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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.01.1924
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- 1924-01-02
- Erscheinungsdatum
- 02.01.1924
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X; 1, 2. Januar 1924. Redaktioneller Teil. v»rl--i>aa I. d. DNcha. Bi^bandel. z Redaktioneller Teil (Nr. 1.) Zum Jahreswechsel. In ungeheurer Bewegung ist das vergangene Jahr verlausen. Schwindelerregend schwoll die Flut unserer Währungs- und Wirt schaftsnot höher und höher, bis sich die Woge überschlug. Doch nicht verschlungen hat sie uns zum Glück, trug uns vielmehr, fast wunderbar anmutend und überraschend, im letzten Anprall über einen Wellenbrecher, den kühner Entschluß noch in zwölfter Stunde schier aus dem Nichts aufgebaut und in dessen Schutz nun, wie es scheinen will, unser Schisflein sich wird in etwas ruhigerem Wasser bewegen können. Beinahe märchenhaft dünkt es, daß der Dollar vor einem Jahr nur rund 7000 Mark kostete. Heute gilt er 4200 000 000 000 Mk., also das KOOmillionenfache, und war lange genug selbst dasür nicht zu haben. In diesen Zahlen malt sich alles, was Deutschland in dem einen Jahr 1923 durchgemacht hat und jetzt doch im Grund« kaum noch recht« Bedeutung hat. Denn wir können heute ja für einen Dollar einfach wieder 4.20 Mark sagen. Der Spuk scheint zerronnen, der uns so lang« genarrt hat. Wir denken und rechnen nicht mehr in Papier, sondern in Gold, was man vor einem Jahr noch säst für ein Verbrechen hielt, und atmen befreit auf, so bitter diese goldene Wirklichkeit ist, und schon spürt man, wie das Blut wieder frischer in dem gequälten Leib pulsieren will. Noch ist diese Befreiung aber nicht Sieg, noch Er lösung. Die schwerere Arbeit kommt erst noch. Der Jahres wechsel fällt diesmal in der Tat mit einer Wendung der Lage zusammen, mit einer Wendung, die erfreulich und begrüßens wert ist, die aber nicht leichthin als die Wendung zum endgültig Bessern und zum reinen Glück angesehen werden darf. Das Jahr 1924 dürfte vielmehr voller Krisen sein und noch unendlich viel Entbehrungen bringen und schwerste Opfer fordern. Auch der Buchhandel und seine Organisation spüren diese Wendung. Die wirtschaftliche Belebung, namentlich im Zu sammenhang mit dem Weihnachtsgeschäft, war unverkennbar. Da mit schwindet ganz von selbst viel von dem Mißmut und der Nervo- sität, noch mehr von den manchmal ja nur künstlich überwerteten Schwierigkeiten, die das Leben der letzten Monate so sauer machten. Mag die Arbeit noch so dornenreich bleiben, sie hat, wie doch Wohl allgemein empfunden wird, wieder mehr Sinn, und das macht sie auf jeden Fall leichter. Mit den Schatten der Vergangenheit sie! auch vieles, was, zunächst mit Mühe und Not, auch mit viel Liebe und Hingabe, aufgebaut worden war, um der Schwierigkeiten des- sei Herr werden und sich überhaupt über Wasser halten zu können. So verschwand, als ihre Zeit erfüllt war, die Außenhandels- Nebenstelle und die Aussuhrkontrolle. Manche mögen erleichtert »endlich- gesagt haben. Es sei auch gar nicht bestritten, daß mit diesen Einrichtungen allerlei verbunden war, was dem Buchhandel das Leben nicht erleichtert Hai. Auch die Außenhandels- Nebenstelle und die Ausfuhrkontrolle gehörten, wie man gesagt hat, zu den notwendigen Übeln. Es sei aber eben auch zugegeben, daß sie zu ihrer Zeit notwendig waren und daß sie, im ganzen genom men, doch dem Buchhandel unendlich viel genützt haben. Ohne die geschützten Auslondpreise hätte der Verlag zu einer Zeit, wo ihm die gesamte Wirtschaftslage und an der Spitze die damals beliebte, viel zu lange allmächtige verkehrte Wirtschasts- und Wuchergesetz gebung die richtige Gestaltung feiner Jnlandpreise noch völlig unmöglich machten, schwerlich durchhalten können. Auch das S ch l üsse l z ah l sy stem hat sich überlebt und ist noch gerade vor Jahresschluß wieder begraben worden. Zwei felsohne war diese Notschöpfung, mit der seinerzeit der Buchhandel bahnbrechend vorangegangen ist, vieler erschwerender Umstände wegen nie vollkommen. Wieviel immer wieder daran ausgesetzt wurde, ist bekannt und hält sich besser in der Erinnerung als di« Tat sache, daß doch auch in aller Mangelhaftigkeit diese Maßnahme dem Buchhandel von ungeheurem Vorteil gewesen ist. Es sollte aber doch nicht vergessen und übersehen werden, daß ohne diese Führung eben weder in den eignen Reihen noch der Allgemeinheit gegenüber so leicht die einheitliche Preispolitik hätte durchgeführt werden kön nen, die überhaupt die Überwindung der Geldentwertung er- möglichle. Auch das Problem des Sortimenterteuerungs. Zuschlages oder Spesenaufschlags zeigt heute doch Wohl ein anderes Gesicht als vor einem Jahr. Werden demnach nun auch sür die künftigen Erörterungen andere Ding« im Vorder, grund stehen, so sollten die gemachten Erfahrungen doch nicht völlig spurlos in Vergessenheit versinken. Nicht alles braucht für immer abgetan zu sein. Von der Einheitlichkeit der Preispolitik, die in der Zeit der Not dem Ausland wie dem Inland gegenüber befolgt wor den ist, braucht vielleicht nicht jede Erinnerung wieder völlig zu verschwinden. Wäre es nicht vielmehr von allgemeinem Vorteil, wenn, auf völlig freiwilliger Entschließung der Beteiligten und Interessierten aufbauend, soweit es möglich und tunlich ist, auch künftig mehr gemeinsame Bahnen gewandelt und eine gewisse Ein- heitlichkeit wenigstens angestrebt werden würden? Bei allem be rechtigten Individualismus sollte die Gemeinsamkeit des Zieles und des Schicksals in vielen Dingen nicht ganz außer acht gelassen werden. Vielleicht wird die Not ganz von selbst den Gedanken der Zusammenschlusses fördern. Das Gefühl sür die Gemeinsamkeit der Interessen wird vor allem dort llberwiegen müssen, wo es sich wirklich um Dinge Han. delt, die Vereins- und verbandsmäßigcr Regelung zugänglich sind. Auch hier hat die allgemeine Wandlung der Lage manche Fragen von selbst erledigt oder wenigstens ihrer bisherigen besonderen Schwie. rigkeiten entkleidet. Das gilt nicht zuletzt für viele Fragen des Lieferungs- und Zahlungswesens. Gerade hier sollte im übrigen die Vergangenheit wirklich Lehrmeisterin sein. Viel von dem, was z. B. der Mangelhaftigkeit der Schlüsselzahl in die Schuhe geschoben worden ist, ging in Wahrheit auf Rückständigkeiten und Schäden des Zahlungswesens zurück. Anfangs des Jahres 1923 waren Anregungen laut geworden, die aus diese Zusammenhänge hinwiesen. Freilich sind sie von ihren Urhebern selbst nicht so ent schieden vertreten und verfolgt worden, daß sie sich durchgesetzt hät- ten. Daß mau ihnen aber nachzugehen versäumte, hat tatsächlich in der Hauptsache die Verluste heraufbeschworen, die leider zu spät nachher allen bewußt geworden sind. Auch künftig kann sich «ine ähnliche Lage wieder einstellen. Dann sollte man nicht wieder nur an äußeren Symptomen zu kurieren suchen, sondern wirklich an der Wurzel angreisen. Nicht das Ausstellen von Lieserungs- und Zah- lungsbedingungen, sondern ihre Durchführung ist die Hauptsache. Zunächst einmal sind ja aber diese Fragen nunmehr zu einem guten Teil erledigt. Solange in Gold gerechnet und der Grundsatz valori- sierter Zahlung aufrechlcrhaltcn wird, ist die einzig übrigbleibende Schwierigkeit der Umwandlung schlechten Geldes in besseres ledig- lich ein technisches Problem, das bei einigem guten Willen und billigem Entgegenkommen von beiden Seiten schon zu lösen sein sollte. Kredite können selbstverständlich nur wirklich in Gold gegeben werden, wenn überhaupt solche in Frage kommen. Dafür ist mit dem Übergang zur Goldrechnung und der Preisgabe des Jrrsatzes Mark ist Mark ebenfalls eine ganz neue Lage geschaffen. Auch die Abkehr vom Leipziger Verkehr, die in den Zeiten allgemei- ner Verwirrung und Erschütterung so großen Umfang angenommen hatte, dürfte jetzt wieder in eine rückläufige Bewegung überleiten. Welche Bedeutung für alle diese Verkehrsfragen der endlich zustande, gekommene Friede zwischen BAG und Zalko haben mutz, braucht nicht weiter auseinandergesetzt zu werden. Wieviel hätte der Buchhandel gewonnen, wenn er schon zu Kantate gelungen wäre! Nunmehr aber sollte der Geist, der ihn zustandegebracht, fortwirken. Hier ist ein reiches Betätigungsgebiet für genossen- schaftlichen Sinn und Gemeinsamkcitsarbeit vorhanden. Denn immer waren es die Verkehrseinrichtungen und die dafür nötigen Regelun gen, die von je der vereinsmäßigen Behandlung am ehesten zugäng lich waren.
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