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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.12.1922
- Strukturtyp
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- 1922-12-30
- Erscheinungsdatum
- 30.12.1922
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- Deutsch
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Name Petters ist im Buchhandel nicht vergessen, wem tauchen v«r Nennung des Namens nicht -die glanz-, tust- und liedum- rauschten» Kantatetage der Vorkriegszeit aus, an denen Otto Pet« tersscher Humor glänzte und den Beisall der großen Menge sich errang, wenn er als ein Bußprediger eigener Art die Herzen rührte und die Geldbeutel locker werden ließ und da durch viele Tränen von Witwen und Waisen trocknete. Was wäre damals ein Kantatesonntag ohne Petters gewesen, was, besonders in den späteren Jahren, eine Sitzung in Aeckerleins Keller am Sonnabend ohne Pettershose; was ein Frühschop pen nach der Junimesse in Stuttgart, die allerdings jetzt auch schon der Vergangenheit angehört, ohne Versteigerung des histo rischen Federhalters, ohne Petters! Im ganzen Buchhandel war dieser Otto Petters seit Jahrzehnten bekannt und beliebt, ein Liebling des deutschen Buchhandels» stand unter seinen Bil dern in illustrierten Zeitschriften, und seine Pettershose wurde als Sehenswürdigkeit in Leipzig gezeigt und in ausländischen Blättern abgebildet. Der Heidelberger Petters trug zwei Naturen in seiner Brust, auch in der Neckarstadt war er der Mittel punkt des geselligen Lebens in mancherlei Vereinen, Wohl selten hat er bei den Veranstaltungen festlicher Art gefehlt und dort nicht das Wort genom men, Sein Hnmor war unverwüstlich, seine Schlagfertig- kcit erstaunlich. In diesem Element blieb er jung, wurde nicht alt, bis ihn schweres, schmerzhaftes Siechtum umfing und ihn monatelang auf das Krankenlager warf, das er nicht wieder verlassen sollte. Ich habe ihn seit den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts gekannt, ich habe seit Anfang dieses Jahr hunderts fast täglich mit ihm zu tun gehabt, er war'und blieb äußerlich der Alte, und noch wenige Wochen, bevor er sich auf das letzte Schmerzenslager legte, machte er bisweilen die Nacht zum Tage, sang zur Zupfgeige wie von altersher, und nicht lange vorher, im letzten Friedensjahr, tanzte er wie der Jüngsten einer auf der Stuttgarter Messe mit den hübschen, jungen Damen, die uns damals als Vertreterinnen der dem Süddeutschen Buch händler-Verein angeschlossenen Länder begrüßten unter den Versen: -Ach, wenn das der Petters wüßte-, und sein Saiten spiel »Immer an der Wand lang- ist Wohl noch in der Ernrne- rung mdncher. Wie selten einer verstand er es, fröhlich mit den Fröhlichen zu sein und einer fröhlichen Tafelrunde zu präsi dieren, standhast bis zum Schlüsse bleibend. Daneben aber war er ein M a n n d e r A r b e i t, und welcher Arbeit! Auch hier wurde ihm die Nacht zum Tage, Er ging in der Arbeit auf, unermüdlich war er besonders in späteren Jahren und kannte hier kein« Rück sicht auf seine Familie und seine Angestellten, Er hat sich da durch manche Anfeindungen zugezogen, konnte sich nicht den An forderungen und Anschauungen der neuen Zeit anbcquemen. Er sah in Heidelberg die Fremdenstadt und wollte durchaus nichts vom Sonntagsschluß der Geschäfte wissen und hat sich dadurch nicht nur in Gegensatz zu der Gehilfenschaft, sondern auch zr seinen Berufsgenossen am Platz und zu manchen Heidelberger Geschäftsleuten gebracht. Hier war der einzige Gegensatz zwi schen Koester und Petters, die sonst treu zusammenhielten, Koester schrieb seinen Gehilfen: -Nachtarbeit gibt es bei mir nicht, auch nicht zur Remittcndcnzeit» und »Sie haben bei mir Gelegenheit, auch mehr als die Titel der Bücher kennen zu lernen» nnd hielt diese Versprechungen, Bei Petters war Nachtarbeit zur Reimt- tendenzeit an der Tagesordnung, und trotz emsigen Arbeite»? wurde er fast nie zur rechten Zeit fertig, so war es schon in den achtziger Jahren, so war es-noch nach 1910; früher als in der Woche vor Kantate wurde selten die Ostermesse-Liste nach Leipzig gesandt, und wie sie gestaltet war, dafür zeugt Petters' eigener Ausspruch: »Ich allein weiß richtig zu remittieren und dispo nieren», Das Versöhnliche aber bei diesen Nacht- und Sonntags arbeiten war, daß er selbst unermüdlich dabei tätig war, der Fleißigsten einer. Er war ein gewandter, tüchtiger Geschäftsmann und hat in srriheren Jahren manche geschäftlichen Erfolge gehabt und das Geschäft zu großer Blüte gebracht. Das Geschäftslokal wurde mehrfach geändert, jahrelang war es in der Nähe des Koestcrschen ^^^ftes in der Hauptstraße, ich selbst habe dort drei verschie dene Geschästslokale von ihm gekannt; dann erwarb er das »Gervinushaus» in der Anlage und verlegte das Geschäft — ein Ereignis — in diese, damals noch geschäftsarme Gegend; «in Versuch, der sich aber gelohnt hat und durch den er sich mit verhältnismäßig nicht zu hohen Kosten ein schönes geräumiges Haus und den schönsten Buchladen in Heidelberg erwarb. In der Näh« der großen Gasthöfe gelegen, wurde sein Geschäst aus gesprochenes Fremdengeschäft. Die achtziger Jahre waren aber trotzdem der Glanzpunkt seiner geschäftlichen Tätigkeit, Di« herrliche, glanzvoll« Jubelfeier der Ruperto-Carola veran läßt« ihn, eine große Anzahl Jubiläumsschriften zu verlegen, unter denen die Festzeilung und das Album des Festzuges Wohl die bedeutendsten und gangbarsten waren, und ich sehe ihn noch vor mir, wi« er am Tage des Festzuges, während alle Geschäfts geschlossen hatten, vor der halbgeöffneten Tür seines Ladens stand und mit markanter Stimm«, das Album ausgebreitet in der Hand, den Fremden die Vorzüge des Albums Pries und sehr viele davon verkaufte. Die letzten Jahre waren nicht leicht für ihn, schwere geschäftliche Sorge» bedrückten ihn oft; und die Kriegsjahre mehrten die Sorgen noch, oft hat er mir damals sein Leid geklagt, und unermüdlich arbeitete er, um Absatz zu erzielen; die Söhne waren im Feld, Angestellte wurden ihm ge nommen, aber treu standen seine Töchter ihm zur Seite, nahmen die Arbeit der Hinweggcgangenen auf nnd verscheuchten manche Sorgen von dem Alternden und Kränklichen, 1915 nahm sein Kranksein einen bedrohlichen Charakter an, im Juli mußte er sich einer schweren Operation unterziehen, die gut gelang und ihm bald wieder gestattete, im Geschäft tätig zu sein. Er schien ganz der Alte, und nur wenige Eingeweihte wußten, daß das tückisch« Leiden unerbittlich weiterschrilt. Noch im Oktober nahm er an unserer Verbandstagung in Mannheim teil, kurze Zeit dar auf, im November, fuhr ich mit ihm zum Jubiläum des Herrn Hosemann nach Stuttgart, wo er noch einer der Fröhlichsten war, und im Dezember war er noch bei» der Jubiläums feier eines Freundes so voll ausgelassener Fröhlichkeit wie sei- ten zuvor. Es war sein Abschied; das Weihnachtsgeschäft er ledigte er noch, aber gleich nach Neujahr mutzte er die Klinik wiederum aufsuchen, um sich einer neuen Operation zu unter ziehen, Zwar kehrte er noch in sein Haus zurück, aber nur ein mal hat er noch das Geschäft ausgesucht, die Gedanken waren aber ständig beim Geschäft, und täglich gab er Anordnungen, dachte und lebte für sein Geschäft. Nach schwerem Leiden ist der Dulder am 15, April 1918 dahingegangen, tief betrauert von allen, die ihm nahestanden, x Es war eigenartig, daß Petters wi« Koester in der Remittendenzeit von uns genommen wurden und daß auch der dritte Kollege Rochow in dieser Zeit von uns genommen wer den sollte, Friedrich Wilhelm Rochow war ein Meck lenburger und hatte eine vierzehnjährige buchhändlerisch« Tätig keit hinter sich, als er 1894 die Winter'sche Buchhandlung käns- lich erwarb. Ein reiches Wissen, großer Fleiß zeichneten ihn aus, und so gelang es ihm bald, das alte Geschäft zu neuer Blüte emporzubringen. Selbstlos und von warmem Gefühl für die Menschheit erfüllt, hat er wi« sein Kollege Koester viel Leid im Stillen gelindert, viele Tränen von Witwen und Waisen ge trocknet, aber nie durfte und sollte die eine Hand wissen, was die andere tat. Dieser Menschenliebe, diesem Pflichteifer ist er zum Opfer gefallen während des Krieges im Dienste des Roten Kreu zes; unermüdlich tätig, hat er sein ganzes Ich eingesetzt, um zu helfen über seine Kräfte hinaus; er hat die Verwundeten in die Lazarette gebracht, er hat für sie gesorgt, ihre Schmerzen zu lin dern versucht, hat, manche Nächte an ihrem Schmerzenslager ge wacht und war des Tages über, fast ohne Hilfe, im Geschäft tätig. Sein Körper war diesen dauernden Anstrengungen nicht gewachsen, ein unbedeutender Anlaß gab Veranlassung zu einer Erkrankung, di« bald ernstlichen Charakter annahm und ihn im März 1919 den Seinen und dem Geschäft entriß. Ein edler Mensch, ein fleißiger Arbeiter und ein würdiger Vertreter des Buchhandels in Heidelberg, Ich stehe am Schluß, in wenigen Strichen habe ich die Bil der der uns vorangegangenen Kollegen zu schildern, habe ich ein Bild der Geschichte und Entwicklung der alten Heidelberger 1809
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