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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.12.1922
- Strukturtyp
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- 1922-12-30
- Erscheinungsdatum
- 30.12.1922
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Redaktionellei Teil. X- 302, 30. Dezember 1922. vielfach aus Prachttverken bestehend, die zur Weihnachtszeit stets wieder herausgeholt und in dem Schaufenster und aus dem Laden tisch aufgebaut wurden. Wenn man bedenkt, welcher Wert jetzt in den meisten Sortimenten steckt und in welchen Partien die wissenschaftlichen und anderen Werke bezogen werden, so mutz man erstaunen ob des Wagemutes, der jetzt Platz gegriffen hat. Koester war einer der edelsten, gebildetsten und besten Menschen, ein Ehrenmann vom Scheitel bis zur Sohle, verehrt und geachtet von jedermann; er genoß jedermanns Vertrauen und Hochachtung. Als er die alte Firma am l. Januar 1875 übernahm, gab ihm sein langjähriger Chef die Wort«, mit auf den Weg: »Durch den aus Gesundheitsrücksichten veranlaßten Verkauf des Ernst Mohr'schen Sortimentsgeschästes bietet sich für meinen vieljährigen erprobten Mitarbeiter, Gustav Koester, Gelegenheit zur Selbständigkeit. Ich kann hierzu allen Bcthei- liglen Glück wünschen, indem das Mohr'sche Sortimentsgeschäft in keine besseren Hände hätte kommen können als in die des Herrn Koester, der durch seine Tüchtigkeit die bewährte Firma in Ehren sortführen wird--. Und diese Worte hat Koester zeit seines Lebens in Ehren gehalten und wahr gemacht, er hat das Geschäft in wahrhaft vornehmem Geist geleitet, seine umfassende Bildung, seine Vertrautheit mit der wissenschaftlichen Literatur waren ihm gute Helfer dabei. Das Geschäft war, wie einst im 18. Jahr- hundert das Geschäft des Buchhändlers Kanter in Königsberg, eine Sammelstätte für so manche Größen der Geisteswissenschasten an der Hochschule, die sich dort oft zum Plaudern und zum Mei nungsaustausch zusammenfanden. Auf der noch vorhandenen bescheidenen Rohrbank im Laden haben manche der wissenschaft lichen Größen der siebziger, achtziger und neunziger Jahre (bis in unser Jahrhundert hinein) gesessen, und manch wissen, schastliches Problem ist dort gelöst worden. Da saßen der alte Bunsen mit seinem Freunde und Kollegen Kopp, dies eigen artige Paar: dieser lang und hager, jener klein und rundlich, durch die eigenartige^Zusammenstellung wie Bilder aus den -Fliegenden- wirkend. Dann kam der Kirchenhistoriker Haus- rath, unter dem Schriftstellernamen Taylor bekannt, dessen Romane damals und auch jetzt noch viel gekauft werden, der Professor Theodor von Dusch, der Chirurg Professor Lossen, der jetzt noch in seltener Geistesfrische unter den Lebenden weilende Physiker Quincke, der Theologe Bassermann, die Juristen Gierke, Buhl und Bckker, die Mediziner Arnold, Kühne, Gegenbaur, Erb,Knaufs,Ewald, der Ophthalmologe Otto Becker, der Romanist Bartsch, die Historiker Winckelmann und Erdmannsdörffer, der Botaniker Pfitzer, der Mineraloge Rosenbusch, der Zoologe Bütschli, der Sanskritforscher Lefmann, die Gebrüder Eisen, lohr, der Chemiker Horstmann, der Botaniker Askenasy,. der Mathematiker Koehler, der Zoologe Wachmann. Ich könnte die Reihe der Namen noch fortsetzen und noch einige erwähnen, die im Laufe der Zeit hinznkamen, wie der Mathematiker Königs berg», der Direktor der Universitätsbibliothek Gcheimrat Will« u. a. m. Viele davon verband persönliche Freundschaft mit Koester. Dazu kamen noch viele andere Persönlichkeiten aus Stadt und Land, und da der Ladenverkehr gewöhnlich kein sehr reger war, hielten die Plauderstündchen manchmal recht lange an. Be sonders als die Vorbereitungen zum Universitätsjubiläum 1886 begannen, war der Laden ein beliebter Treffpunkt, und mancher Plan zur Ausgestaltung des Festes ist dort gereist. Bedeutend war die Rolle, welche Koester im Loben der Stadt spielte; in vielen Körperschaften war er im Vorstand, jahrzehntelang war er Obmann des Stadtverordneten-Vorstandes, und im Verwal tungsrat mancher gemeinnützigen Anstalt saß er und war der eifrigsten Arbeiter einer. In den buchhändlerischen Organisa tionen trat er weniger hervor, zu den Tagungen des Mittel deutschen und des Badisch-Pfälzischen Verbandes kam er zwar fast immer, und sein erfahrener Rat wurde dort gern gehört und befolgt, aber in Stuttgart sah man ihn sehr selten und nach Leipzig ist er meines Wissens, wenigstens seit den achtziger Jahren, Nie gekommen. Dem Sortiment hatte er bereits 1875 einen Verlag angegliedert und sehr wertvolle Werke veröffentlicht, so vor allem Wattenbach und Velsen, Lxsmpla cockleum graecoi-um, 1878; Zangemeister und Wattenbach, Lxemplo eocklemn lmworum, 1876, und Supplemente, 1880, zwei in der wissenschaftlichen Welt 1808 hochgeschätzte Werke mit zahlreichen Tafeln, die aber schon seit langem vergriffen sind, sodann die Kataloge der Handschriften der Universitätsbibliothek, von denen der erste Band von Bartsch (1886), der zweite von Wille (1804) herausgegeben wurde; die prachtvoll ausgestattelen Bände von Oechelhäuser über die Mi- nialnren der Universitätsbibliothek zu Heidelberg, von denen Band I 1887, Band l> 1895 erschien, während die Schrift des selben Verfassers: Bilderkreis zum Wälschen Gast 1890 erschien. Schwere Verluste, die er durch den Zusammenbruch einer Heidel berger Bankfirma in den neunziger Jahren erlitt, zwangen ihn, die Verlagstätigkeit einzuschränlen und auch sein Sortiment, das er damals veräußern wollte, zu behalte». Er starb in den Sielen; in der Nacht vom Gründonnerstag zum Karfreitag von seinem Stammtisch heimkehrend, brach er an der Treppe seiner Wohnung tot zusammen. Was er der Stadt, was er den wissenschaftlichen Vereinen, was der Allgemeinheit und seinen Kollegen und An gestellten gewesen war, davon legte sein Leichenbegängnis Zeug nis ab, das so zahlreich war wie selten eines in Heidel- berg. Da trat nochmals so recht zutage all di« Liebe und Ver- ehrung, welch« er in allen Kreisen genossen hatte und die ihm auch über das Grab hinaus geblieben sind. Wohl dem, der sich eines solchen Andenkens erfreuen darf! Koester war «in Buch händler im edelsten Sinne des Wortes. Wenn man einst von I. C. B. Mohr sagen konnte: »Alle achteten und ehrten in ihm den Mann, der seinen Beruf von einer höheren Warte aufgefaßt hatte, der mit der reichen Erfahrung eines vielbewegten Lebens eine milde Gesinnung und Wohlwollen verband--, so konnte man dieses auch mit Fug und Recht von seinem Geschäftsnachfolger sagen. Als Buchhändler ein Träger der deutschen Wissenschaft, Literatur und Kultur zu sein, im Buch nicht nur die Ware, son dern ein geistiges Gut zu sehen und den Buchhandel nicht in gleich« Lage mit jeder Mode- und Trödelbude zu bringen, son dern in ihm ein ehrsames Gewerbe zur Förderung geistiger Pro- duktion und der Literatur zu sehen; diese Grundsätze des alten Mohr waren zeit seines Lebens maßgebend gewesen für Gustav Koester und erhoben ihn über die Alltäglichkeiten der Zeit. Der gleichzeitig mit ihm tätigen Heidelberger Buchhändler Groos, Weiß und Winter tat ich bereits Erwähnung; die Herren Hoenicke, Faust, die zu seinen Lebzeiten Be triebe übernahmen und weitersührlen oder solche, wie A. Wolfs (1894), Rühl mann (1908), neu gründeten, lass« ich, da sie noch tätig sind, außer Betracht, und so möchte ich nur noch kurz einiger gedenken, di« auch bereits der kühle Rasen deckt. Anfang Juni 1882 gründete Edmund von Köpig eine Kunsthandlung in Heidelberg, nachdem er Vorher bei Spielmeyer in Göttingen, Meder in Heidelberg und Avisier L Ruthardt in Berlin tätig gewesen war. Das Geschäft, das sich anfänglich in bescheidenen Grenzen hielt und sich vorzugsweise aus den Verlag von Postkarten und einigen Kunstblättern, sowie auf den Ver kauf von Kunstgegenständen aller Art, besonders auch schmiede eisernen Gegenständen beschränkte, nahm bald großen Umsang an, verlegte im Laufe der vierzig Jahre seines Bestehens nam hafte Kunstblätter und ganz hervorragend schöne Karten und Führer und hat sich zu einer Kunst, und kunstgewerblichen Hand lung entwickelt, wie sie sich nur selten in Snddcutschland findet. Die kostbaren und geschmackvollen Auslagen sind ganz hervor ragend und werden von denen in den Großstädten kaum llber- trofsen. Herr von König hat diesen Aufschwung der Firma noch erlebt, 1913 ist er gestorben, sein Sohn und sein Schwiegersohn, beides frühere Offizier«, führen jetzt mit bewunderswertem Ge schick das Geschäft. 1879 übernahm Otto Petters die Buchhandlung von Bangcl L Schmitt. 1850 zu Dessau geboren, hatte er als Frei- williger noch einen Teil des Krieges 1870/71 miigemacht, war dann als Lehrling in die Buchhandlung von A. Bielefeld in Karlsruhe eingetreten und nachher bei C. F. Schmidt, Sortiment in Heidelberg, S. Calvary L Comp, in Berlin und schließlich vier Jahre lang als Gehilfe bei Jurany L Hensel in Wiesbaden tätig gewesen. In den beiden letzten Stellungen hatte er sich die umfangreichen Kenntnisse, besonders auch in der auslän dischen Literatur, erworben, die ihm bei der Fortführung des Heidelberger Geschäftes von großem Nutzen sein sollten. Der
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