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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.12.1922
- Strukturtyp
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- 1922-12-28
- Erscheinungsdatum
- 28.12.1922
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- Deutsch
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-k 380, 28. Dezember 1922. Redaktioneller Teil. den, die aus dem In-, vornehmlich aber aus dem Auslande kamen und die Schönheit der Lage der Stadt feierten und begeistert waren von dem Leben und Treiben daselbst. Vom Beginn der Reugründung der Hochschule an hatten zwar schon Lehrer von Ruf, auch von europäischem Ansehen an dieser gewirkt, aber ihre Tätigkeit blieb im großen und ganzen doch auf den Kreis der Hochschule beschränkt. In den zwanziger Jahren nach den Kriegswirren waren auch manche Fremde nach Heidelberg gekommen; ein eingewanderter Franzose, Baron von Gr a imberg, war es, der die Schönheit der Ruinen des Schlosses mit seinem Griffel schilderte, der zuerst den Grund legte zu umfassenden Sammlungen zur Geschichte des Fürsten hauses, des Schlosses und der Stadt und der für Erhaltung der Ruinen sich mit großer Begeisterung einsetzte. Künstler, erfüllt von dem Gedanken der Romantik, waren ihm nachgeeifert, Dichter und Schriftsteller halten die Schönheit des Schlosses und der Gegend gepriesen und so war Heidelberg schon in den Tagen der Romantik zum Ziel der Sehnsucht für viele geworden. Wer die Geschichte der Buchhandlungen jener Zeit ausführlicher gestalten will, darf an den Einflüssen, welche Künstler und Dichter der Romantik für den Rus Heidelbergs hatten, nicht achtlos vorüber gehen, sondern muß auch der Wechselwirkungen gedenken, die zwischen ihnen und den Buchhandlungen bestanden. Ich habe schon der reichen Gemäldesammlung Winters gedacht, ich habe der Sammlungen von Stichen und Steindrucken aus Heidelberg gedacht, die bei Mohr L Zimmer erschienen, der vielen, zum Teil hervorragend ausgestatteten Bücher, die bei Engelmann herauskamen und das Bild Heidelbergs und seiner prächtigen Umgebung weit in die Lande hinaustrugen. Alle diese Schöp sungen mehr oder minder unter dem Einfluß der Romantik stehend. Und wie hat daneben die Dichtkunst gewirkt, welch« Ver dienste haben nicht Arnim, Brentano, Uhland, Eichendorfs, Schen- kendorf, um nur einige zu nennen, um das Bekanntwerden der SchönheitenHeidelbergs, und welche plastischen Schilderungen ver- danken wir nicht Goethe, Görres, Tieck, Jean Paul und Kotzcbue von der Schönheit der Lage der Stadt! Sie alle sind Pfadfinder für die vielen gewesen, die Wanderer zum Born der Schönheit werden sollten. Schon bald nach den Befreiungskriegen ließen sich englische Familien in Heidelberg nieder, und als die Reiselust der Engländer einsetzte, wurde Heidelberg bald eines der beleb testen Reiseziele, eine Hauptstatiou auf der Reise nach der Schweiz. In der schönen Jahreszeit kamen unzählige Reisewagen die Bergstraße entlang, und voll Bewunderung blickten die Fremden beim Einbiegen in das Neckartal auf das herrliche Bild, das sich vor ihren Blicken entrollte. Da damals noch der ganze Ver kehr über die »Alte Neckarbrücke« ging, war es begreiflich, daß sich fast das gesamte geschäftliche Leben und Treiben auf dem engen Raum zwischen Kornmarkt und Mitteltor und bis zur Schisfgasse, also im oberen Teil der Altstadt abspielte. Dort lagen auch die sämtlichen Buchhandlungen, und zwar in der Nähe der Universität und der besuchtesten Gasthöfe, und fanden dort ihre gute Einnahmequelle. Erst als die Bahn gebaut und sich der andere Teil der Hauptstraße mehr und mehr entwickelte, als sich in der Anlage viele Professoren anbauten, wurden auch in diesem Stadtteil Läden errichtet, aber es sollten doch Jahrzehnte ver gehen bis G. Koestcr, der neue Besitzer von E. Mohrs Sorti ment, sich entschloß, 1878 seine .Handlung in diesen Teil der Hauptstraße zu verlegen, und lange Zeit dort der »erste« der Buchhändler blieb, bis ihm Alfred Wolfs diesen Rang streitig machte. Die neuen Handlungen, welche entstanden waren, wie Meder, Hoffmeister (später Bangel L Schmitt), Rie tz e r, rechneten besonders mit dem Fremdenpublikum und sahen sich in ihren Erwartungen nicht getäuscht, sic knüpften auch manche Verbindungen an und blieben Lieferanten für manche Ausländer und Fremde Jahrzehnte hindurch, ebenso wie die alten Hand lungen mit Gelehrten in allen Himmelsgegenden zu tun hatten und ihnen aus manchem Studenten auch Kunden fürs Leben geworden waren. Die Hochschule nahm ständig an Zahl der Studenten zu, kein Wunder, wo so bedeutende Lehrer an der Hochschule wirkten. Waren es in der ersten Zeit der Neugründung Creuzer, Hhibaut, Daub, Tiedcmann, Paulus und Nägele gewesen, die dem geistigen Leben Heidelbergs den Stempel aufgedrückt hatten, so ivaren es später vor allem der große Historiker Schlosser, der Jurist Mitter- maier, der Volkswirtschaftler Rau und der Rechtsgelehrte Zacha rias, der Chemiker Gmelin, der Mediziner Chelius und der Mine raloge Leonhard, die der Hochschule zum Ruhm gereichten; Männer, deren Werke zu den geschätztesten Berlagswerken der Heidelberger Buchhandlungen zählten. Die vierziger Jahre brachten eine Umwandlung im geistigen Leben Heidelbergs; das politische Interesse trat in den Vorder, grund. Die politische, nationale und liberale Weltanschauung bil dete in den vierziger Jahren die Atmosphäre, welche über Heidel berg und der Hochschule schwebte. Wir sahen schon, welche Roll« Winter im politischen Leben spielte und wie er in der zweiten Kammer des badischen Landtages wirkte, wie diese Kammer den Charakter einer schroffen Opposition einnahm, der ihr Jahrzehnte hindurch geblieben ist, und der Karlsruher Landtag dadurch zum Fahnenträger des gesamten deutschen Liberalismus wurde. Das Heidelberg der vierziger Jahre tritt uns vor allem ent gegen in den Namen zweier Persönlichkeiten: Gervinus und Welcker, beide hervorragende Kämpfer, vor allem in Schriften für die Ideale der Paulskirche und mit Dahlmann und anderen zu den hervorragendsten Kämpfern für die deutsche Einheit zählend. ^ Es war erklärlich, daß diese ganzen geistigen Strömungen auch in den Buchläden zum Ausdruck kamen und daß die Inhaber der Handlungen mehr oder minder den demokratischen Ideen hul digten, wie wir es bei Winter und Emmerling vor allem sehen. Ich schreibe hier kein« Geschichte der geistigen Bewegung in Heidelberg, sonst müßte ich noch eine Reihe von Namen auf- zählen, welche in der wissenschaftlichen Welt sich noch jetzt des größten Ansehens erfreuen und auch in den Verlagskatalogen der Firmen Mohr, Winter, Bassermann u. a. vertreten sind, so Vangerow, Zoepsl, Roßhirt, Pseufer, Henle und vor allem Ludwig Haeusser. Der letzter« möge hier als Ver treter des geistigen Lebens der fünfziger und sechziger Jahre in Heidelberg besonders genannt werden, vor allem auch deshalb, weil er auch im Leben der Stadt und ihrer Bürger eine bedeutsame Rolle gespielt hat. Er liebte es, frohe Menschen um sich zu sehen und auch andere als solche, die dem akademischen Lehrkörper angehörten; in der bereits erwähnten Museumsgesell schaft verkehrte er viel und war zeitweise deren Mittelpunkt. Er war neben Vangerow in den fünfziger und sechziger Jahren der vorherrschende Dozent in Heidelberg und weit darüber hinaus, er war der ausgesprochene Vertreter der Mehrheit im Parlament und der Verfechter der sogenannten »gothaischen« Richtung in der Kammer und aus der Hochschule und doch erst, als er 1887 starb, 49 Jahre alt. Die Geselligkeit, die im Museum herrschte, und von der ja auch das schon anfangs erwähnte Kegelbild berichtet, war von seinem Geiste beseelt, mochte sie nun aus geistig ihm nahesteh.m« den Professoren und Dozenten, wie Bunsen, Mohl, Wilh. Beseler, um nur einige Namen zu nennen, mochte sie zumeist aus Bür gern bestehen, die sich im sogenannten »Engeren« zusammm- fanden. Haeusser war ein vorzüglicher Gesellschafter, ein glän zender Taselredner, ein großer Erzähler von epischer Vollendung und komischer Virtuosität, einfach-natürlich sm Wesen, darin eins mit den Professoren jener und der älteren Zeit, die noch nicht,, exklusiv auf ihr Professorentum pochend, sich von der gewöhn lichen Menschheit zurückziehend, sich auf einen engen Kreis Gleich gestellter beschränkten, wie es mit vereinzelten Ausnahmen, viel fach zum Schaden des Lebens unserer Zeit, heute geschieht. Berühmt ist der »Engere« geworden, jener trinkfeste Verein von Bürgern und Gelehrten Heidelbergs (1841 — 1867), dessen eigentlicher Gründer und Seele Haeusser war und dessen Sän ger und Chronist Scheffel wurde. Diesem Bund präsidierte im Waldhorn ob der Bruck, im Museum, oder wo er sonst tagte, mit immer bereitem, gern altertümlich gefärbtem, witzig feier lichem Worte, das die große Politik im engen und unpolitischen Kreise lustig zu Parodieren liebte, der Lehrer deutscher Geschichte und der Brauer hochgeschätzter Bowlen. Dem Engeren gehörte auch der Buchhändler KarlGroos an, der Besitzer der damals noch Akademische Anstalt für Literatur und Kunst benannten Buch handlung. Scheffel erwähnt ihn in seinem humoristischen Send schreiben mehrfach; da heißt es einmal: -dem Schalksnarren und 1799
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