Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.12.1922
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- 1922-12-20
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Börsenblatt f. d. Dychn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. X° 295, 20. Dezenrber 1922. haben, daß eine Preisangabe in Buchbesprechungen nicht hineingehöre. Das war richtig siir Zeiten, in denen die Buchpreisc ziemlich aus einer Linie standen, so daß der Leser sich den Preis des besprochenen Buches ungesähr denken konnte. Heute aber ist das ganz anders geworden: die Biicherpreise machen für den literarisch interessierten Käufer osi erhebliche Summe» aus; die Scheu, sich im Buchladen erst nach dem richtigen Preise erkundigen zu müssen, hält manche» davon ab, das Buch überhaupt zu bestellen. Es ist auch eine neuzeitliche Ersahrung, daß man sich an Preise erst »gewöhnen« muß. Mancher Buchhändler wird aus seiner Praxis wissen, dast cs Kunden gibt, die, wenn sie de» Preis eines von ihnen gewünschten Buches ersahre», den Laden flucht artig verlassen — und nach ein paar Tagen dasselbe Buch, ohne mit der Wimper zu zucken, lausen. Es ist etwas ganz anderes, ob ich mir zuhause auf Grund der Preisangabe in einer Kritik in Ruhe überlegen kann, was eigentlich ein Betrag von, sagen wir einmal: MOV Mark, »umgerechnet in Margarine«, bedeutet, — als wenn mir im Buchladen dieselbe Summ- unvermittelt cntgegenprallt. Nun wird man sagen, daß die Redaktionen sich ans irgendeine »Grundsätzlichkeit« berusen und die Preisangabe, sei es mit oder ohne besonderen Wunsch des Zeitungsverlegers, ablchnen werden. Ich stehe hier auf einem ganz anderen Standpunkte. Heute liegt es in erster Linie i i» Interesse des Z c i t u n g s l e s e r s, de» Preis eines Buches wenigstens ungefähr zu wissen: seine Angabe ist also meines Erachtens ein Teil des redaktionellen Nachrichtendienstes ge worden, der dem Wunsche der Bezieher entspricht, über Biicherpreise herrscht im Publikum noch immer eine grenzenlose Verwirrung: man hat in weiten Kreisen überhaupt keine Ahnung, ob ei» Durchschnitts-, roman SV« Mark, KM Mark oder 20M Mark kostet. Wen» nun wenigstens die Mehrzahl der Kritiken Preise enthält, wird sich bas Publikum danach einstellen können. Es ist deshalb slir de» Gesamt buchhandel durchaus von großer Bedeutung und gehört mit zu dem kulturellen Thema »Die Erziehung zum Buch-, wenn es gelingt, Kri- trkern, Redaktionen und Zeitungsverlegern die Überzeugung beizu- bringcn, daß die Preisangabe einen wesentliche» Bestandteil der Be sprechungen ausmacht, weniger, um dem besprochene» Buche, als um der gesamten kulturellen Ausgabe des Buchhandels und den Wünschen der Leserschuft zu dienen. Darum erscheint es mir sehr wünschenswert, daß wenn nicht alle, so doch die Mehrzahl un serer Verleger klinstig bet der Zusendung von B e s p r e ch » n g s st ü ck c n diese Bitte ausdrücklich den Redaktionen usw. zum Ausdruck dringen. Nun wird man mir von Berlegevscite entgegenhalten: Aa, wir können ja gar nicht den Preis bestimmen, der bei Abdruck der Be sprechung »och Gültigkeit hat. Darauf erwidere ich: es ist auch gar nicht notwendig, den Preis verkaufsjest anzugebcn: es genügt vollständig, einen »Etwa-Prei s« anzugeben, der zu nichts verpflichtet, aber doch Richtzahl ist. Wenn der Zeitungsleser sieht: das besprochene Buch kostet »etwa LüM Mark-, so kann er mit dieser Mitteilung schon etwas ansangen, cs kommt gar nicht darauf an, ob er es nachher mit 10V Mark mehr oder weniger bezahlen muß, und er wind auch über erhebliche Differenzen leichter hinwegkonimen, als wenn ihm im Buchladen der Gesamtbetrag nnvcrmittelt entgegenpoltert.. Wer auch die erheblichen Differenzen, die ja ihren Grund nur in dem plötzlichen Anspringen der Schlüsselzahl haben könne», lassen sich > »schwer vermeiden. Freilich ist dazu die Vorbedingung, daß die Verleger die Presse- brarbciiung innerhalb ihres Betriebes systematisch und organisch in eine Hand legen — und für diese Hand auch den Kops finden, der in der Lage ist, die teuren Besprcchnngssillcke so zu leiten, daß sie Früchte einbrlngcn. Daran mangelt cs noch — und vor allem bei den Großverlegcrn. Ich könnte ein Lied singen von Dingen, die liebe los »nb unüberlegt aus meinen Tisch geflogen sind — freilich auch eine andere Melodie, wo irgendein kurzsichtiger Vcrlagsuittevbeamter lodcr war er mehr?) mir irgendein ausdrücklich mit ausdrücklich ange gebenem Zweck erbetenes Besprechungsstllck »leider- versagte, well er keine Ahnung von der Presse und ihren Wechselbeziehungen hat. Ach will nur ein kleines Beispiel hier erzählen, es ist eins der harmlosesten, das ich erlebt habe, aber es zeigt Loch typisch das Ungeschick, mit dem einige Verlage die Presscangelegenhcit behandeln. Ich halte kürzlich in einer der bedeutendste» Tageszeitungen einen langen Artikel veröffent licht, der sich mii dem weltbekannten Kinderbuchs eines Verlags hc- schäsiigie. Im Börsenblatt sand ich bald darauf eine Neuerscheinung desselben Verlags angezcigt, die mich sehr interessierte und die ich ebensalls in dieser bedeutenden Zeitung besprechen wollte. Ach forderte cs also von dem Verlage Wr diesen Zweck a». Nach Wochen erhalte ich ein« Postkarte, mit der mir der Verlag in freundlicher Welse mtt- teilt, daß das Buch jetzt erschienen sei, er habe es an die Redaktion I7S8 der betreffenden Zeitung geschickt und ich möchte es mir von dort kommen lassen. »Wir sind leider unter den gegenwärtigen Verhält nissen nicht ln der Lage, Besprechungsexemplare außer an die Schrifi- lcliungen der Zeitungen auch noch an die Herren Rezensenten per sönlich abzugeben«: d. h. also: lieber schickt der Verlag ins Blaue hinein de» unpersönlichen Cchrlstlcitungen ein Besprechungsstllck als dem Kritiker, von dem er weiß sodcr doch wisse» müßte, wenn er den Pressedienst organisch aufgezogen hätte!, daß er »echt« ist, und der cs besonders für Liesen Zweck angcfordcrt hatte. Der »Herr Rezensent in meiner Person hat die Angelegenheit aber zur Kenntnis genommen und sie ist für ihn erledigt: vielleicht hat der Verlag das Z-usalis- gtück, daß das Buch doch »och gelegentlich von irgcndwem »besprochen» wird. Es sei zugegeben, daß der Vertag vorsichtig operiere» muß, um nicht den Biicherbeiilern in die Hände zu sallen, aber — ganz abgesehen von dem persönliche» Kall, hätte er entweder dem Kritiker das Buch znschicken und der Redaktion hierüber Mitteilung machen miiffen, oder er hätte cs der Redaktion mit der Bitte übersenden müssen, es an den Kritiker N. weiterzuleiten^). Wird der zweite Weg «»geschlagen, so ist allerdings in Betracht zu ziehen, daß di- Bciterkeitung des Exemplars der Redaktion Kosten verursacht — Kosten, die sich kleinere Zeitungen oft lieber ersparen und deshalb nur den. Waschzettel abdruckcn. Zum Thema Waschzettel möchte ich meine Ausfaslnng noch dahin darlegen, daß Waschzettel nicht Phrasen dresche», sondern vor allen Dingen den tatsächliche» Inhalt des Buches angeben sollen. Nach dieser kleinen Abschweifung, mit der ich nur einmal aus eine» Kehler in der Prcffcpropaganda mancher Verlage Hinweise» wollte, zurück zum T-Hcmai Erheblich ins Gewicht fallende Differenzen zwischen dem ursprünglich für eine Kritik angegebenen Preis und dem tatsächlich inzwischen cingetrcienen Verkaufspreis lassen sich bei einem Verlage, der seine Pressebcarbeltung in straffer Hand hat, einfach dadurch be heben, daß er den Empfängern des Besprechnngsstlickes durch eine Kormularkarlc so lang« über jede Preis-Veränderung Mitteilung macht, bis die Besprechung erschienen ist. Tamil verbindet der Verlag zu gleich eine Art Mahnverfahren, die Besprechung bald zu bringen: er bringt das Buch immer wieder dem Kritiker in Erinnerung, ohne dabei Gefahr zu laufen, die betreffende Persönlichkeit zu verleben. Abraten möchte ich davon, den - Ettva-Pvcis« durch die Grundzahl zu ersetzen. Wir habe» heule wahrlich genug mit Zahlen zu tun, und man kann nicht verlange», daß sich der Leser eine Tcuerungszahl, die er vicllttchi irgendwann einmal zufällig gelesen hat (und die ganz gewiß schon überholt ist!, einprägt, weil er »vielleicht« einmal ein Buch kaufe» will. Also hinein mit dem Etwa - Preis in dl e B u ch b cs p r e ch u n g c n ! Und nun noch etwas Allgemeines zum Besprechungs-Wesen! Es gibt Verleger, die aus dem Standpunkt stehe», sie machen dem Kritiker mit der Zusendung eines Besprechungsstiicks ei» — Geschenk. Fa, cs gibt sogar einen sehr großen Verlag, der dieses angebliche »Ge schenk« nur zur Hälfte macht, indem -er Kritikern, die ein Buch be sprechen wollen oder sollen, dieses Buch mii einem »Rabatt« von äi>--„ — käuflich anbictet. Das ist ein »Geschäft«, das von jedem Kritiker, der cs ehrlich meint, als eine beleidigende Mißachtung geistiger Arbeit angesehen werde» muß. Überlegen sich denn die Herren »Presjczu- ständigen« solcher Verlage gar nicht, welche Zeit schon rein physisch dazu gehört, ein Buch durchznlesen, welche Zelt cs erfordert, die geseilte Kritik zu geben und niedcrzuschreibc»? Das Honorar der Krittler ist der Noi der Presse eittifprcchcnd niedrig, rechnet man nach dem .Stundenlohn« der Handarbeiter um, so kommt der Kritiker, selbst slir Besprechungen, die er großen Zeitungen liefert, nur auf einen ganz winzigen Bruchteil dieses Stundcnlohns, ungercchnci die Selbst kosten für Schreibmaterial, Porto usw.! Es gehört also eln großes Stück Idealismus -dazu, sich diäser Ausgabe überhaitpt zu widme-»: der Verlagsbnchhandcl hätte daher alle Veran lassung, diesen ehrlich im Gcmcinintercss« arbeitende» Per sönlichkeiten von Grund ans dankbar zu sein. Es ist nicht ange bracht, mit dem hohen Blicherprels, dem Wert auszuirumpfcn, den man in die Hand des Kritikers legt; diese Geste der Gnade ist eine -'s Ordnungshalber muß unserer Meinung nach jede Redaktton die Verteilung der Besprechnngsstückc ln der Hand behalten, also siir jedes Buch den geeigneten Besprecher selbst bestimmen, was ja nicht ausschlicßt, daß Wünsche von Verlagshandlung-e» oder Rezensenten in erster Linie Beachtting finden. Die Red. des Bbl. bittet daher, ihr zugedachte Besprechungsstücke duchhändlcrlscher Fachliteratur stets an ihre Adresse zu senden. Diese finden dann zunächst Verzeichnung- i» der redaktionellen Liste »Für die bnchhändlerffchc Fachbibliothel und werden dann an- geeignete Mitarbeiter weitergegcben. Red.
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