schlüsselzahl: Die Grundzahl eines Buches entspricht meist annähernd dem Friedenspreis (Einbände sind wesentlich höher), die Schlüsselzahl stellt einen Entwertungsprozentsatz dar, der nicht gleichbedeutend mit Steigerung der Herstellungskosten ist, denn die Preise der Bücher werden durch die Verkaussmöglichkeit be stimmt, analog der Steigerung der Konzert-, Theater- und Vortrags preise. Sie hängen also von der realen Tatsache ab, welchen Teil seines Einkommens der Deutsche für seine geistigen Bedürfnisse heule nock/ausgeben kann. Aus diesen inneren Gründen wirkt sich die Geld entwertung bei dem Buchpreis immer erst in einem längeren Abstand zu den Preisen von Lebensmitteln und Kleidung aus. 2. Höhe der Bücherpreise: Es sei noch einmal wiederholt, die Bücherpreise scheinen nur durch unsere Zahlenaufbauschung hoch, rechnet man sie auf die Lcbensmittclprcise um, so sind sie ausfallend niedrig. So kosteten beispielsweise am 1. Januar 1923 alle bisher ge druckten Bücher nur das VOOfache des Vorkriegspreises, während die Herstellungskosten etiva das 2990fache betrugen. 3. Die Lage des Verlages: Je höher die Schlüsselzahl jetzt steigt, desto stärker stockt der Absatz infolge der Verarmung der Känfer- schichten, zumal in der Kleinstadt. Neben der wohl Anfang 1923 um 5022 verminderten Kaufkraft steht eine beträchtliche Erhöhung der Ge schäftsspesen bei Verlag und Sortiment und steigen die Schwierigkeiten, Neuerscheinungen überhaupt bekannt zu machen. Dazu erhöht sich der Kapitalmangel, da die Herstellungskosten zumal bei dem Papier ent sprechend der Geldentwertung katastrophal steigen. Beispielsweise waren die reinen Herstellungskosten eines Romans von 2V Bogen Umfang in 3009 Auflage ohne Autorcnhonorar Mitte Januar bereits auf 3,5 Millionen Mark gestiegen. Der Verlag kann trotz aller Preis erhöhungen aus einem Verlauf der Auflage eines Buches niemals die Kosten einer Neuauflage bestreiten. Er verliert von Jahr zu Jahr immer mehr Prodnktionskraft und trügt damit seinen Anteil an der schicksalhaften Verarmung unseres Volkes. 4. Autor und Geldentwertung: Der Autor möchte na türlich sein Honorar in Friedensmark multipliziert mit der Geldent- wcrtnngsziffcr erhalten. Das ist aber unmöglich. Rechnet bei spielsweise ein Beamter sein Gehalt in Goldmark um, wird er er kennen, daß er ein Viertel bis ein Drittel seines früheren Gehalts be kommt. Wir siud verarmt. Honorar und Verlegerverdienst stehen meist in engem Zahlenverhältnis. Abgesehen von einer gewissen Risiko- prümie, die bei schwer verkäuflichen und rein wissenschaftlichen Büchern sogar beträchtlich sein muß, müßten sie sich eigentlich gleichstchen. (Es gibt aber auch Ausnahmen, wie z. B. Bücher mit vielen Tafeln. Auch muß man unterscheiden zwischen originaler, schöpferischer und vermit telnder Produktivität. Die Hcrausgeberschaft ist möglichst einmalig zu honorieren.) Bei sehr gangbaren Büchern verschiebt sich jedoch das Verhältnis etwas zugmisten des Autors. Bei der jetzt cintretenden Verminderung des Absatzes und der immer mehr schivindendcn, ge ringeren Produktionskraft des Verlages geht aber die kommende Ent wicklungstendenz zu den früheren Verhältnissen des gleich und gleich als *) Zum Selbstkostenpreis für alle Verle-ger zu beziehen von Fried r. Andreas Perthes in Gotha. Vgl. auch Vbl. Nr. 36 vom 12. Fe-br. 1923, C. 189/181.
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