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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.08.1922
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- 1922-08-21
- Erscheinungsdatum
- 21.08.1922
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iLbrserröllitl f. d. Dtschn. Vvchl-andei. Redaktioneller Teil. idl- 194, 21. August 1922. nahe, aber bald änderten sich die Verhältnisse und di« Gegner, der Romantiker gewannen die Oberhand und die Vertreter der Romantik kamen kaum noch zu Worte. Mit dem Ausscheiden Creuzers und dem Abweitden Görres' von den Jahrbüchern erlitt die Zeitschrift einen schweren Ver lust, und mit Recht schreibt Wohl Creuzer bereits 1819: -Die Jahr bücher werden nach und nach ebenso mattherzig, wie viele andere. Willen und Boeckh loben und tadeln nach Gutdünken, d. h. ihre Freunde. Mögen sie also loben und tadeln-'). Auch Zimmers Ein fluß schwand unter der neuen Schriftleitung, und mehr und mehr zog er sich zurück, besonders nachdem Mohr nach Heidelberg über gesiedelt war. Trotzdem stellte er nach wie vor seine ganze Ar beitskraft in den Dienst der Sache, und feinem Wirken verdankt man die Gewinnung mancher angesehener Mitarbeiter. Mit dkm Ausscheiden Zimmers aus dem Verlage, bzw. mit seinem Zinück- tretcn gegen Mohr, der allmählich immer mehr die Leitung mr Buchhandlung übernahm, hörte auch diese Tätigkeit aus und mit ihr erlosch auch die glänzendste Epoche in der Geschichte der Jahrbücher. 1807 hatte Zimmer eine Pastorentochter geheiratet und hatte bald für eine Heranwachsende Familie zu sorgen. Neben den vielen Sorgen, welche die Kämpfe mit Voß und den Antiromantikern brachten, traten neben der geschäftlichen die häuslichen Sorgen. Als Mohr nach Heidelberg kam, galt es vor allem, das Geschäft zu stützen und die wisscnschastliche Richtung auszubauen, die vielleicht durch Zimmers Eintreten für die Romantiker etwas zurllckge- drängt war, wie cs auch ohne Frage ist, daß Zimmers Leitung und sein Eintreten für die Romantik pekuniär recht unange nehme Folgen für das Geschäft gehabt hatten. Mohr suchte nun mit den Gegnern in Fühlung zu kommen, 1811 erschienen bei ihm Werke von Voß, im gleichen Jahre auch von Schreiber, man wandte sich von der Romantik ab. Dies alles mag Zimm-r be wogen haben, dem Buchhandel zu entsagen und sich dem Studium der Theologie zuzuwenden. Nachdem er Ostern 1811 noch in Leipzig zur Messe gewesen, begann er nach der Rückkehr von dort sich auf seinen künftigen Beruf vorzubereiten. Trotz der hohen Anforderungen, welche gerade in den folgenden Jahren das Ge schäft an ihn stellte, trotz der Sorgen, welche die Kriegsjahre brachten, gelang es seiner gewohnten Energie, das Ziel zu er reichen. Im Sommer 1814 bestand er sein Examen und wurde dann Pfarrer zu Schriesheim bei Heidelberg. Dadurch war es ihm möglich, vorerst noch an den Wochentagen im Geschäft tätig zu sein; am Sonntag in der Morgensrühe wanderte er dann hin aus, seine Predigt zu halten. Nach Beendigung der Ostermeß- arbeiten trat er 1815 ganz aus dem Geschäft und siedelte nach Schriesheim über, nachdem an seiner Stelle sein Freund Winter aus Heilbronn als Teilhaber in die Firma eingetreten war. Zimmer ist dann nacheinander Geistlicher in Worms und Lich gewesen; von 1827 an hat er bis zu seinem Tode als Pfarrer der Deutfchreformierten Gemeinde in Frankfurt a. M. gewirkt. Am 6. Februar 1853 ist er gestorben, tief betrauert von allen, die ihm im Leben nahegestanden haben. Seine Tätigkeit als Geistlicher erwähne ich hier nicht; was er als Buchhändler geleistet, davon mögen noch die Äußerungen einiger namhaftester Persönlichkeiten jener Zeit zeugen, so schreibt Perthes") 1816, als er an einem Abend bei Mohr mit Zimmer zusammentraf: »Bei meinem lieben alten Zimmer konnte man stolz werden auf die Menschenkraft, man sieht, was sie kann, wenn sie nur will-; und der berühmte Theologe de Wette schreibt ihm 1817 aus Berlin"'): -Es war eine schöne Zeit der aufblü henden Universität, als du mit.deiner Regsamkeit und deinem wis senschaftlich-kaufmännischen Streben so schön mit eingriffst«; und 1840 schrieb ihm im treuen Gedenken der Heidelberger Jahre Clemens Brentanock): »Ihr Andenken ist mir inrmer unbefleckt lieb und teuer. Ein Buchhändler, wie Sie es waren, ist so ehr würdig, wie eine unschuldige Magd im Wirtshaus-. *) Kreundesbriefe. S. V2. (Creuzer an Görres vom S I. tkiN.) »«> Johann Georg Zimmer und di« Romantiker. T. S»L. Ebendaselbst. S. VVS. ck> Ebendaselbst. S. S7S. 1202 Für die ausblühende Universität Heidelberg und für die Entwicklung der Romantik ist Zimmers Heidelberger Tätigkeit auf jeden Fall von der größten Bedeutung gewesen. Im Geschäft trat an seine Stelle sein Jugendfreund Winter und die Firma wurde in Mohr L Winter umgeändert. Das Zu sammenarbeiten der beiden neuen Teilhaber war jedoch kein lan ges, und es soll hier nur kurz erwähnt werden; bei der Schilde rung der dritten bedeutenden Persönlichkeit des Heidelberger Buchhandels, Christian Friedrich Winter, wird weiter darauf zurückzukommen sein. Zimmer schreibt über sein Ausscheiden aus der Firma in späteren Jahren'): -daß mir dieser große Wechsel meines Lebens äußerlich möglich war, geschah dadurch, daß mein Associd Mohr aus^einen Vorschlag einging, meinen Jugendfreund Winter aus Heilbronn, der damals ohne Geschäft war, als Kompagnon in das Geschäst oufzunehmen. Ich dachte dadurch meinem lieben Mohr nicht nur einen tüchtigen kaufmännischen Arbeiter, sondern auch wieder einen Freund an meiner Stelle zu verschaffen. Leider ist das letztere nicht gelungen. Der gute Mohr, mit dem ich imnu: in einiger Harmonie gclevt hatte, traf es leider nicht gut. Nach wenigen Jahren mutzte das Band zwischen ihm und Winter wieder gelöst werden.- — -Die Buchhandlung«, sährt er dann an anderer Stelle fort"), -die wir im Frühjahr 1805 gegründet hat ten, war in der kurzen Zeit unserer Verbindung sehr schön auf- geblüht. Es war jedoch die ganze Zeit eine Kricgszeit gewesen, denn sie begann mit dem großen österreichischen Krieg und endigte erst mit dem Frieden von Paris. Während dieser ganzen Zeit war der Buchhandel aufs äußerste gedrückt; denn für jedes Buch, das man nach Speyer oder Worms usw. von Heidelberg schicken wollte, mußt erst von Paris die Erlaubnis eingeholt werden. Diese Verhältnisse schränkten den Weg des Geschäfts sehr ein. Doch bald nach meinem Austritt wurde es besser. Und Gott hat den lieben Mohr seinen früheren Verlust reichlich wieder ersetzt-. Winter übernahm nach seinem Eintritt die Buchführungr arbeiten und augenscheinlich auch die Fürsorge für das Personal, das dann bei ihm Unterkunft und Verpflegung fand, was bei Mohr nicht möglich war, da dessen schon längere Zeit leidende Frau in diesen Jahren starb. Winter erwarb auch, natürlich im Einverständnis und mit Unterstützung von Mohr, ein neues Ge schäftshaus, indem er das große Kaffeehaus zum Englischen Hofe, Ecke Marstall« und Hauptstraße, erwarb, die Buchhandlung dorthin verlegte und ebenso die Wohnungen der Geschäftsinhaber, und zwar bewohnte Winter den ersten, Mohr den zweiten Stock. Was die so baldige Trennung herbeigesührt hat, wissen wir nicht, Ver schiedenheit der Charaktere, vielleicht auch verschiedene politische Anschauungen, kurz und gut, 1822 erfolgte die Trennung. Mohr firmierte fortan I. C. B. Mohr und verlegte sein Geschäft nach dem Kornmarkt, Winter behielt das Haus in der Hauptstraße und errichtete unter seiner eigenen Firma ein Verlags- und Sorti- mentsgeschäft. In der Zeit des Bestehens der Firma Mohr L Winter ist die zweite Auslage von Bd. I des »Knaben Wunder horn« erschienen. Es ist nun durchaus falsch, wenn es in einem Merkchen: Brentano, Nachtwachen von Bonaventura, Hrsg, von Erich Frank, Heidelberg (C. Winter's Univ.-Buchhdlg. 1912) hieß: »Es ist ein erwähnenswerter Zufall, daß dieses Buch zum ersten mal unter den Namen des wirklichen Verfassers bei dem Urenkel des Verlegers erscheint, der Brentanos literarischer Freund und zugleich der Herausgeber der auf die Nachtwachen folgender Werke: des .Knaben Wunderhorn', .Bog's', .Tröst-Einsamkeit' war-. Ein solcher Irrtum hätte einen Schriftsteller, der sich mit der Geschichte der Romantik befaßte und bei Herausgabe seines Buches in Heidelberg lebt, nicht passieren dürfen; mit einiger Ver wunderung muß man aber bemerken, daß der Verlag nicht aus den Irrtum aufmerksam machte und ein Verdienst für den Gründer seines Verlages in Anspruch nahm, das diesem nicht zukommt. Winter hat mit Brentano nicht in Verbindung gestanden, die er wähnten Werke tragen nicht seine Firma, das einzig« Werk der Romantiker, das die Firma Mohr L Winter trägt, ist >>>« »weit« »j Zimmer und die Romantiker. S. S2S Zimnur und die Romantiker. G. öS«
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