Redaktioneller Teil. Bekanntmachung. Der Vorstand des Börsenvereins hat beschlossen, in Anrechnung auf den von der Hauptversammlung 1823 festznsetzenden Mitglledsbeitrag 1923 als erste Rate noch im Laufe des Dezember den Betrag von Mark 4909.- einzuziehen. Eine-wesentlich« Erhöhung erwies sich schon deshalb als unbedingt nötig, weil der Mitgliedsbeitrag für 1922 trotz der enormen Geldentwertung keine nachträgliche Erhöhung erfahren hat. Die Mitglieder werden daher hiermit gebeten, diesen Betrag umgehend auf unser Postscheckkonto Leipzig Nr. 13 463 oder Bankkonto: Allgemeine Deutsche Credit-Anstalt, Leipzig, zu überweisen. Insoweit dieser Betrag bis zum 31. Dezember 1922 nicht bei uns eingegangen ist, werden wir ihn Anfang Januar 1923 mittels Barfaktur beim Kommissionär erheben. Für diesen Fall bitten wir die Mitglieder schon jetzt, ihren Kommissionär recht zeitig mit der Einlösung unserer Barfaktur über Mk. 4900.— zu beauftragen. Alle bis zum 15. Januar 1923 nicht bezahlten Mitgliederbeiträge werden wir unter Postnachnahme gegen Berechnung der entstehenden Kosten einzlchen. Wir machen darauf aufmerksam, daß im Falle der Nichteinlösung der Postnachnahme die kostenlose Lieferung des Börsenblattes (Mitgliedsexemplar) in Wegfall kommen muß und die Börsenblattinserate zum Nichtmitgliederpreis berechnet werden. Die Nichtannahme der Postnachnahme wäre als Zahlungsverweigerung anzusehen, auf Grund deren die Streichung in der Mitgliederliste unverzüglich vorgenommen werden kann. Leipzig, den 20. Dezenibcr 1922. Geschäftsstelle des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig vr. Ackermann, Syndikus. Neue Bücher für Bücherliebhaber und Büchersammler. Von vr. G. A. E. Bogeng. XII. (XI siehe Bbl. Nr. SM.l Als Bibliophilie und Romantik Deutschlands in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts sich verschwisterten, waren die bedeutendsten Bibliophilenbibliotheken Germanistenbibliothe ken, in denen die Neuzeit deutscher Dichtung, seit etwa 1750, weni ger als Sammelgebiet im engeren Sinne sich zeigte, denn als Teilnahme am Schrifttum der eigenen Zeit. Ein vollständiger Wandel vollzog sich hierin seit der zweiten Hälfte des neunzehn ten Jahrhunderts. Die Epoche der Klassiker und ihre Folgezeiten wurden zum SammelgLbiet, die »alte» deutsche Literatur beachte ten die Büchersammler nur wenig. Das ist erklärlich. Die Klas siker des mittelhochdeutschen Schrifttums waren in der Ursprache nur schwer verständlich, sie boten sich in den gelehrten Textrezen sionen nicht als Sammlerstücke. Was dann an deutschen Uraus- gaben des fünfzehnten, sechzehnten, siebzehnten Jahrhunderts vorhanden war, gehörte teils zu den bibliographischen Zimelien, teils schien es mehr historisch, wie die Reformationsliteratur, und literarhistorisch interessant, konnte den nicht forschenden, nur ge nießenden Buchfreund nicht allzusehr reizen. Wozu noch kam, daß eine verlockende Ausstattung vielen dieser Bücher fehlte, daß der kulturhistorische Sammeleifer in Deutschland wenig rege war, der in anderen Ländern die Bucherzeugnisse des Lebens der nationalen Vergangenheit sichten ließ. Als man in England und Frankreich schon längst die alten Topographien zu kostbaren Lieb haberwerken gemacht hatte, zerschnitt man in Deutschland noch die Merianbände, um sie besser zu verwerten. Da ist es denn auch nicht verwunderlich, daß unter den vielen Gesamtausgaben- Wiederholungen, mit denen wir im zwanzigsten Jahrhundert er freut worden sind, sogar die brauchbare Grimmelshausen-Ausgabe nicht vorhanden war. Allerdings hatte ihre Ausführung erheb liche innere Schwierigkeiten. Sie überwunden zu haben ist das Verdienst der vortrefflichen Ausgabe, die eben in der Bongschen Klassikerbibliothek erschien: Grimmelshausens Werke in vier Teilen. H e r aus g e g e b e n, mit Einleitung und Anmerkungen versehen von Hans Heinrich Bor ch er dt. MitBeilageninGravüreund Kunst- druck, 24 Textbildern und 2 Handschriftbeila gen. (Berlin, Deutsches VerlagshauS Bong L C o., 1922.) Prof.-Dr. Borcherdt hat den Aufbau seiner Grim melshausen-Ausgabe auf gründlichen, langjährigen bibliographi schen und philosophischen Vorarbeiten errichtet, er hat di« in Einzelheiten freilich gelegentlich noch strittigen Ergebnisse der neuesten Grimmelshausen-Untersuchungen, seinen eigenen kritischen Standpunkt wahrend, verwertet. Die wissenschaftlichen Ansprüche, die an eine Grimmels- 1789