Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.01.1924
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1924-01-14
- Erscheinungsdatum
- 14.01.1924
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19240114
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192401143
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19240114
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1924
- Monat1924-01
- Tag1924-01-14
- Monat1924-01
- Jahr1924
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
ÜH N, 14. Januar 1924. Redaktioneller Teil. Redaktioneller Teil. (Nr. 9.) Zur Wirtschaftslage. Von vr.Gerh.Menz. Die Frage nach der voraussichtlichen Entwicklung der Preisverhältnisse ist augenblicklich Wohl die bren nendste. Mit dem allgemeinen Übergang zur Goldrechnung und der Wiedererlangung wertbeständiger Zahlungsmittel auch für den Binnenverkehr hat sich durchweg der Eindruck eingestellt, daß eine Neuorientierung auf dem Prcisgebiet nötig scheine. Ebenso all- gemein wird aber doch auch empfunden, daß vorläufig eigentlich noch alle klare Übersicht und die genügenden Sicherheiten dafür fehlen. Man fühlt die große Zahl der Wenn und Aber und hat sich, eine Lösung suchend, durch einen wahren Rattenkönig ver zwickter, weil immer wieder in sich zurückkehrender und unterein ander verfitzter Einzelsragen hindurchzuarbeiten. Von grundlegender Bedeutung ist naturgemäß allein schon die rein geldlich« Seit« des Problems. Wie ver heerend der Verfall der Mark gewirkt hat, ist ja erst jetzt nach Wiederherstellung der Goldrechnung ganz offenbar geworden. Vec- ständlicherweise fürchtet man deshalb allerseits nichts mehr als die Wiederkehr einer Zeit neuer Wertunbeständigkeit, und demgemäß steht die Frage im Vordergründe, ob eine solche bevorsteht oder ob nunmehr endgültig die Zeiten der Geldunsicherheit vorüber sind. Die Erörterung dreht sich dabei nicht allein um die Renten mark, deren Schicksal man mit dem des deutschen Geldes über haupt gleichsetzt. In dieser Einseitigkeit trifft das jedoch keines wegs zu. Die Rentenmark ist nicht das deutsche Geld schlechthin. Man tut daher gut, den Kreis der zu beobachtenden Dinge doch etwas weiter zu ziehen. Bei der Rentenmark selbst ist es auch? wie schon wiederholt betont, nicht die Frage der Deckung, sondern die der Einlösbarkeit, die entscheidende Bedeutung hat. Die Renten- mark ist ein Goldpapier; es kann aber bei der Rentenbank nicht in Gold, sondern nur in Rentenbriefe umgewandelt werden. Alles wird also davon abhängen, welchen Kurs diese Rentenbriefe einmal haben werden. Vorläufig sind sie noch nicht ausgegeben. Eine Probe aufs Exempel ist also noch nicht gemacht. Man kann aber auch alle Vermutungen darüber ausschalten. Selbst wenn die Rentenmark keine Entwertung erfährt — und das ist nicht nur wünschenswert, sondern auch sehr wahrscheinlich —, so ist damit eben das Gesamtproblem doch noch lange nicht gelöst. Denn die Rentenmark ist nun einmal ihrem Wesen nach nur unsere innere Devise, nicht unsre Währung, und das ist gut so und für die Erhal tung ihrer Wertbeständigkeit nur vorteilhaft, da unsere Währung eben noch allerhand Gefahren ausgesetzt ist, in die die Rentenmark lieber nicht verstrickt werden sollt«. Unsere Währung ist und bleibt di« Pa Pier mark, ehe wir nicht wieder eine wirkliche Goldmarkwährung haben. Die Papier mark ist seit Wochen stabil und erweist sich damit, trotz ihrer Ent wertung, als durchaus brauchbar. Denn nur auf die Stabilität, nicht auf eine bestimmte Parität kommt es an. Istdiese Sta bs li! ät imVerhältnis von 1 :1 Bill ton gegenüber dem Friedens st and nun endgültig gesichert? Die Ehrlichkeit zwingt leider, diese Frage nicht optimistisch ohne weiteres mit ja zu beantworten. Wir könnten nur bittere Enttäuschungen erleben, wenn wir uns hier den Tatsachen verschließen wollten, daß die Stabilität von innen wie von außen noch sehr ernstlich bedroht ist. Von innen gesehen ist es das Staatsdefizit in seinem Gesamtumfang (man denke an die leidige Verquickung von Reichs-, Länder« und Kommunalsinonzen seit Erzbergers großen Reformen), das die Hauptgefahrenquelle darstellt. Di« letzten Wochen haben bekanntlich trotz schärfster Anspannung der Steuerschraube schon ein« sehr ernste Krise gebracht. Nur durch Ausgabe von neuen Gold schatzanweisungen und die Aufnahme kurzfristiger Wechselkredite im freien Markt konnten noch einmal die benötigten Mittel beschafft werden. Daß dabei die Rentenmark als Recheneinheit zugrunde gelegt wurde, bedeutete auch für diese eine Belastung, obwohl sie an sich von solchen Maßnahmen nicht berührt wird. Diesmal ist die Krise noch rasch überwunden worden. Wenn es aber nicht gelingt, mit der Defizitwirtschaft wirklich endgültig ein Ende zu machen, müßten sich die Krisen wiederholen und könnten dann leicht zu ernsteren Erschütterungen führen. Um sich davor zu bewahren, wird die Wirtschaft zu den größten Steueropfern bereit sein müssen. Der Staat aber wird ihr seinerseits dabei durch größte Sparsamkeit und Aufhebung aller Zwangswirtschaft, die das eigentlich« Jnfla. tionsübel darstellt, entgegenzukommen haben. Doch ist der Staat ja nicht ganz frei. In diesem Zusammenhang verdient vor allem das besetzte Gebiet immer noch besondere Beachtung. Auch dort strebt die Wirtschaft nach wertbeständigem Geld. Sollte er dabei zu einer Lösung nicht im Rahmen der allgemeinen deutschen Währungsrcvrganisation kommen, so wäre das für den Zusammen halt zwischen dem besetzten und unbesetzten Deutschland nicht unbe denklich. Es würde dadurch nicht nur der Verkehr erschwert, son dern es wären davon auch Rückwirkungen auf die Geld- und Wirt schaftssanierung im ganzen zu bcsürchten. Deuten sich hier schon die von außen drohenden Gefahren an, so tritt das noch deutlicher hervor, sobald man die Frage der Reparationen ins Auge faßt. Man darf an ihr nicht vorübergehcn. Gelingt es nicht, sie zu lösen oder wenigstens ein Moratorium für Deutschland zu erlangen, so muß di« Stabilität der Papiermark vermutlich doch noch einmal ins Wanken geraten. Ohne Hilfe des Auslandes wäre sie dann jedenfalls nur sehr schwer zu verteidigen. Daß die ausländische Spekulation das immer im Auge behält, dessen kann man sicher sein. Es dürste des halb auch etwas Wahres an dem Gerücht sein, daß namentlich von Holland aus schon jetzt ein solcher Angriff sogar auf die Renten- mark geplant war. Um so erfreulicher für uns ist die Tatsache, daß wir bisher ganz aus eigener Kraft uns zu behaupten vermochten. Man wird aber die Augen offenhalten müssen. Denn leider gestattet ja schon unsereHandelsbilanz dem Auslayd immer wieder angreiserische Spekulalionsmanöver. Wir sind immer noch darauf angewiesen, mehr einzuführen, als wir auszuführen vermögen. Wenn es uns daher nicht gelingt, tm Ausland Kredite flüssig zu machen, muß notwendigerweise auch von dieser Seite die Mark ins Wanken geraten. Aus jeden Fall muß es aber auch dann noch unser vornehmstes Ziel bleiben, durch möglichste Steigerung der Er zeugung und der Ausfuhr das vorläufige Mißverhältnis zu bessern. Leider wirkt dem gerade jetzt entgegen, daß vielfach, auch namentlich ins Ausland, Notverkäuse zu billigsten Preisen erfolgen, die nicht den entsprechenden Gegenwert zurückbringen. Faßt man alles zusammen, so kann nicht entgehen, wie bedroht unsere Lage immer noch ist. Zu allzu rosigem Optimismus besteht gar kein Anlaß, wenn freilich auch kopflose Verzweiflung ebenso wenig berechtigt ist. Man tut aber danach gut, den jetzigen Kurs von 4.2 Billionen für den Dollar und dementsprechend das Ver- hältnis von l Billion Papiermark — l Goldmark nicht als für die Ewigkeit endgültig festgelegt anzusehen. Das kann sich auch noch einmal wieder ändern. Wenn man das weiß, ist die Gefahr aber schon beschworen. Di« Rentenmark braucht dadurch nicht im ge- ringsten erschüttert zu werden. Daß wir jetzt diese innere Devise haben, die hoffentlich immer mit dem Dollar gehen wird, ist sogar vermutlich eine starke Erleichterung für uns. Man hätte vielleicht aber besser getan, sich von vornherein nicht gar zu ! entschieden auf die sofortig« endgültige Stabilisierung auch der I Papiermark einzustellen und festzulcgen. Statt dessen hätte man ! sich mehr Rußlands Lösung zum Vorbild nehmen können, das sich bekanntlich das Ventil der Benutzung der Notenpresse auch nach der Schaffung eines wertbeständigen Geldes bis zur endgültigen Be seitigung des Staatsdefizits noch offen gehalten und damit guten Erfolg gehabt hat. Das von uns gewählte starrere System bedeutet eben eine größere Belastung. Wir brauchen darunter keineswegs zusammenzubrechen. Aber Vorsicht ist am Platze. Allein selbst wenn das Geld stabil bleibt, ist das Preisgebäud« unter Umständen auch von anderer Sette her Erschütterungen aus-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder