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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.12.1922
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- 1922-12-30
- Erscheinungsdatum
- 30.12.1922
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Gerichte werden sich der Ansicht nicht verschließen, daß mit der Wiederbeschafsungsthcorie ja nnr derjenige Grad der Geldentwertung um Anerkennung ringt, der sich in einer speziellen Ware auswirkt. Möglicherweise ist aber die tatsächliche Begründung des Urteils von den Mängeln frei, die bei Zugrundelegung der Zei tungsnotiz in die Augen springen. Denn auch der Wiederbeschas- fungspreis ist ein vieldeutiger, Mißverständnissen ausgesetzter Be griff, über welchen sich Freund rmd Feind häufig erst einig wer den, sobald das Schlagwort auf seinen wahren Sinn analysiert wird. Für den Buchhandel ist die Entscheidung, wie gesagt, unbe denklich, >weil ihn, zu seinem schwersten Schaden, nicht die Ge- stehungs- oder Wiedcrgestehungskosten allein bei seiner bisherigen Preisbildung leiteten, sondern das Mißverhältnis von Angebot und Nachfrage dielfach zu Verkäufen unter den Selbstkosten des Verkaufstages zwingt. Hierzu kann aber ein Kaufmann behörd licherseits schwerlich gezwungen werden, sodatz die »Interessenten« nötigenfalls den Kampf gegen eine ungesunde Fesselung der Wirt schaft fortsetzen werden. Charakterköpfe aus dem Heidelberger Buchhandel. Von I. H. Eckardt. IV. Schluß-Auffab, 2. Teil. (Schluß der ganzen Aufsatzreihe.) Eines schönen Morgens schritt ich, Unterm Arm das Corpus juris, ('s war die schöne Elzeviersche Rotterdamer Prachtausgabe), Nach der Heugass', nach dem Pfandhaus.. Levi Ben Machet, der schnöde Jude mit den scheelen Augen, Nahm's in seine Vaterarm«, — Nahm's nnd zahlt« zwei Dublonen; Mög's von ihm ein anderer lösen! singt Scheffel im Trompeter, und dabei fällt mir ein, daß ich noch vergaß, von den Antiquaren in Alt-Heidelberg zu plaudern. Es wäre doch seltsam, wenn in einer Universitätsstadt und vor allem in einer Stadt wie Heidelberg, txo doch häufig das studen tische Leben zu allerlei Exzessen führte, die viel Geld erforderten, keine Antiquare bestanden hätten. Im Anfang des vorigen Jahrhunderts waren es die drei Wolff, die aber allem Anschein nach nicht so sehr viel Seide dabei gesponnen haben. Heißt es doch bei Schrei ber, Gemälde von Heidelberg, 1811: »Bei den öffentlichen Bücher auktionen gehen nicht selten brauchbare Werke an Krämer und Seifensieder weg, und andere werden kaum auf den Preis des Einbandes gebracht. Drei jüdische Antiquare verkaufen alte Bücher und werden nicht reich dabei. Ein paar Leihbibliotheken versorgen das lesekundige Volk mit Romanen und Schauspielen, rqid selbst Mägde und Stiefelputzer scharren zum Zeitvertreib im Kehrricht unserer modernen Literatur«. Auch in späteren Be schreibungen von Heidelberg, so von Leonhard"), wird der Anti quare Samuel Wolfs und Gebrüder Wolfs und dabei auch des Antiquars Schlag enhauf gedacht, der neben sehr wertvollen Gegenständen, alten Klöstern und Schlössern, römischen Grabfunden usw. entstammend, auch manch wertvolles altes Buch auf Lager hatte. In Nadlers »Der Antiquar odder Er glaabt's am End' seltner« ist dieser für die damalige Zeit recht bedeutsame Antiquar in Wort und Bild der Nachwelt über liefert worden. Die Gebrüder Wolfs, die ihr Geschäft zuletzt der Uni versität gegenüber hatten, gliederten ihrem Antiquariat 1861 eine Sortimentsbuchhandlung an. In den achtziger Jahren ist der letzte der Brüder gestorben, und das Geschäft ist eingegang m. Unterm 1b. Oktober 1863 gründete Ernst Carlebach eine Buch- und Antiquariatsbuchhandlung Ecke der Haupt- und Fried- richftratze, die er nach einigen Jahren in das von ihm erwor bene Haus Ecke Haupt- und Augustinergasfe verlegte. Wenn auch seit 1904 nicht mehr Besitzer des Geschäfts, so nimmt der Gründer der Handlung, der im nächsten Jahre das Fest des 60jäh- rigen Bestehens seiner Firma feiern kann, doch noch in unge schwächter Geistes, und Körperkraft regen Anteil an allen buch händlerischen Fragen und erfreut sich großen Ansehens in allen Kreisen der Stadt. Eine gediegene Ausbildung hatte er sich er worben; aus Mannheim gebürtig, war er von 1858 bis 1860 anfänglich als Lehrling, dann als Gehilfe bei Trübner L Co. in London tätig, dann von 1860 bis 1863 als Gehilfe im Sortiment und Antiquariat von F. A. Brockhaus in Leipzig. Umfassende Literaturkenntnisse, eine ausgezeichnet« Kenntnis der Literatur der Pfalz, großer Kunstsinn und Kunstverständnis zeichneten ihn aus und verschafften ihm Achtung und Zuneigung bei allen, die geschäftlich mit ihm zu tun hatten. Sein Sohn und Nachfolger Albert, der schon lange dem Vater zur Seite stand, gab das Ladengeschäft auf, verlegte das Antiquariat in den ersten Stock des Hauses und beschränkte sich mehr und mehr auf Pfälzer Literatur, Seltenheiten, und den Kauf ganzer Bibliotheken, hier die Wege einschlagend wie die großen Antiquare in Frankfurt, Berlin, München und Leipzig, die längst nicht mehr Käufer jedes alten Buches, sondern Männer von hoher Bildung, Sachkenner auf ihrem Gebiet« sind, und die von der wissenschaftlichen Welt als Autoritäten geschätzt werden, auf deren Urteil Wert gelegt wird. Im Heidelberg des neuen deutschen Reiches vollzog sich manche Wandlung, das Weichbild breitete sich nach der Rhein ebene aus, neue Straßenzllge und ganze Viertel entstanden da, der Bahnhof lag bald nicht mehr draußen vor Ser Stadt und die ' Dörfer über dein Neckar wurden durch ein neue Brücke näher an die Stadt herangezogen und wurden nach und nach Glieder der selben. Das wurde auch Anlaß, daß die Geschäftsgegend sich verschob nnd, wie schon angeführt, auch die Buchhandlungen sich mehr von der Altstadt in den westlichen Teil der Hauptstraße hin- zogen, in der auch manche Universitätsinstitute entstanden waren. Das akademische Leben bekam auch einen anderen Anstrich, Zwistigkeiten unter den Professoren brachten eine Spaltung im akademischen Lehrkörper zuwege, und der früher so herzliche Ver kehr zwischen Professoren und Bürgern nahm mehr und mehr ab, nur die Fröhlichkeit und Sorglosigkeit der akademischen Jugend blieben, wenn auch anfänglich in den ersten Jahren nach dem Kriege etwas eingeschränkt, die gleichen und nahmen eher noch zir Tante Felix (Handschuchsheim), Seppel in der Hauptstadt, der rote Schiffer, Muck, und wie alle die bekannten. Persönlichkeiten aus dem Heidelberg von damals hießen, hatten in jenen Jahren ihre goldenen Tage. ' 1875 erwarb Gustav Koester von Ernst Mohr dessen Sortiment. Nach verschiedenen Papieren zu urteilen, war es ziemlich bescheiden, der Hauptwert bestand in den Fortsetznngs- listen, den. Lieferungen und dem alten treuen Stamm der Kunden. Das feste Lager war ganz unbedeutend, die Ladeneinrichtung ver altet und ganz unansehnlich, und man sieht aus solchen Papieren erst, wie sehr sich das wissenschaftliche Sortiment alter Zeit auf den » coEtion-Lieferungen aufbaute und damit seine Existenz fristete. Jedes Geschäft hatte sein« festen Kunden, und es galt nicht für fair, einen Professor, der bei einem andern kaufte, Air, sichtssendungen zu machen, selbst wenn er ein guter Freund des Besitzers war und vielleicht sogar nichtwissenschaftliche Zeit schriften von ihm bezog. Ich weiß noch die Entrüstung, als junge Kollegen späterhin Neuigkeitssendnngen an all« Profes soren usw. machten und sich nicht daran kehrten, daß dieser oder jener Geheimrat Kunde bei Koester oder Groos war. Auch Koester hat diesen Standpunkt zeit seines Lebens vertreten, und so war es erklärlich, daß das Geschäft stehen blieb und sich nicht entwickelte. Dazu kam, daß sür neuere Literatur, für neue Zweige in der Literatur kein Verständnis war und daß das feste Lager eigentlich nur aus wenigen unverkäuflichen Büchern bestand. Wie gesagt, war es aber in den meisten Sortimenten so, und wer in den siebziger und achtziger Jahren gelernt hat, wird dieses Urteil vielfach bestätigen können; abgesehen von Sortimenten in den Großstädten war überall das gleiche Bild, viel Kommissionsgut, ein verhältnismäßig kleines festes Lager, 1807 ') Leonhard, SC von: Fremdenbuch f. Heidelberg, 1844, S. 108.
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