Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.01.1923
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1, 2. Januar 1923. Redaktioneller Teil. Seelen ohne die Zufälligkeiten des Tages sein wollen, und so, wie die Menschen sein sollten. Darum find Micher bessere Freunde als Men- , schen in den Tagen unserer Einsamkeit, Nachdenklichkeit, in den Stun den der Trübsal, aber auch in denen des stillen Behagens. Friedrich Freksa. Kleine Mitteilungen. Jubiläen. — Das 75jährige Geschäfts-Jubiläum begeht am 2. Januar die bekannte, hochgeachtete Verlagsbuchhandlung Paul Parey in Berlin. Der Gründer der Firma war Karl Wiegandt, der am 2. Januar 1848 unter seinem Namen eine Verlags buchhandlung errichtete, die neben der Herausgabe theologischer schon besonders den Verlag landwirtschaftlicher Werke pflegte, wie ja auch heute noch die Arbeit der Jubelfirma der Landwirtschaftswissenschaft fast ausschließlich dient. Am 10. August trat Leo Grieben in das Geschäft Wiegandts ein, dessen Firma sich dadurch in Wiegandt K Grieben änderte. Jedoch schon Ende 1853 trennten sich die beiden Inhaber wieder; Grieben übernahm den theologischen Verlag unter der heute noch bestehenden Firma Wiegandt K Grieben, während Wie gandt den landwirtschaftlichen Teil unter seinem Namen beibehielt. Nachdem er das Geschäft 1853 an Gustav Bosselmann verkauft hatte, übernahm Wiegandt es 1862 in Gemeinschaft mit Karl Gustav Hempel wieder; die Teilhaber führten die Handlung unter der Bezeichnung Wiegandt L Hempel weiter. In diese Firma trat nach dem Tode Wiegandts am 14. Oktober 1867 Paul Pare y ein, zunächst als Ge- schästsleiter, von 1869 als Teilhaber. Vom Tage seines Eintritts an mit der alleinigen Leitung betraut, machte er es sich zur Lebens aufgabe, einen großen, die gesamten Gewerbe der Bodenkultur ein- bezichendcn Verlag auszubauen, neben der eigentlichen Landwirtschaft, Ackerbau, Pflanzenbau, Tierzucht, Betriebslehre, auch die landwirt schaftlichen Gewerbe, Spiritnsfabrikation, Brauerei, Zuckerfabrikation, ferner Veterinärwissenschaft, Gartenbau, Forstwissenschaft und Jagd, sowie die grundlegenden Wissenschaften Botanik und Zoologie ein schließend. Nach dem am 13. Januar 1877 .erfolgten Tode HempelS wurde Parey am 28. März desselben Jahres Allein inhaber des von 1881 an auch seinen Namen tragenden Unternehmens. Parey hatte sich in sein Verlagsgcbict, die Landwirtschaft, so eingearbeitct, daß ihm kein Bedürfnis dtescs Bernfsstandes verborgen blieb, mochte es wis senschaftlicher oder praktischer Natur sein. -Das ist aus den bei ihm erschienenen Werken, von denen er viele selbst veranlaßt hat, klar zu ersehen. Es gebricht leider an Raum, den Werdegang des Verlags hier ausführlich zu schildern, so interessant das auch wäre, nur einiges sei angeführt. Der Initiative Pareys entsprang die »Illustrierte Blumengärtncrei« von Vilmorin, dessen Gedanke Parey aus einem Katalog der Samenhandlung von Vilmorin in Paris geschöpft hatte. Ter von ihm schon übernommene Kalender von Mentzel und Lengcrke hat unter Pareys Leitung neue Gestalt und weite Verbreitung ge funden. Ihm an die Seite stellte Parey seine für die Landwirtschaft wichtigste Schöpfung, die »Deutsche Landwirtschaftliche Presse«, die sich zum führenden Organ der Landwirtschaft entwickelt hat. Ein ähn liches Unternehmen ist die 1895 gegründete Zeitschrift »Wild und Hund«, die ebenfalls einen zahlreichen Abonnentenstand aufweist. Danebenher ging die Schöpfung der vier großen- Fachlexika: Landwirt schafts-, Gartenbau-, Forst- und Jagd- und Rechts- und Verwaltungs lexikon und einer Reihe ausgezeichneter Handbücher über alle Gebiete der Land- und Forstwissenschaft u. v. a. Was Parey für die Allgemeinheit des Buchhandels geleistet hat, gehört der Geschichte an (vgl. Adreßbuch des Deutschen Buchhandels, Jahrg. 1901) und braucht hier nur kurz berührt zu werden. Bei der Feier seines 25jährigeu Jnhabcrjubiläums wurde Parey die Ehren doktorwürde der philosophischen Fakultät der Universität Halle ver liehen, eine verdiente Auszeichnung, durch die er hoch erfreut wurde. Er starb, viel zu früh für sein Lebenswerk, am 31. März 1900, und sein Verlag ging nach seinem kctztwillig geäußerten Wunsch auf Herrn Arthur Georgi über, dem feit 10. November 1911 sein jüngerer Brudrr, Herr Rudolf Georgi, als Teilhaber zur Seite steht. Der Umfang des Betriebes ist auch unterd-cn neuen Besitzern gewachsen, so daß das Nebengrundstück mit in die Räume des Geschäftshauses einbezogen werden mußte. Neue bedeutende Zeitschriften wurden ge gründet und erworben, so die täglich erscheinende »Tageszeitung für Brauerei«, die »Gartenwelt«, die »Landmaschine«, außerdem wurden die von Parey gegründeten Werke neu aufgelegt und neue Werke dazu herausgegeben. So steht die alte Verlagsbuchhandlung an ihrem 75- jährigen Jwbilänm festgefügt da, trotz der Ungunst der Zeiten; möge ein guter Stern ihr leuchten bis zur Cäkularfeier! » Am 1. Januar besteht der hochangesehene Verlag W. Spemann in Stuttgart 50 Jahre. Sein Gründer, Johannes Wilhelm Spemann, der Sohn eines Rechtsanwalts in Unna, hatte s eine gute Schulbildung genossen, mußte aber wegen eines asthmatischen , Leidens mehrere Winter im Süden verbringen, so daß er erst als Zwanzigjähriger vor die Berufswahl gestellt war. Er entschied sich für den Buchhandel, weil die ihm näherliegenden Berussarten des Arztes und Architekten aus Gesundheitsrücksichten nicht in Betracht kamen, und trat am l. Oktober 1864 bei Carl Hoffmann in Stuttgart in die Lehre. Schon 1870 sehen wir den jungen Buchhändler als In haber von Julius Weise's Hofbuchhandlung in Stuttgart, deren Proku rist er seit 1868 gewesen war. Obwohl Spemann auch als Sortimenter Tüchtiges geleistet hat, so zog .cs ihn doch mehr zur Tätigkeit des Verlegers, und am 1. Januar 1873 sonderte er die inzwischen unter der Firma Weise's Hosbuchhandlung erschienenen Verlagsartikel von dieser Firma ab und errichtete einen Verlag unter der Firma W. Spemann. Wenn auch das erste Unternehmen: »Das Kunsthand werk«, insofern ein Fehlschlag war, als es nach dem 3. Bande einge stellt werden mußte, so zeigte es doch die treffliche Eigenart des Ver legers, der hohen Wert auf eine mustergültige Ausstattung legte. Bald indessen stellten sich die Erfolge ein, das Werk »Die Erde und ihre Völker«, herausgegcben von Friedrich von Hellwald, hatte einen großen Absatz und wurde in fast sämtliche lebenden Sprachen übersetzt. Es folgten die Prachtwerkc »Scherr, Germania, zwei Jahrtausende deut schen Lebens«, »v. Falke, Hellas und Nom«, »Kaden, Riviera«, »Polen, Unser Volk in Waffen«, die alle weite Verbreitung fanden, da sic der damaligen Geschmacksrichtung der Prachtwerke entsprachen. Auch Fach zeitschriften gab der Verlag heraus, von denen »Das deutsche Maler- Journal«, die »Illustrierte Schreinerzeitung« genannt seien, während an Jahrbüchern und Revuen erschienen: »Das Nene Universum«, der »Deutsche Maler-Kalender«, der so bekannte »Deutsche Literatur- Kalender«, herausgegeben von Joseph Kürschner, und die in 24 starken Auslagen erschienene geistreiche Parodien>-Sammlnng Fritz Mauthners »Nach berühmten Mustern«, deren Titel zum geflügelten Wort ge worden ist. Noch sei der wertvollen Handbücher gedacht, die in dieser ersten Periode bis zum Anfang der achtziger Jahre erschienen sind: »Naumanns Musikgeschichte«, »v. Falke, Kostümgeschichte der Natur völker«, »v. Hellwald, Naturgeschichte des Menschen«, »v. Falke, Ästhetik des Kunstgewerbes« u. a. Zwei besonders wichtige Verlagsunternehmungen, die Spemanns Namen in alle Welt tragen sollten, brachte das Jahr 1881, nämlich dte illustrierte Zeitschrift »Vom Fels zum Meer« und die deutsche Hand- und Hausbibliothck »Collection Spemann-. Die Gründung der Monatsschrift »Vom Fels zum Meer« wär in jener Zeit im Buch handel ein Ereignis. 1881 begann das Unternehmen, für das Spe mann Joseph Kürschner als Redakteur gewonnen hatte. Dieser war damals ein nahezu unbekannter, jungerTheaterschriftsteller inLichterfeldc bei Berlin. Spemaun erkannte seine Brauchbarkeit, engagierte ihn, und in Verbindung mit diesem seltenen Organisationstalent entstand später eine Reihe von Unternehmungen, welche epochemachend genannt werden dürfen. Die in blauem Gewand erschienenen mehreren Hundert Bände der »Collection Spemann« wurden wegen ihrer vorzüglichen Auswahl, ihrer ansprechenden Ausstattung und nicht zum wenigsten ihres billigen Preises halber außerordentlich beliebt. So reizvoll cs wäre, dieser ersten Periode der Jubelfirma noch weiter nachzugehen, so zwingt doch die Rücksicht auf den Raum, davon abzu sehen. War doch Spemann ein so produktiver Verleger, daß sein ebenfalls nicht unsrnchtbarer Kollege Paul Parey von ihm gesagt hat: »Wo man bei Spemann anfaßt, allemal kommt ein Verlagsplan Her aus«, was aus dem Munde dieses großen Verlegers schon etwas be deuten will. Nachdem Spemann 1882 in Berlin eine Zweigniederlassung er richtet hatte, die, eine persönliche Liebhaberei Spemanns, die Pflege der Archäologie und des Verlags der Königlichen Museen besonders betrieb, erfolgte am 1. Jannar 1890 ber Zusammenschluß mit den Firmen Gebrüder Kröner und Hermann Schönleins Nachfolger zur »Union Deutsche Verlagsgescllschast« in Stuttgart. Auch aus dieser Periode sind wertvolle Werke zu nennen, wie das »Museum«, die »Baukunst«, »Spemanns Kunstlexikon«, »Grimm, Leben Michel Ange- los«. Am 1. Januar 1895 trat Spemaun aus der Union wieder aus und vereinigte seine in Berlin erschienenen archäologischen und kunst- historischen Werke wieder unter feiner Firma W. Spemann in Berlin und Stuttgart und nahm im Jahre 1896 seinen Sohn, Herrn Gott fried Spemann, als Teilhaber auf. Am 29. Juni 1910 wurde Wilhelm Spemann durch einen schnellen, aber sanften Tod von seinem Arbeitsfeld abgerufen; fein Sohn, der ein treuer Helfer seines Vaters gewesen war, übernahm nun die alleinige Leitung des Geschäfts, das er, den Traditionen des Gründers folgend, weiterführt und seinen eigenen Neigungen entsprechend ausbaut; insbesondere gliederte er dem Verlage einen philosophisch-theoretischen Zweig an. Möge dem Verlage auch im nächsten halben Jahrhundert das Glück hold sein!
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