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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.01.1925
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- 1925-01-06
- Erscheinungsdatum
- 06.01.1925
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X- 4, 8. Januar 1925. Redaktioneller Teil. cs durch Flugzeugreklame geschehen. Letztere schrecke ihn nicht; das Ausscheiden der Salons und der Kritik bedauere er. Die Literaturpreise aber seien ihm ein Greuel; sie sührten zwar zum sofortigen Verkauf, schadeten jedoch der Entwicklung des jungen Schriftstellers, den sie auszeichneten. Denn das Publikum kaufe nur noch preisgekrönt« Bücher. Der Preisgekrönte aber könne nicht hoffen, daß jedes Jahr eins seiner Bücher preisgekrönt werde, und werde alsbald ein Opfer seiner Auszeichnung. Die Literaturpreise gewöhnten das Publikum daran, sich nicht für den Schriftsteller zu interessieren. Es kaufe sein Buch, verfolge aber nicht seinen künstlerischen Werdegang. Die Kritik dagegen lenke die Aufmerksamkeit aus das künstlerische Schaffen des Schriftstellers. Sie ermutige ihn, leite ihn, sporne ihn an, leiste ihm Dienste und befördere seine Entfaltung, während der durch die Lileralurpreife erzielte plötzliche Erfolg, der so häufig ohne Fortsetzung sei, nur tragischen Schiffbruch vorbereite. Der Aka demiker und Romanschriftsteller Rens Boylesve, der, wie er erklärt, einer der wenigen ist, die kein« Reklame für ihre Er zeugnisse gemacht haben, billigt trotzdem die literarische Reklame der tätigen Verleger unter der Bedingung, daß sie in ihrem lobenswerten Geschäftseifer nicht ungeschickt sind. Denn nach feiner Meinung ist es falsch, daß das Buch, wenn es aus dem Arbeitszimmer des Schriftstellers ins Schaufenster des Buch händlers wandere, nun gleich ganz und gar ein Handelsgegen stand werde; es bleibe eine Ausnahm-eware, deren Behandlung bis zum Schluffe sehr besondere Eigenschaften erfordere. Ernest Prsvost stellt fest, daß das Buch kein Handelsprodukt, sondern ein Geistesprodukt, und daß der Schriftsteller kein Handelsmann ist. Immerhin dürfe man nicht vergessen, daß der Schriftsteller einem Handelsmanne die Sorge übertrage, fein Werk auf dessen Kosten zu drucken und der Kmidschast anzubieten. Der Verleger wende Geld auf. Es fei seine Pflicht gegenüber sich selbst, fein Geld Frucht tragen zu lassen, und gegenüber dem Schriftsteller, dessen Werk -bekanntzumachen und den größtmöglichen Verkauf zu sichern. Er -benachrichtige daher alle Buchhändler vom Er scheinen des Buches des Schriftstellers, indem er es in deren Fachzeitschrift, 'der LibllogiLM« ck« la llr-uws, ankündige. Für das große Publikum mache er noch Reklame in der Presse. Aber -das genüge nicht. Die Romanverleger müßten noch eine größere Reklame machen und 48—60 000 Franken opfern, um ein Buch, von dem sie sich Erfolg versprächen, in -Zug zu bringen. Ja, auch das sei noch nicht genug, und deshalb hätten sie sich den Literaturpreifen zugewendet: dem Preis der Akademie Gon court, dem Femina-Preis und -den großen Preisen der Lvg-ckswis kr-mesiss. Der Goncourt-Preis sei ihr Liebling gewesen. Er habe eine Auflage von 100 000 Exemplaren gesichert. Aber all« dies« Propagandamittel hätten die Unterbringung der enormen literarischen und hauptsächlich der Romanproduktion noch nicht bewältigen können, und so sei, da die Kritik nur einen mäßigen' Verkauf erziele, die literarische Reklame eben immer mehr zur Geschäftsreklame geworden. Den Standpunkt der Verleger vertreten Bernard Gr-asfet und die bekannte Pariser Verlagsbuchhandlung Plon- N-ourrit. Die Antwort der letzteren geben wir wörtlich wieder: --Bevor wir Punkt für Punkt--, schreibt Herr Plon-Nourrit, -»auf die Fragen Ihres Rundschreibens antworten, ist es notwendig, zu -berücksichtigen: 1. die gegenwärtigen Bedingungen der Her stellung des Buchs, die die Verleger zu weit bedeutenderen Auslagen nötigen als ehedem; 2. -das neue Publikum, das während des Krieges dem Bücherlesen Geschmack abgewonnen -hat, aber ein Publikum von mittelmäßiger Geistesk-ultur ist, das unterrichtet werden muß, weil die -Kritik nicht bis zu ihm hin gelangt. Nachdem dies gesagt ist, halten wir es l. für recht mäßig, die Geisteswerke auf dieselbe Weise und wenn nicht mit -denselben, so doch mit ähnlichen Mitteln zu verbreiten wie die Handelsprodukte aller Art; 2. die Kritik wendet sich an ein anderes Publikum als die Reklame; sie kann nicht in Gefahr geraten, wenn sie unabhängig bleibt. Und was die Zeitungen betrifft, ,so scheinen uns zwei wesentliche Bedingungen not wendig, um ihnen diese Unabhängigkeit zu erhalten: a) jede mas kiert« Reklame beseitigen, i>) die Redaktion und den Handels dienst noch unabhängiger machen; 3. die Werke von Wert, um die keine Reklame gemacht wird, würden durch das Verschwin den jeglicher Reklame nichts gewinnen. Zugunsten dieser Werke kann die Kritik durch ihre Einstimmigkeit eine Strönrung mündlicher Reklame schassen, die wirklich das groß« Publikum erreichen würde, aber dazu wäre nicht nur Einstimmigkeit, son dern auch Gleichzeitigkeit nötig, was nur möglich ist, wenn kein Kritiker sich dadurch beleidigt fühlt, daß man ihm unter der Menge der Bücher, die er erhält, diejenigen bezeichnet, die seine volle Aufmerksamkeit verdienen!« Se-Hr ausführlich hat Bernard Grasset erwidert, und zwar mit einem Artikel, den er im -»-Figaro«, dem bekannten, in der besten Gesellschaft des In- und Auslandes gelesenen Pariser Boulevardblatt, veröffentlicht. Er sagt, eine große Anzahl von Literaten, darunter nicht die unbedeutendsten, hat schon auf di« Umfrage des Herrn Gaston Picard über die litera rische Reklame geantwortet. Dadurch scheine zwischen Kritik und Verlag eine Debatte über diese wichtige Frage eröffnet. -Der »Figaro« habe -deshalb geglaubt, daß es für seine Leser nicht uninteressant sein würde, den Standpunkt eines Verlegers kennen zu lernen, der an diesem edlen Wettstreit unmittelbar beteiligt sei. Zunächst müsse in bezug aus die Reklame sestgestellt werden, -daß jede Täuschung, jede falsche oder übertriebene An gabe, die bestimmt ist, einen künstlichen und ungerechtfertigten Erfolg hervorzurusen, eine unerlaubte Sache sei, gleichviel, ob es sich um ein Nahrungsmittel, ein chemisches Präparat oder -um ein Buch handle. Die körperliche Gesundheit sei ebenso wich tig wie die sittliche oder wie die Bildung des Geschmacks eines Volks. Die Frage scheine also so gestellt werden zu müssen: Kanu die Reklame, die nichts anderes ist als die Kunst, aus gedehnt« Verkäufe herbeizuführen, auf dem Gebiete der Litera tur frei ausgeübt werden wie auf jedem andern Gebiete, nämlich -ohne an andere moralische Regeln gebunden zu sein als an diejenigen, deren Beobachtung bei jeder Einwirkung auf die öffentliche Meinung nötig ist? Es ist also ganz selbstverständ lich, erklärt Bernard Grasset, daß ein Verleger, genau wie jeder andere Verkäufer, nicht das Recht hat, durch irreführende Mit teilungen oder irgendeinen geschickt vorbereiteten Streich die -öffentliche Meinung zu täuschen und auf ein Buch hinzulenkeu, das die Aufmerksamkeit des Publikums nicht im geringsten ver dient. Noch viel weniger hat der Verleger das Recht, irgend welche niedrige Triebe zu benutzen, um einen Erfolg zu erzielen. Dagegen kann er in diesen Grenzen seine Überredungskunst frei ausüben und seine Erfindungsgabe entfalten, ohne daß ihn der hervorragend edle Gegenstand feiner Anstrengungen — gehört dieser doch dem Geistesgebiete -an — an besondere Regeln bände. »»Ich komme hier auf eine Konfusion«, fährt er fort, --die viel leicht der Ursprung dieser ganzen Streitfrage ist, nämlich die Verwechslung der Rolle des Verlegers mit der des Kritikers. Da diese beiden Rollen- wesentlich -verschieden sind, können auch die anzuwenbenden Mittel nichts Gemeinsames haben. Die -Rolle des Verlegers ist ein Buch bekanntzumachen, die des Kritikers, es W beurteilen. Während der literarische Kritiker nur zu-m Ziele haben soll, -dem Publikum eine möglichst voll kommene und genaue Beschreibung des Wefen-s eines Werks zu liefern, ohne dabei zu erwägen, ob das von ihm gefällte Urteil den Verkauf des Buchs bewirken oder das Publikum abhalten wird, es z-u kaufen, -muß der Verleger, dessen Ausgabe ist, es bekanntzumachen, im Gegenteil sich bemühen, für jedes Buch den richtigen Anziehungspunkt herauszufinden und aus diese Wels« den Verkauf herbeizuführen, ohne es dabei beurteilen oder gar -aufdr-ängen zu wollen. Ein Buch wird z. B. mit dem einfachen Satze auf den- Markt geworfen: »Der Verfasser ist 17 Jahre alt-, ein anderes mit dem Zusatz ---Geheimnisvoll«; lange kritische Artikel über die beiden Bücher würden nicht denselben Verkauf herb-eige-führt haben. Man darf also -die Mittel, die der Ver leger anwendet, um ein Buch zu verbreiten, nicht mit seiner wahren Meinung Uber das Buch verwechseln. Wesentlich ist, daß er sich nach bestem Gewissen sagt: das Buch verdient die Aufmerksanckeit des Publikums. -Was die Mittel betrifft, die Gunst des Publikums zu gewinnen, so ist es seine Sache, die besten zu wählen. Mer dann- kann der Verleger, wird man vielleicht einwe-nden, wenn er richtig erfaßt, was für das Pulbli- 25
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