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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.02.1923
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- 1923-02-03
- Erscheinungsdatum
- 03.02.1923
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X- 29, 3. Februar 1923. Redaktioneller Teil. zum Teil beseitigt werden dadurch, daß die Vielheit der neben einander bestehenden Ausgaben beseitigt wird. Herr Geheimrat Engwer hat eingehend ausgeführt, wie es zu diesen Dingen kam. Herr Quelle hat demgegenüber durchaus mit Recht daraus hin« gewiesen, daß durch diese mannigfaltige Gestaltung doch auch sehr erhebliche Vorteile errungen worden sind, daß die deutsche Kul tur, die deutsche Schulbildung doch sehr gefördert worden ist. Das ist selbstverständlich richtig. Bei jeder menschlichen Einrich- tung gibt es eben zwei Seiten, eine Licht- und eine Schatten seite. Aber ich möchte doch Herrn Quelle gegenüber daran er innern, daß nicht alle Mannigfaltigkeit auf wirklichem Reichtum beruht, sondern sehr vielfach nur aus der Eitelkeit des einzelnen Lehrers und der Bequemlichkeit, ein Buch für seinen Unterricht nun genau so zurecht gemacht zu sehen, wie er es haben möchte. Und da ist der Verlag dem entgegengekommen — durchaus ver ständlich. Ich darf sagen, daß wir in der Abteilung für das höhere Schulwesen vollkommen einhellig der Ansicht sind, daß die Schulbücher verkürzt werden müssen. Es soll eben nicht so sein, daß das Buch den Lehrer ersetzt. Der Lehrer soll das, was er im Buche in gedrängter Form findet, durch seinen Unterricht beleben. Erst dann wird er sich so entwickeln, wie das erstrebt wird. Erst dann wird der Unterricht so fesselnd werden, erst dann wird das Kind nicht zu der Ausfassung kommen können: ich brauche ja gar nicht zuzuhören, es steht ja alles im Buche. Wir sind auch der Ansicht, daß diese vielen Ausgaben verschwinden müssen. Aber wie wird es vor sich gehen? Und da sehe ich eine große Schwierigkeit dann, wenn die Verleger sich nicht zusammeu- tun und einheitlich Vorgehen. Ich meine so: Wenn nun von irgendeinem Buche eine Reihe von Ausgaben, z. B. k für unvoll ständige Mädchenanstalten usw., erschienen ist und der Verleger sagt sich: Bei der Lage unseres Vaterlandes mutz ich das be schränken; ich beseitige die Ausgaben « bis k, ich gebe nur eine einheitliche Ausgabe heraus. Der andere Verleger sagt sich: Das will ich lieber nicht tun; mein« Ausgabe ist so vortrefflich für Mädchenschulen geeignet, daß ich darauf rechnen kann, der Sludienrat so und so lvird dann an seiner Schule anstatt der Aus gabe k" vom Verleger L meine Ausgabe einführen. Dann ist natürlich damit nichts gewonnen. Wir sind an gewisse Grund sätze gebunden. Wenn ein Buch eingeführt und genehmigt ist in einer Provinz, dann können wir nicht sagen: das darfst du nicht benutzen. Der Gedanke der Verkürzung und der Vereinheitlichung der Lehrmittel muß von allen Verlegern gleichmäßig gepflegt werden. Wir müssen uns darüber klar sein, daß unsere Schule eine andere geworden ist und daß es. heißt Nationalvermögen verschwenden, wenn diese vielen Ausgaben durcheinander geführt lverden. Dann wird auch sür die Sortimenter die Sache sehr viel leichter werden. Hat die Knabenschule zwei von den Büchern zu viel bestellt, so könnten diese vielleicht an der Mädchenschule ver wendet werden. Jetzt wird ja dadurch das Geschäft erschwert und das Risiko wird vergrößert. Das wird dann auch alles wegfallen. Aus den Äußerungen des Herrn vr. Giesecke habe ich etwas entnommen, das uns sehr nachgehcn wird: Wir hatten in der Schaffung solcher Büchereien ein Mittel gesehen, den Unterricht aufrechterhalten zu können trotz der Schwierigkeiten. Die Aus führungen von Herrn I),. Giesecke haben mich fürchten lassen und lassen mich noch fürchten, daß wir da auf einem falschen Wege Md, daß, wenn das wirklich bis in die letzten Konsequenzen durchgeführt würde, daß dann der Verlagsbuchhandel auf das schwerste geschädigt wird. Ich glaube, wir dürfen diesen Weg nicht so ganz uneingeschränkt gehen, wie das hier und da schon geschieht und wie es auch sonst zweckmäßig erschien. Es kommt doch darauf an, daß der deutsche Verlag aufrechterhalten bleibt. Wenn erst die deutsche Geistesbildung, die doch auf dem deutschen Buch zum größten Teil beruht, wenn die zugrunde geht, dann ist alles verloren. Dann können wir einpacken. Wir müssen mit allen Mitteln suchen, den Preis des Buches auf einer solchen Höhe zu halten, daß es wirklich noch gekauft werden kann. Ich weiß, daß es viel, viel billiger ist als alles andere, vielleicht viel billiger alz ein Pfund Butter, das früher 1,29 Mk. kostete. Ich meine, wir haben die Verpflichtung, den Verlag auf der Höhe zu erhal ten, soweit wir dazu beitragen können. Ich sehe eine gewisse Gefahr in der Zusammenstellung von Büchereien. Ich möchte ferner, im Anschluß an Herrn Or. Gieseckes Worte, erwägen, ob nicht beides nebeneinander hergehcn kann, daß wir insbesondere seltenere Lektürestoffe für solche Bibliotheken, wie das früher gewesen ist, anschaffen, dagegen Homer, Horaz, was wirklich jeder selber besitzen mutz — wobei ich Gewicht lege daraus, daß er es besitzt —, daß wir solch« Bücher nicht in solchen Sammlungen zu- sammenstellen. Ich möchte daraus Hinweisen, meine Herren, daß wir natürlich zu kämpfen haben werden mit der Eigenartigkeit des menschlichen Geschlechts, sich nicht anders gewöhnen zu müs sen, als wie man es gewöhnt gewesen ist. Das tritt mir aus einer ganzen Reihe von Ausführungen, die hier heute gemacht worden sind, entgegen. Das ist natürlich genau so bei den Ober lehrern in den Anstalten. Ein Buch, das eine gewisse Ausführlich keit gehabt hat, das sie gern benutzt haben, wird ihnen immer besser erscheinen als ein kürzeres. Da werden wir also mit einer gewissen Schärfe oder, sagen wir, mit einer gewissen Entschieden heit Vorgehen müssen, aber wir werden das nicht können, wenn der Verlagsbuchhandel uns nicht unterstützt, wenn der Verlags buchhandel nicht darin einig ist: Es kommt jetzt nicht darauf an, ein Geschäft zu erhalten, sondern die geistige Höhe eines Volkes zu erhalten und die Mittel und Wege einzuschlagen, die zu diesem Ziele führen können. Und ich bleibe dabei, daß die Verkürzung des Buches und -die Vereinheitlichung eins der wichtigsten. Mittel ist. Herr Oberstudiendirektor Sondag, Hilfsarbeiter im Ministe rium sür Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, Berlin: Dem, was Herr Ministerialdirektor Jahnke gesagt hat, habe ich vom Standpunkt des Direktors einer Anstalt, die in einer kleinen Stadt der Provinz ist, nicht gar zuviel hinzuzufügcn. Man mutz doch scheiden zwischen den Büchern, die ständig gebraucht werden und die in jeder Klasse wiederkehren. Die kann man schon zu einem verhältnismäßig frühen Zeitpunkt auch den Buchhändlern de- kanntgeben. Das, was erst später festgestellt wird, das ist nament- lieh die wechselnde Lektüre. Da können wir nicht sehr früh irgend etwas sagen, denn das hängt nicht nur von der Zahl der Ver setzungen ab, sondern das hängt von der Unterrichtsverteilung ab. Da ist erst der Lehrer, der erklärt: ich werde nächstes Jahr den und den Unterricht haben. Erst dann kann er sagen, was er nun im nächsten Jahr brauchen wird, und da wäre es vielleicht ganz gut, dann von hier aus, sofern den Schulen Gesichtspunkte an die Hand gegeben werden sollen, dabei darauf hinzuweifen, daß es meist ja gar nicht nötig ist, derartige Stoffe sofort in den ersten Tagen nach den Ferien zu haben. Man kann sehr oft beobachten, und es wird sogar pädagogisch sehz; zweckmäßig sein, zunächst an das anzuknllpfen, was in der vorigen Klasse behan delt worden ist, und dann in aller Ruhe durch den ortsansässigen Buchhandel neue Bücher zu bestellen. Also eine Scheidung in ständige und wechselnde Bedürfnisse: was wäre sofort nötig und was wäre später nötig, di« könnten wir vielleicht zum Nutzen des einzelnen Buchhändlers und zu unserer aller Nutzen, vornehmen. Wenn vorhin gesagt worden ist, daß wir etwas zu sehr in die inneren Einzelfragen des Buchhandels hineingekommen sind, so war mir das immerhin recht interessant. Aufgeklärt worden ist mir dabei doch noch nicht ganz, wie es denn kommt, daß tat- sächlich bei uns in Siegburg, einer kleinen Landstadt von 18 009 Einwohnern, di« Schulbücher teurer sind als in dem in 20 Mi nuten Bahnfahrt zu erreichenden Bonn. Das hat dazu geführt, daß unsere Schüler lieber dort ernkaufen. Das wäre ja doch Wohl zu vermeiden. Interessant ist mir auch gewesen, daß bei allen diesen Preis« und Herstellungsfragen der Anteil des Verfassers eigentlich gar nicht erwähnt worben ist, der scheint also doch buchhändlerisch und kaufmännisch einen ganz geringen Prozentsatz auszumachm! Wenn ich nun, da ich einmal das Wort habe, noch auf die allgemeineren Fragen «ingehen dürste, so möchte ich der Mah nung, die von zwei Seiten ausgesprochen ist: nicht zuviele Aus gaben, noch eine zweite hinzufügen: überhaupt nicht zuviel Bücher! Wenn sich der Verlagsbuchhandel tatsächlich zusammen setzt und so etwas wie eine Planwirtschaft in den verschiedenen Ausgaben einführt, ja, dann wäre es wirklich eine Aufgabe, auch einmal zu fragen: Können wir nicht vielleicht doch eine Plan- 137
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